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Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 07:59

UlliB hat geschrieben:So wie ich das sehe, gab es 22 "Promotionen", aber keine einzige Abstufung. Das vermeidet den schon fast endlosen Ärger, den man sich mit der 2006er-Revision eingehandelt hatte, und zeigt, wohin es mit jeder Klassifikation (egal ob staatlich, halbstaatlich oder privatrechtlich) gehen wird: um juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden, wird gelegentlich der eine oder andere aufgestuft, aber niemand abgestuft. Das macht eine Klassifikation aus Sicht des Konsumenten zumindest mittelfristig völlig wertlos und lediglich zu einem preistreibenden Marketinginstrument für eine weitgehend ahnungslose Zielgruppe.

Gruß
Ulli


die andere Möglichkeit besteht darin, eine einmal eingeführte Klassifikation über 150 Jahre nicht mehr anzufassen. Das kann klappen (na klar, am linken Ufer) oder danebengehen (Lagenklassifikation in Deutschland).
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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UlliB

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 08:41

innauen hat geschrieben:die andere Möglichkeit besteht darin, eine einmal eingeführte Klassifikation über 150 Jahre nicht mehr anzufassen. Das kann klappen (na klar, am linken Ufer) oder danebengehen (Lagenklassifikation in Deutschland)


Auch die 1855er Klassifikation für das linke Ufer wurde einmal angefasst, und das auch für eine Aufstufung (Mouton, 1973).

Aber schon richtig - es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, mit einer einmal etablierten Klassifikation umzugehen, wenn man sie nicht durch juristische Auseinandersetzungen gefährden möchte: nie wieder anfassen (dann wird sie irgendwann ein historisches Dokument) oder aber bei Änderungen lediglich aufstufen, aber niemals abstufen - bis irgendwann alle ganz oben angekommen sind. Der erste Weg wurde im Médoc gewählt; in St. Emilion (und vermutlich auch bei der VDP-Lagenklassifikation) nimmt man den zweiten.

Für den Konsumenten sind beide Varianten wertlos.

Gruß
Ulli
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nougat

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 10:51

susa hat geschrieben:...und Figeac wieder nicht oben :cry:


Kleine Masochistin oder in Besitz von Draghis Füllhorn? ;)

Hat es Corbin-Michotte erwischt? Vermisse ich aber nicht wirklich, weil ich kein Interesse daran habe, meinen Geschmack mit zwielichtigen Rankings abzugleichen.
Grüße
Martin

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Rotundweiss

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 12:50

Mal in die Runde gefragt:

Hat im Bordeaux eine Klassifikation (außer Premier Crus) irgendeine Relevanz bzgl. des Kaufverhaltens der Verbraucher ?

Aus meiner Sicht dürfte doch eher das Wohl oder Wehe unseres geliebten amerikanischen Advocaten entscheidend sein, welches die Kaufentscheidungen beeinflusst.

Unbestritten der Qualitäten dürften Preise für beispielsweise Pontet Canet 09/10 oder Lynch Bages 09/10 aufgrund ihrer Einstufung schwerlich durchsetzbar sein.
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Weinbertl

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 13:30

wenn es in Bdx eine Klassifikation geben würde, die in regelmäßigen Abständen überprüft wird (inkl. Abstufungen), dann hätte diese wohl eine Relevanz für den Verbraucher. Dies ist jedoch nicht der Fall, also spielen lediglich die Bewertungen der Gurus eine Rolle.
Bei den 1ern ist dies sicherlich anders, das liegt in erster Linie aber daran, dass die betreffenden Chtx über viele Jahre ihrer Einstufung idR gerecht wurden/werden.

Gruß
Robert
Grüße
Robert
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UlliB

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 14:17

Rotundweiss hat geschrieben:Hat im Bordeaux eine Klassifikation (außer Premier Crus) irgendeine Relevanz bzgl. des Kaufverhaltens der Verbraucher ?


