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Bordeaux 1995

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 16:40

Ollie hat geschrieben:Äh?! Wieso anderthalb Tage? Hier geht's um Stunden. Stun-den! :lol:
Man kann Tage auch in Stunden messen. Oder in Vielfachen der Planck-Zeit. :P
Ollie hat geschrieben:Außerdem: In einem großen Glas bekommt der Wein eine große Oberfläche und nimmt schneller Temperatur an, deswegen entwickelt er sich schneller als in der Flasche oder in der Karaffe.
Ach deswegen kommt der Korken wieder auf die Flasche. Oder nicht. Oder |Korken-auf-Flasche⟩ und |Korken-nicht-auf-Flasche⟩ werden superponiert, bis die Gäste kollabieren. :?
Besten Gruß, Karsten
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schneesurfer

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 17:15

Sauberle Jungs, vielen Dank! Tolle Vorschläge und Anregungen.
Ich werde ihn auf alle Fälle nach dem Öffnen probieren .... leider habe ich keine 2. Flasche davon.
Dann werde ich ihn in einen Dekanter umfüllen und das Depot aus der Flasche entfernen.
Je nachdem, wie sich der Wein im Glas zeigt und über die halbe Stunde des Umfüllens/Flasche ausspülen entwickelt (oder auch nicht), lasse ich ihn dann in der MAG oder weiterhin im Dekanter.
Kurz vor dem Ausschenken hole ich die Flasche dann aus dem Schlafzimmer.
Ausgeschenkt wird in normalen Gabriel Universal.
Bei mir gibt's Chilli con Carne, ich denke dazu schenke ich eher ein Helles aus Bayern oder nen kräftigen Brunello.
Danach den dann hoffentlich nicht mehr ganz so "harten" Talbot.
...oder doch zum Essen (Olaf? ... ist er wirklich so "hart")
Hatte bislang nur den Talbot aus 1990 und der ist unter meinen Top 10 ever.

Grüße
Gruß
Schneesurfer

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
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Ollie

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 18:12

amateur des vins hat geschrieben:Ach deswegen kommt der Korken wieder auf die Flasche. Oder nicht. Oder |Korken-auf-Flasche⟩ und |Korken-nicht-auf-Flasche⟩ werden superponiert, bis die Gäste kollabieren. :?


Dirac in einem Weinforum? |wtf?!⟩ Bestimmt denkst du auch, du hättest nicht zwei Katzen, sondern beide. :mrgreen:

Nein, je nach Korken ist der Wein ein kanonisches oder eben ein großkanonisches Ensemble. Das macht wahrscheinlich den ganzen Unterschied, wenn der kleine Dämon sauber arbeitet. :ugeek:


schneesurfer hat geschrieben:Hatte bislang nur den Talbot aus 1990 und der ist unter meinen Top 10 ever.


Mein Ater Herr ist ein Talbot-Fan, und der 90er Ist auch einer seiner Lieblingsweine. :)


Cheers,
Ollie
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 22:11

Der 95er war vor einiger Zeit recht spröde aus der Eintel. Mit Magnum Formatflaschen vom dem aus 95 habe ich keine Erfahrung, könnte mir aber gut vorstellen, dass der eher noch unentwickelter daherkommt. Generell fehlt dem 95er die Reife wie in 82/83 89/90. Das ist auch stilistisch ein ganz anderer Wein als die Talbot der frühen und Mitachziger m.E.
Gerade auch der 96er ist "sauberer" gearbeitet. Das will ich gar nicht negativ bewerten (ich finde den 96er wirklich sehr gut, qualitativ auf etwa der Höhe mit dem Lagrange), aber die Stilistik unterscheidet sich doch klar von der der 80er.
Könnte mir den 95er gut zum Rindersteak oder zu Lamm vorstellen, aber da bin ich vielleicht zu "eingefahren".
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Kle

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 22:39

Ollie hat geschrieben:Meine persönliche Standardvorgehensweise für alte Bordeaux:

0. Flasche, Ersatzflasche (d.h. hier die zweite Magnum 1995er Talbot, so vorhanden) bzw. Ersatzwein (also ein ganz anderer Wein) mindestens einen Tag senkrecht stellen, damit das Depot nach unten rutscht. (Schon gemacht, wie ich lese.

1. Zwei Stunde vor dem Servieren den Wein langsam (nicht plätschernd) dekantieren; das Depot muss raus, sonst wirbelt es beim Einschenken immer auf. Karaffe sollte eher vasenförmig als superbauchig sein. (Könnte auch eine leere Magnumflasche sein.)

2. Wein (angemessene Portion for future use, s.u.) in ein großes Glas (ggf. in zwei Gläser) schenken und direkt probieren, ob er okay ist. Sonst Ersatzflasche/-wein aktivieren.

