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Bordeaux 2003

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2003

BeitragMo 29. Jan 2018, 20:31

Zu Beginn der Woche muß es ein Bordeaux sein......zum Ende auch häufig. :D
Chateau le Boscq 2003
Der war auch schon besser....aber auch nicht wirklich schlecht.
Farbe noch immer violett im Kern aber schon mit deutlichem Wasserrand.
Nase zunächst sehr reduziert, kommt aber im Verlauf auf. Durchaus noch hell und dunkelrote Beeren. Verdünnt mit mittlerer Länge. Holz deutlich besser eingebunden als auch schon. Tannine abgeschmolzen, existentes feines Säurespiel.
Ein moderner Bordeaux auf der Zielgeraden seiner Biographie. Jetzt trinken wer hat. Für seinerzeit um 15 € gut.
Prost.
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innauen

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Re: Bordeaux 2003

BeitragDi 30. Jan 2018, 22:25

Hallo,

hier ein ähnlicher Fall wie von Kollegen Nikolai beschrieben. Sehr schöner Haut Medoc. Ich bin bekennender Fan von Senejac, den man trotz des zwischenzeitlichen Hypes um den Jahrgang 2009 noch immer zu sehr anständigen Preisen findet. Ich bin ja der antiquierten Meinung es gibt wenig Befriedigenderes als einen ordentlichen und beständigen Cru Bourgeois aus einem der vielen Jahrhundertjahrgänge zu kaufen, zehn Jahre liegen zu lassen und ihn dann über weitere zehn Jahre mit viel Freude und wenig Reue zu trinken.

So funktioniert es auch bei diesem Wein. Was ich hingegen nicht mehr so mag ist die überbordende Freude der 90er und frühen 2000er Jahre am Toasting. Das kann bisweilen anstrengend sein. Hier sind die Grenzen noch eingehalten. Weniger wäre dennoch mehr gewesen.

Bild

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2003

BeitragMi 31. Jan 2018, 17:11

Senejac ist fein. Setze auf den 16er.....
Für um 12 € guter Wert.
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2003

BeitragSa 3. Feb 2018, 10:17

Hallo zusammen,

in meiner kleinen Versuchsreihe der 2003er war gestern nun der Pichon Baron dran, und ich kann nur den Hut ziehen. Ein kompletter Wein, der - bei mir jedenfalls - keine Wünsche offen lässt. Ich finde, er ist ein perfekter Ausdruck seiner Herkunft:
- Er ist unverkennbar ein Pauillac mit seiner aristokratischen, Cabernetprägung in Aromen und Statur (wobei diese Aussage fast schon tautologisch ist, denn was ich persönlich mit Pauillac assoziiere, ist maßgeblich vom Baron geprägt)
- Er verleugnet nicht seine Entstehung in einem warmen Jahr mit seiner schmeichelnden Fülle, aber er ist keineswegs "labbrig", wie ihm in manchen Notizen attestiert wurde. Ja, er ist bereits offen und perfekt zu trinken und der Gerbstoff ist weich, aber der Wein hat zweifellos genug Struktur für eine weitere schöne Entwicklung über mehr als 10 Jahre. Ja, die Säure ist niedriger als in anderen Jahrgängen des Baron, aber sie reicht locker aus, um den ganzen Abend über einen schönen Trinkfluss aufrecht zu erhalten.
- Er repräsentiert wunderbar den "house style" mit seinem spürbaren, aber perfekt bemessenen Holzeinsatz - genau so, dass er in Verbindung mit der noch immer dominierenden reifen Frucht zusätzliche aromatische Komplexität bringt (kräftig getoastetes Brot, Leder, diese herrliche Humidor-Geschichte aus Tabak und Holz, anfangs auch ein kleiner Hauch Kokos, später stattdessen Espresso), aber nie zu sehr im Vordergrund steht. Das ist großes Kino. Die blättrigen Noten sind etwas weniger deutlich als in kühleren Jahren, aber sie sind da.
Während der Pontet Canet fast rein auf der reifen Frucht unterwegs ist und sich auch in einer Runde von Cali Cabs als Pirat wohlfühlen würde, hat der Baron deutlich mehr Facetten zu bieten und wahrt dabei noch stärker seine Herkunftstypizität und das nötige Mindestmaß an "sanfter Herbheit". Für mich ist er damit mindestens 95 Punkte wert - vom Genußfaktor des Augenblicks her würde ich sogar noch etwas höher gehen, aber ich halte mich sicherheitshalber zurück, da ich Leo B und Montrose noch nicht getrunken habe. (Und trotz aller Begeisterung denke ich, der 03er Baron kommt nicht ganz an die Beinahe-Perfektion des 90er ran, der ist ihm in seiner perfekt austarierten Balance und seiner Saftigkeit nochmal eine Nase voraus.)

