Hallo Wolf,
bei Einschränkung auf Europa, 1/1-Flaschen, ohne Versteigerungen 120 Händler, davon etwa 20 in Deutschland.
Grüße
Hartmut
P.S. Hier mein Beitrag von der Ankunftsverkostung der 2004er im Mai 2007
Hallo Martin, Tony, Andreas und natürlich alle anderen Bordeaux-Freunde,
es brauchte keine Stirnlampe, um aus dem Keller herauszufinden. Ich war bis eben in Prag (und Dresden und Meißen), und konnte daher Eure zu Recht gestellte Frage nach der Auflösung der Probe leider nicht beantworten. Dieses will ich jetzt gern nachholen (auch wenn Tony schon fast alles verraten hat).
Ein kleines Vorwort zum Procedere der Probe: Verkostet wurde zunächst ein Wein zum „Warmtrinken“ – 2001er Sociando Mallet, der durch seine sehr verschlossene Art kaum zu beurteilen war, aber die Gaumen schon einmal etwas auf die gerbstoffbetonten 04er einstimmen konnte. Anschließend wurden 4 Flights à 3 Weine in 4 "Kleingruppen" verkostet und qualitativ eingestuft (weniger gut, gut, besser) , so dass drei Flights zu je 4 Weinen zusammen gestellt werden konnten, die dann in großer Runde probiert wurden. Alle Weine waren um 13.00 Uhr in schlanke Karaffen dekantiert worden, die Hauptprobe fand zwischen 20.30 und 22.00 Uhr statt. Nachfolgend findet Ihr meine sensorischen Eindrücke sowie die Bewertungen der Gruppe und zum Vergleich meine eigenen.
1. Gruppe - die Verlierer der Vorrunde
La Louviere: süßliche, angenehme Nase, Mocca; zur leichten Seite neigend, kräftiges, bitteres Tannin, derzeit schwierig zu verkosten, 86,4 / 88
Giscours: würzige Brombeernase, süßlich am Gaumen, hervortretender Alkohol, etwas vordergründig, nicht mein Wein, 86,6 / 87
Kerschbaum, Impresario (Pirat): süßlicher Duft nach Kirsche und dunklen Beeren, Holunder am Gaumen, würzig, süßlich, mildes Tannin bei guter Säure, 86,5 / 87
Pontet Canet: dunkle Beeren und Mocca, viel Tannin, sehr viel Kraft, tiefgründig, etwas Teer, 89,5 / 91
2. Gruppe – das Mittelfeld in der Vorrunde
La Conseillante: facettenreiches Bukett – süßlich, Asche, Alkohol, Kirsche, Bonbon, schmeichlerisch am Gaumen, mildes Tannin, dabei ziemlich süß, wenig Nachhall, Bonbon-Ton, 86,5 / 85
Batailley: Nase wenig ergiebig, Brombeere am Gaumen, etwas grobes, bitteres Tannin, schwierig zu probieren, 86,4 / 88
La Tour Carnet: verhaltene Nase, viel Tannin, Frucht (Kirsche) etwas verdeckt, leicht bitter und trocknend, vollmundig, legt mit Belüftung im Glas zu, 90,2 / 90
Duhart Milon: Kirsche und Mocca, ausgewogen, fast elegant, gut abgestimmtes Tannin, nachhaltig, lässt sich sehr schön trinken, 92,1 / 89
3. Gruppe – die Siegerweine der Vorrunde
Domaine de Chevalier: feiner Duft, Vanille, Kirsche am Gaumen, elegante Art, sehr nachhaltig, etwas Süße, die aber nicht aufgesetzt wirkt, ein Erfolg, 89,9 / 91
Vieux-Chateau-Certan: sehr süße, intensive Nase, vollmundig, kräftiges Tannin, wirkt etwas zu sehr „gemacht“, wird im Glas zunehmend unangenehmer, 89,3 / 89
Leoville-Barton: etwas flüchtige Säure (= Essigstich), Überreife-Noten, Portwein-Touch, Kuhstall mit Urinal, vollmundig, viel Tannin, Granate, sehr nachhaltig, Asche, interessanter Wein, der „nur“ den Fehler hat, barbarisch zu stinken, 90,0 / 91
Montrose: anfänglich sehr verhalten, fast reduktiv, später etwas Holunder, viel Tannin, Kirsche, Asche, Vanille, anfänglich sehr schwer zu verkosten, legt mit Luft deutlich zu, 91,7 / 92
Mein persönliches Fazit: Duhart Milon ist für den Jahrgang als großer Erfolg anzusehen, ebenso Dom. de Chevalier. Pontet Canet wird immer besser, der 04er ist im Moment aber nicht als Pauillac erkennbar. Montrose wie gewohnt hervorragend und vielleicht eine Versuchung wert. Kaufenswert könnte für mich auch La Tour Carnet sein. Ein Mirakel dagegen Leoville Barton - warum landen in Göttingen immer nur die miesen Flaschen? Vieux Chateaux Certan und Conseillante derzeit eher eine Enttäuschung.
Insgesamt sind die 2004er Weine schwierig zu verkosten. Das Tannin ist zum Teil ziemlich ruppig und bitter, was bei einigen Weingütern scheinbar durch eine höhere Süßedosis kompensiert werden sollte. Ich werde wohl nur wenige Weine in meinen Bestand aufnehmen und erst einmal die Entwicklung abwarten.
Grüße
Hartmut