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- Registriert: Mi 18. Apr 2012, 18:39
- Wohnort: Oberbayern
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Hallo,
gestern konnte ich in einer sehr angenehmen 8er Runde 15 Jahrgänge Chateau Rauzan Segla, Margaux verkosten. Die Weine wurden blind in folgender Reihenfolge serviert. Hier meine Eindrücke und Bewertungen:
1989
leicht dunkelbraun-roter Kern, bräunlich-rot zum Rand hin
Nase: heiße Frucht, klassisches Margaux-Aroma, recht deutliches Holz
Wird mit der Zeit immer ausladender
Gaumen: konzentriert, intensiv, heißes Jahr, Holz, komprimierte Frucht,
noch Reserven. Langer Abgang. 18–18,5/20
2005
sehr tiefes Rot, fast kein Wasserrand.
Nase: komprimiert, dicht, reifes Lesegut, recht nobel
Gaumen: frische Frucht, konzentriert, schöne dunkle Früchte von
Brombeeren u. ä., leicht überextrahiert, etwas Schärfe im
Abgang, der jedoch von guter Länge ist. 17,5/20
1988
leichter Wasserrand
Nase: etwas schwächlich im Ausdruck, nicht besonders intensiv
Gaumen: recht deutliche Säure, etwas karge Frucht, leicht säuerlich
im Abgang. Deutlich gereift, aber sehr stabil. 17/20
1982
weit gereift, leichter Wasserrand
Nase: zu beginn leicht säuerliche Zwetschge. Wird dann harmonischer mit
sehr schönem süßem Duft. Komplex, edel. Verliert sich dann aber ein
wenig an der Luft. Verführerisches Bouquet, etwas Kümmel.
Gaumen: etwas säuerlich, mittlere Intensität, praktisch kein Tannin mehr
Abang von mittlerer-guter Länge. Nase besser als Gaumen. 17–17,5/20
1959
sehr weit gereifte Farbe, recht hell und orange
Nase: komische Nase nach Patex o. ä.
Gaumen: noch einigermaßen saftige Frucht, jedoch sehr unreif bzw. grün
wahrscheinlich eine schlechte Flasche. Keine Bewertung
1985
Nase: reife, feine, süße Nase. Fehlt ein wenig an Druck, jedoch elegant
und klassisch. Edel, parfümiert.
Gaumen: beerig, noch recht saftige Frucht, auch am Gaumen nicht besonders
druckvoll, sondern eher schmeicherisch, etwas Barrique. Guter Abgang. 17,5–18/20
1997
guter Kern, doch recht deutlicher Wasserrand
Nase: konzentriert, reife Frucht, wirkt langsam gereift, parfumiert
Leicht gebrannte Nase.
Gaumen: sehr harmonisch, schönes Spiel von Frucht und reifer Süße,
hat noch Potential. 18/20
1983
Nase: sehr ungewöhnliche, aus der Reihe tanzende Aromen von Wildbret,
strauchige Frucht, Cabernet Franc.
Gaumen: sehr opulent, süß, reif, fein, lang. 18/20
1994
Nase: Strauchholz, etwas zurückhaltend, jedoch bereits recht fein
braucht noch etwas Zeit
Gaumen: ausgewogen, noch etwas zu jung. Saftige Frucht. Reifes Tannin.
Hat noch ein wenig Potential. 17-17,5/20
1975
gebrannte Farbe, leicht bräunlich
Nase: sehr süßer Duft. Überreif, wiederum kommt ein eigenartiger
Patex-Geruch durch. Büßt an der Luft deutlich ein
Gaumen: ausgewogen, feine Süße, sehr reif, mit der Zeit wird der Wein
etwas penetrant, was deutlich macht, dass der Zenit deutlich
überschritten ist. 16,5/20
2006
Nase: überkonzentriert, jung, aber bereits entwickelte Nase
Gaumen: modern, Neue-Welt-touch, gute Länge. 16,5–17/20
1986
Nase: Klassiche Bordeaux-Nase! Komplex, elegant, fein gewoben
Gaumen: sehr gut ausbalanciert, feinkörniges reifes Tannin, edle Süße
Sehr lang. Perfekter Wein im idealen Reifestadium. 19/20
1991
Nase: recht fein gereift. Etwas viel Barrique, bisschen modern anmutend.
Gaumen: etwas zu viel gewollt, bourgeois. Guter Trinkfluß 16,5/20
1976
Nase: wieder dieser komische Kleber-Geruch, überreif, etwas Kümmel
wird aber mit der Zeit etwas feiner und legt seine unsauberen Töne ab.
Gaumen: Zeigt deutlich mehr als die Nase vermuten lässt, delikate Säure, die gut
eingebunden ist, schön abgerundet. Abgang mittellang. 17–17,5/20
1978
Nase: dem 76er nicht unähnlich, aber schwächer als dieser
Gaumen: noch etwas Zwetschgen aber bereits über Zenit, leicht wässrig. 16/20
Fazit: Der beste Wein des Abends war für mich und manch andere der 86er, der sich momentan geradezu perfekt präsentiert. Für Verblüffung sorgte zweifelsohne der 97er, ein wirklich sehr guter Wein, wohl am meisten unterschätzt. Die größte Enttäuschung war leider der 1959er, aber wahrscheinlich nur eine schlechte Flasche.
Im großen und Ganzen kann behauptet werden, dass in den 80ern auf Rauzan Segla sehr gute Weine erzeugt wurden. Und auch für Rauzan Segla gilt, dass 1983 besser als 1982 war.