VG Jürgen
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2003

BeitragSa 3. Feb 2018, 11:25

Hallo Jürgen,
schöne Beschreibung, danke für die Notiz!
Für mich ist P. Baron bisher das Beste, was mir aus 2003 ins Glas kam.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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duhart09

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Re: Bordeaux 2003

BeitragSa 3. Feb 2018, 11:53

Schwer genialer Wein, absolut!

Gruß
Uli
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Frankie Wilberforce

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Re: Bordeaux 2003

BeitragSa 3. Feb 2018, 16:36

Hallo Jürgen,
ja, der Chateau Pichon Baron ist auch in 2003 ein grandioser Wein. Ich hatte ihn Weihnachten 2014 im Glas gehabt, siehe Seite 39 ganz unten in diesem Thread. Damals war er noch etwas schwierig, obwohl er bereits die Anlagen für einen sehr großen PB gezeigt hat. Die nächste Flasche werde ich in ein paar Jahren entkorken und dann mal sehen, wie er sich entwickelt hat. Bis dahin dauert es noch eine Weile, da ich mir nur 3 Flaschen aus diesem Jahrgang gegönnt habe. Dafür gab es ein paar Flaschen mehr von Montrose, Duhart-Milon, Lafite und Lagrange.
Irgendwo muß ich ja das Geld für die nicht gekauften deutschen Premiumautomobile los werden .... und Frankreich dankt. ;)
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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manubi

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 9. Mär 2018, 23:38

Diemittelprächtigen 2003er sind zur Zeit durchaus in einer angenehmen Trinkphase und zeigen auch schon deutliche Reifeanzeichen. Heute:

Bild

Ein Wein, der im Rahmen seiner Möglichkeiten viel Freude macht. Zur vollständigen Harmonie fehlt ihm ein klein wenig Säure.

Gruß

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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manubi

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Re: Bordeaux 2003

BeitragMi 21. Mär 2018, 19:53

Chateau Cantemerle 2003

In seiner WineSpectator-Verkostungsnotiz von 2007 schrieb JS (vermutl. James Suckling?):

"Silky and simple with some berry and herbal character with a lot of earth. Light- to medium-bodied, with firm tannins and a light finish. Jammy and funky. What in the world went wrong here? Tasted twice, with consistent notes. 33,330 cases made. Score: 79"

In der Zwischenzeit hat sich der Wein offensichtlich gefangen und stabilisiert, die cellarTRACKER-Community sieht ihn jetzt auch bei 88,6 Durchschnittswertung.

Hier meine VKN von heute:

Bild

Diese Flasche ist mir glatte 90 mP wert. Beruhigend: auch ausgewiesene Fachleute wir Mr. Suckling können sich mal irren.

Gruß

Manfred
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glycosid

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Re: Bordeaux 2003

BeitragDo 22. Mär 2018, 17:34

manubi hat geschrieben:In seiner WineSpectator-Verkostungsnotiz von 2007 schrieb JS (vermutl. James Suckling?):

"...Tasted twice, with consistent notes. 33,330 cases made. Score: 79"

Das ist bei Weitem nicht der erste 2003er, dessen missmutige Primeur-Bewertungen der "Experten" sich auf lange Sicht - erfreulicherweise wie ich hinzufügen will - als unzutreffend erweisen. Und es wird auch nicht die letzte sein. Und es wird auch nicht nur diesen Jahrgang betreffen, usw....

manubi hat geschrieben:Beruhigend: auch ausgewiesene Fachleute wir Mr. Suckling können sich mal irren.

Der 2003er ist geradezu ein Lehrstück für das Ausmaß an Vertrauen, das man als konsumierender Bordeauxliebhaber denjenigen Urteilen - maximal - beimessen sollte, die die "Experten" über hastig zusammen-cuvéetierte Weinembryonen verhängen. Dass das Jahr 2003 mit seinem alle Rekorde brechenden Extrem-Sommer eine ungewöhnliche Herausforderung war, mit der die meisten Winzer das erste Mal konfrontiert wurden, kann niemand bestreiten. Dass aber auch die Noten verteilenden Weinmaster in völlig gleicher Weise mit ihnen bis dahin weithin Unbekanntem im Glase konfrontiert wurden, wird leicht übersehen. Doch ungeachtet dessen wurden von jenen in der üblichen weinprophetischen Selbstüberschätzung und mit der gewohnten "Autorität" übermäßig viele abschätzige Qualitätswechsel auf die Zukunft ausgestellt (oft garniert mit teilweise hanebüchener Ursache-Folgen-Fabuliererei).

Für meinen Teil bin ich jedenfalls froh, mich damals weniger auf jene Unkenrufe sondern mehr auf meine länger zurück liegenden Erfahrungen mit den Weingütern verlassen zu haben. Heute sind meine 2003er eine der mit Abstand sichersten Genuss-Bänke meines Weinkellers!

Prost!
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