Bordeaux 1982

gestern getrunken:

1982 Ch. de Fieuzal, rouge, Graves

Auge: sehr hell, selbst in der Mitte sehr helles Rot

Nase: zu Beginn sehr verhalten, zeigt er nach ca. 20 Minuten eine angenehme Würze. Vegetabil und etwas unreife rote Frucht. Etwas modrige Töne sind dabei von fauligem Holz, Dachboden kam mir auch in den Sinn. Die modrigen Töne verschwinden mit der Zeit etwas und der Wein wird etwas frischer und ausladender. Jetzt alte Zwetschgenmarmelade, diese hält sich bis zum Schluss.

Gaumen: auch hier zu Beginn modriges Holz. Recht prägnante Säure, die den Wein gut stützt, denn Tannin ist praktisch kaum mehr wahrnehmbar. Sauerkirschen. Leichter Körper. Dann etwas Süße, was dem Wein einen schönen Trinkfluss verleiht. Die zu Beginn wahrgenommenen Sauerkirschen wandeln sich analog zur Nase in Zwetschgen. Abgang von guter Länge mit schönem Säure-Touch.

Fazit: Die besten Jahre hat der Wein mit Sicherheit schon hinter sich. Lässt sich aber dennoch gut trinken. 16-16,5 P.

Gruß
Robert

zu Sylvester im Glas:

Talbot

Leider flutscht der Kork unwiderruflich nach unten, also muss "notdekaniert" werden, was dem Wein leider nicht gut tat:

Anfangs der berühmte Cordier-Stinker; wenn man nicht bescheid weiss, kann ich mir vorstellen, dass man ganz schön erschrickt. Wie jedoch so üblich verschwindet das Fäkale aber bald.
Leider raucht der Wein aber auch aus bevor er sich entfalten kann; ziemlicher Frust in den letzten Minuten von 2012. Es wird auch nicht besser, zum Glück haben wir genug Schampus hinter die Binde gekippt; also leere ich das letzte Drittel wieder zurück in eine andere ausgespülte Flasche und stopple zu.

Am nächsten Tag ist er dann ok; reife mürbe Ricola-Süsse in der Nase und am Gaumen mit genug frischer fruchtiger Säure als Konterpunkt, etwas mehlige Tannine im Abgang.
Insgesamt angenehm aber nicht so stringent und symetrisch wie ich es gerne habe, vor allem aber dann doch etwas zu belanglos und einfach am Gaumen für den Preis und den Ruf.

Fazit: Ich hoffe es war nur eine schlechte Flasche auch durch den losen Kork.

85P am ersten Tag 90P am nächsten

Parker hat 1982 (während eines Dinners) nachverkostet. Hier die Ergebnisse und eine Frage von mir: Wenn für 1982 so eine grosse Punktedichte gewährleistet ist, warum sollte das Ergebnis 2009 nicht noch besser sein dürfen?

1982 La Lagune 95
1982 Calon Segur 94
1982 Cos d’Estournel 93
1982 Lynch Bages 95
1982 Pichon Lalande 100
1982 L’Evangile 96
1982 Certan de May 90?
1982 Le Gay 92+
1982 Lafleur 100
1982 Gruaud Larose 99
1982 Canon 94
1982 Ausone 87
1982 Figeac 76
1982 Cheval Blanc 94
1982 La Mission Haut Brion 100
1982 Leoville Las Cases 98+
1982 Lafite Rothschild (magnum) 100
1982 Mouton Rothschild 100
1982 Latour 100
1982 Margaux 98
1982 Branaire Ducru 95
1982 Ducru Beaucaillou 95
1982 Beychevelle 96
1982 Leoville Barton 90+
1982 Leoville Poyferre 95

Chateau d'Angludet (1982, Margaux, FRA)
0,75 L Flasche, hoher Füllstand, Mitte 02/2013 getrunken.
Verkostungsnotiz: Violettrot mit vielen Schwebeteilchen. In der Nase Kirsche, Kaffee und Schokolade. Im Mund wie Trinkschokolade.
Kommentar: Ein bürgerlicher Margaux aus dem Erweckungsjahrgang! Hat die besten Jahre hinter sich, austrinken.
Bewertung 5/10 PPP. (ca. 87/100 Punkte)

Mein diesjähriger Geburtstagsbordeaux: Pichon Baron 1982

sehr-guter Füllstand (ts)

Korken lässt sich in völlig intaktem Zustand entfernen.

Farbe: klare, rubinrote Farbe, am Rand deutlich aufhellend

Nase: Beim Eingießen in die Karaffe ziemlich stalliger Duft
3 Stunden dekantiert: Nase hat sich stark verbessert, Duft nach schwarzen Johannisbeeren, Leder, Teer, ätherische Noten

Geschmack: sehr männlicher Pauillac, erdiger Charakter, unglaublich dicht und würzig, langer Abgang mit zart süßem Schmelz, weiche, aber spürbare Tannine. Hat noch - entgegen Gabriel und mit dem Wineterminator - unglaubliche Reserven und weiteres Potential. Hätte ich noch mehrere Flaschen davon - war leider nur ein Einzelexemplar - würde ich wohl ganz entspannt alle fünf Jahre mal eine öffnen.

