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Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Alba

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 10:42

pessac-léognan hat geschrieben:
Frankie Wilberforce hat geschrieben:Wenn ich hier im Forum so lese, stell ich immer wieder fest, wie jung auch potentiell sehr große Weine von sehr namhaften Erzeugern, die langlebige Weine erzeugen, getrunken werden. Egal ob nun Bordeaux, Burgund, Piemont, Rioja, Ribera del Duero, etc. Solche Weine entkorke ich heutzutage das erste Mal, wenn sie mindestens 15 oder 16 Jahre alt sind.

Rene Gabriel hat heute erst auf seiner Facebookseite auch einen Kommentar dazu abgegeben.

Ich glaube, das hängt durchaus auch von den persönlichen Vorlieben ab. Es gibt (hier ist ja eher von kleineren bis mittleren Weinen die Rede) auch Gegenbeispiele. Gestern z.B. hatte ich einen Serilhan (Saint- Estèphe CB) 2010. Der hat in den letzten 6 Jahren immer viel Spass gemacht, gestern war er nur noch bitter, kein Genuss, und ich bereue, nicht auch die letzten 2 Flaschen früher getrunken zu haben... Deshalb öffne ich bei Weinen, von denen ich viele Flaschen habe, immer mal wieder eine, um die Entwicklung zu verfolgen.


Hallo,

Also ganz gerade heraus, ich bin da auch voll auf der Linie "persönliche Vorlieben und jeder soll öffnen / trinken wenn er Lust dazu hat, mit der These frühestens ab 15 Jahren gehe ich nicht konform". Statement R.G. hin oder her.
Es gibt auch die von meiner Seite durchaus berechtigt These "ein großer Wein muss in jeder Lebensphase schmecken" (ich glaube sie stammt von einem berühmten Modernisten in Barolo ...). Klar gibt es da in der Praxis viele Beispiele die anderes belegen und außer Frage steht für mich die Erwartungshaltung, dass ein großer Wein sich über viele Jahre hält und positiv entwickelt.
Ich bin leider sehr empfindlich gegen "nicht optimal gereifte" Weine, nur ein Hauch von Oxidationsnoten (Liebstöckl & Co.) sind mir schon zu viel - egal ob Barolo (habe viele gereifte im Alter 15+ Jahre getrunken die ich dann gerne um einige Jahre zurückgedreht hätte, natürlich aber auch fantastische), Toskana oder eben Bordeaux. Aber zurück zum B.-16er Strang.
Beispielsweise hatte im letzte Jahr mehrmals Lafon Rochet 16 (St. Estephe jung - was für ein Frevel :twisted: )und bin froh diese genussvolle Erfahrung gemacht zu haben und nicht in 15+ Jahren die erste Flasche zu öffnen. Bin nicht sicher ob er mir dann auch so mundet oder gar besser schmeckt (kann aber schon sein - hoffentlich). Selbiges gilt für einen kürzlich phantastischen GPL (14) und viele "Junge" mehr. Den gelegentlichen Hochgenuss junger Canons möchte ich schon gar nicht missen (egal ob 15, 16 oder 17).
Aber, wie Alles im (Wein-) Leben, eben nur persönliche Vorlieben. Chapeau an Alle die es schaffen nach 10 oder 15 Jahren erstmals die Weine einer jungfräulichen Kiste zu öffnen.
Gruß
Manfred

PS - in dem Zusammenhang, Kapitel "Die Frage der Genussreife" finde ich die rund 25 Jahre zurückliegenden Publikationen (damals noch ausschließlich in Buchform!) des hier im Forum zum Teil noch immer hoch verehrten Kritikers R.P.jr. sehr interessant. Das geht jedenfalls komplett konträr in die Gegenrichtung - also weg vom späten Öffnen und "Kopf zerbrechen über die vollendete Trinkreife" - auch bei großen Bordeaux und Rhone Weinen meint er dass sie "bei ihrer Freigabe getrunken werden können", und der gute Mann hatte ja doch einiges an Erfahrung gesammelt. Was er über die Alterungswürdigkeit zu Burgundern schrieb ist fast unglaublich und noch deutlich krasser.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 12:03

