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Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Je-Mi

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 21. Jun 2020, 14:38

Gestern Leoville Barton 2011 P&P aus dem 16 Grad-Keller und nicht mehr über 2 Tage zu verfolgen. ;)
Es war mein erster Leoville B. und ich fand den Wein sehr gut, aber nicht besonders beeindruckend. Der parallel getrunkene Lagrange 2010 war (noch) besser. Ãœbrigens aus der im Forum bekannten Lidl-Aktion.
Den Barton habe ich natürlich zu früh aufgerissen, den Lagrange möglicherweise auch. Bereut habe ich es nicht und die teilnehmenden Mittrinker aus dem Kreise der Familie auch nicht.
Gruß Jens
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 22. Jun 2020, 10:46

Gestern abend hätte es Calon Ségur 2011 geben sollen. Hätte, denn: Kork. Nicht einer von der ganz üblen Sorte, wo der Inhalt der Flasche gleich in der Spüle landet, mehr eine Art Streifschuss, aber die Nase war doch schon ziemlich mitgenommen. Im Gaumen deutlich dichter als der oben erwähnte VCC 2011, ziemlich geschmeidig. Scheint richtig gut zu sein. Zur Wiedervorlage demnächst, hoffentlich dann ohne TCA. Verfluchte Baumrinde.

Gruß
Ulli
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 22. Jun 2020, 11:37

UlliB hat geschrieben:Gestern abend hätte es Calon Ségur 2011 geben sollen. Hätte, denn: Kork. Nicht einer von der ganz üblen Sorte, wo der Inhalt der Flasche gleich in der Spüle landet, mehr eine Art Streifschuss, aber die Nase war doch schon ziemlich mitgenommen. Im Gaumen deutlich dichter als der oben erwähnte VCC 2011, ziemlich geschmeidig. Scheint richtig gut zu sein. Zur Wiedervorlage demnächst, hoffentlich dann ohne TCA. Verfluchte Baumrinde.

Gruß
Ulli

Hallo Ulli,
schade, aber trotzdem danke für die Wasserstandsmeldung!
Calon Segur ist einer der ganz wenigen 11er, die ich gekauft
hatte. Ich fand jung die meisten Sachen, die ich probiert hatte,
wenig überzeugend.
Bin also auf die Wiedervorlage gespannt ;-)

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 12. Jul 2020, 10:12

Zweiter Anlauf, und diesmal kein Korkschmecker:

Chateau Calon Ségur 2011 (St. Estephe 3e GCC) 13%Vol. Sehr dunkel, im Kern blickdicht, am Rand ziegelfarben. In der Nase viel dunkle Frucht, vor allem reife Brombeere, Pfeifentabak, Holz im Hintergrund. Auch im Gaumen dunkle Brombeerfrucht, für den Jahrgang hohe Dichte, deutlich spürbares, aber nicht bitteres oder aggressives Tannin, frische Säure. Mittellanger Abgang.

Das ist jetzt kein besonders komplexer Wein, die Frucht wirkt etwas einfach gestrickt, und die ziemlich hohe Konzentration lässt den Wein eher robust als fein erscheinen, gar ein wenig rustikal - und insofern ist das ein ziemlich typisches Exemplar aus den letzten Jahren vor dem Besitzerwechsel. Aber für den problematischen Jahrgang ist das sehr gut, keine Frage, da sind keinerlei Anzeichen von Unreife, und der Wein hat deutlich mehr Fleisch am Knochen als der oben erwähnte VCC. Am besten vermutlich nicht als Solist, sondern zu einem Stück vom Rind oder Lamm.

Gruß
Ulli
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AmonA

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSa 7. Nov 2020, 23:19

Heute Abend zum Entrecôte:
Smith Haut Lafitte
mittags dekantiert, feines Depot. Aus dem Riedel Sommelier. Überraschend (für den Jahrgang) tiefes Granatrot, stark nach Cassis, Pfeffer, Tabak, am Gaumen noch kräftige Tannine, Gewürze und schwarze Johannisbeere, gute Länge.
Bin beeindruckt. Ich habe noch zwei Flaschen und die werde ich erst in ein paar Jahren öffnen.
Morgen dann DdC, den habe ich allerdings nicht so gut in Erinnerung. Werde am besten noch eine "Ersatzflasche" bereitstellen :shock:
Grüße
AmonA (aka Volker)
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innauen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 8. Nov 2020, 13:08

AmonA hat geschrieben:Heute Abend zum Entrecôte:
Smith Haut Lafitte

Morgen dann DdC, den habe ich allerdings nicht so gut in Erinnerung. :shock:


Hallo,

meine Erinnerung ist sehr erfreulich. Allerdings ist DdC ein modern gemachter Bordeaux und will jung getrunken werden, weshalb die Flaschen dieses Gutes bei mir nie dieses Alter bekommen. :twisted: Und wenn doch mal eine Flasche liegen blieb, waren die nie schlecht - aber nie mehr so gut wie der juvinale und prämature Genuss.

