small talk hat geschrieben:Was soll ich dazu nur sagen…
Wie es ist?
Also ich konnte mich nicht für eine Bio-zertifizierung im Wein bau entscheiden. Aus schlicht einfachen Grund: Es wäre un-ökologisch. Es wäre viel weiter weg von der naturnahen Bewirtschaftung, wie ich sie jetzt realisiere.
Nicht bio geht durchaus sehr naturnah.
Das heißt jetzt nicht, dass ich gegen ‚bio‘ bin. Ganz im Gegenteil. Schließlich ist unsere Grünland- und Viehwirtschaft bio-zertifiziert. Diese Zertifizierung kostet übrigens so um die 800 € jährlich und nur wenige Kunden haben dafür Verständnis, dass auch dies Kosten sind, die über den Verkauf der Produkte gedeckelt werden müssen.
Bei dem jetzigen Instrumentarium für biologischen Weinbau in Kombination mit unseren Frühjahrswetterlagen, halte ich den ‚bio-Weinbau‘ hier nicht für ökologisch-nachhaltig, weil schlicht zu häufige Kupferapplikationen notwendig sind. Es wird höchste Zeit, dass sich da etwas tut, dann wäre ich auch dabei. Stattdessen greife ich in der Regel auf eine Kombination von ‚bio‘-zugelassenen, und ‚bio-contrôle‘ Produkten zurück. Das klappt ganz gut ist aber nicht ‚bio‘. Schade.
Die Regeln der höchsten Umweltzertifizierung einzuhalten macht mir keine Umstände. (Diese Umweltzertifizierung kostet auch wieder …) Oft wird mir da bei den Kontrollen gesagt, dass ich ja fast bio wäre. Bin ich aber nicht und das Risiko von Umweltschäden und Rückständen wäre mir hier als bio-Winzer zu hoch. Denn auch bio – Pflanzenschutz kann zu Rückständen führen. Es ist nun mal nicht so einfach. Auch da kann Mist gebaut werden. Es ist immer das Beste, wenn man weiß, woher die Ware kommt. Ganz ohne Vertrauen geht es nun mal nicht.
Primär geht es mir darum, dass in meinem Wein keine Rückstände sind, die Bewirtschaftung der Natur Freiraum lässt und meine Mitarbeiter und ich nicht gefährdet werden. Das schließt natürlich diverse Produktkategorien vollständig aus. Ist aber machbar. Da muss ich meine Rebenkultur natürlich sehr gut beobachten und trotzdem kommen auch Schäden durch Krankheiten vor.
Mir ist übrigens auch klar, dass einige Kollegen es furchtbar übertreiben mit dem Pflanzenschutz und Herbiziden.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Interessante Ausführungen, Stefan, danke dafür!
Ich finde sie nicht schlüssig, denn sie mögen für deinen Betrieb zutreffen, aber kaum für die ganze Branche.
Die Wein-Industrie wird doch nicht ökologischer, weil sie auf eine Bio-Zertifizierung verzichtet – umgekehrt wird ein Schuh draus. Die Landwirtschaft ist ja nicht für einen besonders sorgsamen Umgang mit der Natur bekannt, wenn man sie nur einfach machen lässt. Dabei hat die Landwirtschaft/Weinbau durch die Arbeit in und mit der Natur eine besondere Verantwortung für einen schonenden Umgang mit dieser. Die Mehrzahl der Betriebe wird dem nicht gerecht, sonst wären wir jetzt nicht da wo wir sind. Eine Bio-Zertifizierung scheint mir zumindest ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Darüber hinaus muss noch viel mehr für die Natur getan werden, nur mit dem Verzicht auf Spritzmittel oder Kupfer werden wir unser Ökosystem nicht erhalten. Das ist natürlich eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, aber die Innovationen dafür müssen aus der Landwirtschaft kommen.
Aus Verbrauchersicht will ich gerne einen nachhaltigen und schonenden Anbau unterstützen und kann nur über meine Kaufentscheidung Einfluss auf die Anbaumethoden nehmen. Im Zweifel ist mir da ein Bio-Zertifikat mehr Wert, als „da wirst du mir schon Vertrauen“ müssen.