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Wissenschaftler, insbesondere amerikanische, wollen herausgefunden haben, dass Menschen alles Mögliche zu glauben bereit sind, wenn es nur mit "Wissenschaftler haben herausgefunden …" eingeleitet wird. Angeblich haben Wissenschaftler herausgefunden (deren Provenienz in solchen Fällen nur vage angedeutet wird "ein Forschungsteam um Professor Alfred F. einer großen Universität in B.-en-B., Frankreich …."), dass die Menschen der westlichen Welt im Allgemeinen und die Deutschen im Besonderen immer spießiger werden.
Wenn ich die Weihnachtsdekoration in unserem kleinen dörflichen Gemeinwesen sehe, möchte ich das sofort glauben. Die weiß-roten Fassadenkletterer hängen alljährlich von November bis mindestens Januar an den Balkonen (obwohl sie nachgewiesenermaßen schon seit mindestens vier Jahren mega-out sind), bei manchen ist die Mantelfarbe schon sehr verschossen und changiert zu einem schmutzigen Altrosa.
Und ich meine auch eine ständig steigende Zunahme der Gartenfigurpopulationen wahrzunehmen, insbesondere von knallgrünen Plastikfröschen mit eingebauten akustischen Bewegungsmeldern, mit oder angeschlossener Beleuchtungssteuerung.
Die Leute mögen ja wieder spießiger werden, aber technisch sind sie immer auf der Höhe. Wenn schon Musikantenstadl, dann aber bitte auf dem allerneusten UHD Flatscreen TV.
Werden wir Weinliebhaber auch immer spießiger? Habt Ihr entsprechendes bemerkt? Gibt es überhaupt spießigen und im Gegensatz dazu unkonventionellen Weingenuss? Und wie sieht der aus? Flasche entkorken und "nicht lang schnacken, Kopp in Nacken!" ? Moselriesling in allen Lebenslagen? Nur deutsche Weine trinken? Ich finde, das gehört dringend mal untersucht!
Ich würde gerne wissen, ob der
1993 Léoville Las Cases
St. Julien, Bordeaux
den ich am Wochenende getrunken habe, mich eher als Spießer oder als Revoluzzer outet. Obwohl mir das eigentlich egal ist (nein, ganz eigentlich nicht, denn wer will schon als Spießer wahrgenommen werden, noch nicht mal die Spießer selber).
Der Wein ist jedenfalls ein sehr gutes Beispiel für die Faustregel: Aus kleinen Jahren große Weine. Anfang der 1990er war halt noch nicht jedes Jahr ein Jahrtausend-, oder wenigstens ein Jahrhundertjahrgang.
Und manchmal ist es sehr entspannend und beglückend, einfach nur einen guten, ja sehr guten Wein zu trinken, nichts Monolithisches, nichts Außergewöhnliches, einem den Boden unter den Füßen weg reißendes, den Atem nehmendes … nein, ein wunderbar klarer Wein, elegant, ein Bündel von feinsten Aromen, Cassis, etwas Kirsche, Leder, unvanilliges Holz (das schreib ich immer lieber dazu, sonst geht das Kopf- und Gaumenkino immer gleich in die Marmeladenrichtung und die ist ganz falsch), ein Hauch Mineral, der Körper eher mittelkräftig, der Abgang lang und fein, feine Säure und immer noch ein wenig samtiges Tannin. Und nur sehr angedeutete Alters- oder Ermüdungserscheinungen.
Ganz spießig aus dem Riedel-Bordeaux getrunken.
Wenn ich die Weihnachtsdekoration in unserem kleinen dörflichen Gemeinwesen sehe, möchte ich das sofort glauben. Die weiß-roten Fassadenkletterer hängen alljährlich von November bis mindestens Januar an den Balkonen (obwohl sie nachgewiesenermaßen schon seit mindestens vier Jahren mega-out sind), bei manchen ist die Mantelfarbe schon sehr verschossen und changiert zu einem schmutzigen Altrosa.
Und ich meine auch eine ständig steigende Zunahme der Gartenfigurpopulationen wahrzunehmen, insbesondere von knallgrünen Plastikfröschen mit eingebauten akustischen Bewegungsmeldern, mit oder angeschlossener Beleuchtungssteuerung.
Die Leute mögen ja wieder spießiger werden, aber technisch sind sie immer auf der Höhe. Wenn schon Musikantenstadl, dann aber bitte auf dem allerneusten UHD Flatscreen TV.
Werden wir Weinliebhaber auch immer spießiger? Habt Ihr entsprechendes bemerkt? Gibt es überhaupt spießigen und im Gegensatz dazu unkonventionellen Weingenuss? Und wie sieht der aus? Flasche entkorken und "nicht lang schnacken, Kopp in Nacken!" ? Moselriesling in allen Lebenslagen? Nur deutsche Weine trinken? Ich finde, das gehört dringend mal untersucht!
Ich würde gerne wissen, ob der
1993 Léoville Las Cases
St. Julien, Bordeaux
den ich am Wochenende getrunken habe, mich eher als Spießer oder als Revoluzzer outet. Obwohl mir das eigentlich egal ist (nein, ganz eigentlich nicht, denn wer will schon als Spießer wahrgenommen werden, noch nicht mal die Spießer selber).
Der Wein ist jedenfalls ein sehr gutes Beispiel für die Faustregel: Aus kleinen Jahren große Weine. Anfang der 1990er war halt noch nicht jedes Jahr ein Jahrtausend-, oder wenigstens ein Jahrhundertjahrgang.
Und manchmal ist es sehr entspannend und beglückend, einfach nur einen guten, ja sehr guten Wein zu trinken, nichts Monolithisches, nichts Außergewöhnliches, einem den Boden unter den Füßen weg reißendes, den Atem nehmendes … nein, ein wunderbar klarer Wein, elegant, ein Bündel von feinsten Aromen, Cassis, etwas Kirsche, Leder, unvanilliges Holz (das schreib ich immer lieber dazu, sonst geht das Kopf- und Gaumenkino immer gleich in die Marmeladenrichtung und die ist ganz falsch), ein Hauch Mineral, der Körper eher mittelkräftig, der Abgang lang und fein, feine Säure und immer noch ein wenig samtiges Tannin. Und nur sehr angedeutete Alters- oder Ermüdungserscheinungen.
Ganz spießig aus dem Riedel-Bordeaux getrunken.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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