Aktuelle Zeit: Do 25. Apr 2024, 07:28


Bordeaux 2017

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Jochen R.

  • Beiträge: 2603
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 20:53
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 18. Dez 2020, 22:18

Les Hauts de Lynch Moussas 2017:
Heute ein Beifang bei Aldi Süd - und die 92 James Suckling-Punkte
auf dem Etikett schon beim Zugreifen die ersten Gedankenspiele,
wie man das am Abend kritisch zerlegen kann.
Dummerweise finde ich da jetzt kein Haar in der Suppe :mrgreen: und das
ist für die 18 EUR einwandfrei und rein gar nichts rustikales, was man
bei einfacherern 2017ern sofort erwartet ...

Tolle Nase, fein duftend: Bittermandeln, Kirschen, blumig/würzig,
animalisch/tabakig-
Schlank bis mittelgewichtig mit toller Frucht, frisch, floral/würzig
mit schöner Adstringenz, mittellang.
89 P. - ich muss morgen nachkaufen!

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
Offline
Benutzeravatar

Trapattoni

  • Beiträge: 333
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:04

Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 18. Dez 2020, 23:59

pessac-léognan hat geschrieben:dass ich von Bdx gar nix verstehe, wohlan! Bdx genießen tu ich trotzdem, immer lieber, aber eine Ideologie mach ich halt nicht daraus...GrußJean

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sowas persönlich nehmen kann. Jeder nach seiner eigenen Fason :mrgreen:
Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
Offline

pitts

  • Beiträge: 69
  • Registriert: Fr 27. Mär 2015, 13:05

Re: Bordeaux 2017

BeitragSa 19. Dez 2020, 17:25

UlliB hat geschrieben:La Conseillante 2017 (Pomerol) 13,5%Vol. Pop&pour. Dunkles Kirschrot, aber auch am Rand ohne Pupur- oder Violettreflexe.


Kann mir jemand erklären, was es mit diesen Pupur- und Violettreflexen auf sich hat? Also was kann man daran ablesen? Ich vermute, Extraktion?

Viele Grüße
Jonas
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4308
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2017

BeitragSa 19. Dez 2020, 17:48

Rebsorten und Alter, tendenziell.
Besten Gruß, Karsten
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4538
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Bordeaux 2017

BeitragSa 19. Dez 2020, 18:00

pitts hat geschrieben:Kann mir jemand erklären, was es mit diesen Pupur- und Violettreflexen auf sich hat? Also was kann man daran ablesen? Ich vermute, Extraktion?

Nein, mit Extraktion hat das wenig zu tun. Die beeinflusst die Farbtiefe. Purpur- bzw. Violetttöne (d.h., alles was in die blaue Richtung geht) haben eher etwas mit der Rebsortenzusammensetzung zu tun. Bei Jungweinen gehen beide Cabernets regelmäßig in diese Richtung, Merlot aber fast nie. Bei Cabernet / Merlot - Cuvées ist das ein erster - aber nur sehr vager - Hinweis, wohin denn die Reise eher geht.

Im allgemeinen würde ich bei Jungweinen der Beschreibung der Farbe nicht allzu viel Bedeutung zumessen, soweit etwas dabei nicht stimmt. Orange- oder gar Brauntöne haben in einem jungen Bordeaux gar nichts zu suchen und sind ein Alarmzeichen; bei Nebbiolo hingegen mag das durchaus mal angehen. Ich erwähne die Farbe da eher nur routinemäßig, weil ich meine VKN so aufbaue.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

Speedsocke

  • Beiträge: 85
  • Registriert: Sa 15. Sep 2018, 09:26

Re: Bordeaux 2017

BeitragSa 19. Dez 2020, 18:27

Jochen R. hat geschrieben:Les Hauts de Lynch Moussas 2017:
Heute ein Beifang bei Aldi Süd - und die 92 James Suckling-Punkte
auf dem Etikett schon beim Zugreifen die ersten Gedankenspiele,
wie man das am Abend kritisch zerlegen kann.
Dummerweise finde ich da jetzt kein Haar in der Suppe :mrgreen: und das
ist für die 18 EUR einwandfrei und rein gar nichts rustikales, was man
bei einfacherern 2017ern sofort erwartet ...

