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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 18:50

AixWine hat geschrieben:Vielen Dank Jean, sehr interessant.

Viele Grüsse, Erik

Schließe mich an und - 23 Weine in 4 Stunden - respekt!

Hellhörig macht mich
wohl einer der besten du Tertre der letzten Jahre

und wäre mit einem Vergleich dementsprechend zu 2015-2019 sehr
interessiert. Also warum ist 2020 (Faßmuster) wohl besser (oder was
ist der besondere Vorteil) als die m. M. ganz hervorragenden 2015/16er,
der jahrgangsbedingt einwandfreie´17er und der hedonistische 2018er?
Witzigerweise habe ich erst heute darüber nachgedacht, 2019 (Tertre)
doch zu subsen und dachte: für den Preis schwer zu toppen!

Danke und viele Grüße,
Jochen
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 19:27

Jochen R. hat geschrieben:
Hellhörig macht mich
wohl einer der besten du Tertre der letzten Jahre

und wäre mit einem Vergleich dementsprechend zu 2015-2019 sehr
interessiert. Also warum ist 2020 (Faßmuster) wohl besser (oder was
ist der besondere Vorteil) als die m. M. ganz hervorragenden 2015/16er,
der jahrgangsbedingt einwandfreie´17er und der hedonistische 2018er?
Witzigerweise habe ich erst heute darüber nachgedacht, 2019 (Tertre)
doch zu subsen und dachte: für den Preis schwer zu toppen!

Danke und viele Grüße,
Jochen


Ich schließe mich dir, Jochen, absolut an, dass du Tertre, früher oft ein recht rustikaler Margaux, in den letzten Jahren gewaltig zugelegt hat, spätestens seit 2015. Aber bereits der 12er war für den Jahrgang sehr gefällig, sehr trinkig. Ich hatte ihn letzten Sommer im Glas. Inwiefern 2020 besser ist als 2015, 2016, 2018, ist schwer zu sagen. Einen ungeschwefelten Wein aus dem Fass mit abgefüllten Weinen zu vergleichen, verbietet sich. Mit 2019, obwohl ich den nicht kenne (wie auch 2017), kann man ihn aufgrund der Beschreibungen und des Alkoholgehalts wahrscheinlich gut vergleichen. Und dann wird es wohl eine Preisfrage sein, ob du schlussendlich 19 oder 20 (oder beide?) kaufst. Solange die Preise (wie bisher) auf dem Boden bleiben, macht man mit du Tertre im Moment nichts falsch (meine Meinung). Du Tertre 2020 hat mich bei der Verkostung gestern ein wenig an den Finessenwein Ferrière 2018 erinnert, den ich vor ein paar Wochen im Glas hatte und der für mich an den 95 kratzte. Möglicherweise geht bereits der 19er in diese Richtung? Das wird nicht allen gefallen. Wenn man's kräftiger mag, soll man den Giscours aus gleichem Haus nehmen, dafür bezahlt man aber wohl >50% mehr. Im Moment, wie du siehst, bewerte ich beide (fast) gleich. Mit 94+ bei Giscours war das Potenzial mit gemeint, aber das ist eben immer auch ein Blick zu den Sternen. Bei der Arrivage 2022 trinkt sich du Tertre wahrscheinlich schöner.
Gruß
Jean
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 19:43

Danke für die Notizen, wirklich sehr interessant, v.a. wenn ihr die Alkoholwerte mitprotokolliert.

pessac-léognan hat geschrieben:Einen ungeschwefelten Wein aus dem Fass mit abgefüllten Weinen zu vergleichen, verbietet sich.


Bekommen die Proben wirklich keine "Versanddosage"? Ich hätte ja vermutet, daß die Topcheckerönologen in Bordeaux ein Probenfass anrühren, schwefeln und daraus die Proben abfüllen. Alles andere wäre ja fast, öhm, burgundisch.

(Übrigens ist gerade Supervollmond. Kein Wunder, daß Giscours etwas zickt. Den ich, ürbigens übrigens, dem du Tertre immer und in jeder Lebenslage vorziehen würde. Gerade 2015 ist das eine ganze Klasse Unterschied.)

Cheers,
Ollie
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Lars Dragl

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 19:57

Ollie hat geschrieben:Danke für die Notizen, wirklich sehr interessant, v.a. wenn ihr die Alkoholwerte mitprotokolliert.

pessac-léognan hat geschrieben:Einen ungeschwefelten Wein aus dem Fass mit abgefüllten Weinen zu vergleichen, verbietet sich.


Bekommen die Proben wirklich keine "Versanddosage"? Ich hätte ja vermutet, daß die Topcheckerönologen in Bordeaux ein Probenfass anrühren, schwefeln und daraus die Proben abfüllen. Alles andere wäre ja fast, öhm, burgundisch.