Gerade die genannten Premiers zeigen, dass es schon eine Relevanz gibt - mit Qualität alleine hätten die ihren doch ganz erheblichen preislichen Abstand zu den unmittelbar darunter liegenden Weinen (die qualitativ nicht unbedingst schlechter sind) nicht durchsetzen können. Am anderen Ende der Klassifikation: glaubt irgend jemand, dass Erzeuger wie Lynch Moussas oder Pedesclaux über Jahrzehnte hinweg für ihre in den meisten Jahren wirklich miesen Weine, die schlechter waren als sehr viele cru bourgeois, immer noch durchaus beachtliche Preise hätten fordern können, wenn sie nicht den Status eines grand cru classé en 1855 gehabt hätten?

Die extrem heftige rechtliche Auseinandersetzung um die schlussendlich kassierte 2006er St-Emilion-Klassifikation, die die klagenden Winzer einiges gekostet haben dürfte, lässt ebenfalls vermuten, dass es dabei nicht nur um Prestige, sondern durchaus auch um Geld gegangen ist.

Warten wir mal den Preis für den 2012er Angelus ab. Teuer war der in den letzten Jahren eigentlich immer, aber eben nicht so teuer wie Cheval blanc oder gar Ausone. Das wird sich jetzt ändern - und der Wein wird auch zum deutlich höheren Preis gekauft werden, weil er jetzt amtlich bestätigt zu den besten Weinen Bordeaux gehört.

Wer nach Parker-Punkten kauft, macht auch nichts anderes, als seine Kaufentscheidungen von einer "höheren Instanz" treffen zu lassen. Diese Instanz kann auch eine (halb-)staatliche Klassifizierungskommission sein, die mit entsprechender Autorität ausgestattet festlegt, wer im langjährigen Durchschnitt die besten Weine produziert.

Gru
Ulli
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Polyphenol

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 14:44

Hallo,

im Parker-Forum wird auch über die neue Klassifizierung diskutiert. Derzeit ist die Diskussion in Richtung Figeac und Tetre Roteboeuf und ihre Platzierung bzw. Nichtplatzierung in dem neuen Klassement gedriftet.

Zum Thema Tetre Rotebeuf haben einige Diskutanten angedeutet, dass Parker vor einiger Zeit seine Gründe dargelegt hat warum er Tetre Rotebeuf nicht mehr en primeur bewertet. Kennt jemand aus dem Forum die Gründe?

Francois Mauss hat angedeutet das Francois Mitjaville (Besitzer von Tetre Rotebeuf) eine andere Deutung des Ereignisses als Parker hat. Kennt jemand die Version des Francois Mitjaville?

Viele Grüße, Uli
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Rotundweiss

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 15:01

UlliB hat geschrieben:
Gerade die genannten Premiers zeigen, dass es schon eine Relevanz gibt - mit Qualität alleine hätten die ihren doch ganz erheblichen preislichen Abstand zu den unmittelbar darunter liegenden Weinen (die qualitativ nicht unbedingst schlechter sind) nicht durchsetzen können. Am anderen Ende der Klassifikation: glaubt irgend jemand, dass Erzeuger wie Lynch Moussas oder Pedesclaux über Jahrzehnte hinweg für ihre in den meisten Jahren wirklich miesen Weine, die schlechter waren als sehr viele cru bourgeois, immer noch durchaus beachtliche Preise hätten fordern können, wenn sie nicht den Status eines grand cru classé en 1855 gehabt hätten?

Die extrem heftige rechtliche Auseinandersetzung um die schlussendlich kassierte 2006er St-Emilion-Klassifikation, die die klagenden Winzer einiges gekostet haben dürfte, lässt ebenfalls vermuten, dass es dabei nicht nur um Prestige, sondern durchaus auch um Geld gegangen ist.

Warten wir mal den Preis für den 2012er Angelus ab. Teuer war der in den letzten Jahren eigentlich immer, aber eben nicht so teuer wie Cheval blanc oder gar Ausone. Das wird sich jetzt ändern - und der Wein wird auch zum deutlich höheren Preis gekauft werden, weil er jetzt amtlich bestätigt zu den besten Weinen Bordeaux gehört.