Bin gespannt was Du berichtest.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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AmonA

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 8. Nov 2020, 21:14

Also dann, noch vor dem Essen...
Domaine de Chevalier rouge, 13,5 % Alk
Dekantiert, etwas Depot, probiert nach etwa 0,5 h. Noch dichtes Purpur, keinerlei Alterserscheinungen in der Farbe, im Geruch würzig, pfeffrig, Veilchen, etwas Pflaume, am Gaumen etwas Cassis, relativ hart und kurz im Nachgeschmack.

So gut hatte ich ihn nicht in Erinnerung. Guter Essensbegleiter. Solo zu trinken finde ich den 2012er schöner, mit mehr Frucht und Länge.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragFr 13. Nov 2020, 11:12

Clos Louie 2011 (Castillon Cotes de Bordeaux) 13,5%Vol. Pop&pour. Sehr dunkel, schmaler granatfarbener Rand. Zunächst intensive, rote Frucht, fast wie ein Beaujolais. Zieht sich an der Luft dann rasch zurück und wird Bordeaux-typischer, bleibt auf der rotfruchtigen Seite. Am Gaumen ordentlich Tannin, das gar ein wenig aufrauht - das war's dann aber auch schon in punkto Substanz. Da fehlt es vorne, hinten, und vor allem in der Mitte an aromatischer Dichte, und der Wein schafft es trotz 13,5% Vol., etwas dürr zu wirken. Viel Hülle, wenig Inhalt - nicht wirklich gut, und das wird wohl auch nichts mehr werden.

Hier schlägt der schwache Jahrgang mal wirklich voll durch.

Gruß
Ulli
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2011

BeitragFr 13. Nov 2020, 11:52

CL 2011 habe noch nie probiert, 3 Flaschen wären bereit, werde ich aber noch nicht anrühren.
2012 hat mir in der Fruchtphase sehr gut gefallen, war wunderschön, dürfte da wohl 2011 überlegen sein, eventuell wurde da am Weingut auch auf 2011 reagiert.
Ich habe schon überlegt ob ich heute Abend die letzte CL aus 2003 öffne, der Hitzejahrgang ist bestimmt nicht der Dauerläufer.

Gruß Heiko
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stollinger

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 17. Jan 2021, 19:57

Hallo,

in der Novemberausgabe der Revue du Vin de France ist ein Artikel über die Blindverkostung von Weinen aus St. Emilion aus den Jahrgängen 2011 und 2014. Aufhänger ist, ob sich die Hierarchie, die sich aus dem Classement von St. Emilion ergibt, auch in der geschmacklichen Wertschätzung wiederfindet.

Das Argument, warum gerade diese beiden Jahrgänge ,ist, dass es sich um Jahrgänge handelt, die einen erheblichen agronomischen und oenologischen Aufwand erfordert haben und sich die Hierarchie dabei stärker zeigt.

Ich fand den Artikel, so weit ich folgen konnte, ganz unterhaltsam. Auch wenn er keine Antworten liefert, er schneidet den Aspekt Terroir an und stellt die Frage, inwieweit das subjektive Verkostungsvergnüngen entlang der Hierarchie bewertet werden kann, oder ob eher die Stilfrage im Vordergrund stehen sollte.

Ein Wein, der deutlich über seiner hierarchischen Stellung abgeschnitten hat, ist Chateau Berliquet - Grand Cru Classé 2011:
Intense, mentholé, très bel équilibre entre un fruit lerge et une palette aromatique profonde, épicée, terrienne. Un douceur rare de la chair en 2011, encore beaucoup de jeunesse et de potentiel. Un envergure inattendue pour Berliquet, un cru discret mais très bien situé. 95+

Dieses Urteil unterscheidet sich deutlich von den Einschätzungen en-primeur, die RVF hat dem Wein damals 15.5 Pkt zugestanden, was in der neuen Arithmetik 91 wären. Auch Parker war nach der Füllung wenig angetan:

Robert Parker, Flaschenbewertung (Mai 2014):
"This elegant 2011 offers notes of sweet currants, cherries, spice box and earth along with medium body and a soft, round style. The wine narrows out in the finish. Consume it over the next 5-6 years."
85/100 Punkte - Trinkreife: 2014 - 2020


Robert Parker, Fassbewertung (2012):
This stunning success from Berliquet is unquestionably a sleeper of the vintage. Made from 75% Merlot, 22% Cabernet Franc and 3% Cabernet Sauvignon, this wine is looked after by the impressive duo of Nicolas Thienpont and Stephane Derenoncourt. The dense blue/purple-colored 2011 offers a big, sweet kiss of blackberries, black cherries, licorice and crushed chalk. It possesses plenty of minerality as well as impressively concentrated fruit and a nicely extracted (but not over-extracted) personality. It will provide plenty of enjoyment for 15 or more years.
90-93/100 Punkte - Trinkreife: 2012 –2027


Neben den professionellen Verkostern findet man auch in diesem Faden Einschätzungen en-primeur:
vanvelsen hat geschrieben:Chateau Berliquet 2011: Überextrahiert, zu viel und zu harte Gerbstoffe für den Körper. Könnte austrocknen.. 15 vvPunkte (84)

harti hat geschrieben:[...]dann will ich meine Bewertungen gleich mal nachschieben.
[...]
Berliquet 86-88
[...]

