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Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen …..
Und da stellt sich natürlich die immer wieder aktuelle Frage "Was kochen wir?" und die noch wichtigere "Was trinken wir dazu?". Zu Pfingsten gibt es keine klassischen traditionell immer wieder gekochten Gerichte wie an Weihnachten (Gans, Karpfen, Würstchen mit Kartoffelsalat…..), Ostern (Lamm, Eier …..), St. Martin (Gans …..), Karneval (Krapfen, auch Berliner, Pfannkuchen, Kreppel, Puffel etc. genannt …..), Silvester (Fondue, Raclette oder einzelne Trauben in Spanien …..) usw. Im Süddeutschen Raum kennt man ein Pfingstgebäck, Brotvögel genannt, aber das ist ja was für den hohlen Zahn und zählt nicht richtig
Der Pfingstochse fällt einem da noch ein. Aber der Pfingstochse ist ja nur der arme Kerl, dem sie Blumenkränze und sonstigen Mädchenkram auf den Kopf und um den Hals geben und ihn dann in einer Prozession durchs Dorf führen, bevor er mit den Kühen und dem Stier auf die Weide darf. Manch einer ist dann aber doch noch auf dem Grill gelandet. Lieber ein Ende mit Schrecken …..
Vielleicht könnte man das Grillen als traditionelles Pfingstessen bezeichnen, immerhin wird in Deutschland zwischen Mai und September fast immer gegrillt und wir Grillverweigerer haben grundsätzlich und bei jedem Wetter an allen Samstagen, Sonntagen, Feiertagen den Geruch von zerbrutzelnden Würstchen, Koteletts oder auch Fisch in der Nase, wenn Nachbar 1 nicht grillt, dann Nachbar 2 oder 3, oder Nachbar 4 lädt zur großen Grillparty ein.
Dann kommt zum Geruch noch die gewöhnungsbedürftige Beschallung hinzu, z.B. vor ein paar Jahren war es an einem Abend 17 in Worten siebzehn Mal "I'm a big big girl in a big big world …." bis wir entnervt den Regler auf Anschlag und alle Türen und Fenster geöffnet mit "Inside looking out" von Grandfunk Railroad dem Spuk ein Ende setzten. In solchen Fällen empfehle ich übrigens sozusagen als musikalisches Rohrfrei sich einmal ordentlich laut eine Liveversion "Freebird" von Lynyrd Skynyrd durch die Ohren zu jagen, das macht all diesen Liedern, die sich hartnäckig festsetzen wollen, rückstandslos den Garaus.
Wir hatten an Pfingsten Kochclub. Kochclub geht bei uns so, wir sind drei Paare und treffen uns ja einmal im Jahr bei einem von uns zu Hause und kochen ein kleines Menü. Die Heimpartei sorgt für das Ambiente, Tisch eingedeckt, kleine Häppchen zum Empfang mit passendem Getränk, Brot, Butter und das Hauptgericht. Eine Partei macht eine Vorspeise und die andere das Dessert. Wir geben uns immer ein Thema, an dem entlang zu kochen ist. Und jede Partei bringt einen zu ihrem Part passenden Wein mit.
Unser Pfingstthema hieß "Mallorca".
Ich war mal wieder das Dessert. Dessert ist meine Horrorkategorie, ich bin ein absoluter Dessert-Noob, abgesehen von Crème brûlée oder Crème caramel sind meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet absolut nicht vorzeigbar. Crème brûlée kann man mit einigen Handgriffen in crema catalan verwandeln, das hat meine ambitionierte Desserttrilogie rausgerissen. Des Weiteren decke ich über meine diesbezüglichen Heldentaten den Mantel des Schweigens.
Aber die anderen Gerichte waren exzellent. Die Vorspeise z.B., die war köstlich und verdient eine besondere Erwähnung, Risotto mit Spinat, Pilzen und Sobrassada, dieser leicht scharfen sehr aromatischen Paprikawurst. Ein Gedicht! Das Rezept ist schnell erklärt, sehr fein gehackte Zwiebeln und Knoblauch leicht in Öl anschwitzen, Risottoreis dazugeben und immer wieder mit Hühnerbrühe (natürlich selbst gemacht) und einem Spritzer Weißwein ablöschen und rühren, bis sich die Flüssigkeit mit dem Reis verbunden hat und der Reis gequollen ist, ein wenig salzen und zum Schluss einen oder zwei Esslöffel geriebenen Parmesankäse (gut der ist jetzt nicht klassisch mallorquinisch, aber es sollte schon ein sehr würziger Hartkäse sein) unterrühren.
