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Bordeaux ganz allgemein!

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMo 15. Jun 2020, 21:46

Je-Mi hat geschrieben:Hallo zusammen,
ich habe von Leoville Poyferre und Grand Puy Lacoste aus 2015 jeweils 3 Flaschen. Ich kenne beide Weingüter noch gar nicht. Lohnt es sich jetzt einen der Weine zu öffnen? Kann man daraus irgendwelche Rückschlüsse auf aktuelle Jahrgänge ziehen, z.B. 2019?
Oder muss ich einfach tiefer in die Tasche greifen und ältere (trinkreife) Jahrgänge kaufen, um mir einen Eindruck zu verschaffen?
Von Grand Puy Lacoste habe ich auch noch ein paar Flaschen aus 2014, im Moment wahrscheinlich noch ungünstiger zu öffnen.
Schönen Abend noch
Jens

Jenseits der Vergleichbarkeit würde ich mir überlegen, den Jahrgang 2019 bei beiden Weinen (Grand Puy Lacoste kommt morgen) "blind" zu kaufen, denn 2015 hilft hier nicht sehr viel weiter. Bevor man aber 2009 oder 2010 aufmacht (gerade bei Leo P. geht das ins Geld), besser 2019 kaufen und notfalls bei der Arrivage "weiterreichen". Das Risiko, hier bei Nichtgefallen keinen "Gewinn" zu realisieren, geht gegen Null. Das Risiko, etwas nicht mindestens gleich Gutes zu den Jahrgängen 2009, 2010, 2016 und 2018 zu kaufen, ist gering. Ich habe sowohl Leo P. als auch GPL 2019 als Muster verkostet, ersteren drei mal.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Mahoney_jr

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragDi 16. Jun 2020, 08:59

Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach einem Bordeaux (sowohl linkes, als auch rechtes Ufer), der einen burgundischen Stil verfolgt, also in der Tendenz eher biodynamisch und wenig Intervention im Keller. Zudem sind mir 13,5% lieber als 14,5% Alkohol, auch wenn ich bei den letzten Jahrgängen natürlich davon ausgehe, mindestens mit 14,0% rechnen zu müssen.

Budget liegt dabei bis knapp in den dreistelligen Bereich. Daher bietet sich hier Pontet Canet an, oder?

Gibt es denn noch weitere Alternativen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis?

Danke!
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Je-Mi

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragDi 16. Jun 2020, 15:37

Matthias Hilse hat geschrieben:
Je-Mi hat geschrieben:Hallo zusammen,
ich habe von Leoville Poyferre und Grand Puy Lacoste aus 2015 jeweils 3 Flaschen. Ich kenne beide Weingüter noch gar nicht. Lohnt es sich jetzt einen der Weine zu öffnen? Kann man daraus irgendwelche Rückschlüsse auf aktuelle Jahrgänge ziehen, z.B. 2019?
Oder muss ich einfach tiefer in die Tasche greifen und ältere (trinkreife) Jahrgänge kaufen, um mir einen Eindruck zu verschaffen?
Von Grand Puy Lacoste habe ich auch noch ein paar Flaschen aus 2014, im Moment wahrscheinlich noch ungünstiger zu öffnen.
Schönen Abend noch
Jens

Jenseits der Vergleichbarkeit würde ich mir überlegen, den Jahrgang 2019 bei beiden Weinen (Grand Puy Lacoste kommt morgen) "blind" zu kaufen, denn 2015 hilft hier nicht sehr viel weiter. Bevor man aber 2009 oder 2010 aufmacht (gerade bei Leo P. geht das ins Geld), besser 2019 kaufen und notfalls bei der Arrivage "weiterreichen". Das Risiko, hier bei Nichtgefallen keinen "Gewinn" zu realisieren, geht gegen Null. Das Risiko, etwas nicht mindestens gleich Gutes zu den Jahrgängen 2009, 2010, 2016 und 2018 zu kaufen, ist gering. Ich habe sowohl Leo P. als auch GPL 2019 als Muster verkostet, ersteren drei mal.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse


Danke für die Einschätzung.
Grüße Jens
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small talk

