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Bordeaux 2017

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 18. Jun 2020, 19:47

Sauternes hat geschrieben:..., denn ehrlich, wer braucht Wein aus 2017, wenn er günstiger 2019 haben kann :?:

Soll auch Leute geben, die hin und wieder mal Lust
auf etwas schlankeres und weniger alkoholstarkes
mit Trinkfluss haben, um nicht gleich beim zweiten
Glas einen sitzen zu haben bzw. der Sirup zur Nase
raushängt.
Ich frage mich mittlerweile eher, ob man Hitzejahr-
gänge kistenweise im Keller braucht ;-)

Viele Grüße,
Jochen
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stollinger

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 18. Jun 2020, 20:06

Jochen R. hat geschrieben:
Sauternes hat geschrieben:..., denn ehrlich, wer braucht Wein aus 2017, wenn er günstiger 2019 haben kann :?:

Soll auch Leute geben, die hin und wieder mal Lust
auf etwas schlankeres und weniger alkoholstarkes
mit Trinkfluss haben, um nicht gleich beim zweiten
Glas einen sitzen zu haben bzw. der Sirup zur Nase
raushängt.
Ich frage mich mittlerweile eher, ob man Hitzejahr-
gänge kistenweise im Keller braucht ;-)

Viele Grüße,
Jochen

Finde ich einen wichtigen Gedanken. Die 19er Kampagne läuft nicht spurlos an mir vorbei, so was hilft um nicht zu impulsiv zu handeln.
Ich habe mir jetzt den 2017er Le Reysse und ein paar wenige andere (Lanessan, Sansonnet, de la Dauphine, Dalem) bestellt und werde planmäßig ab nächste Woche mich dann weiter an den Jahrgang rantasten.

Grüße, Josef
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 18. Jun 2020, 21:11

Jochen R. hat geschrieben:Soll auch Leute geben, die hin und wieder mal Lust
auf etwas schlankeres und weniger alkoholstarkes
mit Trinkfluss haben, um nicht gleich beim zweiten
Glas einen sitzen zu haben bzw. der Sirup zur Nase
raushängt.

Hallo Jochen,
Natürlich darf wirklich jeder den Wein kaufen, den er für sich für richtig hält, das ist ja auch der Sinn des Weingenuss.
Ich habe heute auch nur 13,5% im Glas, ein kleiner Bordeaux aus 2012, hat sich gut entwickelt und trink sich sehr schön, es muss nicht immer Blockbuster sein.
Es wird die Zukunft zeigen was mit 2017 und dem Preisgefüge passiert, eventuell versuche ich da auch noch den ein oder anderen Wein. Aber die doch etwas hohen Preise schrecken mich bisher ab, eventuell sagen mir auch einfach Weine aus Hitzejahren und/oder Hitzeregionen mehr zu.

Grüße Heiko
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 18. Jun 2020, 21:49

Hallo Heiko,
ich glaube wir liegen gar nicht so weit ausaneinander,
aber bei den Preisen und den vielen Punkten der 2019er
macht es wenig Sinn, Werbung für die Weine in diesem
Strang zu machen (auch wenn es richtig gute gibt).

Trotzdem @Josef, den Le Reysse und den von Charmail
kürzlich beschriebenen Fonplegade werde ich mir auch
zulegen. Bin gespannt!

Viele Grüße,
Jochen
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small talk

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 19. Jun 2020, 07:39

In der aktuellen Situation werden die Preise vom 2017er werden zum Problem, wenn die Weine auf Lager sind. Sei es beim Händler oder beim Winzer. Wird ein potentiell großer 2019er Jahrgang günstiger angeboten, müssen Werte in den Büchern korrigiert werden. Gesunde Unternehmen schaffen das – es sind aber nicht alle gesund!
Die Fülle an großen Jahrgängen nimmt im Gesamtbild viel Raum ein und das ist auch mal erdrückend. Schade ist es wenn dann nur nach Jahrgängen selektiert wird statt nach Weinen. Ich erinnere mich an 1993er die so manche 1989er oder 1990er an Genuss weit übertroffen haben - sind leider schon ausgetrunken…
In meinem Weinkeller wird meine Hand wie ferngesteuert immer zu den guten Pullen geführt. Da kann ich nix machen - wirklich nix… und schon ist die Kiste wieder leer. Geht das Anderen auch so?
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 19. Jun 2020, 09:22

small talk hat geschrieben:In meinem Weinkeller wird meine Hand wie ferngesteuert immer zu den guten Pullen geführt. Da kann ich nix machen - wirklich nix… und schon ist die Kiste wieder leer. Geht das Anderen auch so?

