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Der 22. März ist der Weltwassertag.
Keine Angst, ich werde jetzt nicht jeden Dienstag den Welt-wasweißich-Tag abarbeiten. Eigentlich hatte ich auch heute das Thema "Kellerfund" vor, aber das läuft uns schon nicht weg.
Wie alle wichtigen und kostbaren Güter dieser Welt ist Wasser ungerecht verteilt. Dabei braucht es jedes Lebewesen, ohne Wasser kein Leben. Und so erklärt sich, warum Wasser noch mehr als Wein in allen Religionen und Traditionen dieser Welt eine besondere Bedeutung hat, als Lebensspender, als heilige Quelle. Wasser kann auch zerstören, insofern gibt es auch das Bild von der Gewalt des Wassers, das Meer, das von Mose geteilt wurde, die Sintflut, die als reinigendes Strafgericht über die Erde gesandt wurde. Und wir müssen im Moment nur nach Japan schauen, um die vernichtende Kraft des Wassers zu erkennen.
Wasser und Wein gehören in der Mythologie oft genug zusammen. Und das sollten sie auch im richtigen Leben.
Mich erschreckt oder erstaunt es jedenfalls immer wieder, wie oft man sich eingeladenerweise an einem wunderbar gedeckten Tisch einfindet, exzellentes Essen, erlesene Weine ….. und nicht ein einziges Glas Wasser (erfahrungsgemäß ist die Schnittmenge der Nicht-Wasser-Anbieter und der Nicht-Brot-Anbieter recht groß).
Es macht mir nicht nur relativ große Mühe, ein mehrgängiges Menü ohne begleitendes Brot herunterzubringen, ich hätte auch gerne immer ein Wasser dazu. Am liebsten Menge Wein zu Wasser mindestens 1:1, eher noch ein wenig mehr Wasser. Da bin ich vielleicht von meinen vielen Frankreichurlauben "versaut".
Wein zum Essen ist Genuss, geschmackliche Abrundung und Ergänzung, aber Wein trinkt man doch nicht gegen den Durst oder zur Regulierung des Flüssigkeitshaushalts.
Über das richtige Wasser zum Wein werden inzwischen genauso viele Traktate verbrochen wie zu dem Thema, welcher Wein wohl zu welchem Essen am besten munden würde und wie überall muss man nur lange genug warten, dann werden alle denkbaren Kombinationen genannt. Sommeliers lassen sich inzwischen zu Wasser-Sommeliers ausbilden und ambitionierte Restaurants haben eine Wasserkarte, die der Weinkarte kaum nachsteht. Da geht es nicht mehr nur darum, ob das Wasser stark oder gar nicht sprudelt. Ich bevorzuge ganz leicht sprudelndes relativ geschmacksarmes Wasser und im Zweifel bin ich auch mit den Erzeugnissen der lokalen Wasserwerke durchaus zufrieden.
Inzwischen, so habe ich gelesen, bringt angeblich sogar Apple ein Mineralwasser auf den Markt. Wahrscheinlich, um den Zeit und Raum um sich vergessenden Computerfreak daran zu erinnern, dass man schon seine mindestens anderthalb bis zwei Liter Wasser am Tag zu sich nehmen sollte, um gesund und frisch zu bleiben. Wollen wir nur hoffen, das Microsoft nicht nachzieht, die bringen wahrscheinlich eine elektronisch verriegelte Flasche, bei der man, um sie zu schließen, erstens einen "Start"-Knopf betätigen muss und dann noch eine Meldung quittieren, ob man die Flasche auch wirklich schließen möchte. Und wahrscheinlich passt dieses Wasser nur und ausschließlich in von Microsoft angebotene Gläser.
Doch nun vom Wasser zum Wein.
Neben dem Wein als Essensbegleiter gibt es noch den Wein "zum Meditieren", den Wein, der am besten für sich alleine genossen wird (wenn man vom begleitenden Glas Wasser mal absieht), den man ungestört durch die Aromen des Essens ganz pur aufnehmen sollte.
So einen hatten wir am Wochenende
1990 Troplong-Mondot
St. Emilion
Natürlich kommt so ein Wein nicht ohne begleitende Literatur ins Glas. Nicht-Wein-Afficionados stellen sich das immer so einfach vor. Der Weinliebhaber begibt sich abends wohlgemut in seinen Keller, lässt seinen Blick wohlgefällig über die Kisten und Regale schweifen, greift eine Flasche, legt sie zurück um dann doch eine andere zu wählen, wiederholt diesen Vorgang etwa drei bis vier Mal, wählt schließlich eine Flasche (oder zwei), begibt sich dann in sein Wohn- oder Ess- oder Kaminzimmer, Korken gezogen, Glas befüllt und riechen, schwenken, trinken.
