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Bordeaux ganz allgemein!

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:35

UlliB hat geschrieben:Gerade im aktuellen Falstaff gelesen, den ein Versender freundlicherweise einer Lieferung beigepackt hat: Chateau Lafon-Rochet, ein recht bekannter 4e GCC aus St. Estephe, hat im Herbst letzten Jahres bekanntgegeben, sich von der biologischen Bewirtschaftung abzuwenden und zur konventionellen Weinbergsarbeit zurückzukehren. Das Gut befand sich seit 2010 in der Konversion zur Biodynamie.

Das alleine ist schon bemerkenswert genug, da es dem mittlerweile auch in Bdx herrschenden Megatrend zur biologischen Bewirtschaft entgegenläuft. Pikant wird die Sache nun dadurch, dass kürzlich in den Weinen der Jahrgänge 2013, 2014 und 2015 (d.h. in Weinen aus der Konversionsphase, in der schon biologisch gearbeitet werden muss) Rückstände von chemisch-synthestischen Pestiziden gefunden wurden, unter anderem auch von dem vermutlich karzinogenen Fungizid Folpet. Damit erscheint die Mitteilung vom Herbst letzten Jahres in einem etwas anderen Licht.

Lafon Rochet gehört der Famile Tesseron, zu wesentlichen Teilen dem Bruder des Besitzers von Ch. Pontet-Canet (Pauillac 5e GCC), welches mittlerweile biozertifiziert ist.

Gruß
Ulli


Was hat da Alfred Tesseron wohl mit seinem Originalbiowein Pontet-Canet so alles gemacht?
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diogenes

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:43

UlliB hat geschrieben:Gerade im aktuellen Falstaff gelesen, den ein Versender freundlicherweise einer Lieferung beigepackt hat: Chateau Lafon-Rochet, ein recht bekannter 4e GCC aus St. Estephe, hat im Herbst letzten Jahres bekanntgegeben, sich von der biologischen Bewirtschaftung abzuwenden und zur konventionellen Weinbergsarbeit zurückzukehren. Das Gut befand sich seit 2010 in der Konversion zur Biodynamie.

Das alleine ist schon bemerkenswert genug, da es dem mittlerweile auch in Bdx herrschenden Megatrend zur biologischen Bewirtschaft entgegenläuft. Pikant wird die Sache nun dadurch, dass kürzlich in den Weinen der Jahrgänge 2013, 2014 und 2015 (d.h. in Weinen aus der Konversionsphase, in der schon biologisch gearbeitet werden muss) Rückstände von chemisch-synthestischen Pestiziden gefunden wurden, unter anderem auch von dem vermutlich karzinogenen Fungizid Folpet. Damit erscheint die Mitteilung vom Herbst letzten Jahres in einem etwas anderen Licht.

Lafon Rochet gehört der Famile Tesseron, zu wesentlichen Teilen dem Bruder des Besitzers von Ch. Pontet-Canet (Pauillac 5e GCC), welches mittlerweile biozertifiziert ist.

Gruß
Ulli



Wo bio draufsteht, ist leider nicht immer bio drin.
Und da ist im Bordelais offenbar wieder mal ein schwarzes Schaf in flagranti erwischt worden.
Hoffen wir einmal, dass das keine Kreise zieht und der Pontet Canet nicht auch betroffen ist.
carpe vinum!
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UlliB

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:46

pessac-léognan hat geschrieben:Was hat da Alfred Tesseron wohl mit seinem Originalbiowein Pontet-Canet so alles gemacht?

Wie schon weiter oben geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Da kann jetzt allerdings jeder für sich spekulieren oder es bleibenlassen...

Ich werde es bleibenlassen ;)

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:50

UlliB hat geschrieben:Das Problem ist hier nur, dass sich das Chateau jahrelang als einer der "Pioniere der Biodynamie" im Médoc stilisiert hat, was nun offensichtlich unwahr ist.
(Hervorhebung von mir.) Keine Kritik an Dir, aber die vorliegende Information reicht für dieses Urteil nicht aus. Es gibt Fälle aus der Bio-Landwirtschaft, bei denen Felder aus der Nachbarschaft kontaminiert wurden (sorry, keine Quelle parat). Hier müßte man mehr über Methodik und Ergebnisse wissen, auch wenn es zugegebenermaßen deutlich wahrscheinlicher ist, daß es da jemand womöglich nicht so genau genommen haben könnte.
pessac-léognan hat geschrieben:Was hat da Alfred Tesseron wohl mit seinem Originalbiowein Pontet-Canet so alles gemacht?
.Da darfst Du jetzt gerne drüber spekulieren... ;)
Besten Gruß, Karsten
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Jochen R.