Hallo Stefan,

Ja das kenne zu gut, warum sich mit mittelmäßigen Wein abgeben, wenn der gute gleich daneben liegt.
Auch habe ich gemerkt das mir Weine die ich am Anfang meiner Weinentdeckungszeit gekauft habe, mittlerweile nur noch wenig gefallen.
Zu 2017 wieder, da habe ich bisher echt wenig vom probiert, und die haben nicht so gut gefallen, vielleicht sollte ich da nochmal etwas nachlegen, um ein größeres Bild zu erhalten, meine Sub Weine aus 2017 kommen aber erst im Herbst.

Grüße Heiko
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stollinger

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMi 24. Jun 2020, 19:41

Bisher hatte ich noch keinen Bordeaux aus 2017 vom rechten Ufer probiert. Gestern habe ich dann mit einem Kumpel endlich mal dran gewagt, einen 2016er als Referenz hatten wir auch dabei. Alle Weine blind ohne zu belüften direkt ins Glas, heute mittag habe ich dann noch mal nachverkostet.

Chateau De La Dauphine - Fronsac 2017:

Bild

Ich fand es auch heute noch regelrecht unangenehm ins Glas hinein zu riechen. Im Mund dann schon besser, aber am 2. Tag sind die Gerbstoffe deutlich präsenter. Dann herb-bitter-stoppend-pelzig. Unreif und überextrahiert. Ich hatte das schon bei einigen Bordeaux aus 2017, dass die Gerbstoffe unreif-pelzig-stoppend sind, mal mehr, mal weniger. Als würde man auf einem Papierblatt herumkauen. Der Eindruck von Tiefe ist nicht vorhanden, alles sehr eindimensional. Ich fand die 13.5% Alkohol für Fronsac ganz attraktiv, die Flaschenbewertungen waren auch nicht schlecht (Galloni 91; Neal Martin 90; LPB 90). Trinken kann man das schon, vielleicht mit Flaschenreife auch mit mehr Genuss. Wenigstens hat mich die Verkostung in der Theorie bekräftigt, das 91 Punkte die neuen 86 Punkte sind.

Chateau Dalem - Fronsac 2017:

Bild

Der ist sanfter extrahiert mit schöneren Gerbstoffen als der Dauphine, hat aber auch 1vol% mehr Alkohol. Nachdem Ollie gestern in Bezug auf den Laroque unkte,
Ollie hat geschrieben:Übrigens: Laroque kommt mit einem pH von 3.44 daher. Ich befürchte, das wird eine ziemlich süß-saure, quietsch-fruchtige Angelegenheit. :mrgreen:

habe ich in der Blindverkostung hier die Erwartung bestätigt gefunden; war aber dann doch der Dalem. Die Frucht ist schon sehr laut und etwas unnatürlich. Ich würde nicht sagen, dass der Wein eine internationale Stilistik hat, aber in Bordeaux hätte ich das auch nicht unbedingt verortet. Suckling und Neal Martin geben 92 Punkte, Theorie hält.

Auf Sansonnet war ich schon lange neugierig. Der 2016er hat in der Flasch von Galloni 96 Punkte bekommen, wollte wissen, was dahinter steckt.

Château Sansonnet - Saint-Emilion Grand Cru 2017:

Bild

Von allen Weinen der mit dem meisten Extrakt, wenn auch sanfter extrahiert. Vom Typ her kräftig und samtig, hedonistisch. Als Solist ist mir das zu viel, der braucht ein Essen. Chateau Sansonnet war 2017 nicht vom Spätfrost betroffen, der Wein ist durchaus reif. Die Tannine auch, wenngleich etwas stoppend. Ich fand den nicht so schlecht, der hat schon was, aber insgesamt mir zu mächtig. Der 2019er soll mit 15% Alkohol kommen; das kann man m.M. nach nicht mehr trinken.

Der 2016er Laroque kam als letztes ins Glas. Man merkte einen deutlichen Unterschied zu den drei vorhergegangenen Weinen. Die Aromen vielfältiger, und die Gerbstoffe deutlich reifer und schöner. Auch merklich anders im Gesamteindruck. Ich habe noch keinen Bordeaux aus 2017 getrunken, der an diese Qualität, die man schon in einfacheren Weinen aus 2016 findet, herankommt. Ich finde nach dieser weiteren Stichprobe die Preise der 2017er weiter unattraktiv.

