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Bordeaux 2013

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2013

BeitragSo 27. Apr 2014, 06:34

Créot hat geschrieben:Guten Abend Herr Hilse,

...Trotzdem bleibt natürlich der Zwiespalt, dass Händler jeden Jahrgang verkaufen wollen - wenn langfristige Bindungen zu Winzern ausgebaut werden wollen (da sind Händler dann meist treuer als die Kunden) - oder müssen - insbesondere wenn Allokationen nicht verloren werden sollen. Wie sie vielleicht sagen würden: Dass der zyklischen Primeurofferte eine unausweichliche Asynchronität inhäriert, insofern der Chronos auf der Angebotsseite auf die Kairoserwartung der Nachfrageseite trifft. Dies führt wohl unweigerlich zu einer Semantik, die die in ihr dargestellte Überzeugung notwendigerweise prägen muss...

Beste Grüße.
Stefan


Guten Morgen Stefan,

sagen Sie mir doch bitte Bescheid, wenn Sie nach der Anwendung der schönen Gräzismen auch solche "Anonymous" e-mails bekommen. Der Kairos für Bordeaux 2013 jedenfalls liegt sicher nicht in seiner Primeurphase :D

Interessanterweise wird gerne mit Allokationen argumentiert, was als Verfestigung der Überzeugung dient, der Händler müsse ja jeden Jahrgang verkaufen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (welche ich damit meine, erkennen Sie leicht beim aufmerksamen Lesen so einiger Primeurofferten) sind Allokationen auf der Händlerseite viel weniger wichtig als auf der Negociantseite. Gerade durch das besondere System in Bordeaux, das aus einer synapsenähnlichen Entkopplung der Produzenten von den Endkundenzulieferern besteht, macht den Bordeauxhändler viel weniger anfällig, ohne innere Überzeugung Weine zu offerieren, die ihm gar nicht gefallen: er kauft sie einfach nicht. Da AUX FINS GOURMETS nach meinem Überblick der einzige Händler ist, der sich exklusiv mit Bordeaux befasst (und sonst eben nichts anderes als versuchsweise schöne Fotos :) macht), habe ich hier vielleicht aber einfach eine extreme Aussenseitermeinung.

Den Nachfragevarianzen ist in Bordeaux mit einer gewissen Angebotselastizität, die auch nach Jahren der allokationslosen Abstinenz Einkäufe der wichtigsten Châteaux in gehypten Jahren ermöglicht, viel leichter beizukommen als beispielsweise im Rhônetal, wo der Kauf des Minderen das Eintrittstor zum Erwerb des Gloriosen ist. Warum? Weil es eben nur einen Winzer gibt, bei dem ich z.B. Clos des Papes kaufen kann, aber ziemlich viele Negociants, die Pontet Canet einkaufen.

Einzig im Segment der Exklusivitäten liegen die Dinge anders, denn hier erwirbt der Händler die Preishoheit über den Verzicht der eigenen Elastizität, aber auch das ist ja wohl offenkundig.

Herzliche Grüße,
Matthias
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octopussy

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 11:47

Back to Business:

Mittlerweile sind alle Premiers (bis auf Latour, die aus dem en primeur Geschäft ausgestiegen sind) mit ihren Preisen draußen: Margaux, Haut Brion und Mouton kosten alle dasselbe, EVP in Deutschland ca. EUR 275,00. Lafite kostet mehr.

Hier noch die Bewertungen von Richard Hemming (Team Jancis Robinson) zu Pauillac und St. Julien. Es fällt mir weiterhin extrem schwer, zu sagen, was für den Herrn nun die Qualitätskriterien sind. Eins dürfte aber feststehen: von Namen lässt er sich nicht beeindrucken. Interessant finde ich auch, dass er einige Zweitweine nahezu so gut bewertet wie die Erstweine. Dabei hätte ich gedacht, dass 2013 gerade kein Jahr für Zweitweine ist, weil es schon schwer war, genügend gesunde und ausreichend reife Trauben für den Erstwein zu finden. Aber dass kann eine falsche Annahme sein.