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:52

Ha ha ...
Hat sich doch bisher immer so schön gelesen, was die Profis über die Tesserons
so schreiben.
Preise in kürzester Zeit ums x-fache gesteigert. Das muss einfach gut sein!

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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UlliB

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 20:56

amateur des vins hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Das Problem ist hier nur, dass sich das Chateau jahrelang als einer der "Pioniere der Biodynamie" im Médoc stilisiert hat, was nun offensichtlich unwahr ist.
(Hervorhebung von mir.) Keine Kritik an Dir, aber die vorliegende Information reicht für dieses Urteil nicht aus. Es gibt Fälle aus der Bio-Landwirtschaft, bei denen Felder aus der Nachbarschaft kontaminiert wurden (sorry, keine Quelle parat). Hier müßte man mehr über Methodik und Ergebnisse wissen, auch wenn es zugegebenermaßen deutlich wahrscheinlicher ist, daß es da jemand womöglich nicht so genau genommen haben könnte.

Ah, ich habe nicht vollständig zitiert, da ich das Forum nicht mit französischen Zitaten überschwemmen wollte. Aber hier extra für Dich:

"On retrouve, sur tous les millésimes, des résidus de Folpel classé CMR [cancérogène, mutagène, reprotoxique, NDLR], de Phtalimide (métabolite du Folpel), de Boscalid, du Fenhexamide et de Pyriméthanil. Ces produits sont détectés à des doses qui ne peuvent pas résulter d’une dérive du voisinage […]. Au contraire, la régularité remarquable de leur présence tout au long des millésimes, indique qu’il s’agit bien d’une stratégie phytosanitaire volontaire."

Hervorhebung in fett von mir.

Nun zufrieden :?: 8-)

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Mär 2019, 21:17

Merci, Ulli!

"Aber, aber... Wir wollten das ausschleichen lassen, ganz bestimmt!" :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 5. Apr 2019, 23:40

Hallo zusammen !

Ich hab mal wieder eine (vermutlich dumme) Frage:

Aktuell trudeln bei mir alle paar Wochen ein paar 2016er ein. Immer wieder bemerke ich (wie beim Batailley) bei pop and pour (so auch heute abend bei Du Retout 2016) im ersten Duft gewachsten Holzfußboden oder frisches Leder. Ich muss dazu sagen, dass ich diesen Duft extrem ge.l, ähm, also extrem genussvoll finde.

Weiß jemand, wie dieser Geruch da reinkommt ? Spezielle Kellermethoden ? Ich kann mich nicht ereinnern, dass bspw. 2000er, 2003er oder 2009er so was hatten.

Ich weiß, vermutlich sehr speziellle Frage.
Herzliche Grüße an Allle, Stephane
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stollinger

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 6. Apr 2019, 11:41

Hallo Stephane,

Aromen wie Gewürznelke, Gewürze, rauchig, Leder, Zeder, medizinal, Heftpflaster aber auch Pferdestall, nasse Wolle, Scheune und mehr werden Stoffwechselprodukten von Hefen der Gattung Dekkera/Brettanomyces (Brett) zugeordnet. Die flüchtigen, chemischen Verbindungen dafür sind z.B. 4-Ethylguaiacol und 4-Ethylphenol.

Ob diese Aromen als angenehm oder weniger angenehm empfunden werden kommt auf die Konzentration und den Verkoster an.

Andere Mikroorganismen (z.B. Milchsäurebakterien) können die chemischen Vorstufen (4-Vinylguaiacol und 4-Vinylphenol) auch in größerer Konzentration erzeugen. Die Reduktion zu den entsprechenden Ethyl-Verbindungen kann aber wohl nur Brettanomyces in signifikanter Konzentration.

Ich verstehen das so, dass Brettanomyces von der Synthese der Vorstufen von anderen Mikroorganismen profitieren kann und insgesamt nur sehr wenig vorkommt und deshalb nicht eine wirkliche Infektion mit Brett vorliegen muss.

Andere Stoffwechselprodukte von Brettanomyces, neben den flüchtigen Phenolen, müssen deshalb nicht zwangsläufig in wahrnehmbaren Konzentrationen vorliegen (z.B. Isovaleriansäure, die einen ranzigen Ton hervorruft).

Das Ganze stammt aus WINE MICROBIOLOGY - Practical Applications and Procedures
Kenneth C. Fugelsang, Charles G. Edwards. Springer.

Die Verbindungen entstehen also bei der Gärung, nicht bei der Flaschenreife. Ob du sie Wahrnimmst liegt dann m.M. nach dadran, wie stark andere Aromen sind, die diese überdecken. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die Phenole bei der Flaschenreife chemisch weiter umgesetzt werden (d.h. es kommt auf das Alter des Weins an).

Grüße, Josef
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 7. Apr 2019, 03:09

Lieber Josef,

ganz herzlichen Dank !

LG, Stephane
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