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- Registriert: Mo 28. Dez 2020, 16:11
Ich hatte das Thema im neu eröffneten Thread zur Rebsorte Completer angeschnitten, aber würde es gerne mit einer Umfrage auslagern. Aus dem erwähnten Thread:
Zur Fragestellung: Ich meine preiswert im wörtlichen Sinne, also nicht billig, sondern seinen Preis wert.
Meiner Erfahrung nach wird man auf keinen Fall gute Weine für umgerechnet 7,50€ bekommen, wie das bei einem deutschen Riesling der Fall sei kann. Dafür sind die Lohnkosten in der Schweiz zu hoch. Es könnte höchstens sein, das sich im höherpreisigen Segment die Preisdifferenzen nivellieren. D. h.: Ein "idealer" 30-CHF-Wein wäre vergleichbar mit einem "idealen" 28€-Wein aus Deutschland. (Natürlich wird der Vergleich immer hinken, die Rechnung ist vereinfacht.)
Jedenfalls ist dieser Effekt in der Gastronomie zu beobachten: Günstig essen kann man in der Schweiz nicht (ein Döner kostet 10 CHF), in einem 3-Sterne-Lokal kann man hingegen gegebenfalls sogar günstiger essen als in Baiersbronn.
Ums gleich vorwegzunehmen: Die Diskussion, ob 30€-Weine besser sind als 10€-Weine, möchte ich hier nicht nochmal aufflammen lassen, mich interessieren mehr eure persönlichen Einschätzungen, Erfahrungen und euer Kaufverhalten in Bezug auf Schweizer Wein.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung:
Ich trank den Einstiegs-Pinot Noir von Georg Schlegel für 19 CHF. Er war sehr ansprechend, sauber vinifiziert, aber in seiner Art eher einfach. Ein guter Alltagswein. Für einen Alltagswein sind mir aber 19 CHF zu viel, da zahle ich lieber die Hälfte für einen badischen PN, auch wenn es nicht genau dasselbe ist.
Ein anderes mal probierte ich den Pinot Noir Vom Lindenwingert (2017) von Jan Luzi. Lobenbergs selbst für seine Verhältnisse absolut begeisterten Notizen machten mich neugierig und ich schluckte die 32 CHF. Dieser PN zählte zu den besten, die ich in meinem bescheidenen Weinleben bisher getrunken habe. Ich habe ihn jüngst wiedergekauft, wenn auch ob des Preises leider nur in winziger Menge. Kisten davon kann man wohl eh nicht kaufen, da er schon längst ausverkauft ist und die Händler ihre Kellerreserven nur ungern hergeben. M. E. absolut preiswert, kann mit Lagen-PNs aus Deutschland, die häufig genauso viel oder gar mehr kosten, locker mithalten. Extrem fein und facettenreich. Außerdem Demeter-zertifiziert.
Die Crux, wie immer, bei den Schweizer Weinen: Der Lauber-Wein kostet 20 CHF für 0,5l und ist damit noch einer der günstigeren. Ist der Wein seinen Preis wert? Bekanntermaßen haben die Schweizer hohe Importzölle und passen damit das Preisniveau der ausländischen Weine den inländischen einfach mehr oder weniger an. Leider produzieren sie aber so wenig Wein, dass sie gar keinen Exportbedarf haben (bei Jan Luzi, Sprecher von Bernegg, der auch einen Completer produziert, ist z. B. gerade bereits das gesamte Sortiment ausverkauft) und entsprechend nicht, wie etwa Schokolade (mittlerweile indirekt), Wein für den Export subventionieren, damit er im Ausland konkurrenzfähig ist. Damit orientiert sich der Preis also nicht direkt am internationalen Preisniveau, sondern ist wohl vor allem einfach dem insgesamt höheren Preisniveau (bzw. den höheren Lohnkosten) in der Schweiz zu verdanken. (Für Schweizer ist Schweizer Wein entsprechend streng genommen günstiger als für andere.) Man könnte aber auch einfach sagen: Angebot und Nachfrage – Completer wurde 2012 auf nur 4,28 Hektar angebaut (siehe Wikipedia), er ist also, obwohl wieder im Kommen, noch immer eine Rarität.
Ich bin persönlich dazu übergangen, "einfachen", aber guten, sauber vinifizierten Wein nicht mehr aus der Schweiz zu importieren (da nehme ich lieber guten deutschen Ortswein, der die Hälfte kostet), wohl aber ab und zu mal besondere Weine wie eben jene aus autochthonen Rebsorten, aber auch mancher gehobenere Bündner Pinot Noir, denn dazu gibt es anderswo einfach kein Äquivalent. Completer gehört in Zukunft auf jeden Fall dazu. Und ich finde gute Schweizer Weine irgendwie ganz besonders, so geschliffen, frisch und "clean" – vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, aufgrund unweigerlicher Assoziationen mit der Natur und Kultur.
Zur Fragestellung: Ich meine preiswert im wörtlichen Sinne, also nicht billig, sondern seinen Preis wert.
Meiner Erfahrung nach wird man auf keinen Fall gute Weine für umgerechnet 7,50€ bekommen, wie das bei einem deutschen Riesling der Fall sei kann. Dafür sind die Lohnkosten in der Schweiz zu hoch. Es könnte höchstens sein, das sich im höherpreisigen Segment die Preisdifferenzen nivellieren. D. h.: Ein "idealer" 30-CHF-Wein wäre vergleichbar mit einem "idealen" 28€-Wein aus Deutschland. (Natürlich wird der Vergleich immer hinken, die Rechnung ist vereinfacht.)
Jedenfalls ist dieser Effekt in der Gastronomie zu beobachten: Günstig essen kann man in der Schweiz nicht (ein Döner kostet 10 CHF), in einem 3-Sterne-Lokal kann man hingegen gegebenfalls sogar günstiger essen als in Baiersbronn.
Ums gleich vorwegzunehmen: Die Diskussion, ob 30€-Weine besser sind als 10€-Weine, möchte ich hier nicht nochmal aufflammen lassen, mich interessieren mehr eure persönlichen Einschätzungen, Erfahrungen und euer Kaufverhalten in Bezug auf Schweizer Wein.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung:
Ich trank den Einstiegs-Pinot Noir von Georg Schlegel für 19 CHF. Er war sehr ansprechend, sauber vinifiziert, aber in seiner Art eher einfach. Ein guter Alltagswein. Für einen Alltagswein sind mir aber 19 CHF zu viel, da zahle ich lieber die Hälfte für einen badischen PN, auch wenn es nicht genau dasselbe ist.
Ein anderes mal probierte ich den Pinot Noir Vom Lindenwingert (2017) von Jan Luzi. Lobenbergs selbst für seine Verhältnisse absolut begeisterten Notizen machten mich neugierig und ich schluckte die 32 CHF. Dieser PN zählte zu den besten, die ich in meinem bescheidenen Weinleben bisher getrunken habe. Ich habe ihn jüngst wiedergekauft, wenn auch ob des Preises leider nur in winziger Menge. Kisten davon kann man wohl eh nicht kaufen, da er schon längst ausverkauft ist und die Händler ihre Kellerreserven nur ungern hergeben. M. E. absolut preiswert, kann mit Lagen-PNs aus Deutschland, die häufig genauso viel oder gar mehr kosten, locker mithalten. Extrem fein und facettenreich. Außerdem Demeter-zertifiziert.