5. St. Julien

Für Richard Hemming die homogenste Appelation mit den meisten guten Weinen und den wenigsten Ausrutschern nach unten.

5.1 ab 17 Punkten aufwärts

Beychevelle 2013 St-Julien 17+ Drink 2018-2028
Ch Branaire-Ducru 2013 St-Julien 17.5 Drink 2023-2033
Ch Ducru-Beaucaillou, Croix de Beaucaillou 2013 St-Julien 17+ Drink 2018-2028
Ch Ducru-Beaucaillou 2013 St-Julien 17.5 Drink 2018-2033
Ch Lagrange 2013 St-Julien 17+ Drink 2023-2038
Ch Langoa Barton 2013 St-Julien 17+ Drink 2018-2028
Ch Léoville Las Cases 2013 St-Julien 17.5+ Drink 2020-2030
Ch Talbot 2013 St-Julien 17+ Drink 2016-2028

5.2 unter 15 Punkten

Ch Lagrange, Les Fiefs de Lagrange 2013 St-Julien 14.5 Drink 2015-2017
Ch Léoville Barton 2013 St-Julien 15 Drink 2017-2023

Léoville Barton hat zwar 15 Punkte, trotzdem fand ich es bemerkenswert, dass Hemming den Wein dieses Jahr so schlecht bewertet.

6. Pauillac

Interessant finde ich hier, dass die drei Premiers alle gleich bewertet sind (17+ Punkte) und weniger gut als die beiden Pichons und Pontet Canet (und Lynch-Moussas).

6.1 ab 17 Punkten aufwärts

Ch Grand-Puy-Lacoste, Lacoste Borie 2013 Pauillac 17+ Drink 2017-2027
Ch Grand-Puy-Lacoste 2013 Pauillac 17+ Drink 2020-2033
Ch Haut-Batailley 2013 Pauillac 17+ Drink 2017-2027
Ch Lafite 2013 Pauillac 17+ Drink 2018-2028
Ch Latour 2013 Pauillac 17+ Drink 2020-2033
Ch Lynch Bages 2013 Pauillac 17+ Drink 2023-2030
Ch Lynch-Moussas 2013 Pauillac 17.5 Drink 2018-2033
Ch Mouton Rothschild 2013 Pauillac 17+ Drink 2018-2028
Ch Pibran 2013 Pauillac 17 Drink 2016-2024
Ch Pichon Longueville Comtesse de Lalande, Réserve de la Comtesse 2013 Pauillac 17.5 Drink 2018-2028
Ch Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2013 Pauillac 18 Drink 2020-2033
Ch Pichon-Longueville (Baron) 2013 Pauillac 17.5 Drink 2020-2033
Ch Pontet-Canet 2013 Pauillac 18 Drink 2017-2033

6.2 unter 15 Punkten

Keiner. Die beiden schlechtestbewertsten Weine sind:

Ch Grand-Puy Ducasse 2013 Pauillac 15 Drink 2018-2023
Ch Latour, Pauillac de Ch Latour 2013 Pauillac 15 Drink 2015-2020
Beste Grüße, Stephan
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harti

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 12:14

Hallo Stephan,

interessante Bewertungen. Ich habe augenscheinlich andere Weine im Glas gehabt :?: oder wohl doch keine Ahnung. Jedenfalls fällt mir das Nachvollziehen dieses Rankings schon einigermaßen schwer ....

Zu den Zweitweinen:

Die von den Top-Weingütern angebotenen Zweitweine sind nicht als Ausschuss zu verstehen, sondern werden ebenso akribisch behandelt wie die Erstweine. Die Selektion findet bereits im Weinberg und auf den Sortiertischen statt. Häufig handelt es sich um Weine aus speziellen Parzellen, z.B. mit jüngeren Rebanlagen.

