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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 7. Mai 2021, 19:13

stollinger hat geschrieben:Bettane+Desseauve haben ihre Primeur-Noten frei zugänglich veröffentlicht:

https://www.mybettanedesseauve.fr/2021/ ... -bordeaux/

Ich habe es noch nicht gelesen, im überfliegen sind mir Nenin, Gruaud Larose und Talbot von den Weinen mit zweistelligen Preisen und hohen Bewertungen aufgefallen.

Grüße, Josef


Danke für den Hinweis, Josef. Von den hochbenoteten Zweistelligen könnte man auch Lafon-Rochet nennen (96), der mir letzte Woche ebenfalls sehr gut gefallen hat.
Gruß
Jean
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 8. Mai 2021, 08:31

Oh, ja Lafon Rochet ist toll gelungen!

Ich werde meine Notizen nächste Woche online Stellen. Es hat dann zwar noch Lücken aber diese werden laufend geschlossen.

Gruß

Adrian
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 8. Mai 2021, 12:17

Farr Vintners sind seit gestern Abend auch raus mit ihren und (bislang) Sucklings und Team Jancis') Wertungen (James Lawther schreibt gottseidank mit, was die Wertungen deutlich brauchbarer macht). Bei C&D kann man bei einigen Weinen Yves Becks Eindrücke lesen.

Interessant bei Bettane & Desseauve, daß sie auf die Notengebung eingehen: Offenbar ist ihnen aufgefallen (oder gesagt worden), daß sich zu viel zwischen 95 und 100 abspielt, weswegen sie ihre Punktespanne geweitet haben wollen. Vergleich mit vorherigen Jahrgängen wird also erschwert.

Was mich zu einem anderen Punkt bringt (teilweise auch bei B&D angesprochen): Die Vergleichbarkeit der Wertungen des 2020er Jahrgangs mit dem früherer Jahrgänge (eventuell mit Ausnahme des 2019ers): Extrem frühe Lese (September) verbunden it extrem später Verkostung (sehr spätes Frühjahr) lässt den Weinen viel mehr Zeit im Fass. Z.B. habe ich noch keine Notiz gefunden, in der gesagt wird, ein Wein sein noch nicht durch mit der Malo; das war schon mal anders. Gleichzeitig wird mehr Holzgeschmack aufgenommen, was nach B&D die geschmackliche Variabilität der Weine erhöht hat (starke und kurzfristige Reaktion auf Luftsauerstoff). Vielleicht können sich erfahrene En-Primeur-Verkoster dazu äußern?

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am So 9. Mai 2021, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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stollinger

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 9. Mai 2021, 11:14

Ich habe mir auch die Noten der Revue Vin France angesehen, die kann man für 5€ einsehen. Pomerol ist noch nicht komplett, aber es zeichnet sich für mein Empfinden ein anderer Trend als bei B+D ab.
Ollie hat geschrieben:Interessant bei Bettane & Desseauve, daß sie auf die Notengebung eingehen: Offenbar ist ihnen aufgefallen (oder gesagt worden), daß sich zu viel zwischen 95 und 100 abspielt, weswegen sie ihre Punktespanne geweitet haben wollen. Vergleich mit vorherigen Jahrgängen wird also erschwert.

Bei der RVF hagelt es doch sehr viele potentielle 100er, mehr als in 2019:

Château Margaux 99 - 100
Château Palmer 98 - 100
Château Lafite-Rothschild 98 - 100
Château Latour 98 - 100
Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande 98 - 100
Château Pontet-Canet 98 - 100
Château Mouton Rothschild 97 - 100
Château Léoville-Las-Cases 98 - 100
Château Cos-d’Estournel 98 - 100
Château Montrose 98 - 100

Schreibt B+D noch davon, dass das linke Ufer und Pessac-Léognan gelungen sei, gibt es von RVF für Saint-Émilion und Pessac keinen potentiellen 100er. Im Gegenteil, z.b. Château Smith-Haut-Lafite (94 - 95) und Domaine de Chevalier (92 - 93) kommen nicht besonders gut weg.