Jochen R. hat geschrieben:"Belgrave ist nichts für Ungeduldige"
Jetzt hat meine Mustererkennung doch ein paar Zehntelsekunden gebraucht, um herauszufinden, warum Belgrave nichts für Unschuldige sein soll... :lol:
Besten Gruß, Karsten
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 12:15

Jochen R. hat geschrieben:Ich möchte das Thema und R. Gabriel nicht überstrapazieren, aber dieses
Zitat aus Bordeaux-Total trifft es halt:
"Belgrave ist nichts für Ungeduldige"

Meist eine schöne, aber eine mehr oder weniger kurze, Fruchtphase und
dann mal besser 10 Jahre + weglegen.
Auch wenn es hier nur um "kleinere bis mittlere Weine" geht: Die anderen
erwähnten Dourthe-Weine sind dagegen eher auf frühe Zugänglichkeit
vinifiziert und sind dann halt nach 10-15 Jahren "am Ende".

Somit werden hier Äpfel mit Birnen verglichen ;-)
Aber wie immer: jeder nach seiner Facon und alles Geschmacksache!

Schönen Sonntag und viele Grüße,
Jochen

Serilhan ist zwar - i.U. zu Le Boscq - kein Dourthe-Wein, aber beim Belgrave (zumindest 16) hast du wahrscheinlich recht, lieber Jochen. Ich werde in den nächsten 3 - 4 Jahren wohl Abstand von ihm halten, wie auch vom Lagrange 16, der ja quasi auf gleichem Boden gedeiht. Von den relativ jungen Weinen, die - ich gebe es zu - ich lieber mag als (m.M. nach) überalterte, gibt's ja mit den 14ern (die bezüglich Verschluss - so scheint es zumindest - etwas unkomplizierter sein mögen) gute und erst noch preiswerte(re) Alternativen.
Gruß
Jean
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 12:24

Alba hat geschrieben:Selbiges gilt für einen kürzlich phantastischen GPL (14) und viele "Junge" mehr.
Aber, wie Alles im (Wein-) Leben, eben nur persönliche Vorlieben. Chapeau an Alle die es schaffen nach 10 oder 15 Jahren erstmals die Weine einer jungfräulichen Kiste zu öffnen.
Gruß
Manfred


Lieber Manfred
Wann hast du den GPL 2014 probiert? Von dem habe ich eine Kiste nachgekauft, sie aber aus Respekt vor der berüchtigten Langlebigkeit von GPL noch nicht angetastet. Ich wäre noch so froh, wenn du mich vom Gegenteil überzeugtest... ;)
Gruß
Jean
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Alba

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 13:08

Lieber Manfred
Wann hast du den GPL 2014 probiert? Von dem habe ich eine Kiste nachgekauft, sie aber aus Respekt vor der berüchtigten Langlebigkeit von GPL noch nicht angetastet. Ich wäre noch so froh, wenn du mich vom Gegenteil überzeugtest... ;)
Gruß
Jean[/quote]


Hallo Jean,

war Anfang Februar und hat wirklich Freude bereitet - halbe Stunde in der Karaffe , retour in die Flasche und GO (im Gegensatz zu einem GPL 14 vor knapp 2 Jahren, der war damals komplett zu). Ob ich dich überzeugen kann weiß ich nicht, exakte Beschreibung habe ich nicht gemacht (merke, dass ich mich dazu immer weniger motivieren kann). Aber zugegeben, 14er linksufrige Topweine sind schon ein gewisses Risiko derzeit - Montrose, Ducru & Co. bleiben sicher noch einige Jahre zu, da machen auch 10 weitere Jahre wahrscheinlich wirklich sehr viel Sinn.
Gruß
Manfred
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Mär 2021, 18:00

amateur des vins hat geschrieben:
Jochen R. hat geschrieben:"Belgrave ist nichts für Ungeduldige"
Jetzt hat meine Mustererkennung doch ein paar Zehntelsekunden gebraucht, um herauszufinden, warum Belgrave nichts für Unschuldige sein soll... :lol:

Das auch! :lol: :mrgreen:

PS: Schade Karsten, dass deine Notiz zum 2008er Ducru B.
so wenig Beachtung findet! Für meinen Geschmack halt viel
zu früh geöffnet, aber trotzdem ...
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragFr 19. Mär 2021, 14:49

