Bordeaux 2004

Das führt mich dann zu einer Frage an die Cos d'Estournel Fans hier (falls es welche gibt): was macht einen richtig guten Cos d'Estournel aus und warum ist der dann besser als Montrose?

Ob ich heute noch ein großer Cos-Fan, würde ich eher bezweifeln - aber ich war mal einer, und ich schätze die Weine der Jahrgänge vor 1990 von diesem Erzeuger immer noch sehr. Spätestens seit dem Jahrgang 1992 hat es aber aus meiner Sicht keinen Jahrgang mehr gegeben, in dem der Montrose nicht die Nase vorn gehabt hätte, und insofern stellt sich diese Frage für mich überhaupt nicht mehr.

Sieht man sich aber die Jahrgänge vo 1990 an, hatte Cos schon ziemlich klar die Nase vorn, was damals aber vorwiegend daran lag, dass Montrose da eben nicht in Topform war und durchweg ziemlich rustikale Weine in die Flasche gebracht hatte. Insbesondere in den 80ern zeigte Cos etwas, was in St.Estephe damals eher selten war: Finesse. Alles in allem lebt Cos heute von seinem in der Vergangenheit erworbenen Ruf.

Dass du mit dem 85er Schwierigkeiten hattest, wundert mich allerdings etwas. Ich hatte den schon eine ganze Weile nicht mehr im Glas, das letzte Mal vor vielleicht fünf Jahren, und da war es ein durchaus typischer Vertreter dieses Jahrgangs - eher weich und elegant und damals schon ein wenig fragil, und jedenfalls ganz und gar nicht überextrahiert. Vielleicht hast Du eine problematische Flasche erwischt (oder eine Flasche im problematischen Zustand, was aufs gleiche hinausläuft). Überextraktion war damals bei Cos kein Thema, und Mostkonzentration gab es da auch noch nicht.

Vom 2004er müsste ich auch mal wieder eine Flasche aufmachen, die letzte ist jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her; die habe ich aber eigentlich als recht gut in Erinnerung.

Gruß
Ulli

Hallo Ulli,

ich weiß auch nicht, was mit dem 1985er Cos d'Estournel los war. Ich war erstaunt, wie jung der wirkte. Blind hatte ich auf 2005 getippt, also glatt 20 Jahre daneben (Kurznotiz findet sich hier: viewtopic.php?f=21&t=3115).

Als ich damals kurz vor der Jahrtausendwende angefangen habe, mich für Wein zu interessieren, war Cos d'Estournel für mich immer so etwas wie das gerade noch so eben erreichbare Wunder-Château. Wir sind damals erst von Norden nach Süden im Médoc gefahren und dann wieder von Süden nach Norden hoch. Wenn man dann dieses eigenwillige Pagoden-Schloss sieht, hat mich das sehr beeindruckt. Dazu das schöne Etikett und die Tatsache, dass der Cos d'Estournel geradeso eben noch bezahlbar erschien (ich konnte ihn mir trotzdem nicht leisten). Da hatte ich den Eindruck, das ist Bordeaux in Reinkultur und das beste, was für bezahlbares Geld erhältlich ist.

Schade eigentlich, dass das Weingut für mich jetzt entzaubert ist.

ich weiß auch nicht, was mit dem 1985er Cos d'Estournel los war. Ich war erstaunt, wie jung der wirkte. Blind hatte ich auf 2005 getippt, also glatt 20 Jahre daneben (Kurznotiz findet sich hier: viewtopic.php?f=21&t=3115).

Noch ein kurzer Nachtrag zum 85er, auch wenn das hier OT ist. Neil Martin veröffentlich (anders als sein Meister Parker) mit gewisser Regelmäßigkeit Notizen von Verkostungen älterer Bordeaux-Jahrgänge, hier eine zum 85er CdE vom März 2009, die sich jedenfalls wesentlich mehr mit meinen Erinnerungen deckt als deine VKN. Hervorhebungen in fett von mir:

Compared to the ’82, this is obviously lighter and less complex, aromas of smoky bacon crisps, chestnut, charcoal and autumn bonfire. A little dusty but it has good definition. Medium-bodied on the palate, very smooth, much fleshier than the ’86, very seductive although it does not aspire to be an intellectual wine. Yet it has that caressing texture, touches of wild strawberry, liquorice and saddle-leather towards the finish and a dash of white pepper on the aftertaste. A comely Saint Estephe, although it will not get any better. Drink now-2015. Tasted March 2009.

Wie gesagt: das deckt sich sehr gut mit meiner Erinnerung an eine Flasche vor rund fünf Jahren.

Wo kam eure Flasche denn her? Leider werden auch ältere CdE mittlerweile gefälscht, so ein von einem Freund bei ebay geschossener völlig absurder "82er" vor einiger Zeit, den wir mit einer authentischen Konterflasche aus meinem Keller unmittelbar "erledigen" konnten. Ich würde bei Cos aus den 80ern keiner Flasche mehr trauen, deren Herkunft ich nicht genau kenne.

Gruß
Ulli

Das führt mich dann zu einer Frage an die Cos d'Estournel Fans hier (falls es welche gibt): was macht einen richtig guten Cos d'Estournel aus und warum ist der dann besser als Montrose?

Sieht man sich aber die Jahrgänge vo 1990 an, hatte Cos schon ziemlich klar die Nase vorn,

Das dürfte aber nicht für den Jahrgang 1989 gelten, denn da hat Montrose nach meiner Meinung ziemlich klar die Nase vorn.

Grüße

dylan

Das dürfte aber nicht für den Jahrgang 1989 gelten, denn da hat Montrose nach meiner Meinung ziemlich klar die Nase vorn.

