Bordeaux 2008

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
duhart09
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von duhart09 »

Ja, hat mich auch überrascht. Hatte mich vor einiger Zeit mal sehr gewundert über einen recht offenen Leo Barton 2008 und auch den Eindruck, von einigen offenen 2008ern gelesen zu haben. Hoffe sehr auf den Jahrgang, da ich angesichts der Abstinenz im Jahr davor und der niedrigen Preise doch ganz ordentlich subskribiert habe.

Gruß
Uli
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bordeauxlover
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von bordeauxlover »

Nachdem ich hier zuletzt mehrfach von "offenen 2008ern" gelesen habe und sich sonst hier keiner getraut hat (oder zumindest noch nicht davon berichtet hat), war letztes Wochenende die erste Flasche fällig von meinem subskribierten

Chateau Haut Bailly 2008

Der Wein braucht definitiv Luft! Die ersten Probeschlucke direkt aus der Flasche zeigten ihn völlig zu, verschlossen, nichts preisgebend, ziemlich flach. Das ändert sich mit Sauerstoffzufuhr schon nach relativ kurzer Zeit gravierend. Eine halbe Flasche karaffiert und über den ersten Abend genossen, den Rest in der angebrochenen Flasche kühl gestellt für den zweiten Abend und noch einen großen Restschluck für den dritten Abend. Typisch Haut Bailly und typisch Graves mit schöner Würze und Tabaknoten, jetzt schon (oder noch?) mit großem Genuss zu trinken. Verschließt sich zu keinem Zeitpunkt mehr. Am zweiten Abend taucht erstmals eine wunderbare Säure auf, die den Wein durchzieht wie eine feine Fettmarmorierung ein saftiges Stück Fleisch und ihm eine vibrierende Spannung verleiht.

Punkte: Undekantierte Probeschlucke 87-88, erster Abend karaffiert 91-92, zweiter und dritter Abend 93+ (mit Potential für 95-96 in 5-10 Jahren)

Mein Fazit: Ein sehr-guter Kauf, zumal, wenn man bei Haut Bailly die (m.E. absurde) Preisentwicklung ab 2009 beachtet. Da würde ich im Zweifel eher für deutlich billigeres Geld auf gut gereifte und gelagerte 89er oder 90er zurückgreifen. Wer ein paar Flaschen vom 2008er hat, macht meiner Meinung nach nichts falsch, wenn er/sie jetzt mal eine testet.

Schöne Grüße
Armin
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Panamera
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Panamera »

Am Donnerstag hat mich an einer Weinmesse folgender 2008er derart begeistert...

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...dass ich mir gleich eine Kiste davon in den Keller gelegt habe. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie in diesem Jahr gearbeitet wurde und dass die Preise (im Vergleich zu vielen Jahren davor und danach...) absolut akzeptabel sind.
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

Angeregt von dieser Notiz habe ich dann auch mal einen etwas größeren Wein aus 2008 aufmachen wollen. Der La Dominique 2008 war zwar noch keinesewgs da, hat aber gleichwohl viel Spaß gemacht. Die nächste Flasche aber frühestens in zwei Jahren!

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Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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octopussy
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

hier mal wieder was zu Bordeaux 2008: 2008 Château du Tertre Margaux. Ich habe eine Schwäche für dieses Weingut, warum auch immer. Daran, dass ich außergewöhnlich herausragende Weine von Du Tertre in der Vergangenheit gehabt hätte, liegt es nicht (die bisher getrunkenen fand ich aber alle gut).

Hier nochmal ein paar Fakten:

- das Château gehört seit 1997 einem Holländer (Eric Albada Jelgersma)
- Technischer Direktor ist Frédéric Ardouin, Berater Eric Boissenot
- Die 52 Hektar Rebflächen stehen ganz am Rand der Appelation Margaux im Westen auf einer Anhöhe. Es sind mit die höchstgelegenen Rebflächen im Médoc.
- Die Anpflanzung ist für das Médoc nicht 100% typisch. Mit 43% ist der Cabernet Sauvignon Anteil nicht sonderlich hoch. 33% Merlot sind auch nicht außergewöhnlich hoch. 19% Cabernet Franc hingegen sind für das Médoc eher hoch. 5% Petit Verdot komplettieren den Rebbestand.
- Die Reben sind durchschnittlich ca. 50 Jahre alt.
- Die Weine sehen üblicherweise etwas unter 50% Neuholz. Der Ausbau erfolgt regelmäßig für 18 Monate.