(Übrigens ist gerade Supervollmond. Kein Wunder, daß Giscours etwas zickt. Den ich, ürbigens übrigens, dem du Tertre immer und in jeder Lebenslage vorziehen würde. Gerade 2015 ist das eine ganze Klasse Unterschied.)

Cheers,
Ollie


Hallo!

Soweit ich weiß, fehlt in den Faßmustern in aller Regel auch der Presswein. Bei einem Jahrgang mit viel Gerbstoffen ist das schon auch zu bedenken.

Grüße

Lars
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 20:12

Ollie hat geschrieben:
pessac-léognan hat geschrieben:Einen ungeschwefelten Wein aus dem Fass mit abgefüllten Weinen zu vergleichen, verbietet sich.


Bekommen die Proben wirklich keine "Versanddosage"? Ich hätte ja vermutet, daß die Topcheckerönologen in Bordeaux ein Probenfass anrühren, schwefeln und daraus die Proben abfüllen. Alles andere wäre ja fast, öhm, burgundisch.

(Übrigens ist gerade Supervollmond. Kein Wunder, daß Giscours etwas zickt. Den ich, ürbigens übrigens, dem du Tertre immer und in jeder Lebenslage vorziehen würde. Gerade 2015 ist das eine ganze Klasse Unterschied.)

Cheers,
Ollie


Schwefelung: Da kann ich nur Adrian vV nachplappern. Allerdings war es schon merkwürdig, dass der 19er Pape Clément in der ungeöffneten Fassmustereintel in Adrians Keller ein Jahr so gut durchgehalten hat und die erst einen Tag zuvor geöffnete Demie 20er klar in den Schatten stellte. Der 20er war, wie ich schrieb, für mich richtig platt (vielleicht ist da was schiefgelaufen beim Abfüllen auf Magrez' Gütern?)
Giscours vs. du Tertre: schon möglich, dass Giscours auch 2020 seinen kleineren Bruder so ab 2030 herum auf der Strecke lässt. Ich weiß nicht, wie alt du bist, Ollie, aber irgendwann sucht man bei der Sub nicht mehr die Weine, auf die man 20 Jahre warten muss... Deshalb ist für mich z.B. LB nicht mehr auf dem Subskriptionsradar!
Gruß
Jean
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 20:19

pessac-léognan hat geschrieben:...
Ich schließe mich dir, Jochen, absolut an, dass du Tertre, früher oft ein recht rustikaler Margaux, in den letzten Jahren gewaltig zugelegt hat, spätestens seit 2015. ...

Pardon Jean,
das habe ich hier nirgends behauptet, ansonsten darfst du natürlich
alles weitere gerne "nachplappern" :-)

Viele Grüße,
Jochen
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 23:04

Lieber Jochen, ich hab mal kurz meine Notizen durchstöbert...

Nach guten 2015/16 kam in meinen Augen ein Taucher im 2017 und dann im 2018 bis 2020 sehr gute Weine, wobei mir der 20er in seinem Charakter etwas frischer und saftiger rüberkam...

Gruss, Adrian

***

2020 (noch nicht publiziert) Château du Tertre, Margaux. Expressives Bouquet, zeigt Floralität, viel Kräuterwürze, delikate Cassisfrucht, auch Himbeeren, etwas Schlagsahne. Im Gaumen elegant, eher feingliedrig, gut strukturiert, mit reifen Gerbstoffen und einer frischen Säure, die Frucht ist delikat, harmoniert mit der Struktur. Im Abgang von sehr schöner Länge, endet rotfruchtig und wieder mit viel Würze. Ein sehr balancierter du Tertre, den ich auf dem Niveau des 2018ers einschätze, doch vielleicht ist dieser 2020er noch einen Tick frischer. 2027-2040+, 92-94 vvPunkte

2019, Château du Tertre, Margaux AOC (54% Cabernet Sauvignon, 27% Merlot, 13% Cabernet Franc, 6% Petit Verdot): In der Nase mit Gewürzbrot, Pain Epicé, rauchigen Noten und roter Frucht. Im Auftakt zurückhaltend, fast etwas ruhig, mit reifer Frucht, einem mittleren Körper und moderat ausgeprägter Tanninstruktur, die Säure wirkt hier sehr lebhaft, stützt die rote Frucht, im Abgang von guter Länge. Sehr harmonisch. 2025-2036. 90-92 vvPunkte (Verkostet am 22. Juni im Rahmen der UGCB-Probe in Zürich)