Was mir mal wieder als Erkenntnis gekommen ist, dass die Verkosterpunkte deutlich zu hoch gegriffen sind, jedenfalls für mein Empfinden und meine Maßstäbe. So meine ich, die ganzen super tollen 95+ Weine in der aktuellen Kampagne, besser ins Verhältnis setzten zu können. Ich versuche zwar, nicht zu sehr darauf zu achten, sondern such lieber nach einer interessanten Geschichte in und um den Wein (das kann auch mal die unerwartet gute Kritikermeinung sein), aber natürlich biased einen dieses ganze Punktegewitter.

Grüße, Josef
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Ollie

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMi 24. Jun 2020, 19:58

Sehr interessant, die Notizen der 2017er in den Kontext des 2016er Laroque zu setzen. Ich wusste nicht, daß Galloni dem Sansonnet 96 Punkte gegeben hat, aber deine Notiz erklärt das recht gut: sehr dicht, intensiv und voll, sehr lang. Gib dem Wein ein paar Jahrd auf Flasche, um die pausbackige Frucht abzulegen, und es könnte wirklich was werden, das die 30 Euro wert ist.

Zum Dalem: Der 2019er hat ja von Neal Martin 93-95 gefangen: "The 2019 Dalem has a superb bouquet with sensual, pure black fruit that entice you in. It is beautifully integrated with the oak. The palate is well balanced with supple tannins, pin-point acidity and a harmonious, satin-textured finish that is pure delight. One of the best Dalems ever produced. Bravo. Tasted twice with consistent notes."

Er dreht zwar 15%, aber das ist halt das neue, klimagewandelte Bordeaux. Das heißt, der 19er bringt es bei dir vielleicht auf 90? (Deine Theorie hält übrigens auch bei James Molesworth vom Wine Spectator. Bei Quarin finde ich die Abweichungen nicht ganz so groß, aber er hat auch seine Lieblinge, etwa La Mauriane.)

Cheers,
Ollie
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stollinger

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 25. Jun 2020, 09:26

Ollie hat geschrieben:Er dreht zwar 15%, aber das ist halt das neue, klimagewandelte Bordeaux.

Das ist wirklich ein Problem für mich; ich habe es bei den 17er wieder gemerkt. Die kann man ich nur trinken, wenn ich mich damit arrangiere, dass ich einen leichten bis mittleren Rausch einsammel. Das ist zwar mal in Ordnung, kommt aber eher seltener vor. Auch wenn ich vielleicht jetzt unglaubwürdig wirke :twisted: , normalerweise trinke ich ein halbes Glas, vielleicht mal ein ganzes. Häufig bin ich zu müde oder habe noch andere Dinge vor, die einem Rausch entgegenstehen. Wie Jochen auch schon schrieb:
Jochen R. hat geschrieben:Soll auch Leute geben, die hin und wieder mal Lust
auf etwas schlankeres und weniger alkoholstarkes
mit Trinkfluss haben, um nicht gleich beim zweiten
Glas einen sitzen zu haben bzw. der Sirup zur Nase
raushängt.
Ich frage mich mittlerweile eher, ob man Hitzejahr-
gänge kistenweise im Keller braucht ;-)

Sehe ich auch absolut so. Der Anteil an Weinen mit >14% bei mir im Keller ist schon viel zu groß, ich trinke Wein am liebsten Solo, nicht zum Essen, außerdem esse ich kein Fleisch, was die Kombination auch schwieriger macht. Bei uns geht echt viel Wein in den Ausguss, obwohl er uns schmeckt, wir aber die Flaschen nicht leer bekommen. Mir ist aber die Gesundheit und das Wohlbefinden an der Stelle wichtiger.

Grüße, Josef
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2017

BeitragDo 25. Jun 2020, 09:52

und hier passt thematisch auch ein weiterer 2016er, rein:

la tour st.christophe aus 2016 mit 15% alkohol.

nase und aromatik sind durchaus schön (blaubeeren, sehr fruchtbetont, minimale holz/röstnoten im hintergrund), tannine sind erstmal nicht grob, aber ab der mitte und nach hinten wird der wein unangenehm bissig als kombination aus säure, tannin und alkohol und verliert jegliche balance.
beim 2015er war das vor einem jahr genauso.

hab leider im überschwang der bewertungen ein six-pack vom 2016er subskribiert...

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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