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Bordeaux ganz allgemein!

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Speedsocke

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 7. Feb 2020, 18:14

Bin noch recht neu im Thema Bordeaux und immer wieder darauf gestoßen, dass die Weine (häufig) eine Verschlussphase unterschiedlichen Ausmaßes durchmachen während dieser der Trinkgenuss sehr stark eingetrübt ist. Bei Bordeaux Weinen erscheint mir dies sogar recht häufig bzw. fast immer vorzukommen während ich bei anderen Regionen dies noch nicht ganz so stark (in der Kommunikation) wahrgenommen habe.

Wie kommt es überhaupt zu dieser Verschlussphase? Was passiert da?
Und ist es tatsächlich so, dass Bordeaux Weine stärker hiervon betroffen sind? Was Gibt hierfür den Ausschlag?
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 7. Feb 2020, 18:24

Diesen Fragen, guter Weinfreund, schließe ich mich mit Verve an, vermute jedoch, dass die Antworten darauf nicht sehr aufschlussreich sein werden. Wenn nämlich jemand in der Praxis anwendbare Antworten hätte, könnte diese Person sich ein goldenes Näschen mit ihren Kenntnissen verdienen.
Hoffen tu ich trotzdem das Gegenteil und bin entsprechend gespannt!
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thiloV

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 14. Feb 2020, 09:10

Hallo,

vielleicht hängt Ihr Euch hier dran:

viewtopic.php?f=32&t=4854

Was mir von dem Thread in Erinnerung geblieben ist: Ein Forist (Jochen?) hat die Verschlussphase als 'Umbauphase' bezeichnet und der Begriff passt ganz gut. Sie gehört zum Alterungsprozess und ist praktisch unvorhersehbar, es gibt also nur Daumenregeln, die man in der Praxis anwenden kann. Aber lest selbst :D

Viele Grüße...
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragDo 20. Feb 2020, 21:00

Classement-2020-des-Crus-Bourgeois-du-Médoc-1.pdf
(84.99 KiB) 229-mal heruntergeladen


Heute ist das neue Klassement der Cru Bourgeois erschienen!
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stollinger

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 4. Apr 2020, 10:25

Im 2017 Faden hat Olaf diese Diskussion angestoßen, ich antworte mal in diesem Faden.
Olaf Nikolai hat geschrieben:Aus der aktuellen Lage ergibt sich keine einfache Situation für Weinproduzenten und - handel.
Der Gastrobereich als Absatzmarkt ist praktisch tot, ohne realistisch absehbare Perspektive, politisch keine erkennbare konzeptionelle mittel- oder langfristige Planung. Stilles, geradezu gottergebenes, vielerort ratloses Verharren.
Es ist wenig wahrscheinlich das der private Sektor die strukturellen Defizite der Absatzmärkte wird kompensieren können.
Die verfügbare Menge an Wein am Markt ist hoch. Ob Allokationen aufgrund der eingeschränkten Liquidität abgerufen und bezahlt werden ist mehr als fraglich. Viele Unternehmen sind auf cashflow angewiesen. Wie wird sich dies auf die Weinwirtschaft, gerade auch im Hinblick auf die Vermarktung der 17er, 18er und ggf. 19er Bordeauxjahrgänge, mglw. ohne das qualitative Maßstäbe eine relevante Rolle spielen werden, auswirken?
Wie ist Eure Meinung. In Blick in die Glaskugel bitte!

Hallo Olaf,

ich finde deine Frage sehr interessant, und hatte gehofft, dass sich eine Diskussion entwickelt. Ich habe leider bei ökonomischen Abläufen kaum Ahnung und eine naive Perspektive obendrein, so dass ich kaum inhaltlich beitragen kann. Ich spekulier trotzdem mal (Glaskugel), deshalb bitte nicht zu ernst nehmen.

Neben der Corona-Krise hat ja Bordeaux auch noch mit Überproduktion, Exportsteuern in die USA, der unklaren Entwicklung der Marktes in GB, sinkender Nachfrage in Asien, ... zu kämpfen.

Es geistert ja immer wieder so eine Zahl von 30€ maximale Gestellungskosten durchs Forum. Ein Bordeaux-Wein, der z.B. 50€ EVP hat, führt ja aber nicht dazu, dass sich das Chateau eine goldene Nase verdient, sondern es gibt noch weitere Kostenfaktoren ausgehend vom Wein bis zum Verbraucher. Mir fällt da z.B. folgendes ein:

- Marketing
- Vertriebskanäle
- Kredite
- Rendite-Erwartungen von Stakeholdern
- Transformationsprozess innerhalb des Chateaus/Betriebs
- Önologische Berater
- Lagerkosten/Kapitalbindung

Diese Kostenfaktoren müssen sich ja in Folge verändern, wenn das System erhalten werden will. Unklar ist mir, ob die sich in Richtung erhaltung des Cashflows, also zur Realwirtschaft hin, oder ob sich durch Kredit- bzw. Renditeanpassung der kapitalwirtschaftliche Bereich ändert. Wahrscheinlich wird das von Chateau zu Chateau anders sein. Für uns als Verbraucher wird man wohl nur die realwirtschaftlichen Maßnahmen merken. Die Kapitalwirtschaftlichen wohl erst, falls eine Blase entsteht bzw. wächst, bzw. platzt.

