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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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mthShax

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 1. Jul 2021, 09:27

small talk hat geschrieben:Werde ich als Winzer noch ernst genommen, wenn ich meine Preise nicht um 30 / 50 /100 % erhöhe?
Beste Grüße aus Médoc
Stefan


Naja, wer kann denn bei Flaschenpreisen unter 150 Euro allen Ernstes wirtschaftlich arbeiten? :mrgreen:
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Zweifel

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 1. Jul 2021, 10:57

small talk hat geschrieben:Werde ich als Winzer noch ernst genommen, wenn ich meine Preise nicht um 30 / 50 /100 % erhöhe?
Beste Grüße aus Médoc
Stefan


Hallo Stefan

Ja ich denke schon. Vor allem von Leuten, die die gekauften Weine auch trinken.

Nicht mehr ernst nehmen kann ich die Chateaus, die mit Preisexzessen ihre Weine an Leute verkaufen, die ihre Weine nicht trinken. Sondern vor allem lagern. Und auf höhere Preise hoffen. Die Auktionskataloge sind voll von Weinen, deren Besitzer sie nicht trinken wollen. Wir sind jetzt in der Phase der Sonderetiketten, es wird vielleicht die Phase der Sonderkisten folgen. Mit geprägten vergoldeten Emblemen und Beschriftungen. Die werden dann ihren Wert nur noch behalten, wenn die Kisten ungeöffnet sind. Es spielt dann definitiv keine Rolle mehr, was in den Kisten ist. Und zur perfekten Lagerung kann man die Kisten auch im Chateau lagern lassen. Und Anteilscheine kaufen. Das ist dann die französische Version des Fort Knox. Jährlich einmal dürfen die beiden Kaiser, der japanische und der deutsche eine Flasche öffnen. Und die Könige dieser Welt dürfen danach am leeren Glas riechen. Aber die Weine seien von einer unvergleichlichen Güte, so munkelt man.

Zurück zu denjenigen, die die Weine trinken. Ich gehöre zu denen seit mehr als 50 Jahren. Diejenigen werden weiterhin eine gute Flasche geniessen und mit Freunden einige besonders feine aufmachen und Freude daran haben. Es ist sogar so, dass beim Weintrinken auch mal gelacht werden darf, kurz ist eine Welt, die weit weg ist von Degustationsnotizen, Punkten, Klassements und dergleichen. Auch wenn ich meine, inzwischen auch darüber ein bisschen Bescheid zu wissen. Und ja, diese Leute sind auch bereit einen anständigen Preis für eine gute Flasche zu bezahlen, wenn es ihre Finanzlage erlaubt. Mir dienen als Richtschnur die Preise, die "meine" zwei Winzer im Zürichbiet für ihre besten Weine verlangen, bei denen wir (beim einen seit vielen Jahren) als Erntehelfer mitarbeiten. Natürlich mit etwas Luft nach oben.

Bester Gruss
Hans-Rudolf
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 1. Jul 2021, 13:27

ymmd :lol:
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 6. Jul 2021, 19:45

Ich überfliege gerade Unger´s Angebot :mrgreen: ...
... Das war wie ein Paukenschlag, Chateau Giscours trennt sich von seinem Schwester-Gut Chateau du Tertre, die Summe geht
komplett in Chateau Giscours, und der Unterschied bereits mit dem ersten Jahrgang ist frappierend. ... Und wir können ihnen sagen, das war bereits eine erste
und höchst seriöse 2020er Benchmark. Die gewonnene Präzision in 2020 Chateau Giscours bedingt durch eine extreme PlotSelektion, ist der völlige Hammer. ...

Hä? Wer (und v. a. was) war dann für den Du Tertre ´20
verantworlich? Habe hier vom (möglicherweise) besten
Tertre gelesen ...

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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UlliB

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 6. Jul 2021, 20:23

Jochen R. hat geschrieben:Ich überfliege gerade Unger´s Angebot :mrgreen: ...
... Das war wie ein Paukenschlag, Chateau Giscours trennt sich von seinem Schwester-Gut Chateau du Tertre, die Summe geht
komplett in Chateau Giscours, und der Unterschied bereits mit dem ersten Jahrgang ist frappierend. ... Und wir können ihnen sagen, das war bereits eine erste
und höchst seriöse 2020er Benchmark. Die gewonnene Präzision in 2020 Chateau Giscours bedingt durch eine extreme PlotSelektion, ist der völlige Hammer. ...

Hä? Wer (und v. a. was) war dann für den Du Tertre ´20
verantworlich? Habe hier vom (möglicherweise) besten
Tertre gelesen ...

Du Tertre ist an die Familie Helfrich verkauft worden, den Besitzern von Les Grands Chais de France, einem der größten Weinkonzerne Frankreichs mit erheblichem eigenen Rebbesitz (3.000 Hektar). Außerdem gehört denen ein Familienweingut im Elsass.

Rechtlich gesehen ist der Kauf erst Anfang diesen Jahres vollzogen worden, und ich vermute, dass der 20er du Tertre noch vom alten Team verantwortet wurde, zumindest was die Weinbergsarbeit und die Vinifikation betrifft. Da Geld wohl auch erst mit dem Vollzug des Geschäftes geflossen sein dürfte, frage ich mich, wie denn der 20er Giscours davon profitiert haben sollte. Aber die Ungers werden das wohl wissen :?