In einer anderen Pfanne geputzten und fein gehackten Spinat anschwitzen und in einer Schüssel beiseite stellen, danach die Pilze anbraten, ebenfalls beiseite stellen. Wenn der Risotto fertig ist, Spinat, gebratene Pilze und ein wenig fein gehackten Majoran untermischen, die fein gewürfelte Wurst dazugeben und warten, bis sie sich in feine Stückchen aufgelöst hat. Dann sofort servieren, dazu ein paar Scheiben kräftiges Weißbrot und
2007 Sió Crianza tinto
Bodegas can Ribas, Consell/Mallorca
eine wunderbare Kombination, der Wein, eine Cuvée aus Manto Negro, Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot, ist von tief dunkelroter Farbe und eher verhaltendem Duft nach dunklen Beeren, am Gaumen saftig, nicht zu kräftig trotz seiner 14.5 vol% Alkohol – sonst würde er wahrscheinlich auch nicht so gut mit der Schärfe des Gerichtes harmonieren – würzig, Sauerkirsche, getrocknete Kräuter, zarte Holznote, auch ein wenig erdiges Mineral und ein recht guter Abgang. Kein auf internationalen Geschmack gezüchtetes Getränk, sondern durchaus als Spanier erkennbar, ob auch als Mallorquiner kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht sagen.
Wein zu scharfen Gerichten auszuwählen ist nicht immer einfach, sie müssen ein wenig sanften durchaus molligen Schmelz mitbringen und ein ganz klein wenig Süße, dabei nicht zu kräftig, individuell aber nicht zu dominierend. Sió hat dies mit Bravour gelöst, der gleichnamige Reserva dagegen ist besser bei einem gegrillten Stück dunklen Fleisch aufgehoben und steht auch als Solist wie eine Eins.
Prost!
und Frohe Pfingsten gehabt zu haben
und unser nächstes Thema "heißt" Pfalz und ich bin das Hauptgericht und ich glaube ich werde gesteinigt, wenn es keinen Saumagen gibt.
Und da stellt sich natürlich die immer wieder aktuelle Frage "Was kochen wir?" und die noch wichtigere "Was trinken wir dazu?". Zu Pfingsten gibt es keine klassischen traditionell immer wieder gekochten Gerichte wie an Weihnachten (Gans, Karpfen, Würstchen mit Kartoffelsalat…..), Ostern (Lamm, Eier …..), St. Martin (Gans …..), Karneval (Krapfen, auch Berliner, Pfannkuchen, Kreppel, Puffel etc. genannt …..), Silvester (Fondue, Raclette oder einzelne Trauben in Spanien …..) usw. Im Süddeutschen Raum kennt man ein Pfingstgebäck, Brotvögel genannt, aber das ist ja was für den hohlen Zahn und zählt nicht richtig
Der Pfingstochse fällt einem da noch ein. Aber der Pfingstochse ist ja nur der arme Kerl, dem sie Blumenkränze und sonstigen Mädchenkram auf den Kopf und um den Hals geben und ihn dann in einer Prozession durchs Dorf führen, bevor er mit den Kühen und dem Stier auf die Weide darf. Manch einer ist dann aber doch noch auf dem Grill gelandet. Lieber ein Ende mit Schrecken …..
Vielleicht könnte man das Grillen als traditionelles Pfingstessen bezeichnen, immerhin wird in Deutschland zwischen Mai und September fast immer gegrillt und wir Grillverweigerer haben grundsätzlich und bei jedem Wetter an allen Samstagen, Sonntagen, Feiertagen den Geruch von zerbrutzelnden Würstchen, Koteletts oder auch Fisch in der Nase, wenn Nachbar 1 nicht grillt, dann Nachbar 2 oder 3, oder Nachbar 4 lädt zur großen Grillparty ein.
Dann kommt zum Geruch noch die gewöhnungsbedürftige Beschallung hinzu, z.B. vor ein paar Jahren war es an einem Abend 17 in Worten siebzehn Mal "I'm a big big girl in a big big world …." bis wir entnervt den Regler auf Anschlag und alle Türen und Fenster geöffnet mit "Inside looking out" von Grandfunk Railroad dem Spuk ein Ende setzten. In solchen Fällen empfehle ich übrigens sozusagen als musikalisches Rohrfrei sich einmal ordentlich laut eine Liveversion "Freebird" von Lynyrd Skynyrd durch die Ohren zu jagen, das macht all diesen Liedern, die sich hartnäckig festsetzen wollen, rückstandslos den Garaus.
