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Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2016

BeitragFr 15. Nov 2019, 18:20

Bradetti hat geschrieben:Hat in diesem Zusammenhang jemand Erfahrungen mit dem de Pressac gemacht?
Ich bekomme meine Lobenberg-Sub-Lieferung erst heute und da ich vom besagten Wein einige Flaschen habe, wollte ich eine mal direkt öffnen.

Oder meint Ihr die Enttäuschungswahrscheinlichkeit liegt aufgrund des angehenden Verschlusses höher als die Wahrscheinlichkeit des Genusses?


Ich glaube nicht, dass Dir jemand, der nicht gerade mal diesen Wein in den letzten Tagen im Glas gehabt hat, wirklich eine sichere Empfehlung geben kann.

Nach meinen eigenen Erfahrungen mit 2016ern in den letzten Wochen würde ich die Chance so etwa bei 50:50 sehen. In der momentanen Umbruchphase sind die Weine unberechenbar, da kann es in wenigen Tagen vor oder auch mal zurück gehen.

Wenn Du mehr als zwei oder drei Flaschen hast, würde ich eine davon aufmachen. Es ist sehr schade, Bdx in der Fruchtphase zu verpasssen, da muss man auch mal ein Risiko eingehen. Nicht dekantieren, aus der Flasche direkt ins Glas, mit etwa 16°, und dann sehen, was passiert.

Gruß
Ulli
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Bradetti

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Re: Bordeaux 2016

BeitragFr 15. Nov 2019, 20:37

Hi Ulli, danke dir. In der Tat bin ich das Risiko mal eingegangen und hab den Korken gezogen. Die halbwegs aktuellen und nicht so schlechten Notizen in CT haben mich neben deiner Rückmeldung überzeugt.
Ich werde berichten.
Grüße
Dirk
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Bradetti

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 16. Nov 2019, 12:43

So, gestern abend im Glas

Chateau de Pressac St. Emilion

Schon in der Nase viel wuchtiger als der 15er letztes Jahr (hätt ich umgekehrt erwartet). Dunkle Kirsche, schwarze Frucht, rote Frucht, alles sehr dicht mit minimalster Vanille/Holz-Aromatik.
Am Gaumen dann weicher Einlauf der Tannine, soft, aber dann sofort wieder diese Wucht der Aromen, viel Frucht mit schöner Säure.
Im sehr langen Abgang dann leicht salzig mineralisch.
Ein extraktreiches Kraftmonster (zumindest für mich), ist frisch und samtig zugleich. Der Alkohol (14,5%vol) nicht verdeckt, aber auf erträglichem Level.
Aber diese Intensität der vielen vorhandenen Aromen - das ist meines Erachtens schon groß.
Das Öffnen hat sich definitiv gelohnt. Mit der nächsten Flasche warte ich aber noch ein paar Jahre, bis sich die Kraft etwas gezügelt hat.
Die Wucht hatte ich so das letzte Mal beim 12er Victorino (Toro).
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 16. Nov 2019, 19:26

Château le Boscq Saint-Estèphe cru Bourgeois 2016 13.5% Alkohol

Farbe: dunkles Purpur, leichter Wasserrand
Nase: Lakritze, etwas Cassis, Tabak und wenig Weihrauch.
Mehr Frucht als der gestern geöffnete 2014er (vgl. dort)
Gaumen: frisch gegerbtes Leder, etwas Cassis, noch präsentes körniges Tannin, gegen den Abgang hin etwas Nelke.
Wie der 2014er nicht gerade komplex, aber eine Spur mehr Zugänglichkeit, geringfügig höherer Merlotanteil (47% gegen 48% CS). Infolge der etwas höheren Tanninqualität wohl mit leicht höherem Zukunftspotenzial (89+).
Gesamthaft kommt da aus dem Hause Dourthe seit Jahren ein Cru Bourgeois stabiler Qualität, mit moderatem Alkohol (fast immer 13.5%), nie überragend (muss z.B. dem Meyney, aber auch dem merlotbetonteren Lilian Ladouys den Vortritt lassen), aber auch nie ein Flop. Angesichts der moderaten Qualität scheint mir allerdings mit dem 2016er (+ 25% gegenüber 2014) der Preis ausgereizt. Daran ändert auch die stets tadellose Qualität der Korken oder die schöne, neuerdings sich nach unten leicht verjüngende Flaschenform nichts.
Kurz: Für einen höheren Preis würde ich einen wie auch immer gearteten Wow-Effekt erwarten, irgendetwas Besonderes eben