Gewisse Trends meine ich bei den Verkostern erkennen zu können, Margaux und Haut-Medoc kommen schlechter weg als in 19, Pauillac und Saint-Julien liegen auf einem sehr ähnlichen Niveau, St. Estèphe auf einem höheren Niveau.

Fonplégade (95-97) ist nach der RVF in Saint-Émilion in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Aufsteiger, in Pomerol sind es Beauregard (93-95) und Petit Village (95 - 96). Petit Village könnte wohl auch ein interessantes Spekulationsobjekt für den, der daran Spaß hat, sein. Es ist seit 2020 von der AXA Gruppe an die Mulin und Cathiard Familien verkauft, würde mich nicht wundern, wenn die das Ziel haben, den Wein qualitativ und preislich an seine Nachbarn heranzurücken. Mal sehen, ob es schon mit dem Jahrgang 2020 los geht.

stollinger hat geschrieben:Klingt für mich nach einem Jahrgang, den man en primeur getrost auslassen kann.

Bisschen angefixt bin ich natürlich dann doch :lol: . Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass man meiner Meinung nach vorsichtig sein sollte, die vielen Gerbstoffe und die Frucht müssen in Balance kommen. Mit dem Marktumfeld und den Eigenheiten des Jahrgangs (ist ja anscheinend nicht so angenehm zu verkosten) sehe ich jetzt auch keine großen Preissteigerungen in den nächsten Jahren als allzu wahrscheinlich an. Es sind ja eher keine Weine, die früh besonders zugänglich sein werden.
Haut Marbuzet, Lafon Rochet, Brane Cantenac, Haut Bages Liberal könnten was für mich sein. Vielleicht mal Durfort Vivens, Ferrier (war mir 2019 zu viel Alkohol), Rauzan Segla. Talbot und Langoa Barton scheinen auch gelungen; Franc Mayne und Bellevue wegen 100% Merlot. Ich bin ja mehr von der Neugierde getrieben, als von besonderen Vorlieben bzw. Stamm-Weingütern.

Grüße, Josef
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small talk

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 9. Mai 2021, 12:23

Grundsätzlich gilt es bei den Verkostern zu berücksichtigen: es sind auch nur Menschen – mit ihren persönlichen Vorlieben, Unvermögen, usw. . Diese zu kennen hilft bei der Einschätzung. Tatsächlich sind die wenigsten willkürlich sondern geben alles um einen guten und ehrlichen Job zu machen (was nicht heißen soll, dass es auch andere gibt …).
Aus dem Vergleich D+B au RVF ergeben sich interessante Aspekte.
2020 hatten wir in den letzten ein bis zwei Wochen vor der Lese sehr warme Nächte. Interessant, dass darüber kaum Informiert wird. Für die Fruchtaromen und Komplexität der Cabernet Sauvignon waren diese ungewöhnlich warmen Nächte nicht so Vorteilhaft. Schließlich sind die kühlen Septembernächte DER Standortvorteil des Médoc und machen die Einzigartigkeit dieser Weine aus. Das spräche nun erst mal für die Merlot betonten Weine, weil diese damit besser zurecht kommen. Allerdings war der Trockenheit-Effekt auf dem rechten Ufer wieder stärker… Dazu kamen die September-Regenfälle sehr spät für die Merlots (die Lese hatte schon begonnen bzw. fertig), was bisweilen zu Reifeblockade führt, sofern das Terroir keine tiefe Bewurzelung zulässt oder die Reben relativ jung sind.
Der Einfluss dieser warmen Nächte war im Süden der Cabernet betonten Regionen (Graves südliche Haut Médoc) heftiger als im Norden. Weil im Süden früher gelesen wird, die warmen Nächte also näher am Lesezeitpunkt waren und weil der kühlende Einfluss des Atlantiks und der Gironde, hier weniger zum Tragen kommt - die Nächte also wärmer waren als im Norden. Ich denke, dass hilft für das Verständnis des 2020ers.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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stollinger