Tolle Nase, fein duftend: Bittermandeln, Kirschen, blumig/würzig,
animalisch/tabakig-
Schlank bis mittelgewichtig mit toller Frucht, frisch, floral/würzig
mit schöner Adstringenz, mittellang.
89 P. - ich muss morgen nachkaufen!

Viele Grüße,
Jochen



Ich taste mich nach wie vor an Bordeaux heran. Aufgrund dieses Posts bin ich doch mal sehr neugierig geworden und habe mir heute mal eine Flasche geholt. Und ich muss sagen: Bin eher positiv überrascht. Hatte (bis vor diesem Post) eigentlich nicht wirklich was erwartet. Aber für den Preis wirklich ok. Und so ein Zweitwein ist ja eigentlich auch immer ganz nett, um mal einen Einblick in die Stilistik zu bekommen. Inwieweit das hier aufgrund der beiden verschiedenen Appellationen (Trauben aus dem Haut-Médoc und Pauillac) möglich ist, kann ich leider nicht beurteilen.

Meine Notizen:

Zweitwein. Besteht aus Weinbergen des Haut-Médoc und Pauillac.
Cuvée aus 56 % Cabernet Sauvignon und 44 % Merlot.

Vielschichtig Aromen in der Nase: Blaubeeren, rote Paprika, Kirsche. Vom Holz könnte etwas Vanille dabei sein, süßer Tabak. Bleistift.

Am Gaumen frisch. Vielleicht mit etwas grünen Noten unterlegt. Leichte und runde Tannine sowie etwas Adstringenz noch dabei. Mittlerer Körper. Keine Wuchtbrumme. Mittlerer Nachhall. Nett!
Offline
Benutzeravatar

Jochen R.

  • Beiträge: 2603
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 20:53
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux 2017

BeitragSa 19. Dez 2020, 18:53

Hallo Speedsocke,
danke für das Feedback!

Ich hatte von diesem Wein rein gar nichts erwartet - und erst die
92 Suckling auf dem Etikett war ehrlich gesagt die treibende Kraft
(ich dachte: spinnt der jetzt total :lol: ) für den Kauf.
Aus 2017 kenne ich die Zweitweine von Lagrange und Gruaud Larose.
Der Fiefs ein einfaches 0815-Weinchen, der Sarget schon besser aber
den Preis nicht wert.
Somit war das gestern auch für mich eine "nette" Überraschung :-)

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4538
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Bordeaux 2017

BeitragSo 20. Dez 2020, 11:55

Calon Ségur 2017 (St. Estephe 3e GCC) 13%Vol. Sehr dunkel, im Kern fast schwarz, schmaler Purpurrand (76% CS in der Cuvée). Dichte, intensive Nase, Cassis, Maulbeere, deutlich balsamisch (etwa wie Balsamessig ohne den Essig), sehr schön. Im Gaumen die schon von der Nase angedeutete hohe Dichte, für den Jahrgang viel Substanz und Struktur, auch hier dunkle Frucht, das geschliffene Tannin kleidet den Mund völlig aus, ohne aggressiv zu sein. Im Rückaroma neben der Frucht auch wieder das balsamische Element und feuchte Erde, ein Hauch rustikal. Tönt sehr lange nach.

Wenn stimmt, was im Netz zu finden ist, lag der Wein 20 Monate lang in 100% Neuholz. Zu merken ist davon nur wenig, die balsamische Note dürfte vom Holz kommen, aber ansonsten hat der Wein das Holz fast völlig verschluckt.

Nach dem weiter oben erwähnten Montrose ist das der zweite wirklich exzellente 2017er aus St. Estephe. Der Montrose ist der aristokratischere Wein, aber der Calon Ségur steht da nicht weit dahinter. Beides Volltreffer, die in ein paar Jahren auch in einer Vertikale nicht unangenehm auffallen werden.