Grüße

Hartmut
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Latour

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 13:27

harti hat geschrieben:interessante Bewertungen. Ich habe augenscheinlich andere Weine im Glas gehabt :?: oder wohl doch keine Ahnung. Jedenfalls fällt mir das Nachvollziehen dieses Rankings schon einigermaßen schwer ....
Zweitwein Comtesse besser als die Premiers deutet schon auf einen besonderen Geschmack des Verkosters hin, aber das ist auch bei der "Chefin" festzustellen
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Artur
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Latour

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 13:39

weinfex hat geschrieben:Figeac ist mit 48 ex neg raus, und Du willst wirklich aus 2013
nichts subsen... :lol:
kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Frau susa wirklich widerstehen kann, da bin sogar ich geneigt, zu kaufen ;) Was wollte man noch gleich für den 10er?
Zahlreiche Grüße
Artur
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innauen

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 13:40

Latour hat geschrieben:
harti hat geschrieben:interessante Bewertungen. Ich habe augenscheinlich andere Weine im Glas gehabt :?: oder wohl doch keine Ahnung. Jedenfalls fällt mir das Nachvollziehen dieses Rankings schon einigermaßen schwer ....
Zweitwein Comtesse besser als die Premiers deutet schon auf einen besonderen Geschmack des Verkosters hin, aber das ist auch bei der "Chefin" festzustellen


Wenn J.R. die gleiche Wertschätzung für einen Wein wie ich hat, freue ich mich. Gekauft habe ich einen Wein wegen einem Lob aus dem Hause aber nur einmal. Der Erfolg wollte sich dabei nicht einstellen. Das ist keine Kritik an der Verkosterin. Ich merke nur, dass ich eine andere Zunge habe.

Grüße,

Wolf
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 13:45

Latour hat geschrieben:
weinfex hat geschrieben: Was wollte man noch gleich für den 10er?

Ist schon lange her, aber solche Zahlen nisten sich in Gedächtnisplätzen ein, die sonst nicht so oft belegt werden: EUR 160,00 EX Negociant

Herzliche Grüße,
Matthias
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Latour

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 14:05

innauen hat geschrieben:Das ist keine Kritik an der Verkosterin. Ich merke nur, dass ich eine andere Zunge habe.
Ich auch ;)

Matthias Hilse hat geschrieben:Ist schon lange her, aber solche Zahlen nisten sich in Gedächtnisplätzen ein, die sonst nicht so oft belegt werden: EUR 160,00 EX Negociant
Es genügt halt nicht, hohe Preise aufzurufen, man muss auch zu diesen Preisen verkaufen können. Vielleicht hat damals die Spekulation auf den Rang eines Premier Grand Cru Classé A eine Rolle gespielt, aber das hat ja nicht geklappt.
Zahlreiche Grüße
Artur
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 15:17

[/quote]Es genügt halt nicht, hohe Preise aufzurufen, man muss auch zu diesen Preisen verkaufen können. Vielleicht hat damals die Spekulation auf den Rang eines Premier Grand Cru Classé A eine Rolle gespielt, aber das hat ja nicht geklappt.[/quote]

Damals hat Beausejour Duffau EUR 180 gekostet (nach 21 in 2008 :) ), und ohne die Parkerfehde wären die Dinge vielleicht auch anders gelaufen, so aber muss man sagen: es gibt in Bordeaux nur einen Winzer, der es sich erlauben kann, Preise ohne Parkerpunkte aufzurufen, die manch anderem, der viel davon hat, die Neidpickel sonstwohin treiben dürften: Francois Mitjaville. Der ist halt aber auch sonst anders.
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innauen

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 28. Apr 2014, 15:42

Matthias Hilse hat geschrieben:es gibt in Bordeaux nur einen Winzer, der es sich erlauben kann, Preise ohne Parkerpunkte aufzurufen, die manch anderem, der viel davon hat, die Neidpickel sonstwohin treiben dürften: Francois Mitjaville. Der ist halt aber auch sonst anders.


Genau. Deshalb Roc de Cambes kaufen! Ist eigentlich in jedem Jahr großartig, preislich mehr als auf dem Boden geblieben und qualitativ dem Verfolgerfeld längst entrückt.

Grüße,

Wolf
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