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Auf den Inhalt kommt es an, heißt es immer. Und doch werden Millionen von Euro in die Verpackung von Produkten gesteckt. Oft ist es ja auch nur noch die Verpackung, die die Produkte voneinander unterscheidet. Und nicht selten übersteigen die Kosten der Verpackung die des Produktes um ein Vielfaches.
Und nicht wenige Herren versichern treuherzig, dass ihnen die Gesellschaft einer intelligenten und humorvollen Dame lieber sei als die einer nur gut aussehenden. Wahrscheinlich kreuzen sie dabei die Finger hinter dem Rücken.
Da hinkt der Wein ziemlich hinterher, ein bisschen Etikettendesign und eine Handvoll Flaschenformen, das war's auch schon.
Aber die Zeiten ändern sich. In der Provence sieht man seit cirka drei Jahren immer abenteuerlichere Flaschenformen. Von weitem kann man schon gar nicht mehr sagen, ob es ein Wein ist, was da im Regal steht, oder vielleicht doch eher Cognac, Parfum oder Olivenöl. Bestes Beispiel ist der mit entsprechendem Medientamtam eingeführte Rosé von Château Miraval. Immerhin gehört das Gut ja seit einigen Jahren Brad Pitt und Angelina Jolie, da muss es schon etwas Besonderes sein. Damit müssen sie sich ja auch bei ihren Freunden in Hollywood sehen lassen können.
Immerhin hat diese Entwicklung ein Gutes. Diese nicht nur potthässliche sondern auch noch vollkommen unpraktische "Mädchenrockflasche", in denen die provenzalischen Weine, vor allem die Rosés, traditionell abgefüllt wurden, verschwinden mehr und mehr. Und diese viereckigen haben ohne Zweifel hervorragende Stapeleigenschaften. Und man muss ja auch offen sein für was Neues, wo wäre die Menschheit heute, wenn nicht irgendwer immer mal wieder die ausgetretenen Trampelpfade verlassen hätte. Auf den Bäumen säßen wir immer noch, oder in Höhlen.
Allerdings stelle ich fest, dass Weine in diesen sehr stylischen Flaschen bei mir automatisch aus der Berücksichtigung fallen. Z.B. die wirklich feinen dichten Rotweine von Château de Berne, die ich früher gerne gekauft habe. Aber so eine Flasche auf den Tisch stellen? Am End noch, wenn Leute zu Besuch sind? Beim besten Willen nicht.
Beispiel gefällig?
Sagt selbst, das ist doch eher Eckes Edelkirsch als ein Wein, dieser Château de Berne.
Und hier der schon erwähnte Château Miraval, den Marc Perrin von der berühmten Familie aus dem Châteauneuf-du-Pâpe für "Brangelina" macht.
Tut mir leid, meine Lieben, selbst wenn der 7 statt der aufgerufenen 17€ kosten würde, der käme mir nicht in den Keller.
Aber wäre ja nicht so, als ob es nicht noch jede Menge anderer Weine dort unten gäbe, in hervorragender Qualität und in handelsüblichen und beruhigend normalen Flaschen.
2007 Porphyre
Château les Apiès, AOC Provence
Eine Cuvée aus 70% Syrah, sowie Mourvèdre und Cabernet Sauvignon. Der Anteil Cabernet Sauvignon muss dabei unter 15% liegen, damit der Wein noch als AOC bezeichnet werden darf und sehr hoch wird er auch nicht sein, meine laienhafte Vermutung liegt bei deutlich unter 10% (das Datenblatt schweigt sich über diesen Fall aus).
Die Farbe ist ein blickdichtes Schwarzrot und aus dem Glas duftet es kräftig nach Bouquet garni, nach gekochten roten Früchten sowie Schwarzkirsche. Der Gaumeneindruck ist sehr kraftvoll und recht extraktreich, etwas mollig mit Aromen von Bitterschokolade, Beerenfrucht und leicht erdigem Mineral, durchaus noch Tannin und angenehme Säure. Der Abgang ist mittellang und betont vor allem die fruchtigen Aspekte. Die 13 vol% Alkohol sind ausreichend, um die Kraft des Weines zu unterstützen ohne dominant zu wirken.
Der 2007er scheint jetzt auf seinem Höhepunkt zu sein, den er vielleicht noch ein gutes Jahr lang halten wird; was das Lagerpotenzial angeht, sind die Provenzalen ihren Nachbarn den Bandols ziemlich unterlegen. Aber man muss ja auch was zum gleich trinken haben, so ein Keller ist ja nicht nur zum Angucken und Abwarten da. Insofern muss das ja kein Mangel sein.
Eine weitere Besonderheit der Weine dort unten ist, dass man kaum von einem erhöhten Preise auf eine gehobene Qualität schließen kann. Einer der besten, die ich kenne (Château de Chausse, siehe auch hier) gehört zum Besten, was ich dort regelmäßig trinke, und die Basiscuvée hält ihren Preis von unter 10€ konsequent seit Jahren. Viele, die meinen, ihre Weine nicht unter 17€ abgeben zu müssen, sollten das doch mit Blick auf den Wettbewerb noch mal stark überdenken. Allerdings, so lang es jemand kauft … Für den heutigen Wein muss ab Hof 13€ gezahlt werden, in Anbetracht der Qualität ein absolut fairer Preis.
Er passt wunderbar zur Daube (oder zum klassischen Daube-Resteessen, mit Daube gefüllte Ravioli, in lauwarmem Olivenöl mit Salbei), zu gegrilltem rotem Fleisch, Merguez oder Geräuchertem.