Tag 2: Im Gegensatz zum 2014er Le Boscq, der heute am 3. Tag in Folge leicht zugelegt hat, ist beim 16er keine Aufwärtsentwicklung zu erkennen. Die Tannine sind nach wie vor eher ungehobelt und etwas schroff. Sie erscheinen wie vom Wein an sich gesondert. Der bleibt eher leicht gewichtig irgendwo draußen stehen. Nur gerade ein Hauch sehr dunkler Schokolade, der statt der Frucht präsent ist, deutet darauf hin, dass da nach einer Integration der Tannine noch was vielleicht Vielversprechendes kommt. Geduld ist angesagt!
Im Augenblick 87+ Punkte, mit Potenzial bis 90+ in 4/5 Jahren.
Zuletzt geändert von pessac-léognan am So 17. Nov 2019, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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innauen

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 17. Nov 2019, 16:16

Bradetti hat geschrieben:So, gestern abend im Glas

Chateau de Pressac St. Emilion

Schon in der Nase viel wuchtiger als der 15er letztes Jahr (hätt ich umgekehrt erwartet). Dunkle Kirsche, schwarze Frucht, rote Frucht, alles sehr dicht mit minimalster Vanille/Holz-Aromatik.
Am Gaumen dann weicher Einlauf der Tannine, soft, aber dann sofort wieder diese Wucht der Aromen, viel Frucht mit schöner Säure.
Im sehr langen Abgang dann leicht salzig mineralisch.
Ein extraktreiches Kraftmonster (zumindest für mich), ist frisch und samtig zugleich. Der Alkohol (14,5%vol) nicht verdeckt, aber auf erträglichem Level.
Aber diese Intensität der vielen vorhandenen Aromen - das ist meines Erachtens schon groß.
Das Öffnen hat sich definitiv gelohnt. Mit der nächsten Flasche warte ich aber noch ein paar Jahre, bis sich die Kraft etwas gezügelt hat.
Die Wucht hatte ich so das letzte Mal beim 12er Victorino (Toro).


Danke. Dann öffnen ich doch nächste Woche auch mal eine Probeflasche

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Lars Dragl

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 17. Nov 2019, 16:55

Hallo beisammen!

Wenn ich mich richtig erinnere, dann werden auf de Pressac vor allem die Merlottrauben, also fast 3/4 des Leseguts, einer Kaltmazeration unterzogen. Ich habe selbst auch ein paar Fl. im Keller.
Das führt meines Wissens dann zu expressiv fruchtigen Weinen mit eher zahmen Gerbstoffen. Meiner Erfahrung nach reifen diese Weine etwas anders als die ganz traditionell bereiteten. Sie haben häufig mehr Fruchtaromen, sind insgesamt früher und unmittelbarer ansprechend, und halten sich auch im Anbruch mitunter erstaunlich gut. So wie ich das sehe, sind bei diesen Weinen die Verschlussphasen nicht so ausgeprägt. Moderner Wein eben. Ich mag das manchmal richtig gerne.
Auch wenn ich den 16er jetzt selbst nicht kenne, wundert es mich nicht, dass man hier ein modernes Spassteil ins Glas bekommt das richtig Laune macht. Habe gerade nachgesehen (und die Fl. mit heraufgebracht): Der 05er hat 13,5 % Vol.