Ja, stimmt. Dafür war 1991 Cos noch mal besser als Montrose. Sowas passiert, wenn man ein rundes Datum wählt...

Gruß
Ulli

Wo kam eure Flasche denn her? Leider werden auch ältere CdE mittlerweile gefälscht, so ein von einem Freund bei ebay geschossener völlig absurder "82er" vor einiger Zeit, den wir mit einer authentischen Konterflasche aus meinem Keller unmittelbar "erledigen" konnten. Ich würde bei Cos aus den 80ern keiner Flasche mehr trauen, deren Herkunft ich nicht genau kenne.

Die Flasche kam von Kle, den ich heute Abend mal fragen werde, so sie herstammte. An eine Fälschung glaube ich allerdings nicht, da der Wein schon wirklich gut war, nur eben für meinen Geschmack zu streng. Wir hatten den neben einem 1985 Léoville-Poyferré, der viel weicher und zugänglicher war. Ich hatte danach die Verkostungsnotiz zu 85 Cos d'Estournel gelesen, die für mich sehr treffend klang (werde sie die nächsten Tage hier einstellen, sie stellte aber vor allem die dunkle Farbe, recht kräftige Tannine und viel Kraft heraus).

Hallo Stephan,

die Flasche stammte an jenem Abend nicht von mir, wurde vorab aber wegen nicht ganz klarer Lager(vor)bedingungen als "Risikoflasche" eingestuft. Bei meiner Nachverkostung am folgenden Tag präsentierte sie sich weitaus besser.
Gern habe ich Deine Beschreibung der Chateau Cos-Anmutung beim Medoc-Besuch gelesen. Ich kann mich auch sehr gut daran erinnern, wie diese skurrile Architektur plötzlich vor der Windschutzscheibe auftauchte und zu denken gab. Und verkehrte Welt zu Deinen damaligen Empfindungen: Ich war unterwegs zum Besuch bei Pontet-Canet, das ich Jahre zuvor als erschwingliches Premier Cru-Gut kennengelernt hatte, während es nun Liebhaberpreise verlangte.

Gruß, Kle

Über die Tage zwei 2004er, die absolut überzeugen konnten:

2004 Chateau Margaux (Margaux 1er GCC) 13%Vol. Sehr dunkles Rot ohne Alterstöne. Für das doch eher kühle Jahr erscheint der Wein in einer schwer zu greifenden Weise "warm"; rote Früchte und ein deutliches balsamisches Element; dezente Holzprägung. Ich dachte hier zunächst an einen erhöhten Merlotanteil, das ist aber nicht der Fall (78% CS, 18% M, 4% PV). Ansonsten das typische Margaux-Programm: präzise und harmonisch, stimmig und mit angemessenem Körper, fast salzige Würze. Noch ein wenig reserviert. Erwartungsgemäß kein ganz großer Margaux, aber ein wirklich sehr schöner Wein.

2004 Chateau Leoville Las Cases (St. Julien 2ème GCC) 13%Vol. Noch ein klein bisschen dunkler als der Margaux, im Kern fast schwarz. Auch hier im Bukett eine gewisse "Wärme", die sich aber im Gaumen nicht fortsetzt. Ungemein klassische Noten von schwarzer Johannisbeere und Zedernholz, für ein kleineres Jahr verblüffende Dichte, große Frische und Klarheit, lebendige Säure, saftig und mit unerwartet steilem Trinkfluss, gute Länge. Ein ungewöhnlich hedonistischer LLC.


Rein von der Papierform würde ich den Margaux bevorzugen, was nichts mit dem formalen Rang zu tun hat, sondern einfach damit, dass ich für Chateau Margaux eine große Schwäche habe. Hier hat aber LLC im Fotofinish die Nase vorn. Beide Weine sind noch ganz am Anfang der Trinkreife, wobei der Margaux noch etwas reservierter war als der LLC. Zwei wirklich sehr schöne Bordeaux aus einem ein wenig vergessenen Jahr. Keine Eile - Vergnügen ist für Jahre gesichert.

Gruß
Ulli

Dass.der Jahrgang unterrepräsentiert ist, muss ja kein Nachteil sein heute zum Bayer Bayern Pokalfight genossen :

2004 Ch. Les Grands Chenes

Hier mischt Michel Rolland mit wenn ich nicht irre. Qualität zeigt sich bekanntlich erst auf die Dauer, so auch hier: die Merlot-dominierte Cuvee zeigt sich recht erwachsen. Holz und Frucht gehen bereits eine aparte Verbindung ein. Im Gaumen mittelgewichtig, ergibt sich ein kerniger Trinkfluss mit einem den Gaumen erfreuenden, Fruchtbetonten Aromenstrauß. Sehr gut für den Status des Cru bourgeois, das Etikett verkündet zu Recht einen 'Grand Bordeaux'. Über den 3 h währenden Abend weder abbauend, noch zulegend. Undekantiert genossen.

Und der Jahrgang? Kein Sammlerjahr, aber ein zu Unrecht verkanntes Jahr, aus dem sogar die Premiers noch halbwegs bezahlbar waren...

Salut Reiner

Liebes Forum

zusammen mit David (Dazino) und Marcio (Panamera) sowie Simon habe ich am Weekend 10 Weine aus 2004 verkosten dürfen.
Die Notizen findet Ihr hier:

http://www.vvwine.ch/2015/04/bordeaux-2 ... n-der.html

Mein Fazit: 2004 präsentiert sich aktuell sehr schön und zugänglich. Das Jahr ist sicher nicht gross, doch auch in diesem Jahr finden sich sehr viele, schöne Vertreter.

Liebe Grüsse,

Adrian