Wer nach Parker-Punkten kauft, macht auch nichts anderes, als seine Kaufentscheidungen von einer "höheren Instanz" treffen zu lassen. Diese Instanz kann auch eine (halb-)staatliche Klassifizierungskommission sein, die mit entsprechender Autorität ausgestattet festlegt, wer im langjährigen Durchschnitt die besten Weine produziert.

Gru
Ulli


Hallo Ulli,

nachvollziehbar, für mich aber eher die Ausnahme der Regel.

Der alles und entscheidende Unterschied zwischen Parker und einer Klassifizierungskommission dürfte doch in der für den Verbraucher wichtigen Aktualität liegen.

Die Einstufung als 5er Cru für Pontet Canet und Lynch Bages verrät mir beispielsweise nichts über die vermutlich fantastische Qualität der Jahrgänge 09 und 10.

Eine Parker-Bewertung von 100 bzw. 98 Punkten hingegen schon eher.

Wie soll eine 1855er Klassifikation weitestgehend ohne update (linke Seite) für den Verbraucher verlässlich sein, wenn z.B. ein Weingut in dieser Zeit 10 mal den Besitzer oder den Direktor wechselt und somit wechselnde Qualitäten oder Stile wahrscheinlich sind ?
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UlliB

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 18:45

Rotundweiss hat geschrieben:Wie soll eine 1855er Klassifikation weitestgehend ohne update (linke Seite) für den Verbraucher verlässlich sein, wenn z.B. ein Weingut in dieser Zeit 10 mal den Besitzer oder den Direktor wechselt und somit wechselnde Qualitäten oder Stile wahrscheinlich sind ?


Verlässlich ist sie ganz sicher nicht, aber darum ging es mir auch gar nicht. Denn trotz ihrer "Nicht-Verlässlichkeit" ist sie offensichtlich keineswegs irrelevant, wie die von mir gewählten Beispiele zeigen. Zumindest ein Teil der Konsumenten nimmt sie immer noch ernst, und die Preise werden deshalb durch die Klassifikation mitbestimmt, wenn auch nur zum Teil. Ein Lynch Bages mit 98 Parker-Punkten kostet immer noch einen Bruchteil von einem Latour oder Lafite mit 98 Parker-Punkten, und ein Pedesclaux mit 86 Parker-Punkten kostet dramatisch mehr als irgendein CB mit der gleichen Note.

Wir sollten hier nicht von uns auf das Marktgeschehen schließen. Wer gut informiert ist (oder wenigstens glaubt, es zu sein ;) ), braucht keine Klassifikation. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie für das Marktgeschehen ohne Relevanz ist.

Gruß
Ulli
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Desmirail

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Re: Neues Klassement St. Emilion Pavie 1er GCC A

BeitragFr 7. Sep 2012, 18:55

Rotundweiss hat geschrieben:
Hallo Ulli,

nachvollziehbar, für mich aber eher die Ausnahme der Regel.

Der alles und entscheidende Unterschied zwischen Parker und einer Klassifizierungskommission dürfte doch in der für den Verbraucher wichtigen Aktualität liegen.

Die Einstufung als 5er Cru für Pontet Canet und Lynch Bages verrät mir beispielsweise nichts über die vermutlich fantastische Qualität der Jahrgänge 09 und 10.

Eine Parker-Bewertung von 100 bzw. 98 Punkten hingegen schon eher.

Wie soll eine 1855er Klassifikation weitestgehend ohne update (linke Seite) für den Verbraucher verlässlich sein, wenn z.B. ein Weingut in dieser Zeit 10 mal den Besitzer oder den Direktor wechselt und somit wechselnde Qualitäten oder Stile wahrscheinlich sind ?


Moin,

beste Grüße aus dem süden Frankreichs! Bzgl. des Teils oben:

Das hatte ja René Gabriel in seinen Büchern "Bordeaux Total" auch aufzuarbeiten versucht. Er stand (vermutlich noch immer stehend) auch auf dem Standpunkt dass das 1855er einer grundlegenden Revision bedarf. Eine Idee die ich durchaus nachempfinden kann.
Zuletzt geändert von Desmirail am Fr 7. Sep 2012, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
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