Am zweiten Abend (24 Stunden nach dem Öffnen der am Vorabend nach Genuss kühl gelagerten Flasche im Anbruch) gesellt sich zu der Würze eine am Vorabend nicht vorhandene gut eingebundene, den Trinkfluss sehr animierende, erfrischende Säure. Hat sich also trotz dreistündigen Dekantierens in der angebrochenen Flasche über einen Tag hinweg sogar noch verbessert - zumindest für meinen persönlichen Geschmack. Wird im Laufe des Abends immer runder und harmonischer. Also lange dekantieren oder noch warten lautet meine persönliche Empfehlung.

Am dritten Abend einen bewusst übrig gelassenen großen Probierschluck genossen: absolut köstlich!

Fazit: ein würdiger Geburtstagsbordeaux aus meinem geliebten Jahrgang 1982, den ich schätze wie keinen anderen Bordeauxjahrgang mit Ausnahme von vielleicht 1990, meinem ersten Bordeauxjahrgang mit Jungweinerfahrung und dem einzigen mit noch mehr Trinkerfahrung (Trinkerfahrung 82er Bordeaux: seit 1995 knapp 30 Gewächse, davon 90% mehr als nur ein paar einmalige Verkostungsschlucke, allerdings bislang noch keine 1er Crus vom linken Ufer und auch keine Preishammergewächse aus Pomerol und St. Emilion). Die aus meiner Sicht großartigen Bordeauxjahrgänge 1945 und 1961 sind hier kein Vergleichsmaßstab, weil ich hiervon nur jeweils eine Handvoll Weine aus Verkostungen kenne. Neuere Jahrgänge wie der hochgelobte 2009er müssen erst mal langfristig zeigen, ob sie da mithalten können, selbst der von mir hochgeschätzte Jahrgang 2000. Hat sich mühelos in meine persönlichen Top Ten der 82er Bordeaux katapultiert und kratzt an den Top Five. Ein spannender Wein für besondere Momente...

95 Punkte

Hallo Armin,

Deine Begeisterung kann ich voll bestätigen. Ich hatte den 82er Pichon Baron zu Himmelfahrt 2012 mit folgender Notiz:

... Ich kann schonmal sagen, dass wie zu erwarten ein gut gereifter Spitzenkandidat mit am Glasrand ins Ziegelrot reichenden Reifetönen schwer im Glas liegt und eine sehr hohe Dichte und Viskosität offenbart. Die Nase ist geprägt von Leder, Tabaknoten, Blumenduft und roter Johannisbeere und erinnert mich an die blumige Beschreibung des Fassmusters des Ausone 2009 durch James Suckling "the parfume on the neck of the most beautyful woman of the world".

Im Mund zunächst Tabak und Leder, sehr harmonisch, zunächst etwas bitter, dann erfrischende Säure und die köstliche Süße eines reifen Pauillac, minutenlanger Abgang. Jetzt, 90 min. nach dem Öffnen 95 Punkte. Eines Feiertages würdig

Da haben wir sehr ähnlich empfunden. Nur hat die Flasche bei mir den Feiertag nicht überlebt!

Da haben wir sehr ähnlich empfunden.

Hallo zusammen,
dies sind auch ganz meine Erfahrungen. In den letzten drei Jahren viermal verkostet, davon zweimal in einer größeren Runde und nie unter 95 Punkten bewertet. Die größeren Runden sahen ihn im Durchschnitt auf 96 Punkten und auf Augenhöhe mit der Comtesse 82.
Aber leider ist der Baron auch kein Geheimtipp mehr. War er in 2010 noch für unter 80 € zu bekommen, zahlt man heute bereits jenseits der 150 €
Grüße
Dieter

Hallo Armin,Deine Begeisterung kann ich voll bestätigen. Ich hatte den 82er Pichon Baron zu Himmelfahrt 2012 mit folgender Notiz:

Hallo Mathias,

ich hatte bei der Vorauswahl für meinen Geburtstagsbordeaux Deine VKN auch gelesen und sie hatte mich zumindest bei der Wahl mitinspiriert!

Hallo zusammen,

das könnte mein Hauswein werden (zumindest ein heißer Anwärter ):




Eigentlich sind das im nachhinein glatte 100 Punkte; ich will mir halt doch noch immer einen kleinen Spielraum lassen für ganz große Weine, die mir vielleicht noch vors Glas laufen

Gruss
Bodo

Hallo Bodo,

Das klingt ja super und stimmt mich etwas zuversichtlich für meine 75er Comtesse die im Keller auf Weihnachten wartet. Ich bin sehr gespannt und kann es kaum erwarten.