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 9. Mai 2021, 12:38

small talk hat geschrieben:Allerdings war der Trockenheit-Effekt auf dem rechten Ufer wieder stärker… Dazu kamen die September-Regenfälle sehr spät für die Merlots (die Lese hatte schon begonnen bzw. fertig), was bisweilen zu Reifeblockade führt, sofern das Terroir keine tiefe Bewurzelung zulässt oder die Reben relativ jung sind.

Ja, und bei den alten, tief wurzelnden Reben kam dafür das vegetative Wachstum vor der Veraison nicht zum erliegen (auch am rechten Ufer). Empirisch wird das ja als eines der wesentlichen Kriterien für eine gutes Reifepotential angeführt. Das finde ich an den ganzen Noten so irritierend, die Weine scheinen völlig losgelöst vom jährlichen Witterungsverlauf zu sein. Der Mensch und seine Techniken triumphieren über die Natur... is klar...
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 9. Mai 2021, 14:29

Naja, daß die Nächte warm waren, wird zweifellos einen Einfluss auf die Terminalaromatik gehabt haben. Die Frage ist aber: wie viel Einfluss? Ist es echt so einfach, die nächtliche (also Dauer der photosynthesefreien Zeit) Wärmesumme mit der freien Feldkapazität zu falten, die mittlere Gangabweichung der Armbanduhr des Besitzers zu addieren und das ganz durch Pi Etel zu teilen, um auf eine jahrgangstypische Aromatik zu kommen - und daran festzumachen, ob es ein Cabernet- oder ein Merlotjahr war? Oder einigen wir uns auf "Gelungene Weine kommen aus Lagen mit guter Wasserversorgung", also lehmhaltige (St-Estèphe) oder Kalksteinlagen (Plateau von St-Emilion und Castillon), wie es B&D schreiben? Was erklären würde, weshalb auch bei der RVF die Top-Châteaux und die Drei Großen aus St-Estèphe linksufrig mal wieder ganz oben stehen (mit teilweise extrem hohen Cabernet-Anteilen in der Assemblage), zzgl. quasi ganz Pauillac und St-Julien mit einem wenn nicht überdrüberen, dann doch sehr guten Jahr.

Rechtsufrig mach die üblichen Verdächtigen vom Kalk sowie die besten Pomérol das, was sie am besten machen, mit den (übrigens die seit Jahren von B&D und RVF favorisierten) Fonplégade, Villemaurine, Beau Séjour Bécot, Canon, Belair Monange, Berliquet (ist ja Chanel), Dom. de l'A, Alcée usw. usf. Trotte Vieille scheint allerdings extrem gute Lagen zu haben, schon wieder sehr viel Alkohol im Wein trotz des hohen CabFranc-Anteils. Aber wenn der Wein es abkann...

Was auch in die Betrachtungen einfließen sollte, ist das extrem große Know-How der Winzer verbunden mit den massiven Anstrengungen, Weinbergs- und Kelleriwrtschaft zu verbessern. (Das Geld von 2009/10 wurde offenbar doch investiert.) Anders sind die Qualitätssteigerungen bei so vielen Weingütern nicht erklärlich. Das ist nicht nur Punkteinflation verkosterseits, sondern auch ein Artefakt, daß das 100er-System aus Zeiten kommt, wo wirklich nur wenige sehr gute Weine hohe Bewertungen erhielten. Kombiniert mit dem Stilwechsel (teilweise klima-, teilweise post-Parker-bedingt) ist es echt schwierig, einem für seine Verhältnisse superfruchtigen und charmanten, geradezu ausgelassenen Léoville Barton keine 96 Punkte zu geben, wenn alles andere, was den Wein definiert, immer noch da ist. Die Frage seit 2015 lautet also: Ist das noch anders, oder ist das schon besser?