Wir hatten an Pfingsten Kochclub. Kochclub geht bei uns so, wir sind drei Paare und treffen uns ja einmal im Jahr bei einem von uns zu Hause und kochen ein kleines Menü. Die Heimpartei sorgt für das Ambiente, Tisch eingedeckt, kleine Häppchen zum Empfang mit passendem Getränk, Brot, Butter und das Hauptgericht. Eine Partei macht eine Vorspeise und die andere das Dessert. Wir geben uns immer ein Thema, an dem entlang zu kochen ist. Und jede Partei bringt einen zu ihrem Part passenden Wein mit.
Unser Pfingstthema hieß "Mallorca".
Ich war mal wieder das Dessert. Dessert ist meine Horrorkategorie, ich bin ein absoluter Dessert-Noob, abgesehen von Crème brûlée oder Crème caramel sind meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet absolut nicht vorzeigbar. Crème brûlée kann man mit einigen Handgriffen in crema catalan verwandeln, das hat meine ambitionierte Desserttrilogie rausgerissen. Des Weiteren decke ich über meine diesbezüglichen Heldentaten den Mantel des Schweigens.
Aber die anderen Gerichte waren exzellent. Die Vorspeise z.B., die war köstlich und verdient eine besondere Erwähnung, Risotto mit Spinat, Pilzen und Sobrassada, dieser leicht scharfen sehr aromatischen Paprikawurst. Ein Gedicht! Das Rezept ist schnell erklärt, sehr fein gehackte Zwiebeln und Knoblauch leicht in Öl anschwitzen, Risottoreis dazugeben und immer wieder mit Hühnerbrühe (natürlich selbst gemacht) und einem Spritzer Weißwein ablöschen und rühren, bis sich die Flüssigkeit mit dem Reis verbunden hat und der Reis gequollen ist, ein wenig salzen und zum Schluss einen oder zwei Esslöffel geriebenen Parmesankäse (gut der ist jetzt nicht klassisch mallorquinisch, aber es sollte schon ein sehr würziger Hartkäse sein) unterrühren.
In einer anderen Pfanne geputzten und fein gehackten Spinat anschwitzen und in einer Schüssel beiseite stellen, danach die Pilze anbraten, ebenfalls beiseite stellen. Wenn der Risotto fertig ist, Spinat, gebratene Pilze und ein wenig fein gehackten Majoran untermischen, die fein gewürfelte Wurst dazugeben und warten, bis sie sich in feine Stückchen aufgelöst hat. Dann sofort servieren, dazu ein paar Scheiben kräftiges Weißbrot und
2007 Sió Crianza tinto
Bodegas can Ribas, Consell/Mallorca
eine wunderbare Kombination, der Wein, eine Cuvée aus Manto Negro, Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot, ist von tief dunkelroter Farbe und eher verhaltendem Duft nach dunklen Beeren, am Gaumen saftig, nicht zu kräftig trotz seiner 14.5 vol% Alkohol – sonst würde er wahrscheinlich auch nicht so gut mit der Schärfe des Gerichtes harmonieren – würzig, Sauerkirsche, getrocknete Kräuter, zarte Holznote, auch ein wenig erdiges Mineral und ein recht guter Abgang. Kein auf internationalen Geschmack gezüchtetes Getränk, sondern durchaus als Spanier erkennbar, ob auch als Mallorquiner kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht sagen.
Wein zu scharfen Gerichten auszuwählen ist nicht immer einfach, sie müssen ein wenig sanften durchaus molligen Schmelz mitbringen und ein ganz klein wenig Süße, dabei nicht zu kräftig, individuell aber nicht zu dominierend. Sió hat dies mit Bravour gelöst, der gleichnamige Reserva dagegen ist besser bei einem gegrillten Stück dunklen Fleisch aufgehoben und steht auch als Solist wie eine Eins.
Prost!
und Frohe Pfingsten gehabt zu haben
und unser nächstes Thema "heißt" Pfalz und ich bin das Hauptgericht und ich glaube ich werde gesteinigt, wenn es keinen Saumagen gibt.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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