Château Pédesclaux Pauillac GGC 2016 13% alc
48% CS / 45% M / 4% PV / 3% CF
P&P bei zunächst 15°, langsam sich erwärmend auf 18°
Farbe: dunkles Purpurgranat, leicht durchscheinend
Nase: dezent auf Cassis, réglisse und etwas Anis étoilé
Gaumen: noch sehr jungweinhaft und etwas ungestüm auf grüne, zweijährige Wacholderbeere, dann Heidelbeere, später momenthaft sehr stark aufblitzend Cassisgelée, Zeder, ein avant-goût von Zigarrenkiste, Graphit, aufrauhende, noch ziemlich ungestüme Tannine
Abgang: mittellang, etwas grün, dann aber extrem und unerwartet wieder fast kitschig Cassis, weißer Pfeffer
Fazit: Der Wein aus der Lorenzetti-Küche (wie Lilian Ladouys aus Saint-Estèphe) ist gewiss ein eher moderner Pauillac mit ungewöhnlich hohem Merlot-Anteil, irgendwo auf der Kippe zwischen noch aufblitzender extremer Fruchtigkeit und nahendem Verschluss. Er hat sich noch nicht wirklich gefunden, aber ich bin durchaus optimistisch, dass das etwas wird. Schon verständlich, dass der 18er (14% alc, 1% mehr als dieser 16er) kürzlich von Jeff Leve und von Panos Kakaviatos 93/94 Punkte erhielt.
Zur Unzeit geöffnet, aber nicht so sehr wie beim kürzlich geöffneten Belgrave, als Testflasche nicht schlecht, um einen Nachkauf im Abverkauf für 25€ mehr als nur in Erwägung zu ziehen. Momentan 89+ Punkte, Potenzial bis mindestens 92 Punkte absehbar.
Könnte durchaus schon ab etwa 2024/25 großen Spaß bereiten, ich glaube nicht, dass der Wein für die ganz lange Strecke gebaut ist (8 - 15 Jahre).
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2016

BeitragMo 29. Mär 2021, 00:18

Clos Manou 2016

zusammen mit dem 2018er verkostet:
verhaltener duft, eher rotfruchtig, kräuterige gewürznoten, fein.
im moment nicht besonders komplex/offen, aber dicht mit animierender fruchtsäure und viel weichem tannin.
leichter, trinkiger und eleganter als der (intensivere und aktuell beeindruckendere) 2018er.

beiden weinen die show gestohlen hat aber ein

2018er pegau reservee (ch9)
mit einer komplexen süßen frucht-veilchen nase und ebensolchem geschmack, der auf saftiger frucht, samtigen tanninen und etwas kuhstall endet. vielschichtig, lecker und sehr trinkig.

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Winedom

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Re: Bordeaux 2016

BeitragMi 7. Apr 2021, 20:43

Hatte die letzten Tage den Lanessan 2016 im Glas. Brauchte den Platz in der Kiste. War etwas dunkelfruchtiger als ich von anderen Jahrgängen kannte. Etwas mehr extrakt.
Ein ordentlicher Wein der aber trinkfenstermäßig nicht 100% performte. Fand er öffnete sich nicht ganz. Jetzt bleiben meine anderen kleineren 2016er unter Verschluß bis minimum 2025.
Viele Grüße
Rainer
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PSI

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Re: Bordeaux 2016

BeitragFr 14. Mai 2021, 12:19

Hatte gestern den 16er Le Reysse im Glas, die Kiste kam vor einer Woche an und war zu neugierig.
Wir haben die Flasche über den Abend (2-3 Std) hinweg, ohne vorherige Luft, getrunken. Absolut trinkbar und nicht vernagelt, die Entwicklung im Glas war spannend!
Ich konnte was über den Wein hier so geschrieben wurde gut nachvollziehen!

Hoffentlich trinke ich den Rest nicht zu schnell und lass den Flaschen, wie vom Winzer empfohlen, noch bisschen Zeit. Ein nicht einfaches Unterfangen!

Danke nochmal an dieser Stelle für den Tipp hier im Forum, insbesondere an Jochen & Erich.

Viele Grüße,
Jakob
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