Mal sehen, wie sich die Preise entwickeln. Persönlich glaube ich nicht, daß Preise über 2019 am Markt darstellbar sind, dazu war 2019 zu gut und (in der großen Breite, teilweise auch in der Spitze) zu unerreicht, wenn man sich Quarin als Frühindikator anschaut. Ich denke, wir werden Preise knapp unter oder an den 2019ern sehen. Die Hauptexportmärkte haben keine Wechselkursschwankungen gesehen, China und USA boomen, Geld ist da (cf. Dow Jones etc.), aber die Strafzölle nicht mehr. Der Rest der Spekulation geht im Brexit-Rauschen bzw. in der Hong-Kong-Situation unter, mal sehen, was unsere britischen Freunde treiben werden. Ausgenommen sind oben genannte Appellationen sowie alle Weine, die zugelegt haben. Wenn Giscours etwa einen best Wein evarrr macht, wird 2020 natürlich teurer. Ebenso bezweifle ich, daß wir von den Erzeugern nochmal so gepampert werden wie letztes Jahr. Die Dynamik wird eine deutlich andere sein als in der 2019er Kampagne. Wenn ich also schreibe "2019er Preise", meine ich nicht "erste Tranche Clinet zu 42* Euro", sondern den Preis am Ende der Kampagne (not at all 42 Euro anymore), gegen den es dann sehr schnell bis instantan konvergieren wird.

Mein Boole'scher Subs-Plan (der nach Clausewitz sofort nach dem ersten Release wertlos wird) ist, alles in Betracht zu ziehen, was ich sonst auch subsen würde UND was mir in den 2015er UND 2018er Versionen gefallen hat UND bei den Preisen plausibel bleibt UND ich mag ODER Calon-Ségur heißt ODER beides. Und da ich Bayesianer bin, werde ich natürlich alles über den Haufen schmeißen, sobald Lisa Galloni-Martin mit ihren Bewertungen draußen ist, weil: Ziegenproblem ist für Loser. (Sicherheitshinweis: Die ist eine Meinungsäußerung, keine Tatsachenfeststellung. Es sei denn, man ist Ziege.)

In hundert Seiten werden wir ja wissen, wer alles "nur eine Kiste" gesubst haben wird. Let The Game begin.

Cheers,
Ollie

PS: Jemand meint neulich zu mir, das Forum sei der perfekte Kontraindikator. :mrgreen:


*Ich weiß. Ist nur ein Beispiel.
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rosko

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 9. Mai 2021, 21:14

In hundert Seiten werden wir ja wissen, wer alles "nur eine Kiste" gesubst haben wird. Let The Game begin.


The same procedure...

...und ich freu mich drauf! :mrgreen:
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maha

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 11. Mai 2021, 10:55

Moin,

ich habe gerade eine Mail eines Schweizer Weinhändlers bekommen, der den ersten großen Fisch ankündigt:
Cheval Blanc mit 531 CHF incl. MwSt EVP. Das sind laut aktuellem Kurs grob 485 EUR. Das scheint einen kleinen Tacken günstiger zu sein als 19.

Grüße
Marko
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duhart09

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 11. Mai 2021, 12:16

Günstiger als 2019 würde ich für diese Kampagne generell eigentlich kaum erwarten - die letzte fiel mitten in die (auch wirtschaftliche) Corona-Krise, die ja nun in den Hauptabnehmerländern weitgehend abzuklingen scheint (dreimal auf Holz geklopft!). Weniger Arbeitslose, deutlich höhere Börsenkurse - und dann niedrigere Preise?? Oder herrscht doch ein Konsens (habe die Kritiken noch nicht so mitverfolgt), dass 2020 deutlich schwächer als 2019 ausfällt?

Gruß
Uli
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