Taunus Südhang hat geschrieben:Die Rebfläche im Bordeaux ist fast 20% größer als in Deutschland!
Bei Zahlen, die im Internet kursieren, muss man sehr vorsichtig sein. Insbesondere ist Wikipedia in diesem Fall wahlweise veraltet oder schlicht und ergreifend falsch. Hier helfen nur die offiziellen Zahlen bzw. zumindest die "halboffiziellen". z.B. vom CIVB weiter. Der letzte Stand, den ich finden konnte, ist von 2020:
Bordeaux: 109.600 Hektar (Quelle: CIVB)
Deutschland: 103.180 Hekatar (Quelle: DWI)
Das macht gerade mal sechs Prozent Differenz und nicht zwanzig. Während in Deutschland die Rebfläche seit 30 Jahren mehr oder weniger konstant geblieben ist, ist sie im Bordelais auch ohne Stillegungsprämie im gleichen Zeitraum um über 10.000 Hektar geschrumpft.
Taunus Südhang hat geschrieben:Ich war schon in den 90er im Bordeaux unterwegs und überrascht, wie viele kleine Winzerbetriebe es dort gibt. Deren Betriebe sind weit weg von feudalen Chateaus. Ich denke, die sind es, die sich mit dem Absatz sehr schwer tun.
Die VK Preise ab Hof waren ( sind?) sehr niedrig und sind meilenweit von den Preisen der hier und der Fachpresse besprochenen Weine entfernt.
Dazu auch noch ein paar Zahlen. Stand 2020 gab es in Bordeaux 5.600 Weinbaubetriebe, die die obligatorische Erntemeldung gemacht haben (vor 40 Jahren waren das noch sage und schreibe 25.000 Betriebe). Nicht alle Betriebe vermarkten Wein unter einem eigenen Etikett, die Schätzungen schwanken hier zwischen 2.000 und 3.000 Betrieben, die zumindest einen Teil des Weins unter eigenem Etikett abfüllen bzw. abfüllen lassen. Das heißt: fast die Hälfte aller Weinbaubetriebe liefert anonym an Kellereien, und die bekommen dafür für Wein der generischen AOC Bordeaux aktuell weniger als einen Euro pro Liter. Dass das wirtschaftlich nicht darstellbar ist, dürfte klar sein - und genau aus der Ecke kommt die Hoffnung, staatliche Prämien für Flächenstillegungen zu bekommen.
Gruß
Ulli