3. Okayen Wein vorsichtig (nicht plätschernd) in die gereinigte Flasche verbringen; Korken drauf.

4. Falls sich der Wein im Glas in den ersten 15 bis 30 Minuten signifikant verbessert, Korken von der Flasche runter, sonst Korken drauflassen. Sollte der Wein nach 30 Minuten immer noch hart und verschlossen wirken, sofort sturzkaraffieren, also plätschernd und in eine sehr bauchige Karaffe. Stoßbeten und Ersatzwein aktivieren (je nach Alter mit ähnlicher Prozedur). (Sturzkaraffieren geht nur nach vorheriger Abscheidung des Depots, deshalb der Aufwand.)

5. Falls sich der Wein im Glas über die Zeit weiter signifikant verbessert, den Wein in eine bauchige Karaffe stürzen. Die Restentfaltung findet dann im Glas der Gäste statt. Wenn der Abend lang genug bzw. es genug andere Weine gibt, wird der Talbot sich in der Karaffe weiter verbessern. (Das berühmte beste Glas gibt's aber eh erst am folgenden Vormittag, die letzte Pfütze nämlich.)

Viel Glück und viel Spaß!

Cheers,
Ollie


Danke, allein dies zu lesen ist ein Hochgenuss und macht Lust auf Nachahmung. Der einzige Grund, warum ich sogar deutlich bescheidenere Prozeduren nur noch selten anwende, ist der Frust, wenn Weine sich völlig unbeeindruckt von ihnen zu zeigen schienen. Sie gleich ins Glas zu lassen oder mit dem größten Teil der Flasche bis zum nächsten Tag zu warten, bringt hingegen auf einfache Weise entweder ein schönes Erlebnis oder ein entspanntes Verzeihen: Der Wein kann nichts dafür, er wäre ohne die eigene Bequemlicheit sicher großartig gewesen.
Aber nach dieser Lektüre fange ich noch einmal neu an.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 1995

BeitragDo 14. Dez 2023, 23:13

...und das Lustige daran: Es scheint nicht viel mehr als qualifiziertes Raten zu sein. Mal blüht der Wein auf, mal stirbt er den Heldentod. Und rein zufällig :roll: hören und lesen wir von ersterem häufiger, weil über zweiteres das Mäntelchen des Schweigens gehüllt wird.

Ollie hat natürlich wieder punktgenau das wesentliche herausgearbeitet:
Ollie hat geschrieben:Wenn der Abend lang genug bzw. es genug andere Weine gibt, wird der Talbot [jeder Wein] sich [...] weiter verbessern.
Es gibt nur einen Ausweg: Trinkt das Zeug jung, dann zerfällt es euch nicht zwischen Entzapfen und Einschenken! :twisted:
Besten Gruß, Karsten
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1995

BeitragFr 15. Dez 2023, 12:05

...was gerade beim 95er schwierig war, denn die Weine hatten nur eine recht kurze Fruchtphase.
Ein kerniger Jahrgang.
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schneesurfer

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Re: Bordeaux 1995

BeitragFr 15. Dez 2023, 17:30

Olaf Nikolai hat geschrieben:Der 95er war vor einiger Zeit recht spröde aus der Eintel.


Ok, hier die Rückmeldung.
Korken recht weich, deshalb die Spindel ganz reingedreht um ihn nicht abzureißen
Beim Rausziehen hat's dann plötzlich knack gemacht und die unteren 3-4mm sind steckengeblieben - sauberle.
Alles in den Dekanter umgefüllt und den letzten Schluck zum probieren in's Glas - jetzt weiß ich was Oli mit "hart" meinte :shock:
Gottseidank habe ich mit einer Kochpinzette das abgerissene Endstück sauber aus der Flasche bekommen.
Nun atmet der Tropfen im Dekanter bei 14-15 Grad und erhält hoffentlich einen kleinen Schub.
Etwas mehr Kraft und eine etwas elegantere St.Julien Note wäre mir ganz recht.
..gerade mal nach 2h einen Schluck genommen ....nun leichte Reifenoten, jedoch deutlich harmonischer mit anständiger Länge.
Habe den Wein direkt zurück in die Flasche und mit Argon versiegelt ... er darf sich später noch in den Gläsern weiterentwickeln.
Ich berichte
Gruß
Schneesurfer

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Fasano

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Re: Bordeaux 1995

BeitragFr 15. Dez 2023, 18:09

Manche glauben immer noch an das Argon Märchen, rausgeschmissenes Geld. Wein oxidiert weiter und weiter. Einen 1995er stundenlang zu quälen halte ich für überflüssig.
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EThC

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Re: Bordeaux 1995

BeitragFr 15. Dez 2023, 18:20

Fasano hat geschrieben:Manche glauben immer noch an das Argon Märchen, rausgeschmissenes Geld. Wein oxidiert weiter und weiter.
...im Prinzip kann das schon funktionieren, man muß es allerdings schaffen, den gesamten Gasraum der Flasche mit dem Argon zu fluten und dabei jeglichen Sauerstoff zu verdrängen. In der Realität ist aber genau dieser Spülvorgang sehr schwierig komplett durchzuführen, mit "normalen" Mitteln bräuchte man zumindest ziemlich viele Gaswechsel, bis man so gut wie sauerstoffrei ist...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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