Hallo,
man kann sicher einen Preis/Qualitätsindex bilden. Ob ich dann aber die genanten Weine und auch Coutet darin aufnehmen würde? Da fielen mir bessere Kandidaten ein. Und nein. Ein Wein, der teurer ist, ist nicht notwendigerweise besser. Doch haben ein gutes Terroir, dementsprechend höhere Bodenpreise, höhere Selektion, besseres Holz, bessere Weinberater und Marketing nun mal ihren Preis und für gewöhnlich erzielen die teureren Weine daher auch mehr Punkte. Gerade in schwierigen Jahren - und das war 2017.
Es gibt Ausnahmen. Die muss man finden. Und diese Ausnahmen müssen die Fruchtphase, in der zB das Terroir geschmacklich noch keine volle Ausprägung findet, erst mal überleben. Ich habe noch einige Flaschen Patris bei mir stehen. Wurde mal als Petrus Alternative für 20 Euro empfohlen. Zehn Jahre später kann ich sagen. "Naja. Hat überlebt". Das war´s aber auch schon.
Was ich in letzter Zeit beobachte ist hingegen etwas anderes. Der Abstand zwischen den einzelnen Klassen nähert sich immer mehr an. Ein Kirwan ist nur noch eine Qualitätsstufe von einem Palmer weg. Ein Pontet Canet nah bei einem Mouton ein Cantemerle nimmt es mit einem La Lagune auf etc. Ein Trotte Vieille muss sich hinter einem Cheval Blanc nicht verstecken. Die Preisdifferenzen zwischen den genannten Weinen überspannen jedoch einen Abgrund, bei dem man annehmen müsste, es lägen zehn Punkte zwischen den Weinen. Ist aber nicht so.
Deshalb sind mir Punkte mittlerweile echt egal. Lobenberg gibt dem Batailley 2017 91 Punkte. Mir doch wurscht. Wenn ich Paulliac trinken will, bekomme ich kaum eine bessere und langlebigere Expression des Terroirs für mein Geld als dort. Der Wein kostet mittlerweile doppelt so viel wie 2005. Er ist seither auch doppelt so gut geworden. Ich kaufe den Wein auch jahrgangsunabhängig. Weil er beständig gute Qualitäten erzeugt und weil es mich reizt, die Unterschiede zwischen den Jahrgängen auszutesten. Jemand anders wird einen anderen Wein vorziehen. Umso besser. Bleibt mehr für mich von meinem Liebling übrig.
Weine nach Punkten zu kaufen ist ja so was von Neunziger
. Das ist nicht abwertend gemeint. Damals schwang noch Parker Zepter. Seiner Einschätzung konnte man halbwegs vertrauen - auch in dem man manche Weine gerade dann gut fand, wenn er sie verriss (Figeac zB). Parker ist jetzt in Rente. Ein Nachfolger nicht in Sicht, denn niemand ist heute im Weingeschäft noch so unabhängig wie es der Anwalt als Maryland einst war. Bordeaux ist besser geworden und hat sich auch wieder von Parker emanzipiert.
Ergo: Wenn kaum ein Wein mehr schlecht ist, wozu braucht es dann noch Punkte?
Grüße,
wolf