Bordeaux 2013

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
weinfex
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von weinfex »

innauen hat geschrieben:@Andreas. Man hört ja auch andere Stimmen. Cos Estournel etwa will günstiger als 2012 rauskommen. Nur habe ich auch noch wenig Positives zum Cos 2013 gelesen.

Grüße,

Wolf
Günstiger mag schon sein, aber ganz sicher nicht (mehr?) in einem
Bereich das es auch nur im Ansatz attraktiv sein dürfte, genau dies
hat Pontet Canet mit seiner Preisfestsetzung verhindert, das Gebilde
ist nach wie vor streng hierarchisch, die Kampagne ist bereits mit
der Festsetzung des ersten Preises "beendet"... ;)

Alles andere halt ich für so gut wie unmöglich. So gross kann die
wirtschaftliche Not nicht sein, dass man sein Gesicht gegenüber seinen
"Nachbarn" verliert... :)
Grüsse weinfex
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innauen
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von innauen »

Der Drops ist gelutscht. Da hast Du Recht. Was noch an Preisen und Punkten kommt, ist eigentlich nur für die Galerie.

Sehr schön polemisch fand ich Gil Lempert-Schwarz im Parkerforum. Er schreibt über 2013:

In my home country of Denmark, we are very fond of Rhubarb; this mysterious and highly acidic stalky plant with large canopies for leaves. It is nearly impossible to eat Rhubarb raw and believe me, growing up in Denmark, you almost have to try it, before realizing that it is impossibly sour with high acidity, mainly from oxalic acid, but also possesses a very short tart taste that makes your mouth pucker up as if you had just bitten into a cookie made from alum. Alum is most often used in pickling recipes as a preservative to maintain fruit and vegetable crispness. The best use for Rhubarb is to make compote or pie, both of which can be delicious after boiling the stalks with water and sugar to reduce it and you’re left with a quite tasty treat. ”

While you may wonder why I just spent an entire paragraph on a dissertation about Rhubarb, I was in fact describing roughly 99.5% of all the Red wines made in Bordeaux in the 2013 vintage.
Now before you start killing the messenger, remember that still leaves dozens of wines, or at least a few decent ones. Such is the malaise which has afflicted this vintage and only through the most meticulous of efforts, were some wines left that are light in style, resplendent with red fruits and berries and have some measure of fine tannins, soft acidity and nice balance; even some decent length. And I am mainly talking about the 15-20 wines in total that can be deemed the great successes of this feeble vintage. These are not wines which are going to be compared to the highs of 2009-2010, not the round, delicious and utterly drinkable 2008’s either. How about 2004 and 2007 then? Nope! Come on now, then it’s gotta be close to the 1997’s; nope…The best I can think of after having tasted Bordeaux young and out of barrel for the past 26 years in a row, [2013]is the modern-day version of a hypothetical blend of 1992, 1993 and 2011; all among the greatest of vintages in Bordeaux’s illustrious modern history no doubt…but NOT!



:D :D

Grüße,

Wolf
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octopussy
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von octopussy »

weinfex hat geschrieben: Alles andere halt ich für so gut wie unmöglich. So gross kann die
wirtschaftliche Not nicht sein, dass man sein Gesicht gegenüber seinen
"Nachbarn" verliert... :)
Klingt nach Elfenbeinturm.

Nochmal, wer soll denn diese Weine kaufen?

Es bringt ja auch langfristig nichts, die Négociants mit der Erpressung der Kürzung der Allokationen zu schröpfen. Denn dann ist halt irgendwann die Kapitaldecke der Négociants aufgebraucht.