Was schätze ich daraus für mich und uns aus den realwirtschaftlichen Anpassungen ab?

- Es wird bei der Produktion gespart: weniger Selektion, eingeschränkte Handlese, Berater bzw. Analysen eingespart, Korkenqualität, weniger Neuholz (mehr Micro-Oxygenation), Tanninzugabe, etc. Die Qualität wird etwas runter gehen.
- Transformationen im Chateau zu Bio und neuem Equipment werden verschoben. Bordeaux wird noch weniger
progressiv sein, die Stilistik konservativ.
- Der Vertrieb wird sich konsolidieren, die Margen kleiner werden. Es wird weniger Anbieter und Händler geben.
- Die Verkosterpunkte werden weiter anwachsen, wer am lautesten schreit, wird weiterhin gefragt sein.

Die kapitalwirtschaftlichen Änderungen finde ich noch schwerer. Wie wird sich die Nachfrage nach Luxusgütern verändern, inwieweit sind Bordeaux-Weine und auch Chateaus in Zukunft als Investitionsobjekt interessant? Faktoren wie die Inflation in Zukunft sind dafür wohl maßgeblich. Als Effekt kann ich mir vorstellen:

- Es wird in naher Zukunft keine Rising-Stars (wie z.B. Les Carmes Haut Brion) geben, weil die Investition zu riskant ist.
- Es werden Parzellen bzw. Flächen vermehrt gehandelt. Wahrscheinlich sich der Markt hin zu größeren Playern konsolidieren.

Ich habe jetzt einfach mal rumgesponnen, vielleicht mag mich ja jemand korrigieren. Gerne auch direkt drauf hinweisen, dass ich bestimmt einige Begriffe, Terminologien komplett falsch verstehe, aber einfach trotzdem verwende.

Grüße, Josef
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 4. Apr 2020, 20:55

Sehr interessante Analyse. Ich denke dass die Schere zwischen den kapitalstarken Chateau und den kleinen Gütern noch mehr auseinander gehen wird, sprich es wird im kapitalschwachen Sektor zunehmend Insolvenzen geben, die Kapitalstarken werden Fläche zukaufen. Die Preise der big player werden nur homöopathisch, pseudosolidarisch sinken, die kleinen Güter werden höhere Preise zur Deckung iher Verbindlichkeiten in der nahenden Rezession nicht durchsetzen können. Das Personalproblem wird zunehmend relevant werden, weil die Grenzen undurchlässiger werden. Die Negos werden versuchen das Beste aus der Situation zu machen, der Handel in Deutschland wird eine Umstrukturierung erfahren. Auch hier wird es Insolvenzen geben.
Unter diesem Gesichtspunkt erscheint das Subskriptionsgeschäft für den Endverbraucher zunehmend zum russisch Roulette zu werden.
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Winedom

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 18. Apr 2020, 18:25

Sehr interessanter Bericht über aktuelle Besitztümerwechsel im Bordeaux und mehr Neuigkeiten von Jane Anson.

Anson: What’s new in Bordeaux wine?

https://www.decanter.com/wine-news/opin ... es-436455/

Gruß Rainer
Viele Grüße
Rainer
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stollinger

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragDo 23. Apr 2020, 17:09

Chateau d'Issan (Troisieme Grand Cru Classé - Margaux) übernimmt einen Großteil der Fläche von Chateau-Pontac Lynch (Cru bourgeois, liegt aber in Mitten von klassifizierten Gütern).

https://www.terredevins.com/actualites/ ... ntac-lynch

Was ich außerdem interessant fand, d'Issan seit 2013 seine Fläche von 25 auf 50 (abzüglich 10 ha ausserhalb Margaux) vergrößert.
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stollinger

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 16. Mai 2020, 17:41

Denis Durantou (Chateau l’Eglise Clinet) ist verstorben:

https://www.anthocyanes.fr/denis-durantou-est-decede/
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Je-Mi

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMo 15. Jun 2020, 20:32

Hallo zusammen,
ich habe von Leoville Poyferre und Grand Puy Lacoste aus 2015 jeweils 3 Flaschen. Ich kenne beide Weingüter noch gar nicht. Lohnt es sich jetzt einen der Weine zu öffnen? Kann man daraus irgendwelche Rückschlüsse auf aktuelle Jahrgänge ziehen, z.B. 2019?
Oder muss ich einfach tiefer in die Tasche greifen und ältere (trinkreife) Jahrgänge kaufen, um mir einen Eindruck zu verschaffen?
Von Grand Puy Lacoste habe ich auch noch ein paar Flaschen aus 2014, im Moment wahrscheinlich noch ungünstiger zu öffnen.
Schönen Abend noch
Jens
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