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 19. Jun 2020, 20:42

Gestern saß ich mit einigen Kollegen beisammen (ist spät geworden) und wir haben über die sehr schwierige bis katastrophale Marktsituation gesprochen. Ein Kollege hatte mich unter der Woche dazu gebeten um Lösungsansätze zu finden (bei uns ist alles OK - bisher). Wenn die Lösung nun mal so einfach wäre…
Es sind hier einige Kollegen, die mit dem Rücken zur Wand stehen und nicht mehr weiterwissen. Die Probleme haben sich in den letzten Jahren aufgebaut. Es wurde zu teuer produziert / am Markt vorbei / unzureichende Qualitäten ziehen das Marktniveau in zu vielen Segmenten runter und betreffen Unbeteiligte / … und jetzt auch noch Corona! Das ist bitter mit anzusehen, wenn Kollegen die tüchtig sind und gute Weine machen mit in einem Strudel geraten für den Sie nichts oder allenfalls nicht viel können.
Einige versuchen mit Druck ihre Weine los zu werden. Es ist aber kein Bedarf im Markt da und egal wie weit sie runter gehen – es läuft nix. Dann werden manchmal doch Abschlüsse durchgereicht zu unverschämt miserablen – in keinem Fall kostendeckenden – Konditionen. Auch das hilft niemanden.
Die Situation ist aus mehrerer Hinsicht verfahren. Einige Händler am ‚Place Bordeaux‘ scheinen sich verzockt zu haben und versuchen sich zu sanieren oder zumindest über die Runden zu kommen und das auf Kosten einiger Winzer in Not, die nicht mehr wissen wohin mit ihrem Wein. Wie auch immer, ist das widerlich. Parallel dazu steigen hier in Frankreich die Kosten. Vor allem Lohnnebenkosten und Abgaben aus denen kein Winzer rauskommt. Da ist nun richtig Druck auf dem Kessel und für einige wird das nicht gut enden. Wenn ich dann sehe wie Preise von gut über 100 Euro oder gleich ein paar hunderte für eine Flasche Wein als angemessen besprochen werden, kommt mir das sehr vermessen vor. Da ist doch einiges aus den Fugen geraten.
Keine Sorge – dass diverse klassifizierte Gewächse Wahnsinnspreise erzielen ist überhaupt kein Problem – vielleicht sogar ganz gut. Schließlich werden die gehandelt und realisiert – sind als Faktum. Die Qualität von einigen ist ja auch richtig klasse. Und das nicht erst seit gestern. Da gibt es einige die machen schon seit einigen Jahrzehnten klasse Weine (und sind auch in meinen Keller gewandert…). Auch diese Beständigkeit in hohen Niveau hat einen Wert. Aber darum geht es nicht.
Klar, die Konsequenzen so einer Corona Krise lassen sich nicht einschätzen. Das gibt Unsicherheiten in vielen Bereichen, bis hin zu Existenznöten. Da sind wir noch nicht durch.
Ich denke/glaube es geht ums Wesentliche.

Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Sauternes

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 19. Jun 2020, 21:39

Das sind sehr bedenklich stimmende Zeilen.
Das Flaschenpreise von 100€ oder mehreren 100€ nichtmal ansatzweise gerechtfertigt sind, ist mir völlig klar.
Und wer denkt sich nicht, mal so einen tollen, teuren Bordeaux trinken.
So ähnlich ging es mir auch, einen 100€ Wein gekauft und getrunken, und die Erkenntnis, das Geschmackserlebnis steigt nicht prozentual mit dem Preis, sehr ernüchternd diese Erfahrung.
Das jetzt noch mit der Corona Krise viele Winzer, nicht nur in Frankreich, um ihre Existenz bangen müssen, war zu befürchten, sehr traurig.
Die gesamten wirtschaftlichen Konsequenzen sind zu dem auch heute noch nicht umfänglich abzusehen.
Ich hoffe das bei dir Stefan, auch weiterhin die wirtschaftliche Situation ok bleibt.

Grüße Heiko
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small talk

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 20. Jun 2020, 20:40

Hier bei uns ist von der Wirtschaftlichkeit alles in Ordnung. Nicht einfach (sonst wäre es für Jedermann) aber eben machbar. Auch für die Zukunft bin ich zuversichtlich.
Die Situation, wie sie sich bei einigen Kollegen darstellt ist allerdings erschreckend.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Sauternes

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 20. Jun 2020, 21:17

small talk hat geschrieben:Hier bei uns ist von der Wirtschaftlichkeit alles in Ordnung.

Das ist sehr gut.
Das diese Krise und der damit verbundene Absatzrückgang für Opfer auf der Erzeugerseite sorgen wird, das ist halt die traurige Seite.
Auch wollte ich mich mal Bedanken für die Infos aus Sicht eines Winzer, sehr gute Sache fürs Weinforum :) .