Gruß
Ulli
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 6. Jul 2021, 20:29

Das ist in der Tat feinste Marketing Prosa :)

Hmm ich hoffe, dass es Giscours nicht schadet... Haben die vorher die evtl. besten Trauben von Tertre benutzen können oder war das untersagt? Im Bordeaux ist doch irgendwie alles möglich wenn es einem gehört ?
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 6. Jul 2021, 20:39

Danke @Ulli !
Weinschlürfer hat geschrieben:Das ist in der Tat feinste Marketing Prosa :)

Hmm ich hoffe, dass es Giscours nicht schadet... Haben die vorher die evtl. besten Trauben von Tertre benutzen können oder war das untersagt? Im Bordeaux ist doch irgendwie alles möglich wenn es einem gehört ?

Also bitte :mrgreen: wem das Ganze hier ja wohl schadet ist Du Tertre.
Um die Qualität von Giscours mache ich mir weniger Sorgen ...

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 7. Jul 2021, 08:53

UlliB hat geschrieben:Du Tertre ist an die Familie Helfrich verkauft worden, den Besitzern von Les Grands Chais de France, einem der größten Weinkonzerne Frankreichs mit erheblichem eigenen Rebbesitz (3.000 Hektar). Außerdem gehört denen ein Familienweingut im Elsass.
Gruß
Ulli

In Margaux scheint einiges los zu sein. Hinter dem Trio aus Margaux, Palmer und Rauzan Ségla versuchen offenbar die verschiedenen Güter und Besitzer ihre Weine (neu oder spezifischer) zu definieren. Dabei verfolgt das Ehepaar Lurton-Villars mit Durfort, Ferrière und La Gurgue seit Jahren einen eigenen, ziemlich konsequent biodynamischen Weg, der nun allmählich dem Radar nicht mehr entgeht. Malescot und die Familie Perrodo mit Marquis d'Alesme und (abgeschwächt) Labégorce scheinen die Schiene der Powerweine (auf Kosten der Margauxtypizität?) zu befahren, Giscours soll wohl den Margaux-Klassiker abgeben und preislich mit dem Allerweltswein Lascombes zumindest gleichziehen. Vielleicht passt da du Tertre ganz einfach nicht ins Konzept, aufgrund der Größe können hier aber neue Besitzer durchaus etwas Eigenes kreieren. Kirwan, Desmirail und Montbrison bedienen (noch) mit ihren bescheidenen Quantitäten eine eigene, offenbar ziemlich treue Klientel, das Familienweingut Marquis de Terme holt neuerdings bei den Bewertern deutlich mehr Punkte ab (was ich aufgrund des 20er Musters, das ich im April im Glas hatte, nicht ganz nachvollziehen kann) und das 2eme Cru Rauzan Gassies fliegt nach wie vor unter dem Radar (Übernahmekandidat?). Mal schauen, was sich da in den nächsten Jahren noch tut...
Gruß
Jean
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Je-Mi

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 7. Jul 2021, 15:15

Wo hier gerade so viele Namen fallen. Welches Image hat denn Prieure Lichine? Oder, wie schätzt ihr das Weingut ein?
Ich habe aus Neugier bei einer Bestellung eine Flasche vom 14er mitbestellt. Ich weiß, 2015 wäre bestimmt besser gewesen, gab es aber nicht ;) .
Beste Grüße
Jens
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 7. Jul 2021, 18:41

Je-Mi hat geschrieben:Wo hier gerade so viele Namen fallen. Welches Image hat denn Prieure Lichine? Oder, wie schätzt ihr das Weingut ein?
Ich habe aus Neugier bei einer Bestellung eine Flasche vom 14er mitbestellt. Ich weiß, 2015 wäre bestimmt besser gewesen, gab es aber nicht ;) .
Beste Grüße
Jens

Hallo Jens
Der Prieuré Lichine war früher für einen 4eme Cru ein ziemlich mittelmäßiger, um nicht zu sagen rustikaler Wein. Ich erinnere mich an Exemplare aus den 80ern, die mir nicht sonderlich zusagten. So habe ich ihn ganz aus dem Fokus verloren. Neuere PL kenne ich nicht, doch seit 2009/10 sind die Noten der Profi-Verkoster deutlich gestiegen. Neill Martin bewertete den 14er en primeur übrigens höher als den 15er, was für Margaux eher aussergewöhnlich ist...
https://www.bordoverview.com/?wine=Prieur%C3%A9-Lichine
(Ich habe übrigens in der obigen Auflistung bei Weitem nicht alle Margaux aufgezählt. Man könnte da auch noch Brane-Cantenac erwähnen, der einen eigenen, recht filigranen (einige würden sagen, etwas dünnen) Stil pflegt, Cantenac Brown, der heute recht füllig daherkommt, Boyd-Cantenac neueren Datums kenne ich nicht, war früher ein sehr ehrlicher, aber oft etwas kantiger Margaux und der Pouget aus gleichem Haus fliegt trotz Spezialflasche nach wie vor ziemlich unter dem Radar, ein richtiges Mauerblümchen.... Ganz abgesehen von vielen weiteren Mgx, zumeist Cru Bourgeois!)
Gruß
Jean

P.S. Ulli oder andere langjährige Forumsteilnehmer können hier sicher noch präzisere Hintergrundinformationen liefern. Ich habe - wie bereits mehrfach erwähnt - eine recht große Bordeaux-Lücke und erst seit einigen Jahren wieder zu Bdx zurück gefunden, durchaus nicht ohne Wohlwollen gegenüber gewissen Tendenzen im Gefolge der Klimaerwärmung bezüglich dieser Weinbauregion - mit Grenzen allerdings!
Zuletzt geändert von pessac-léognan am Mi 7. Jul 2021, 20:51, insgesamt 2-mal geändert.
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