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Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

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Der Wein-Schwede

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Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragMi 16. Mai 2018, 16:51

Hallo,
Ich bin Neuling in diesem Forum und möchte jetzt einen neuen Thread öffnen.

Ich möchte Erfahrungen und Meinungen über Deutschen Chardonnays mit euch austauschen. Bis vor ca. 6-7 Jahren habe ich während 15 Jahren mindestens einmal jährlich das Burgund besucht, aber mit den Preissteigerungen dort hat es kein Spaß mehr gemacht. Und während ich in Deutschland sehr gute Ersetze für Burgunder Pinot Noir gefunden habe, bin ich mit Chardonnay noch auf der Suche (einige guten habe ich gefunden). Chardonnay ist ja noch ein Neuling in Deutschland und die Stilistik für die Deutschen Chardonnays scheint im Moment in allen möglichen Richtungen zu führen.

Wo findet man denn Deutsche Chardonnays die richtig „Burgundisch“ schmecken?
Mit „Burgundisch“ meine ich mineralisch, straff, gute Säure, zurückhaltender Frucht, und Holz im Hintergrund als Struktur (und nicht als Vanille-Pudding).

Und – muss ein Chardonnay auf Kalkstein Wachsen um Burgundisch zu werden?

Meine Suche hat mich durch die Deutschen Weinanbaugebieten geführt, und hier sind meine Erfahrungen und Eindrücke soweit:

• Bernhard Huber – Ch Alte Reben und Bienenberg 14 und 15 – mehr Burgundisch als Burgund, straff, mineralisch, wilde Säure, Frische, Kraft und Biss, reduktiv mit Schießpulver ohne Ende, absolute Weltklasse!
• Wageck-Pfaffmann – Ch Kalkmergel, Sülzner Weg, Geisberg 15 und 16 – Burgundisch! Straff, frisch, Struktur, alles gut integriert.
• Manz – Ch Reserve 15 – Frucht und Holz als getrennte Blöcke, nichts für mich (probiert weil 90 P in GM).
• Schelter Winery – Ch 15 – guter Wein, aber bin noch nicht überzeugt (die Roten sind doch Klasse!) Werde nochmal beim nächsten Besuch deren Chardonnay versuchen.
• Rebholz – Ch R 14 und 15 – leckerer Wein mit Kreidigkeit, fehlt doch ein bisschen Frische, Straffheit und Integration um richtig groß zu sein (94 und 95 P bei GM ist zu hoch, Huber ist besser). Nicht sehr Burgundisch.
• Bremer – Ch Königsweg 14, 15 und 16 – nicht schlecht, Burgundisch (wächst auf Muschelkalk), Mineral und Fenchel, wenig Frucht, könnte ein bisschen mehr Säure haben (94 P für den 16er im Falstaff ist doch zu hoch, den 15er soll man meiden, schmeckt Vanillepudding).
• Klumpp – Ch Kirchberg 16 – guter Wein, aber ist nicht Burgundisch.
• Bernhard Koch – Reserve und Grande Reserve 14, 15 und 16 – die Weine sind wie ein grober Bursche, aber sind lecker! Passt hervorragend zum Lachs auf dem Kohlengrill. Chardonnays die doch nicht sehr viel mit Burgund gemeinsam haben.
• Porzelt – Kirchberg 15 und 16 – wächst auf Muschelkalk, 100% Erstbelegung kaum Spürbar, kräftiger Frucht und gute Mineralik, nicht bedingt Burgundisch aber sehr gut! Ich habe den 15er gegen einen Pouilly-Fuissé 15er von Daniel Barraud probiert, und das war 10-0 für Deutschland und Porzelt!
• Von Winning – Chardonnay I 15 – exotisch und konzentriert, aber gar nicht Burgundisch.

Bin auf eure Erfahrungen gespannt!

Viele Grüße
Der Wein-Schwede (Rolf)
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Michl

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragMi 16. Mai 2018, 18:04

Hallo Rolf,

herzlich willkommen im Forum und vielen dank für deine Eindrücke, die ich weitgehend teile, sofern ich die Weine bzw. die Weingüter kenne.

Schau doch mal hier:

http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... a467886d8e

In letzter Zeit wurde hier viel geschrieben, das dich interessieren dürfte.
Viele Grüße

Michl
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Der Wein-Schwede

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragMi 16. Mai 2018, 21:20

Hallo Michl,

vielen Dank für das Link.
Ich denke das Weingut Knewitz könnte interessant sein, muss ich bei Gelegenheit besuchen.

War vor einigen Wochen bei der Wageck-Pfaffmann Jahrgangspräsentation in Bissersheim. Die 16er Chardonnays sind wirklich stark (der Geisberg doch noch sehr vom Holz geprägt).
Der Sülzner Weg ist wirklich gut, sollte man in eine Cote d'Or Chardonnay Blindprobe einsetzten. Der Kalkmergel mit dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis ist laut Info von Tomas Pfaffmann auch ein "Sülzner Weg", nur eine andere Selektion.
Habe letztes Wochenende diesen Wein gegen einen Rully Premier Cru Gresigny 2016 probiert. Die Wageck Chardonnays sind wirklich "Französich" gemacht, der Kalkmergel war ein bisschen tiefer, hatte ein bisschen mehr Reduktionsnoten und war einen Tick besser. Nicht schlecht für einen Einstiegschardonnay aus der Pfalz gegen einen Rully 1er Cru!