Gruß
Ulli
Offline

pitts

  • Beiträge: 69
  • Registriert: Fr 27. Mär 2015, 13:05

Re: Bordeaux 2017

BeitragSo 20. Dez 2020, 12:11

UlliB hat geschrieben:Nein, mit Extraktion hat das wenig zu tun. Die beeinflusst die Farbtiefe. Purpur- bzw. Violetttöne (d.h., alles was in die blaue Richtung geht) haben eher etwas mit der Rebsortenzusammensetzung zu tun. Bei Jungweinen gehen beide Cabernets regelmäßig in diese Richtung, Merlot aber fast nie. Bei Cabernet / Merlot - Cuvées ist das ein erster - aber nur sehr vager - Hinweis, wohin denn die Reise eher geht.

Im allgemeinen würde ich bei Jungweinen der Beschreibung der Farbe nicht allzu viel Bedeutung zumessen, soweit etwas dabei nicht stimmt. Orange- oder gar Brauntöne haben in einem jungen Bordeaux gar nichts zu suchen und sind ein Alarmzeichen; bei Nebbiolo hingegen mag das durchaus mal angehen. Ich erwähne die Farbe da eher nur routinemäßig, weil ich meine VKN so aufbaue.

Gruß
Ulli


Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Mir ist aufgefallen, dass mir ins Violett gehenden Jungweine häufig zu anstrengend sind. Vor einigen Jahren habe ich mal einen Retout 2014 probiert, den ich als exemplarisch lilafarben und extrem anstrengend in Erinnerung habe. Der Händler hat mir damals erzählt, dass das am Petit Verdot liegen könnte, von dem 16,5% in der Cuvee sind. Wie sie sich dann entwickeln, dazu habe ich noch keine Erfahrungswerte.

Viele Grüße
Jonas
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4308
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2017

BeitragSo 20. Dez 2020, 13:12

pitts hat geschrieben:Mir ist aufgefallen, dass mir ins Violett gehenden Jungweine häufig zu anstrengend sind. Vor einigen Jahren habe ich mal einen Retout 2014 probiert, den ich als exemplarisch lilafarben und extrem anstrengend in Erinnerung habe. Der Händler hat mir damals erzählt, dass das am Petit Verdot liegen könnte, von dem 16,5% in der Cuvee sind.
Und bei nicht in's Violette gehenden Jungweinen, oder in's Violette gehenden nicht mehr ganz so jungen Weinen ist das nicht so? Ich selber habe z.B. Schwierigkeiten mit jungen Nebbioli (Ausnahmen bestätigen die Regel), und wie Ulli schon schrieb, haben die eher eine Tendenz in's Gelbliche.

Petit Verdot weist m.M.n. eine gewisse "Penetranz" auf, und ein Sechstel Anteil in der Cuvée ist schon echt viel. Das dürfte auch der Grund dafür sein, daß man ihn praktisch nie reinsortig oder auch nur in höheren Anteilen findet, sondern fast immer nur in winzigen Mengen quasi als Gewürz verwendet. Natürlich hängt das auch damit zusammen, daß es davon einfach nicht so viel gibt: Sie reift spät, und das war in der Vergangenheit eher problematisch. In Zeiten des Klimawandels könnte sich das ändern...

Aber daß eine Rebsorte auch diese Färbung hat, würde ich nicht systematisch für das Anstrengende verantwortlich machen. Sind es möglicherweise schlicht die Tannine von Jungweinen, die Du so empfindest?

Übrigens sind Anthocyane (die Farbe im Rotwein) und Tannine sozusagen "Antagonisten": Beide polymerisieren mit den Jahren; die langkettigen Produkte sind weniger adstringent, und der Wein hellt sich auf und wird weniger violett, mehr gelblich. Also falls es doch eher die Tannine sind, solltest Du dichte Farbe begrüßen. 8-)
Besten Gruß, Karsten
VorherigeNächste

Zurück zu Bordeaux und Umgebung

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: AhrefsBot und 37 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen