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Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 22. Nov 2018, 08:09

toska hat geschrieben:"... Parker hat in der Flasche zurückhaltender bewertet (90P) als aus dem Fass (91-93). Zum jetzigen Zeitpunkt würd ich meinen: Gabriel hat ziemlich daneben gegriffen, aber wer weiß, was er en primeur im Glas hatte...

Gruß, Toska

Wenn Gabriel kritisch hinterfragt wird, sollte man das bei den Parker-Bewertungen
zu 2015 erst recht, denn die Fass- bzw. Flaschenbewertungen stammen von zwei
verschiedenen Personen, deren Punkte teilweise bis 10 P. auseinanderliegen ...
Schönes Beispiel die kürzliche VKN von innauen zu Senejac ´15, der im nachhinein
laut "Parker" noch satte 78 P. wert ist.

Viele Grüße,
Jochen

PS: Meiner bescheidenen Meinung nach liegt der Du Tertre qualitativ zwischen den
90 Parker und den 19 Gabriel, mit Tendenz Richtung Gabriel.
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Tomschki

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 22. Nov 2018, 12:28

Ich habe Du Tertre 2015 bereits als Fassprobe im Glas gehabt und auch eine Flasche bei der Arrivage geöffnet, beide Male konnte ich die 19 Punkte nicht nachvollziehen. Es ist kein schlechter Wein, würde die Meinung von Jochen teilen, irgendwo dazwischen wird er einzuordnen sein...generell finde ich aber, dass die 15er nicht mehr in einer vorteilhaften Phase sind.

Grüsse
Thomas
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 22. Nov 2018, 19:24

Hallo Thomas,
hast du Du Tertre und/oder Giscours 2016 aus dem Fass verkostet und
kannst vergleichen bzw. generell was dazu sagen?

Viele Grüße,
Jochen
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toska

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 22. Nov 2018, 20:11

Tomschki hat geschrieben:...generell finde ich aber, dass die 15er nicht mehr in einer vorteilhaften Phase sind.


Ja, das würd ich unterstreichen, der Wein war wirklich nicht schlecht, aber es war einfach zu wenig da...Top 5 Wein laut Gabriel, aus dem 15er Top-Gebiet und dann eher eindimensional mit etwas Eiche oben drauf und eher beliebig, da kann die Metamorphose wohl noch einiges zu Tage fördern, aber ist für mich ein Ratespiel. 0.2 wartet auf eine Nachverkostung in einiger Zeit.
La Croix hat übrigens aus der Demi vor einigen Monaten ähnlich performt, nur mit weniger Eiche.

GT
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Tomschki

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 23. Nov 2018, 08:09

Jochen R. hat geschrieben:Hallo Thomas,
hast du Du Tertre und/oder Giscours 2016 aus dem Fass verkostet und
kannst vergleichen bzw. generell was dazu sagen?


Ja, vor zwei Wochen hat die Jahrgangsverkostung der Union des Grands Crus de Bordeaux stattgefunden, wo die beiden auch dabei waren. Giscours war für mich eine Enttäuschung, Du Tertre nicht besonders komplex, hat aber zumindest die Erwartungen erfüllt. Ich habe mir dann sogar eine Flasche Giscours 16 für Zuhause organisiert und diesen über 3 Tage verfolgt, auch da konnte ich die hohen Bewertunge nicht nachvollziehen. Schade eigentlich.

Absolute Empfehlung ist dafür aber auch im Jahrgang 2016 wieder Labegorce!

Liebe Grüsse
Thomas
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 23. Nov 2018, 09:54

Danke, Thomas!

Wenn wir schon dabei sind: was würdest du jenseits der Premiers und
Superseconds aus Pauillac und St. Julien besonders empfehlen?

Viele Grüße,
Jochen
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Tomschki

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 23. Nov 2018, 14:56

Von St. Julien und Pauillac hatte es neben den 2ème`s gar nicht so viele. Gefallen hat mir aber z.B. Lagrange und Gruaud Larose, sollten beide ja noch im Bereich des bezahlbaren liegen. Aus Pauillac hat mir z.B. Pibran gut gefallen.

Stark waren auch die beiden Weine aus Moulis, Chasse Spleen und Poujeaux. Für den Preis zwei schöne Weine!

Liebe Grüsse
Thomas
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UlliB

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 29. Nov 2018, 14:22

2015 ist im Bordelais nach übereinstimmender Meinung vieler Profis ein Margaux-Jahr – Anlass genug, im gewohnt kleinen Kreis eine kleine Margaux-Horizontale zu verkosten. Fünf Weine (allesamt 1855 klassifiziert) wurden angestellt.

Die Veranstaltung entwickelte sich etwas unerwartet zu echter Arbeit. Die Weine sind (mit einer Ausnahme) zwar deutlich konzentrierter als ihre Pendants vom doch leichtgewichtigen Vorjahr, aber die Frucht ist eher zurückhaltend; dafür zeigt sich ein ziemlich beeindruckendes Tanningerüst. In dieser Kombination aus eher wenig Frucht und festem Tannin wirken die Weine im Moment sperrig, und echtes Trinkvergnügen wollte nicht so recht aufkommen. Hierzu mag auch der durchweg hohe Alkoholgehalt beigetragen haben.