Mein besonderer Dank gilt dem Organisator und Gastgeber, Hannes, der nicht nur für
eine sehr angenehme Atmosphäre sondern auch für ein ausgezeichnetes Hirschragout
sorgte
Gruß
Robert
gestern konnte ich in einer sehr angenehmen 8er Runde 15 Jahrgänge Chateau Rauzan Segla, Margaux verkosten. Die Weine wurden blind in folgender Reihenfolge serviert. Hier meine Eindrücke und Bewertungen:
1989
leicht dunkelbraun-roter Kern, bräunlich-rot zum Rand hin
Nase: heiße Frucht, klassisches Margaux-Aroma, recht deutliches Holz
Wird mit der Zeit immer ausladender
Gaumen: konzentriert, intensiv, heißes Jahr, Holz, komprimierte Frucht,
noch Reserven. Langer Abgang. 18–18,5/20
2005
sehr tiefes Rot, fast kein Wasserrand.
Nase: komprimiert, dicht, reifes Lesegut, recht nobel
Gaumen: frische Frucht, konzentriert, schöne dunkle Früchte von
Brombeeren u. ä., leicht überextrahiert, etwas Schärfe im
Abgang, der jedoch von guter Länge ist. 17,5/20
1988
leichter Wasserrand
Nase: etwas schwächlich im Ausdruck, nicht besonders intensiv
Gaumen: recht deutliche Säure, etwas karge Frucht, leicht säuerlich
im Abgang. Deutlich gereift, aber sehr stabil. 17/20
1982
weit gereift, leichter Wasserrand
Nase: zu beginn leicht säuerliche Zwetschge. Wird dann harmonischer mit
sehr schönem süßem Duft. Komplex, edel. Verliert sich dann aber ein
wenig an der Luft. Verführerisches Bouquet, etwas Kümmel.
Gaumen: etwas säuerlich, mittlere Intensität, praktisch kein Tannin mehr
Abang von mittlerer-guter Länge. Nase besser als Gaumen. 17–17,5/20
1959
sehr weit gereifte Farbe, recht hell und orange
Nase: komische Nase nach Patex o. ä.
Gaumen: noch einigermaßen saftige Frucht, jedoch sehr unreif bzw. grün
wahrscheinlich eine schlechte Flasche. Keine Bewertung
1985
Nase: reife, feine, süße Nase. Fehlt ein wenig an Druck, jedoch elegant
und klassisch. Edel, parfümiert.
Gaumen: beerig, noch recht saftige Frucht, auch am Gaumen nicht besonders
druckvoll, sondern eher schmeicherisch, etwas Barrique. Guter Abgang. 17,5–18/20
1997
guter Kern, doch recht deutlicher Wasserrand
Nase: konzentriert, reife Frucht, wirkt langsam gereift, parfumiert
Leicht gebrannte Nase.
Gaumen: sehr harmonisch, schönes Spiel von Frucht und reifer Süße,
hat noch Potential. 18/20
1983
Nase: sehr ungewöhnliche, aus der Reihe tanzende Aromen von Wildbret,
strauchige Frucht, Cabernet Franc.
Gaumen: sehr opulent, süß, reif, fein, lang. 18/20
1994
Nase: Strauchholz, etwas zurückhaltend, jedoch bereits recht fein
braucht noch etwas Zeit
Gaumen: ausgewogen, noch etwas zu jung. Saftige Frucht. Reifes Tannin.
Hat noch ein wenig Potential. 17-17,5/20
1975
gebrannte Farbe, leicht bräunlich
Nase: sehr süßer Duft. Überreif, wiederum kommt ein eigenartiger
Patex-Geruch durch. Büßt an der Luft deutlich ein
Gaumen: ausgewogen, feine Süße, sehr reif, mit der Zeit wird der Wein
etwas penetrant, was deutlich macht, dass der Zenit deutlich
überschritten ist. 16,5/20
2006
Nase: überkonzentriert, jung, aber bereits entwickelte Nase
Gaumen: modern, Neue-Welt-touch, gute Länge. 16,5–17/20
1986
Nase: Klassiche Bordeaux-Nase! Komplex, elegant, fein gewoben
Gaumen: sehr gut ausbalanciert, feinkörniges reifes Tannin, edle Süße
Sehr lang. Perfekter Wein im idealen Reifestadium. 19/20
1991
Nase: recht fein gereift. Etwas viel Barrique, bisschen modern anmutend.
Gaumen: etwas zu viel gewollt, bourgeois. Guter Trinkfluß 16,5/20
1976
Nase: wieder dieser komische Kleber-Geruch, überreif, etwas Kümmel
wird aber mit der Zeit etwas feiner und legt seine unsauberen Töne ab.
Gaumen: Zeigt deutlich mehr als die Nase vermuten lässt, delikate Säure, die gut
eingebunden ist, schön abgerundet. Abgang mittellang. 17–17,5/20
1978
Nase: dem 76er nicht unähnlich, aber schwächer als dieser
Gaumen: noch etwas Zwetschgen aber bereits über Zenit, leicht wässrig. 16/20
Fazit: Der beste Wein des Abends war für mich und manch andere der 86er, der sich momentan geradezu perfekt präsentiert. Für Verblüffung sorgte zweifelsohne der 97er, ein wirklich sehr guter Wein, wohl am meisten unterschätzt. Die größte Enttäuschung war leider der 1959er, aber wahrscheinlich nur eine schlechte Flasche.
Im großen und Ganzen kann behauptet werden, dass in den 80ern auf Rauzan Segla sehr gute Weine erzeugt wurden. Und auch für Rauzan Segla gilt, dass 1983 besser als 1982 war.
Mein besonderer Dank gilt dem Organisator und Gastgeber, Hannes, der nicht nur für
eine sehr angenehme Atmosphäre sondern auch für ein ausgezeichnetes Hirschragout
sorgte
Gruß
Robert
Zuletzt geändert von Weinbertl am So 18. Nov 2012, 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
Robert
Robert