Gestern Abend fand eine kurzfristig anberaumte 2001-er Probe der Bordeaux-Runde Franfkurt zur Verkürzung der Sommerpause statt. Trotz der übersichtlichen Aufstellung „
4 Weine, 4 Köpfe“ war es ein sehr gelungener Abend. Am Vorabend zu Christi Himmelfahrt lag mit einem Flight Saint-Emilion und einem Flight Saint-Julien etwas Heiliges in der Luft:
Troplong Mondot 2001: Dunkelrot, etwas violette Reflexe, leichte Aufhellung am Rand. In der schönen Nase Süß- und Sauerkirsche, Menthol, Leder, Edelholz, leicht süßlich anmutend.
Am Gaumen schlapp mit verhaltenen Tanninen und magerer Säure. Dünn aber nicht kurz.
(=>16 Punkte)Canon La Gaffeliere 2001: Rostrot, stärkere Aufhellung am Rand, reduzierte Farbtiefe. Beim Schwenken im Glas Braunschleier und markante Kirchenfenster. In der Nase deutliche Kuhstallnote, später ergänzt um Kaffee und Waldboden. Am Gaumen Pflaume und Backpflaume, Gewürze insbes. Chilli, Fleisch! Fester Körper aber etwas alkoholisch. Mittellang.
(=>17 bis 18 Punkte)Leoville Barton 2001: Dunkelrot, violette Reflexe, marginale Aufhellung am Rand. In der Nase Kuhstall, Pilze, etwas Graphit und Tabak, leicht scharf. Am Gaumen dunkle Früchte, präsente noch etwas sperriger Tannine. Kompakt. Relativ jung anmutend mit Potential. Mittellang.
(=>18 Punkte) Ducru Beaucaillou 2001: Dunkelrot, etwas violette Reflexe, leichte Aufhellung am Rand. In der Nase Himbeere, Menthol und Sahnebonon. Am Gaumen auch Sauerkirsche und Brombeere, wieder Sahnebonbon, Veilchen, Gewürze. Bisweilen in dieser Phase etwas künstliche Aromatik, aber der Körper samtig, saftig, fein. Dabei subtil Präsenz und Stärke zeigend. Mittellang bis lang.
(=>18 bis 19 Punkte)Fazit: Troplong Mondot war in der Nase schön, sonst aber enttäuschend. Es war auch die einzige Flasche in der am Ende noch substantiell etwas drin war. Canon La Gaffeliere war visuell am stärksten gealtert und mit einer dominanten Kuhstallnote zunächst etwas eindimensional, fing sich aber im Laufe des Abends und hat mit seiner Rustikalität und Wandlungsfähigket Spaß gemacht. Leoville Barton zeigte sich sehr gut, war ausgewogen und hat m.E. richtig Potential, war er doch über den Abend nahezu stabil. Als Musterschüler fehlte ihm m.E. das gewisse Etwas zum WOTN. Ducru Beaucaillou bot eine starke Himbeersahne-Note zeigte sich über den Abend aber vielschichtiger: Einerseits samtig, andererseits ein Trumm von einem Wein: "Die Faust im Glace-Handschuh". Mein WOTN!
Perzeption in der Gruppe: Einige von uns sahen den Troplong Mondot weniger schwach, haben nicht so einen Zugang zum Canon la Gaffeliere gefunden und sortierten den Leoville Barton in seiner Mustergültigkeit auf Augenhöhe zum Ducru Beaucaillou oder darüber. Das Gruppenranking deckt sich im Mittel jedoch mit der o.g. Abstufung.