Also, liebe Provence/Côte d'Azur Reisende: absolute Kaufen-Empfehlung! Und das Château, das auch einige sehr elegante Gästezimmer anbietet,ist auch eine recht imposante Erscheinung. Wie heißt es im Michelin? Vaut bien le détour.
Und nicht wenige Herren versichern treuherzig, dass ihnen die Gesellschaft einer intelligenten und humorvollen Dame lieber sei als die einer nur gut aussehenden. Wahrscheinlich kreuzen sie dabei die Finger hinter dem Rücken.
Da hinkt der Wein ziemlich hinterher, ein bisschen Etikettendesign und eine Handvoll Flaschenformen, das war's auch schon.
Aber die Zeiten ändern sich. In der Provence sieht man seit cirka drei Jahren immer abenteuerlichere Flaschenformen. Von weitem kann man schon gar nicht mehr sagen, ob es ein Wein ist, was da im Regal steht, oder vielleicht doch eher Cognac, Parfum oder Olivenöl. Bestes Beispiel ist der mit entsprechendem Medientamtam eingeführte Rosé von Château Miraval. Immerhin gehört das Gut ja seit einigen Jahren Brad Pitt und Angelina Jolie, da muss es schon etwas Besonderes sein. Damit müssen sie sich ja auch bei ihren Freunden in Hollywood sehen lassen können.
Immerhin hat diese Entwicklung ein Gutes. Diese nicht nur potthässliche sondern auch noch vollkommen unpraktische "Mädchenrockflasche", in denen die provenzalischen Weine, vor allem die Rosés, traditionell abgefüllt wurden, verschwinden mehr und mehr. Und diese viereckigen haben ohne Zweifel hervorragende Stapeleigenschaften. Und man muss ja auch offen sein für was Neues, wo wäre die Menschheit heute, wenn nicht irgendwer immer mal wieder die ausgetretenen Trampelpfade verlassen hätte. Auf den Bäumen säßen wir immer noch, oder in Höhlen.
Allerdings stelle ich fest, dass Weine in diesen sehr stylischen Flaschen bei mir automatisch aus der Berücksichtigung fallen. Z.B. die wirklich feinen dichten Rotweine von Château de Berne, die ich früher gerne gekauft habe. Aber so eine Flasche auf den Tisch stellen? Am End noch, wenn Leute zu Besuch sind? Beim besten Willen nicht.
Beispiel gefällig?
Sagt selbst, das ist doch eher Eckes Edelkirsch als ein Wein, dieser Château de Berne.
Und hier der schon erwähnte Château Miraval, den Marc Perrin von der berühmten Familie aus dem Châteauneuf-du-Pâpe für "Brangelina" macht.
Tut mir leid, meine Lieben, selbst wenn der 7 statt der aufgerufenen 17€ kosten würde, der käme mir nicht in den Keller.
Aber wäre ja nicht so, als ob es nicht noch jede Menge anderer Weine dort unten gäbe, in hervorragender Qualität und in handelsüblichen und beruhigend normalen Flaschen.
2007 Porphyre
Château les Apiès, AOC Provence
Eine Cuvée aus 70% Syrah, sowie Mourvèdre und Cabernet Sauvignon. Der Anteil Cabernet Sauvignon muss dabei unter 15% liegen, damit der Wein noch als AOC bezeichnet werden darf und sehr hoch wird er auch nicht sein, meine laienhafte Vermutung liegt bei deutlich unter 10% (das Datenblatt schweigt sich über diesen Fall aus).
Die Farbe ist ein blickdichtes Schwarzrot und aus dem Glas duftet es kräftig nach Bouquet garni, nach gekochten roten Früchten sowie Schwarzkirsche. Der Gaumeneindruck ist sehr kraftvoll und recht extraktreich, etwas mollig mit Aromen von Bitterschokolade, Beerenfrucht und leicht erdigem Mineral, durchaus noch Tannin und angenehme Säure. Der Abgang ist mittellang und betont vor allem die fruchtigen Aspekte. Die 13 vol% Alkohol sind ausreichend, um die Kraft des Weines zu unterstützen ohne dominant zu wirken.
Der 2007er scheint jetzt auf seinem Höhepunkt zu sein, den er vielleicht noch ein gutes Jahr lang halten wird; was das Lagerpotenzial angeht, sind die Provenzalen ihren Nachbarn den Bandols ziemlich unterlegen. Aber man muss ja auch was zum gleich trinken haben, so ein Keller ist ja nicht nur zum Angucken und Abwarten da. Insofern muss das ja kein Mangel sein.
Eine weitere Besonderheit der Weine dort unten ist, dass man kaum von einem erhöhten Preise auf eine gehobene Qualität schließen kann. Einer der besten, die ich kenne (Château de Chausse, siehe auch hier) gehört zum Besten, was ich dort regelmäßig trinke, und die Basiscuvée hält ihren Preis von unter 10€ konsequent seit Jahren. Viele, die meinen, ihre Weine nicht unter 17€ abgeben zu müssen, sollten das doch mit Blick auf den Wettbewerb noch mal stark überdenken. Allerdings, so lang es jemand kauft … Für den heutigen Wein muss ab Hof 13€ gezahlt werden, in Anbetracht der Qualität ein absolut fairer Preis.
Er passt wunderbar zur Daube (oder zum klassischen Daube-Resteessen, mit Daube gefüllte Ravioli, in lauwarmem Olivenöl mit Salbei), zu gegrilltem rotem Fleisch, Merguez oder Geräuchertem.
Also, liebe Provence/Côte d'Azur Reisende: absolute Kaufen-Empfehlung! Und das Château, das auch einige sehr elegante Gästezimmer anbietet,ist auch eine recht imposante Erscheinung. Wie heißt es im Michelin? Vaut bien le détour.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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