In 2008 hat das Château den Petit Verdot weggelassen (ist vielleicht nicht reif geworden?). Dafür ist der Cab Franc Anteil mit 26% relativ hoch.

Ich hatte mir seinerzeit 6 Flaschen von dem 2008er gekauft, obwohl die En Primeur Bewertungen teils eher durchwachsen waren. Dann kam Parker mit 82 Punkten für den Wein raus. Dementsprechend habe ich von dem Wein nur wenig erwartet. Geöffnet (nicht dekantiert) machte er sich aber recht gut. Er ist noch deutlich zu jung, aber die Anlagen fand ich sehr gut, wenn auch nicht herausragend. Klare Frucht, sauberes Tannin, tragbare Säure, gute Struktur, herbes Finish. Vom jetzigen Zustand auf die Zukunft zu schließen, ist natürlich schwer, aber ich bin der Meinung, der Wein wird sich ganz gut entwickeln. Auf meine verbleibenden 5 Flaschen freue ich micht, vielleicht nicht als Festtagswein, den man nie vergessen wird, aber als mehr als ordentlichen Speisebegleiter, wenn ich Bordeaux trinken will.

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Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von UlliB »

Beim Räumen im Keller kam die Idee, mal wieder einen 2008er anzutesten, und da kam mir dieser Wein gerade recht:

Chateau Duhart-Milon 2008 (Pauillac 4e GCC) 13%Vol. Pop & pour. Sehr dunkles, etwas trübes Rot. In der Nase geöffnet, für neuere Duharts typische, deutliche Holzprägung, röstig, dahinter dunkle Frucht, Backpflaume und Brombeere. Im Gaumen für einen 2008er unerwartet dicht, beinahe geballt, wiederum dunkle Frucht, adäquate Säure, im Abgang bittert das kräftige Tannin deutlich nach; hier erscheinen auch minimale Grüntöne.

Irgendwann um die Jahrtausendwende hat die Lafite-Crew die Stilistik von Duhart gründlich überarbeitet: was vorher ein etwas spröder, aber typischer Pauillac aus den hinteren Reihen war, wurde im Hinblick auf Konzentration und Holzeinsatz deutlich aufgepept. Im Ergebnis zeigt der Wein heute mehr Wucht als Feinheit. Der 08er ist bereits gut zugänglich, aber noch nicht völlig trinkreif, und man darf hier sicher noch auf einige Entfaltung hoffen, aber ein subtiler Bordeaux wird das vermutlich nie. Vermutlich gut zu einem kräftigen Fleischgericht, als Solist (wie diesmal) nicht wirklich mein Fall, obwohl der Wein unzweifelhaft seine Qualitäten hat.

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von amateur des vins »

Eine Flasche aus dieser Liga zu öffnen, ist für mich immernoch und immer wieder etwas besonderes und kostet auch eine gewisse Überwindung, denn mein Budget gibt das nicht allzu oft her. Aber gestern war ich so weit, und öffnete eine meiner sehr wenigen Flaschen

Haut-Bailly 2008

Der Entschluss fiel recht spontan, so dass der Wein beim Öffnen und Antrinken noch Klimaschrank-Temperatur hatte. Er präsentierte sich etwas dunkler als Rubin (heißt das dann Granat?) mit vielleicht einer Nuance Purpur, dicht, aber noch gut transparent. Die Nase war trotz der Kälte sehr intensiv und sehr verführerisch: vom Cabernet geprägt (2008: 70% CS, 30% M) und sehr fruchtbetont; ich fand Cassis, Cranberry, Schwarzkische, Blaubeere, dazu Räucherspeck, Bleistiftmine und Veilchen. Enorm komplex und harmonisch!
Am Gaumen mittlerer Körper, aber aromatisch irre intensiv. Folgt der Nase, wobei Cassis jetzt überwiegt. Frische Säure, kräftige, sehr feinkörnige Tannine. Alles noch etwas disjunkt. Im Abgang deutliche Bitternote - ich denke an Tapenade von schwarzen Oliven, etwas Graphit, und auch etwas an Stengel oder Kerne (etwas "grün").
Nach ca. 1 Stunde Doppeldekantierung fühlte er sich etwas weicher und verbundener an, aber aromatisch unverändert. Nicht zuletzt wegen der Säure ein exzellenter Essensbegleiter (wir hatten Arg. Rinderfilet, Kartoffelgratin, Romanesco). Die "Unfertigkeit" fällt nur solo auf.
Nach 2 Stunden beginnt er, etwas "zu" zu machen (härter, weniger Frucht).