Alle Weine kamen pop & pour mit ca. 16°C ins Glas.

Kirwan (3e GCC) 13,5%Vol. Eher helles, transparentes Rot, ohne Blautöne. Ziemlich typische Margaux-Nase, Johannisbeere, florale Obertöne, kein spürbarer Holzeinfluss, wirkt schlank. Das Schlanke setzt sich am Gaumen fort und wird hier trotz der 13,5%Vol zu einer gewissen Magerkeit, es fehlt hier – insbesondere im direkten Vergleich zu den anderen Weinen – in der Mitte an Substanz. Im Abgang erscheint, gemessen am Körper, reichlich Tannin, das auch etwas bittert. Hübsche Aromatik, aber etwas substanzarm. Eher guter cru bourgeois als grand cru classé.

Giscours (3e GCC) 14%Vol. Deutlich dunkler als der Kirwan. In der Nase holzbetont, dahinter aber Frucht angedeutet, auch hier florale Noten. Im Gaumen viel dichter als der Kirwan, satt und geschmeidig, hier wie schon in der Nase deutlich vom Holz gezeichnet, aber gute Substanz. Wird ein guter Wein werden, wenn er das Holz einbindet.

Malescot St. Exupery (3e GCC) 14,5%Vol. Fast schwarz. Schon in der Nase deutet sich hohe Konzentration an. Im Gaumen dann ein richtig dickes Geschoss, Unmassen von Tannin, fett, hier scheint auch der Alkohol auf, und das Holz kommt aus dem Hintergrund hervor. Bei aller Konzentration merkwürdig weich für einen Wein vom linken Ufer, einer der Tischrunde vermutet Merlotdominanz (ist aber nicht so, nur 35%). Das Ganze wirkt eher wie ein konzentrierter St. Emilion als ein Margaux, sofern man den Wein denn überhaupt im Bordelais verorten möchte und nicht in Mittelitalien oder gleich in der Neuen Welt. Im Moment zu viel von allem, erschlagend, null Trinkfluss. Keine Ahnung, wann sich das Paket einmal harmonisch zusammenfügen wird (wenn das denn überhaupt geschieht).

Brane Cantenac (2e GCC) 13,5%Vol. Heller als der Malescot, ähnlich wie der Giscours. Ok, now we are talking. Hochfeine, absolut klassische Margaux-Nase, klare Cabernet-Dominanz, rote und schwarze Johannisbeere, florale Obertöne (Veilchen!), komplex und elegant. Eleganz setzt sich im Gaumen fort, hohe Konzentration, aber eben nicht dick und fett, bleibt transparent. Dichtes, aber nicht aggressives Tannin. Lang. Sehr schön, mit voraussichtlich glänzender Zukunft, und klar der Wein des Abends.

Rauzan Ségla (2e GCC) 14,5%Vol. Vermutlich auf Augenhöhe mit dem Brane Cantenac, ebenso angedeutete Eleganz, vielleicht noch etwas mehr Konzentration, ohne in das fett-wuchtige des Malescot abzugleiten. Aber der Wein wollte über Stunden verfolgt nicht wirklich mit uns reden und hinterließ die Tischrunde ein wenig ratlos.


Fazit: sieht man vom Kirwan ab, ist da mehr als genügend Substanz, um eine lange Reife und wohl auch eine gute Zukunft zu ermöglichen. Zum Genuss in der Fruchtphase scheinen diese Weine aber wenig geeignet, und damit unterscheiden sie sich doch ziemlich grundlegend von den 2009ern, die gelegentlich als Vergleich herangezogen werden. Die konnte man in der Fruchtphase aber kistenweise wegsaufen… sofern hier irgendein Jahrgangsvergleich passt, würde ich im Moment eher 2005 heranziehen.

Gruß
Ulli
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 2. Dez 2018, 02:07

Nochmal kurz zu

Pontac Monplaisir 2015 :

Sowohl Pop and pour als auch aus 3 Tage lang offener Flasche mehrfach probiert:

Genialer Wein, erinnert mich gefühlsmäßig/emotional auch an Meyney 2014. Beglückend die Balance aus Festigkeit, Fruchtigkeit, Würze, Tiefe und Leichtigkeit.

Emotional berührender als der sehr gute 2010er. Für knapp über 20 Euro für mich ein Grund für Nachbestellung.

Alltagsweinpunkte 97/100

Gruß Stephane
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 2. Dez 2018, 15:39

hallo ulli,

schöne probe und vielen dank für die notizen; sehr nachvollziehbar.
ich habe einzelflaschen von rauzan und malescot, da sind die notizen sehr hilfreich - zum liegen lassen.

ich steige so langsam aus aus bordeaux (wenn man jenseits der 50 ist und 10-20 jahre lagerung anlegen muss) und kaufe nur noch einzelnes aus akademischem interesse.
ausnahme: labegorce (15+16) und meyney (14+16).

auf den 16er bin ich trotz allem sehr gespannt...

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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