Grüße

Lars
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Winedom

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 17. Nov 2019, 20:37

Danke für die Infos zu de Pressac!
Da ich selbst was im Keller habe, werde ich aus Interesse doch bald mal eine Flasche aufziehen.

Gruss Rainer
Viele Grüße
Rainer
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Bradetti

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 17. Nov 2019, 22:20

Nachtrag zum de Pressac:
Heute am 3. Abend (gestern waren wir außer Haus) noch immer schöne Frucht, aber nicht mehr so überschwänglich. Auch die Tannine im Abgang sorgen nun für spürbare Adstringenz.
Alles insgesamt etwas zurückgenommener.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2016

BeitragDo 21. Nov 2019, 19:48

Auf der Suche nach einer Begleitung für das (bei uns sehr seltene) Steak fiel mir gestern auf, daß es noch unprobierte 2016er gibt. Grund genug, mich dieses Mißstandes anzunehmen:

Roc de Cambes 2016 (15%)

Bei anderen Weinen schrecken mich 15 Umdrehungen. Hier war ich relativ entspannt, weil auch in der Vergangenheit der Alkoholgehalt oft hoch war. Nicht, daß ich das toll finde, aber wenn es einen Wein gibt, der das gut verpackt, dann Roc de Cambes.

Die Robe tiefpurpurschwarz; nur direkt gegen das Licht gehalten minimal transparent.
In der Nase dominiert perfekt reife schwarze Frucht. Lakritz, Buchenscheit. Ganz leicht viszeral. Ein wenig Bitterschokolade. Ein Hauch Hustensaft mit Menthol. Alkohol unauffällig.
[+10'] "Extraktsüß" (auch wenn prominente Foristen anmerkten, das gebe es nicht :mrgreen:). Schöne, eher milde Säure (aber definitiv ausreichend, zumindest jetzt), und mittelkräftige "Pulveroso"-Tannine. Brombeeren. Zum Abgang hin deutliche, langanhaltende Bitternote (Tapenade; etwas "holzig"), aber recht "mild" (milde Bitterkeit?! wtf), von der "Extraktsüße" gepuffert und somit nicht störend. Alkohol exzellent versteckt.

Moderner, zugänglicher und opulenter Bdx, der trotz seiner Üppigkeit bemerkenswert frisch und nie breit daherkommt, ausgewogen und komplex ist.
Ich mag das, und Mme sowieso. :geek:
Besten Gruß, Karsten
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TOM

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Re: Bordeaux 2016

BeitragFr 22. Nov 2019, 16:24

Nachdem sich viele 2016er mittlerweile zurückziehen, hatte ich gestern einen Vertreter, der sich noch in einer wunderbaren Fruchtphase befindet.

Chateau Charmail 2016
Brombeere im Duft. Im Mund erst Brombeere dann Kirsche und Holunder, feinkörnige Tannine, schön eingebunden. Im Abgang etwas Leder, dann Himbeere und wieder die dominierende Brombeere gefolgt von Holunder und Kirsche. Trotz der Fruchtfülle nicht marmeladig oder aufdringlich, eher elegant.

Ich hatte den Wein direkt aus der Flasche. Nach ca. 1 Stunde hatte ich das Gefühl, dass die Tannine etwas kräftiger und körniger werden, aber immer noch sehr gut!

Die 14,5% Alkohol schmeckt man erst heraus, wenn der Wein im Laufe des Abends wärmer wird. Anfangs (bei ca. 18°C) war nichts davon zu spüren. Für einen Subs-Preis um die 14 Eur bekommt man da wirklich viel Wein! Müsste ich Punkte vergeben, würde ich 90-91 Punkte setzen.

Werde mit Sicherheit noch mehr als eine Flasche in der Fruchtphase genießen. Der Wein macht (zumindest mir und meiner Frau) richtig Spaß!
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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