Dieser Wein gehört wohl locker zu den Top-10 meiner bisherigen Säuferkarriere. Er zeigt große Finesse, ohne dass es an Kraft mangelte, und tolle Balance. Ich denke, es war doch noch etwas früh für ihn, obwohl er viel Spaß gemacht hat. Ich würde vermuten, dass er zu seinem 10ten noch etwas besser verbunden ist und dann viele, viele Jahre Spaß macht (wenn man genug davon hat :cry: )

Ich bin gespannt auf den 2009er. In Anbetracht der Jahrgangscharakteristiken und meiner derzeitigen Finessepräferenz habe ich ja meine Zweifel, ob ich dem allgemeinen Trend folgend den 09er deutlich über dem 08er sehen werde...

Edit:
Nach Armins Antwort 2 Posts weiter habe ich nochmal in die Rechnungen geschaut. Und was soll ich sagen: Da spukte in meinem Kopf wohl der abgehobene Preis des 2009ers herum. Der 2008er war in der Subs aber völlig im grünen Bereich. Gemessen an dem, was ich jetzt im Glas hatte, würde ich fast so weit gehen, ihn als Schnäppchen zu bezeichnen.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 26. Jan 2016, 01:29, insgesamt 2-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

Hallo,

Danke für den Zwischenstand zu den 2008ern. Meine Erfahrung ist: Jedenfalls Weine vom rechten Ufer kann man jetzt schon sehr gut trinken. Meine (einzige) Flasche Haut Bailly werde ich aber noch etwas tiefer im Keller vergraben :-)

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
bordeauxlover
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von bordeauxlover »

amateur des vins hat geschrieben: Ich bin gespannt auf den 2009er. In Anbetracht der Jahrgangscharakteristiken und meiner derzeitigen Finessepräferenz habe ich ja meine Zweifel, ob ich dem allgemeinen Trend folgend den 09er deutlich über dem 08er sehen werde...


Hallo amateur des vins,

danke auch von mir für den Zwischenstand! Habe meine erste von 6 Flaschen vor zwei Jahren positiv getestet (weiter oben gepostet). Aber 2009 von Haut Bailly wollte ich mir bei aller Wertschätzung zum dreifachen Preis des 2008er in der Subse nicht antun. An der Stelle habe ich mich von Haut Bailly verabschiedet und schiele lieber mal nach günstigeren, gut gereiften Exemplaren, wenn ich zufällig auf welche stoße.
Armin
amateur des vins
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Beitrag von amateur des vins »

Hallo Armin,
bordeauxlover hat geschrieben:danke auch von mir für den Zwischenstand! Habe meine erste von 6 Flaschen vor zwei Jahren positiv getestet (weiter oben gepostet).
Pas de quoi! Habe Deinen Post unmittelbar vor dem Schreiben meines mit Vergnügen gelesen - und den Eindruck gewonnen, als hätte sich in den 2 Jahren doch ein bißchen in Richtung Zugänglichkeit getan.

bordeauxlover hat geschrieben:Aber 2009 von Haut Bailly wollte ich mir bei aller Wertschätzung zum dreifachen Preis des 2008er in der Subse nicht antun. An der Stelle habe ich mich von Haut Bailly verabschiedet und schiele lieber mal nach günstigeren, gut gereiften Exemplaren, wenn ich zufällig auf welche stoße.
2008 war meine erste, 2009 meine zweite und bisher letzte Bdx-Subs. 2009 wollte ich noch "gucken, was geht", sprich, meine Referenz definieren. 2010 habe ich dann den Anker geworfen.

Bei mir war's übrigens ein Faktor 2,3 beim Haut-Bailly, und der 09er damit eigentlich jenseits meiner Schmerzgrenze. Auch wenn ich beim Trinken für gewöhnlich nicht an den Preis denke: In puncto PGV hat er's dadurch noch schwerer. Der 2008er hingegen war in der Subs preislich im grünen Bereich; in Anbetracht der Qualität eigentlich fast ein Schnäppchen.

Gruß, Karsten
Besten Gruß, Karsten
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