Mich hat die unterschiedliche Wahrnehmung und die (potentielle) Veränderung vom grauen Entlein zum Schwan recht neugierig gemacht, besonders, weil es den Wein aktuell auch noch zu für 30€ zu kaufen gibt (ich hab ihn bei zwei Händlern gefunden).

Ich will keine der oben zitierten Verkostungen als falsch entlarven. Das führt zu nichts und mitreden kann ich auch nicht. Ich habe keinen 2011er jung probiert, das war vor meiner Zeit, ich habe erst mit dem Jahrgang 2014 angefangen, mich ernsthaft für Bordeaux zu interessieren. Deshalb kann ich auch nur das wiedergeben, was man zu dem Jahrgang geschrieben findet. Recht informativ finde ich immer die Zusammenfassung der Vergetationsperiode des Bordeaux Institute of Vineyard and Wine Science [Link]. Sehr warmer Spätwinter und warmes Frühjahr, rekordverdächtig früher Austrieb, extreme relative Hitze bis zum Juli. Danach ein eher kühler und wolkenreicher Juli und August und erst im September wieder sommerlich. Das führte zu kleinen Beeren, sehr vielen Gerbstoffen und einer inhomogenen Reife. Die Aromen häufig hitzegeprägt (getrocknete Kräuter, würzig, die Frucht teilweise eingekocht oder kandiert), verschlossen mit trocknenden und strengen Tanninen (mal ganz verkürz dargestellt).

Chateau Berliquet - Saint Émilion - Grand Cru Classé 2011:

Bild

Mir hat der wirklich gut gefallen, wirkt noch sehr jung. Insgesamt die Aromen hochwertig wirkend. Eine schöne Frucht, klar, kühl, dazu die würzig-erdigen Komponenten und sehr dezentes Fass. Für mich assoziert sich das zu einer gewissen Ernshaftigkeit bzw. Seriösität im Gesamteindruck. Das ist ein Wein, der einen zum langsamen Genießen und Entdecken einlädt, vor meinem geistigen Auge in einem Zustand der tiefen Entspannung im Ohrensessel in der Bibliothek.

Seit 2017 gehört Chateau Berliquet der Familie Wertheimer, den Besitzern des Modekonzerns Chanel. Neben Berliquet besitzen sie auch Chateau Canon und Rauzan-Segla. Vorher hat Patrick de Lesquen das Chateau Berliquet besessen und von 2008 an, bis zum Verkauf, waren Nicolas Thienpont (Beausejour HDL, Pavie Macquin, Larcisse Ducasse, und ehemals Bellevue) und Stéphane Derenoncourt für die Weinbereitung verantwortlich.

Die Mehrheit der Weine unter Beteiligung von Stéphane Derenoncourt, die ich getrunken habe, habe ich als sehr geschliffen, mit sehr samtigen Gerbstoffen empfunden, auch etwas technisch empfunden, aber sie besitzen auch eine sehr hohe Qualität. Eher helle Aromen (z.B.Vanille, Karamell, Schokolade) sind bei mit nicht so edel assoziert. In der Kombination mit einem geschliffenen Wein wird mir das dann schnell etwas banal oder vulgär, besonders wenn die Aromen nicht eine ausreichende Qualität im Ausdruck besitzen.

Ich finde, in diesem Fall passt es aber sehr schön. Für mich erhalten die eher herben, ernsteren, edel-aristokratisch assoziierten Aromen (all das würzig, rauchig, erdige) mit ihrer qualitativen Hochwertigkeit ein passendes Gesamtbild. Als der Wein nach dem Öffnen immer sanfter wurde, habe ich mich gefragt, ob er sich in eine recht zugängliche, gastronomische Richtung entwickelt. Ich habe den Wein heute noch mal nachverkostet, das Gegenteil ist passiert. Insgesamt verschlossen, die reichlich vorhanden Gerbstoffe haben an Präsenz gewonnen, adstringierend und harsch. Ich finde der Wein ist zur Zeit schön zu genießen, ich hatte den Wein vorher 2h leicht belüftet, nach 4, 5 Stunden war er am expressivsten. Einmal offen sollte man aber nicht zu lange warten.

In der Gesamtverkostung der RVF kommt 2011 übrigens etwas besser weg. Die absoluten Favoriten kommen vom Saint-Émilion Kalksteinplateau (Plateau Historique et côte ouest; Ausone 98, Beausejour HDL 98) und dem Plateau Argilo-Siliceux occidental (Figeac 98); alles 2011er. Bellevue und Grand Corbin Despagne aus 2011 mit jeweils 95 Pkt sind weitere Ausreißer der Hierarchie nach oben.

Grüße, Josef
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