Kennt jemand noch Deutsche Chardonnays dieser Französichen Ausbauart?

Viele Grüsse aus Schweden
Rolf
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P-No

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragDo 17. Mai 2018, 19:02

Hallo Rolf,
deutscher Chardonnay „burgundisch“ (im besten Sinne) ist für mich auf jeden Fall Knewitz. Aber warum überhaupt in Deutschland suchen - auch in der Bourgogne gibt es burgundischen Chardonnays zu einem noch immer annehmbaren Kurs- z.B. von Vincent Dureuil-Janthial, Sylain Langoureau und noch vielen anderen...
VG Patrik
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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragDo 17. Mai 2018, 20:46

Also ich finde auch, daß es im Burgund durchaus schöne Chardonnays mit annehmbarem PLV gibt, wenn auch nicht an jeder Ecke. Mein Vorschreiber hat sicher noch den größeren Überblick.
Und warum soll deutscher Chardonnay unbedingt ein Burgunder-Ersatz sein? Anklänge ja, aber ansonsten finde ich es eher spannend, wenn die Stilistik auch eigene Attribute hat und verteidigt.
Viele Grüße
Erich

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Der Wein-Schwede

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragDo 17. Mai 2018, 21:44

Hallo Patrik und Erich,

vielen Dank für eure Antworte.

Also, Weingut Knewitz muss ich jetzt besuchen! Bin gespannt.

Ja, warum "burgundische" Chardonnays in Deutschland suchen? Weil ich die Stilistik mag, und keine mehr Lust habe, den ganzen weg von Schweden nach Burgund mit dem Auto zu hintigern.
Ausserdem, der Weinqualitätswunder in Deutschland die letzten 10 Jahren ist fast unglaublich. Domaine Vincent Dureuil-Janthial in Rully habe ich vor ca. 12-13 Jahren mehrmals besucht (schon damals eine Empfehlung in Robert Parkers Wine Advocate). Damals habe ich für seinen Rully 1er Cru Meix Cadot und Margotées ca. 11 Euro bezahlt. Würde heute sicher über 20 Euro Kosten. Und sind die besser als den Wein ich heute Abend aufgemacht habe? - bitte meine VKN https://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=17&t=5006&start=50 anschauen. Der Wein kostet 13 Euro.

Ich wünsche euch einen schönen Abend noch und weitere Wochenendeweinerlebnisse!

Viele Grüsse aus Schweden
Rolf
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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragFr 18. Mai 2018, 17:23

Hallo Rolf,

so wörtlich hatte ich deinen Usernamen jetzt gar nicht genommen, aber Schweden - Burgund ist entfernungsmäßig schon eine Ansage (Ystad oder Kiruna?). Wenn man aber z.B. schon beim Huber ist, dann hat man den Großteil des Weges bis ins Burgund ja schon geschafft... ;)
Viele Grüße
Erich

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragFr 18. Mai 2018, 17:50

Hallo Erich,

glücklicherweise wohne ich im Süden (gegenüber von Kopenhagen auf der schwedischen Seite). Aber ich habe schon früher viele Runden so weit südlich wie Pouilly-Fuissé gemacht. Heute liegt meine akzeptable Ferngrenze bei Huber in Malterdingen (und Elsass). Die Strecke kann ich ohne Übernachtung machen. Zum Huber fahre ich seit ein paar Jahren immer in November für die Jahrgangspräsentation.

Heute Abend wird es Riesling auf dem Tisch geben!

Viele Grüsse
Rolf
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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragFr 18. Mai 2018, 18:59

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Heute Abend wird es Riesling auf dem Tisch geben!


Viel Spaß dabei! Hatten wir gestern, heute Nosiola...

Mal eine ganz offtopische Frage: in Südschweden gibt's ja anscheinend auch in recht kleinem Rahmen Weinanbau, wahrscheinlich wenig burgundisch denke ich. Hast du das schon mal probiert bzw. gibt's da interessante Sachen?
Viele Grüße
Erich

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Käfi

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Re: Deutsche Chardonnays wie in Burgund!

BeitragSa 19. Mai 2018, 10:18

Knewitz solltest Du unbedingt probieren - wenn Du irgendwo einen 2015er Reserve findest, zuschlagen. Ist m.A. noch deutlich besser als der 2016, oder aber letzterer ist noch unterentwickelt. Der 2015er hat eine ungemein vibrierende, sich breit auffächernde Säure, während der 16er eher einen dichten Säurenerv hat. So die Eindrücke, als der 16er erschien, ich glaub ich muss bald wieder einen testen ;)

Ich würde noch "Jülg" und unbedingt den Hard von Ziereisen probieren. Leicht zu bekommen, kein Deutscher, aber unbedingt empfehlen möchte ich auch noch den Chardonnay Leitharberg von Heinrich.

Huber fand ich übrigens den 15er auch nicht so gut wie den 14er, zu zitronig. :)
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