Vielleicht sagen sich ja die Bordelaiser dieses Jahr auch, dass der Jahrgang so schwach ist, dass man auch mit günstigen Preisen keine Kauflust entfachen kann. Dann lieber den Preis halten und nichts verkaufen oder die Weine irgendwann günstig in die Supermärkte und Gastronomie drücken. In der Hoffnung auf den nächsten Jahrhundertjahrgang.
Beste Grüße, Stephan
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innauen
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von innauen »

nach drei lauen Jahren (2011, 2012, 2013) wird 2014 garantiert super. Egal wie mies der in Wahrheit ist (und wenn ich die Trockenheit in Deutschland und in Europa sehe, fängt das Jahr nicht gut an), es muss ein super Jahrgang werden.

Warum? 1994 musste auch super sein, allein weil 1991, 1992, 1993 nicht so gelungen waren. Dass man die 1994er überwiegend vor lauter Tannin kaum trinken kann, hat damals bei der Preisgestaltung und dem Hochjubeln nicht so stark gestört.

Grüße,

wolf
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von Weinbertl »

octopussy hat geschrieben:Nochmal, wer soll denn diese Weine kaufen?
Bdx lässt doch schon seit einiger Zeit Federn, man sieht es an den Restaurantkarten, an vollen Händlerlagern (nicht nur 2007er sind noch zur Genüge verfügbar, sondern auch 2009er und 2010er) und dem allgemeinen Bdx-ist-out Image.
Natürlich wird die Elite (1er und Superseconds) das Gesicht wahren wollen und deshalb die Preise nicht deutlich senken, das Kapital ist da und die Markenpflege immens wichtig. Aber was das Gros der Betriebe unterhalb dieser Topklasse betrifft, werden diese nach nun 3 schlechten/mäßigen Jahrgängen um eine Preisreduktion nicht umhin kommen, sonst kauft bald wirklich keiner mehr diese Weine.
Jemand anderes hat es bereits geschrieben, wer bereit ist 50+ EUR auszugeben, der findet angesichts der mäßigen Qualitäten aus 11/12/13 vielerorts besseres für weniger Geld.
Grüße
Robert
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von weinfex »

@Stephan

Ich vermute mal, solange sich die weltweite Geldpolitik
nicht entschieden ändert, solange sehen wir in Bordeaux auch
keine Preise, die uns realistisch erscheinen, bzw. sich eine
etwas breitere Schicht leisten kann und will.

Nehmen wir mal 2011 und 2012 zum Beispiel. Die normalen
Bordeauxkäufer haben grösstenteil ausgesetzt, bzw. sehr, sehr wenig gekauft,
viele der grossen Sammler haben allerdings trotzdem gekauft, und teilweise
wirklich "ordentliche Mengen". Die kaufen auch 2013, und zwar ganz sicher.
Es ist weniger denn je eine Frage des Jahrganges, und auch 2013 wird es sehr
gute Weine geben, sondern eher eine Frage ob genügend "Spielgeld" zur Verfügung steht
(und da sind wir wieder bei der Geldpolitik des ersten Absatzes).
Ohne Frage reden wir insgesamt lange nicht von den Mengen wie in grossen Jahren,
für die Weingüter wird aber aufgrund des Preisniveaus locker aufgehen...

Was die Negociants angeht, auch dieser Jahrgang dürfte dem einen oder anderen den Kopf kosten,
dass passt aber ins Kalkül, denn auch in diesem Bereich ist immer mehr zu sehen, dass
die grossen Chateaus sich engagieren. Um das ganze dann abzurunden, gibt es noch
einen Onlinewebshop für Endverbraucher. Wenn man dann einen Strich zieht und zusammenzählt,
hat man den Courtier, den Negociant und den Händler gespart und kann sich die ganze
Marge selbst einstreichen. Hört sich unrealistisch an? Lass uns noch 5 Jahre warten und
dann nochmal schauen wie sich das ganze entwickelt hat.