Grüße Heiko
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Winedom

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 20. Jun 2020, 21:45

Hallo Stefan!
Danke für etwas Insiderinfo. Ich frag mich schon was da los ist.
Während Corona ist der Privatweinkonsum ind D ja deutlich gestiegen. Aber hier in D ist das meist 3 Euro Wein.
Ich denke die weggebrochene Gastro ist bei Bordeauxweinen wohl der springende Punkt.
Vielleicht sind die Franzosen auch mehr Gesellschaftstrinker.
Der Zwischenhandel ist gnadenlos. Die alten Zeiten wo man aufeinander schaut sind wohl schon länger vorbei.
Das ist doch auch beim Milchpreis zu sehen gewesen. Und bei eurem Preisen für hl/Wein.
Bin mal gespannt wann chinesischer Wein in großen Mengen auf den Markt drückt.
Vielleicht muss man mit der Vermarktung neue Wege gehen. Was jetzt natürlich aufwendig wird.
Hoffentlich schaut es im Herbst wieder besser aus.
Herzliche Grüße
Viele Grüße
Rainer
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stollinger

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 21. Jun 2020, 10:00

Hallo,

die aktuelle Primeur-Kampagne wirkt auf mich, ich hätte Lust mir was zu gönnen. Dem entgegen steht aber das für mich nicht überschaubare Insolvenzrisiko beim Händler; mal dahin gestellt, ob das Insolvenzrisiko zur Zeit erhöht ist oder nicht, ich möchte niemanden was unterstellen. In jedem Fall betrachte ich solche Modelle...

Matthias Hilse hat geschrieben:Bevor man aber 2009 oder 2010 aufmacht (gerade bei Leo P. geht das ins Geld), besser 2019 kaufen und notfalls bei der Arrivage "weiterreichen". Das Risiko, hier bei Nichtgefallen keinen "Gewinn" zu realisieren, geht gegen Null.

...nicht sorglos; es fällt mir schwer nach zu empfinden, dass mein persönliches Risiko hier in diesem speziellen Jahr gegen null geht.

Mein erster Gedanke war, mir Händler zu suchen, die möglichst wenig Gastronomie machen und hauptsächlich Endkundengeschäft. Stefan schreibt jetzt:

small talk hat geschrieben:Einige Händler am ‚Place Bordeaux‘ scheinen sich verzockt zu haben und versuchen sich zu sanieren oder zumindest über die Runden zu kommen und das auf Kosten einiger Winzer in Not, die nicht mehr wissen wohin mit ihrem Wein.

Mal für mein Verständnis, wenn ein Zwischenhändler am Place de Bordaux insolvent geht, und mein Endkundenhändler bei ihm gezeichnet hat, dann hänge ich doch genau so mit drin, oder?

Oder haben Endkundenhändler für solche Fälle eine Versicherung, dass man zumindest das Geld zurück bekommt?

Mag sein, dass ich hier zu unrecht Sorgen erzeuge, ich wäre für eine Erklärung dankbar.

Grüße, Josef
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EThC

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 21. Jun 2020, 13:12

...im Wesentlichen gibt's ja drei mögliche Wege für die Händler, das Risiko zu minimieren.

Der erste ergibt sich über die Gestaltung der Zahlungsziele, aber im Falle des Subskriptionsgeschäfts würde das ja den Sinn desselben ad absurdum führen, wenn da der Grundsatz verfolgt würde, Zahlungen nur gegen Lieferung zu leisten.

Versichern kann man natürlich (fast) alles, aber das kostet wiederum Geld und aktuell wahrscheinlich besonders viel davon, denn die Versicherungen dürften die eh schon schwer einschätzbare Lage nochmals eher konservativ betrachten. Und der Aufwand für die Versicherungen muß dann wieder auf die Flaschenpreise umgelegt werden, was wiederum Wettbewerbsnachteile gegenüber denen bringen würde, die hier risikofreudiger sind. Ich weiß es zwar nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sowas für die Branche attraktiv ist.

Dann die Absicherung per (Bank-) Bürgschaft. Aber die muß man auch erst mal bekommen, hängt halt stark davon ab, wie viel Vertrauen der Bürge in die jeweilige Firma hat. Ob das aktuell so besonders hoch ist? Wenn die Kreditlinie bereits aus- bzw. überreizt ist, gibt einem eine Bank auch keine Bürgschaft. Und die kostet ja auch wieder Geld. Und ob sie für den Inhaber der Bürgschaft letztlich was wert ist, steht noch auf einem ganz anderen Blatt, denn in vielen Fällen hat der Bürge -vor allem wenn's eine Bank ist- das Recht der Einrede; bei einer Insolvenz der betreffenden Firma ist dann die Bürgschaft nicht das Papier wert, auf das sie gedruckt ist. Die Einrede abzubedingen ist schon in Deutschland nicht so ganz einfach, wie's im Verhältnis mit einer französichen Firma bzw. einem Bürgen von dort aussieht, keine Ahnung.

Dazu kommt noch, daß es in erster Linie wichtig ist, wie die Geschäftsbeziehung zwischen Dir und dem Händler abgesichert ist. Wenn der Händler abgesichert ist, heißt das noch lange nicht, daß Du das auch bist...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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