Fr 7. Sep 2012, 08:59
UlliB hat geschrieben:So wie ich das sehe, gab es 22 "Promotionen", aber keine einzige Abstufung. Das vermeidet den schon fast endlosen Ärger, den man sich mit der 2006er-Revision eingehandelt hatte, und zeigt, wohin es mit jeder Klassifikation (egal ob staatlich, halbstaatlich oder privatrechtlich) gehen wird: um juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden, wird gelegentlich der eine oder andere aufgestuft, aber niemand abgestuft. Das macht eine Klassifikation aus Sicht des Konsumenten zumindest mittelfristig völlig wertlos und lediglich zu einem preistreibenden Marketinginstrument für eine weitgehend ahnungslose Zielgruppe.
Gruß
Ulli
Fr 7. Sep 2012, 09:41
innauen hat geschrieben:die andere Möglichkeit besteht darin, eine einmal eingeführte Klassifikation über 150 Jahre nicht mehr anzufassen. Das kann klappen (na klar, am linken Ufer) oder danebengehen (Lagenklassifikation in Deutschland)
Fr 7. Sep 2012, 11:51
susa hat geschrieben:...und Figeac wieder nicht oben
Fr 7. Sep 2012, 13:50
Fr 7. Sep 2012, 14:30
Fr 7. Sep 2012, 15:17
Rotundweiss hat geschrieben:Hat im Bordeaux eine Klassifikation (außer Premier Crus) irgendeine Relevanz bzgl. des Kaufverhaltens der Verbraucher ?
Fr 7. Sep 2012, 15:44
Fr 7. Sep 2012, 16:01
UlliB hat geschrieben:
Gerade die genannten Premiers zeigen, dass es schon eine Relevanz gibt - mit Qualität alleine hätten die ihren doch ganz erheblichen preislichen Abstand zu den unmittelbar darunter liegenden Weinen (die qualitativ nicht unbedingst schlechter sind) nicht durchsetzen können. Am anderen Ende der Klassifikation: glaubt irgend jemand, dass Erzeuger wie Lynch Moussas oder Pedesclaux über Jahrzehnte hinweg für ihre in den meisten Jahren wirklich miesen Weine, die schlechter waren als sehr viele cru bourgeois, immer noch durchaus beachtliche Preise hätten fordern können, wenn sie nicht den Status eines grand cru classé en 1855 gehabt hätten?
Die extrem heftige rechtliche Auseinandersetzung um die schlussendlich kassierte 2006er St-Emilion-Klassifikation, die die klagenden Winzer einiges gekostet haben dürfte, lässt ebenfalls vermuten, dass es dabei nicht nur um Prestige, sondern durchaus auch um Geld gegangen ist.
Warten wir mal den Preis für den 2012er Angelus ab. Teuer war der in den letzten Jahren eigentlich immer, aber eben nicht so teuer wie Cheval blanc oder gar Ausone. Das wird sich jetzt ändern - und der Wein wird auch zum deutlich höheren Preis gekauft werden, weil er jetzt amtlich bestätigt zu den besten Weinen Bordeaux gehört.
Wer nach Parker-Punkten kauft, macht auch nichts anderes, als seine Kaufentscheidungen von einer "höheren Instanz" treffen zu lassen. Diese Instanz kann auch eine (halb-)staatliche Klassifizierungskommission sein, die mit entsprechender Autorität ausgestattet festlegt, wer im langjährigen Durchschnitt die besten Weine produziert.
Gru
Ulli
Fr 7. Sep 2012, 19:45
Rotundweiss hat geschrieben:Wie soll eine 1855er Klassifikation weitestgehend ohne update (linke Seite) für den Verbraucher verlässlich sein, wenn z.B. ein Weingut in dieser Zeit 10 mal den Besitzer oder den Direktor wechselt und somit wechselnde Qualitäten oder Stile wahrscheinlich sind ?
Fr 7. Sep 2012, 19:55
Rotundweiss hat geschrieben:
Hallo Ulli,
nachvollziehbar, für mich aber eher die Ausnahme der Regel.
Der alles und entscheidende Unterschied zwischen Parker und einer Klassifizierungskommission dürfte doch in der für den Verbraucher wichtigen Aktualität liegen.
Die Einstufung als 5er Cru für Pontet Canet und Lynch Bages verrät mir beispielsweise nichts über die vermutlich fantastische Qualität der Jahrgänge 09 und 10.
Eine Parker-Bewertung von 100 bzw. 98 Punkten hingegen schon eher.
Wie soll eine 1855er Klassifikation weitestgehend ohne update (linke Seite) für den Verbraucher verlässlich sein, wenn z.B. ein Weingut in dieser Zeit 10 mal den Besitzer oder den Direktor wechselt und somit wechselnde Qualitäten oder Stile wahrscheinlich sind ?