Nix da. Ein solcher Wein wird allerspätestens einen Tag vor dem geplanten Genuss ausgewählt, in die trinkkompatible Temperaturzone gebracht, aufrecht hingestellt, auf dass etwaiges Depot auf den Flaschenboden sinke und die Wartezeit bis zum Genuss wird mit dem Studium einschlägiger Veröffentlichungen verbracht, nicht nur, um herauszufinden, ob Lüften angesagt ist und ob man die großen oder die kleineren Gläser nehmen sollte.
Die Literatur hat uns hier alle Möglichkeiten offen gelassen, unsere beiden Standardliteraten Parker und Gabriel zeigen sich absolut begeistert, ersterer verstieg sich 2002 zu sagenhaften 99 Punkten, zweiterer sah allerdings die besten Zeiten dieses Weines um das Jahr 2000. Der wineterminator hat wohl überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht, wahrscheinlich ist er auch kein Freund der etwas dichteren, cremigen Emils, bei cellartracker nichts unter 90 Punkten.
Gelüftet haben wir nicht großartig, Korken gezogen, Flasche einige Stunden geöffnet stehen gelassen (aber das bringt ja jetzt nicht gerade Unmengen an Sauerstoff) Wein ins Glas, riechen, schwenken, trinken.
Dichtes dunkelrot und noch keinerlei Spur von braunem Rand oder etwaiger Altersnoten in der Nase, dafür umso mehr Aromen von Cassis, dunklen Beeren, Röstaromen, Feigen, am Gaumen weich, fast schmeichelnd, das amaronige, das von vielen Kritikern als (über)dominant beschrieben wurde, fanden wir eher dezent und recht angenehm, Butterkaramell, Mocca und ein langer eher filigraner Abgang, der ein wenig im Gegensatz zu der Wucht am Gaumen stand. Ob der Wein diese absolut betörende Kombination von Kraft, Schmelz und komplexer Aromatik sehr lange gehalten hätte, kann ich nicht sagen, mit vier Personen war die Flasche innerhalb von knapp zwei Stunden geleert und während dieser Zeit zeigte sich der Troplong in unveränderter Form und als einer der besten Emilions, die ich bisher das Vergnügen hatte, zu probieren.
Prost!
Keine Angst, ich werde jetzt nicht jeden Dienstag den Welt-wasweißich-Tag abarbeiten. Eigentlich hatte ich auch heute das Thema "Kellerfund" vor, aber das läuft uns schon nicht weg.
Wie alle wichtigen und kostbaren Güter dieser Welt ist Wasser ungerecht verteilt. Dabei braucht es jedes Lebewesen, ohne Wasser kein Leben. Und so erklärt sich, warum Wasser noch mehr als Wein in allen Religionen und Traditionen dieser Welt eine besondere Bedeutung hat, als Lebensspender, als heilige Quelle. Wasser kann auch zerstören, insofern gibt es auch das Bild von der Gewalt des Wassers, das Meer, das von Mose geteilt wurde, die Sintflut, die als reinigendes Strafgericht über die Erde gesandt wurde. Und wir müssen im Moment nur nach Japan schauen, um die vernichtende Kraft des Wassers zu erkennen.
Wasser und Wein gehören in der Mythologie oft genug zusammen. Und das sollten sie auch im richtigen Leben.
Mich erschreckt oder erstaunt es jedenfalls immer wieder, wie oft man sich eingeladenerweise an einem wunderbar gedeckten Tisch einfindet, exzellentes Essen, erlesene Weine ….. und nicht ein einziges Glas Wasser (erfahrungsgemäß ist die Schnittmenge der Nicht-Wasser-Anbieter und der Nicht-Brot-Anbieter recht groß).
Es macht mir nicht nur relativ große Mühe, ein mehrgängiges Menü ohne begleitendes Brot herunterzubringen, ich hätte auch gerne immer ein Wasser dazu. Am liebsten Menge Wein zu Wasser mindestens 1:1, eher noch ein wenig mehr Wasser. Da bin ich vielleicht von meinen vielen Frankreichurlauben "versaut".
Wein zum Essen ist Genuss, geschmackliche Abrundung und Ergänzung, aber Wein trinkt man doch nicht gegen den Durst oder zur Regulierung des Flüssigkeitshaushalts.
