Hallo Manfred,
genauso ist es. Nach 15 Jahren Subskriptionserfahrung kann ich sagen:
Wenn die Chateaus einen Jahrgang verkaufen wollen, dann jubeln sie ihn hoch. Soll der Preis runtergehen, schreiben sie ihn selbst runter. Nach ihrem Selbstverständnis kann ein Jahrgang nur dann niedriger bepreist werden, wenn es die Qualität erlaubt. Und auf die Qualität haben sie Einfluss (Deklassierung, Selektion, Eigenwerbung). Deshalb wurde 1997 hochgejubelt, obwohl es der Jahrgang nicht hergab (denn die Nachfrage war nach den Hungerjahren 1991-1994 hoch). Und deshalb wurde der Jahrgang 2008 anfangs mit so geringer Leidenschaft angepriesen, obwohl dort vieles sehr viel besser war als im Vorjahr (Finanzkrise).
Wenn der Markt unsicher ist, dann halten sich die Produzenten mit Bewertungen so lange es geht zurück. Ich erinnere mich noch gut daran, dass man was die Aussagen über 2010 anbelangte, lange sehr still, weil man glaubte nach dem Hype über 2009 könne man nicht mehr Wein verkaufen. Ein namhaftes Chateau (Leoville Poyferre) sagte in einer Verkostung über die Fassmusterprobe
2010 sei ein klassisches Jahr. Erst als die wirtschaftlichen Indikatoren nach oben wiesen, haben sie diese Zurückhaltung aufgegeben. 2013 wiederum war ohnehin schlecht, was die Erzeuger dazu bewogen hat, sehr wenig Wein auf den Markt zu bringen, die Subs in wenigen Wochen durchzuziehen und möglichst wenig Gewese um den Jahrgang zu machen, um die Preise nicht durch zu viel Angebot zu versauen (viel dürfte davon in den 2014er Jahrgang geflossen sein). Aus 2014 wiederum hätte man mehr machen können, aber wegen der Eurokrise war die Preisgestaltung (aus heutiger Sicht) moderat und die Anpreisungen über die Qualität hielten sich in Grenzen.
Insofern: Der Preis für 2017 wird in den nächsten acht Wochen gemacht - abhängig von der Marktlage, der Menge und der Qualität des Weines. Und über die letzten beiden Faktoren bestimmen die Chateau selbst. Man kann die unfgefähre Preiserwartung der Chateau aus den Jahrgangsvergleichen herauslesen, die die Chateaus selbst geben.
Ein Beispiel. Figeac 2016. Die Aussage des Weinguts vor der Subs war
"Wir auf Figeac (...) glauben nicht, dass 2016 besser als 2010 ist. 2010 ist doch etwas höher einzuschätzen als 2016" http://www.weinkenner.de/2017/bordeaux- ... r-41982/2/2010 kam mit 249 Euro auf den Markt. Und 2016 sollte acht Wochen nach diesem Interview mit 200 Euro auf den Markt kommen.
Grüße,
Wolf