P.S. Supermärkte und Gastro sind jetzt schon einige Jahre aus dem "Bordeauxrennen" (Preisniveau
ist zu hoch), Ausnahmen
bestätigen die Regel, ich glaube auch nicht das sich das absehbar ändert, es sei denn der Absatz 1
ändert sich... ;)
Grüsse weinfex
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von weinfex »

Weinbertl hat geschrieben:
octopussy hat geschrieben:Nochmal, wer soll denn diese Weine kaufen?
Bdx lässt doch schon seit einiger Zeit Federn, man sieht es an den Restaurantkarten, an vollen Händlerlagern (nicht nur 2007er sind noch zur Genüge verfügbar, sondern auch 2009er und 2010er) und dem allgemeinen Bdx-ist-out Image.
Hallo Robert,

Bordeaux begann schon mit den damals teuren Jahrgängen 95/96 von den Restaurantkarten zu verschwinden.
Mit dem Jahrgang 2000 waren ein neuer Höhepunkt des Restaurantkartensterben erreicht.
Das alles hat nur zum Teil mit den höheren Preisen zu tun (der natürlich nicht unerheblich ist), Grund ist auch die
immer dünner werdende Eigenkapitaldecke der Restaurants, da kann man sich keine
Weine in den Keller legen, welche 10-20 Jahre reifen benötigen und nur Zinsen fressen.
Was die Händler angeht, dass mag sicherlich hier und da so sein, allerdings sind die Wein ja
trotzdem gekauft und bezahlt.
Grüsse weinfex
Weinbertl
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von Weinbertl »

weinfex hat geschrieben:Was die Händler angeht, dass mag sicherlich hier und da so sein, allerdings sind die Wein ja
trotzdem gekauft und bezahlt.
das stimmt natürlich, aber die Motivation für kleine Jahrgänge auch noch groß in die Vorfinanzierung zu gehen, weil selbst die guten Jahrgänge noch nicht abverkauft sind, dürfte wohl eher gering sein.
Grüße
Robert
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innauen
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von innauen »

Andreas hat natürlich recht. Es ist zu viel Geld im Markt. Eine immer kleinere Zahl von Menschen verfügt in relevanten Schwellenländern über sehr, sehr viel Spielgeld. Gestern war das China, heute ist das Brasilien und morgen vielleicht Indien. Wie Prada, Porsche und Co können davon aber nur die absoluten Stars der Branche profitieren. Den Pheaton kauft dagegen niemand, der funktioniert nur, weil er subventioniert wird.

Ich frage mich daher schon lange, was die Fünften, Vierten und Dritten Gewächse und auch manche Superseconds dauerhaft machen. Den Sprung zum Luxusgut schaffen die nicht mehr (es kann nur einen Pontet Canet geben), den Anschluss an die Mittelklasse verlieren die aber auch, wenn sie sich deren Preisgestaltung zum Vorbild nehmen.

Hier übrigens noch ein Artikel aus Händlersicht, daher nicht repräsentativ, aber sympathisch. Den Händlern geht die Preispolitik ja ebenfalls an den Kragen:

http://www.harpers.co.uk/news/en-primeu ... 05.article

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octopussy
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Re: Bordeaux 2013

Beitrag von octopussy »

weinfex hat geschrieben: Das alles hat nur zum Teil mit den höheren Preisen zu tun (der natürlich nicht unerheblich ist), Grund ist auch die
immer dünner werdende Eigenkapitaldecke der Restaurants, da kann man sich keine
Weine in den Keller legen, welche 10-20 Jahre reifen benötigen und nur Zinsen fressen.
Was die Händler angeht, dass mag sicherlich hier und da so sein, allerdings sind die Wein ja
trotzdem gekauft und bezahlt.
Hallo Andreas,

das Kapitalbindungsargument ist auf jeden Fall richtig. Nach meiner Erfahrung werden die Restaurantkarten in deutschen Restaurants immer mehr auf "Schnelldreher" umgestellt.

Auf der anderen Seite scheuen sich - gerade in Frankreich - die Restaurateure nicht, (fast) nur noch junge rote Bordeaux auf die Karte zu setzen.
Beste Grüße, Stephan
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