2018, Château Du Tertre: Leuchtendes Rubin. Nobles Bouquet, floral, würzig, kräuterig, dunkle und rote Beeren, etwas Rauch und frisch geraspeltes Süssholz. Der Gaumen beginnt schlank, mittlerer Körper, feine Gerbstoffe, die Säure stützt die knackige Frucht, da ist viel Eleganz mit im Spiel, alle Komponenten sehr gut aufeinander abgestimmt, endet lang, rotfruchtig und würzig. Ein sehr schöner Du Tertre – Bravo! 2028-2045+ (Verkostet auf Château Dauzac (UGCB), am 01.04.2019) 18.5+ vvPunkte (92-94/100):

2017 (En Primeur), Château du Tertre, Margaux: Verhaltene Nase, rauchig, würzig und mit schöner Kräuternote, sehr gute Komplexität. Weich im Auftakt, zeigt einen mittleren Körper, ist strukturiert und mit feinen Gerbstoffen ausgestattet, die Säure hält das Paket aus dunkler und roter Frucht frisch, im Abgang würzig und dezent schokoladig, endet mittellang. Gelungen wenn auch nicht gross 2022-2033, 89/100 vvPunkte

2016, Château Du Tertre, Margaux: Würzige, offene Nase, einiges an Cassis, Kirschen und Brombeeren, sehr komplex und eine schöne Spannung zeigend. Ungemein weicher, zugänglicher Auftakt, rote Frucht, dazu viele Brombeeren, ausladend, hedonistisch, gestützt durch eine gute Säure, die Gerbstoffe sind reif, verleihen Struktur, im Abgang von guter bis sehr guter Länge. Kann mit dem Ausbau noch zulegen. 2024-2045+. 18+ vvPunkte (91+/100)

2015, Ch. Du Tertre, Margaux: Dichtes Rubin, jugendlicher Glanz. Offene, sehr opulente Nase, sehr duftig, neben viel Himbeerfrucht auch Cassis und Anflüge von Harz, dazu rauchige Noten, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen weich und sanft beginnend, einiges an roter Frucht, dazu eine schöne Würze. Der Wein hat einen mittelkräftigen Körper, eine reife Frucht, feine Gerbstoffe und eine gut eingebundene Säure. Vielleicht kein grosser aber ein sehr guter du Tertre der es verdient hat, nachverkostet zu werden. 2024-2038, 18+ vvPunkte, (91+/100)
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 23:20

pessac-léognan hat geschrieben:Schwefelung: Da kann ich nur Adrian vV nachplappern.


Kein Problem, ich hatte mich wirklich nur gewundert. Vielleicht kann Adrian (oder andere en-primeur-Muster-Verkoster) etwas dazu sagen.

pessac-léognan hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie alt du bist, Ollie, aber irgendwann sucht man bei der Sub nicht mehr die Weine, auf die man 20 Jahre warten muss... Deshalb ist für mich z.B. LB nicht mehr auf dem Subskriptionsradar!


I feel you, man, I feel you. Die Zeiten, in denen ich palettenweise Doppelmagnums von den Premiers einlagerte, sind auch rum. Bin bald 20, und eigentlich wollte ich zur Rente so eine DM mal reif erleben. Deswegen war 2019 auch mein letzter Bordeaux-Jahrgang (ich schwör!). Aber so Junggemüse macht auch Spaß, auch da bin ich ganz bei dir. Und du Tertre kommt ja schnell, insofern: gute Wahl.

Cheers,
Ollie
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 30. Apr 2021, 05:38

vanvelsen hat geschrieben:Lieber Jochen, ich hab mal kurz meine Notizen durchstöbert...

Nach guten 2015/16 kam in meinen Augen ein Taucher im 2017 und dann im 2018 bis 2020 sehr gute Weine, wobei mir der 20er in seinem Charakter etwas frischer und saftiger rüberkam...

Gruss, Adrian
...

Hallo Adrian,
besten Dank für die Mühe - die Notizen sind sehr hilfreich!

Viele Grüße,
Jochen
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 30. Apr 2021, 20:01

Bezüglich Schwefel, dieser wird meist schon ganz von Anfang an zugefügt (ausser ein Weingut verzichtet bewusst darauf) und insofern sind die Weine nicht schwefelfrei. Ich meine nur vernommen zu haben, dass man die Fassmuster bei der Abfüllung nicht zusätzlich schwefelt, da dies in den ersten Tagen nach Füllung (also dann, wann man diese in der Regel probiert) degustativ wahrgenommen werden kann.

Somit sind die Weine etwas fragiler als normal.

Aber eine wirklich fundierte Antwort kann da wohl besser ein Winzer geben... Stefan vielleicht?

LG

Adrian
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