Über das richtige Wasser zum Wein werden inzwischen genauso viele Traktate verbrochen wie zu dem Thema, welcher Wein wohl zu welchem Essen am besten munden würde und wie überall muss man nur lange genug warten, dann werden alle denkbaren Kombinationen genannt. Sommeliers lassen sich inzwischen zu Wasser-Sommeliers ausbilden und ambitionierte Restaurants haben eine Wasserkarte, die der Weinkarte kaum nachsteht. Da geht es nicht mehr nur darum, ob das Wasser stark oder gar nicht sprudelt. Ich bevorzuge ganz leicht sprudelndes relativ geschmacksarmes Wasser und im Zweifel bin ich auch mit den Erzeugnissen der lokalen Wasserwerke durchaus zufrieden.
Inzwischen, so habe ich gelesen, bringt angeblich sogar Apple ein Mineralwasser auf den Markt. Wahrscheinlich, um den Zeit und Raum um sich vergessenden Computerfreak daran zu erinnern, dass man schon seine mindestens anderthalb bis zwei Liter Wasser am Tag zu sich nehmen sollte, um gesund und frisch zu bleiben. Wollen wir nur hoffen, das Microsoft nicht nachzieht, die bringen wahrscheinlich eine elektronisch verriegelte Flasche, bei der man, um sie zu schließen, erstens einen "Start"-Knopf betätigen muss und dann noch eine Meldung quittieren, ob man die Flasche auch wirklich schließen möchte. Und wahrscheinlich passt dieses Wasser nur und ausschließlich in von Microsoft angebotene Gläser.
Doch nun vom Wasser zum Wein.
Neben dem Wein als Essensbegleiter gibt es noch den Wein "zum Meditieren", den Wein, der am besten für sich alleine genossen wird (wenn man vom begleitenden Glas Wasser mal absieht), den man ungestört durch die Aromen des Essens ganz pur aufnehmen sollte.
So einen hatten wir am Wochenende
1990 Troplong-Mondot
St. Emilion
Natürlich kommt so ein Wein nicht ohne begleitende Literatur ins Glas. Nicht-Wein-Afficionados stellen sich das immer so einfach vor. Der Weinliebhaber begibt sich abends wohlgemut in seinen Keller, lässt seinen Blick wohlgefällig über die Kisten und Regale schweifen, greift eine Flasche, legt sie zurück um dann doch eine andere zu wählen, wiederholt diesen Vorgang etwa drei bis vier Mal, wählt schließlich eine Flasche (oder zwei), begibt sich dann in sein Wohn- oder Ess- oder Kaminzimmer, Korken gezogen, Glas befüllt und riechen, schwenken, trinken.
Nix da. Ein solcher Wein wird allerspätestens einen Tag vor dem geplanten Genuss ausgewählt, in die trinkkompatible Temperaturzone gebracht, aufrecht hingestellt, auf dass etwaiges Depot auf den Flaschenboden sinke und die Wartezeit bis zum Genuss wird mit dem Studium einschlägiger Veröffentlichungen verbracht, nicht nur, um herauszufinden, ob Lüften angesagt ist und ob man die großen oder die kleineren Gläser nehmen sollte.
Die Literatur hat uns hier alle Möglichkeiten offen gelassen, unsere beiden Standardliteraten Parker und Gabriel zeigen sich absolut begeistert, ersterer verstieg sich 2002 zu sagenhaften 99 Punkten, zweiterer sah allerdings die besten Zeiten dieses Weines um das Jahr 2000. Der wineterminator hat wohl überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht, wahrscheinlich ist er auch kein Freund der etwas dichteren, cremigen Emils, bei cellartracker nichts unter 90 Punkten.
Gelüftet haben wir nicht großartig, Korken gezogen, Flasche einige Stunden geöffnet stehen gelassen (aber das bringt ja jetzt nicht gerade Unmengen an Sauerstoff) Wein ins Glas, riechen, schwenken, trinken.
Dichtes dunkelrot und noch keinerlei Spur von braunem Rand oder etwaiger Altersnoten in der Nase, dafür umso mehr Aromen von Cassis, dunklen Beeren, Röstaromen, Feigen, am Gaumen weich, fast schmeichelnd, das amaronige, das von vielen Kritikern als (über)dominant beschrieben wurde, fanden wir eher dezent und recht angenehm, Butterkaramell, Mocca und ein langer eher filigraner Abgang, der ein wenig im Gegensatz zu der Wucht am Gaumen stand. Ob der Wein diese absolut betörende Kombination von Kraft, Schmelz und komplexer Aromatik sehr lange gehalten hätte, kann ich nicht sagen, mit vier Personen war die Flasche innerhalb von knapp zwei Stunden geleert und während dieser Zeit zeigte sich der Troplong in unveränderter Form und als einer der besten Emilions, die ich bisher das Vergnügen hatte, zu probieren.
Prost!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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