Di 16. Feb 2021, 18:42
Die Crux, wie immer, bei den Schweizer Weinen: Der Lauber-Wein kostet 20 CHF für 0,5l und ist damit noch einer der günstigeren. Ist der Wein seinen Preis wert? Bekanntermaßen haben die Schweizer hohe Importzölle und passen damit das Preisniveau der ausländischen Weine den inländischen einfach mehr oder weniger an. Leider produzieren sie aber so wenig Wein, dass sie gar keinen Exportbedarf haben (bei Jan Luzi, Sprecher von Bernegg, der auch einen Completer produziert, ist z. B. gerade bereits das gesamte Sortiment ausverkauft) und entsprechend nicht, wie etwa Schokolade (mittlerweile indirekt), Wein für den Export subventionieren, damit er im Ausland konkurrenzfähig ist. Damit orientiert sich der Preis also nicht direkt am internationalen Preisniveau, sondern ist wohl vor allem einfach dem insgesamt höheren Preisniveau (bzw. den höheren Lohnkosten) in der Schweiz zu verdanken. (Für Schweizer ist Schweizer Wein entsprechend streng genommen günstiger als für andere.) Man könnte aber auch einfach sagen: Angebot und Nachfrage – Completer wurde 2012 auf nur 4,28 Hektar angebaut (siehe Wikipedia), er ist also, obwohl wieder im Kommen, noch immer eine Rarität.
Ich bin persönlich dazu übergangen, "einfachen", aber guten, sauber vinifizierten Wein nicht mehr aus der Schweiz zu importieren (da nehme ich lieber guten deutschen Ortswein, der die Hälfte kostet), wohl aber ab und zu mal besondere Weine wie eben jene aus autochthonen Rebsorten, aber auch mancher gehobenere Bündner Pinot Noir, denn dazu gibt es anderswo einfach kein Äquivalent. Completer gehört in Zukunft auf jeden Fall dazu. Und ich finde gute Schweizer Weine irgendwie ganz besonders, so geschliffen, frisch und "clean" – vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, aufgrund unweigerlicher Assoziationen mit der Natur und Kultur.
Di 16. Feb 2021, 20:10
Di 16. Feb 2021, 20:38
la-vita hat geschrieben:Zur Beantwortung der Frage reicht ein Blick auf den Euro / Schweizer Franken Chart. So lag der Kurs 2008 bei ca. 1,60 €, heute liegt er aktuell bei 1,08 €. Noch Fragen?
Di 16. Feb 2021, 21:48
Di 16. Feb 2021, 22:08
jessesmaria hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach wird man auf keinen Fall gute Weine für umgerechnet 7,50€ bekommen, wie das bei einem deutschen Riesling der Fall sei kann. Dafür sind die Lohnkosten in der Schweiz zu hoch. Es könnte höchstens sein, das sich im höherpreisigen Segment die Preisdifferenzen nivellieren. D. h.: Ein "idealer" 30-CHF-Wein wäre vergleichbar mit einem "idealen" 28€-Wein aus Deutschland. (Natürlich wird der Vergleich immer hinken, die Rechnung ist vereinfacht.)...
Di 16. Feb 2021, 22:14
EThC hat geschrieben:...alles was ich in den letzten Jahren aus der Schweiz getrunken bzw. probiert und dann nicht gekauft habe (das war allerdings sehr sehr überschaubar), wäre um den halben Euronen-Preis ganz i.O. gewesen, aber bei quasis 1:1...
austria_traveller hat geschrieben:Ich glaube mich erinnern zu können, dass mal gesagt wurde eine Flasche Wein kostet in der Erzeugung max. 20.-
Alles darüber hinaus ist Marketing.
EThC hat geschrieben:Irgendwann hört halt der Preis auf, sich im Wesentlichen an den Gestehungskosten zu orientieren und wendet sich den Möglichkeiten des Marktes zu, wo auch immer diese Grenze liegen mag, ich hab für D so eine Zahl von 35 Euronen je Eintel im Kopf.
Di 16. Feb 2021, 22:24
Man muß halt nur vor Ort die Weingüter besuchen, dann findet man sehr oft wunderschöne „Alltagsweine“ für um die 10 Franken.
Di 16. Feb 2021, 22:27
maha hat geschrieben:Desweiteren sollte man bei so einem Vergleich beachten dass die Gehälter vor Ort etwas üppiger ausfallen und die Steuerbelastung deutlich geringer ausfällt. Das gleicht dann das Mehr an Lebenshaltungskosten am Ende deutlich wieder aus. Dafür bekommt man aber auch qualitativ in vielen Bereichen meist mehr für sein Geld. Unterm Strich bleibt dann gefühlt schon mehr über am Ende des Monats (wenn man keine Kinderbetreuung braucht, dann sieht‘s schon wieder ganz anders aus )
Di 16. Feb 2021, 22:37
jessesmaria hat geschrieben:Frage an dich: Kaufst und trinkst du (nach Möglichkeit) deine erwähnten Lieblinge noch immer, auch, nachdem seitdem in Deutschland lebst und einkaufst?
Di 16. Feb 2021, 22:41
Naja, wenn man in der Mitte Deutschlands lebt, ist das etwas schwierig. Da ist man auf den Online-Weinhandel angewiesen. Und dann wird´s ganz schön bitter. Zum einen preislich, und zum anderen vom Angebot her. Schwierig.