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Deutschland 2018

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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niers_runner

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 17:12

Habe gerade bei KP Keller die ersten 18er Rieslinge bestellt und bei der Gelegenheit das Thema Aufsäuerung angesprochen. Ist dort kein Thema. Das Blattwerk wurde nicht beschnitten und diente somit als Beschattung der Trauben. Die Lese erfolgte sehr früh im September, während viele Winzer Kollegen bis weit in den Oktober gewartet haben. Scheint die bessere Strategie gewesen zu sein. Na ja, bin kein Profi, hört sich für mich aber schlüssig an. Bin mal auf den Limestone gespannt.

Beste Grüße

Peter
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(Voltaire)
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Georg R.

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 19:00

Kaum mach ich´s Maul zu....flattert mir diese Info von Holger Koch ins Haus :

"2018

fruchtiger, frischer und leichter als z.B. 2015 - Wunderbar - Wer hätte das 2018 erwartet?

Fast 6 Monate Hochsommer mit Hitze und Trockenheit,
früher hätte man gesagt „das halten die Reben nicht aus“ - haben sie aber.

Mehr noch: Am Ende fügt sich alles gut zusammen.
Die Trockenheit bremst den Reifefortschritt, verhindert eine zu frühe Lese.
Regen kommt noch gerade rechtzeitig und gerade ausreichend.
Wir haben höllisch heißes Lesewetter, aber die Nächte sind kühl, was Aroma und Frische bewahrt.

Jetzt haben wir fruchtig aromatische Weine mit moderatem Alkohol – Weiß 12,5 % Grau 13 %
und moderater aber sehr präsenter Säurestruktur."


Das liest sich doch nicht schlecht.
Man muß allerdings erwähnen, daß Koch in Bickensohl mit die höchstgelegenen Weinberge am Kaiserstuhl bewirtschaftet, drunten in der Ebene mag das schon wieder anders aussehen.

Gruß
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 19:32

Da hier gerade von Holger Koch die Rede ist und in dem Zusammenhang auch 2015 erwähnt wurde, hier mal ein Link zu der Beschreibung, wie er seinerzeit mit diesem Jahrgang umgegangen war: viewtopic.php?f=108&t=4399&start=20#p92518

Ein zentrales Element war seinerzeit die Verwendung der Geiztrauben als "Frischereserve" - eine sehr interessante Strategie: die Verwendung von Geiztrauben hätte man noch vor 20 Jahren als einen groben handwerklichen Fehler angesehen. Aber geänderte Rahmenbedingungen erfordern halt geänderte Vorgehensweisen, und er scheint damit ja insgesamt sehr gut gefahren zu sein, wenn man die vielen positiven Bewertungen seiner 15er liest. Ob er das in 2018 auch wieder gemacht hat, wird man auch da bei Interesse nachfragen müssen.

Es gibt noch ein paar ähnlich gelagerte Strategien, natürliche "Säurereserven" zu bilden und diese soweit nötig zu verwenden, um ein "künstliches" Aufsäuern mit Säuren aus dem Sack (bzw. aus der Flasche; Milchsäure ist flüssig) zu vermeiden. Ob das Endergebnis damit am Ende nun besser wird oder nicht, ist eine andere Frage.

Der Thread hier ist zuletzt etwas in Richtung einer Diskussion über Aufsäuerung abgedriftet. Ich habe weiter oben wohl nicht deutlich genug gemacht, dass ich das Thema im Hinblick auf die Weinqualität für eher nachrangig halte. Ich kenne ein paar 2015er, bei denen ich explizit weiß, dass sie aufgesäuert wurden - dennoch handelt es sich dabei um qualitativ hervorragende Weine.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 19:55

UlliB hat geschrieben: Ich habe weiter oben wohl nicht deutlich genug gemacht, dass ich das Thema im Hinblick auf die Weinqualität für eher nachrangig halte. Ich kenne ein paar 2015er, bei denen ich explizit weiß, dass sie aufgesäuert wurden - dennoch handelt es sich dabei um qualitativ hervorragende Weine.


Ich bin mir offengestanden nicht ganz sicher in der Frage, ob eine Aufsäuerung häufiger mit qualitativen Verlusten verbunden ist. Erst einmal würde ich zu der Meinung tendieren, dass das Aufsäuern von Burgundersorten, Silvanern oder Traminern sensorisch eher unproblematisch ist. Beim Riesling, der ja irgendwie doch von seiner Säure lebt, habe ich mit aufgesäuerten Weinen vor allem im Hinblick auf den Jahrgang 2003 ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht - bei vielen 03er Rieslingen war die nachträglich zugefügte Säure schlecht eingebunden und stand irgendwie neben dem Rest des Weines. Ich erinnere mich noch gut an eine größere Verkostung von 03ern in Düsseldorf. Damals probierten wir blind ein GG eines sehr renommierten Erzeugers aus der Südpfalz und waren alle erschrocken von der disparaten Säure (und auch von der sonstigen Qualität des Weines). Ein ebenfalls sehr renommierter Winzer von der Mosel (nein, nicht Martin Müllen, obwohl der Name auch mit M anfängt :mrgreen: ), der damals zugegen war, stellte die für mich sehr berechtigte Frage, wie um alles in der Welt man denn so etwas als Großes Gewächs verkaufen könne....

Ebenso herzliche wie dezent offtopische Grüße

Bernd
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Georg R.

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 21:16

@ Ulli...ja das mit den Geiztauben wird auch bei Ziereisen praktiziert.
Der folgende Clip stammt aus 2011 und er redet wie selbstverständlich darüber:

https://www.youtube.com/watch?v=mspwsrIeqcU

@ Bernd...ich kann mir durchaus vorstellen, daß 2003 die Wenigsten auf solch ein Ereignis vorbereitet waren. Man hat dann über die Jahre doch dazugelernt und kann nun besser auf solche Extreme reagieren.
Trotzdem wünsche ich mir mehr Jahre wie z.B.14 - und solche wie 15 (18?) mögen an uns vorüber gehen.


Gruß
Georg
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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 21:21

Bernd Schulz hat geschrieben: Beim Riesling, der ja irgendwie doch von seiner Säure lebt, habe ich mit aufgesäuerten Weinen vor allem im Hinblick auf den Jahrgang 2003 ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht - bei vielen 03er Rieslingen war die nachträglich zugefügte Säure schlecht eingebunden und stand irgendwie neben dem Rest des Weines. Ich erinnere mich noch gut an eine größere Verkostung von 03ern in Düsseldorf. Damals probierten wir blind ein GG eines sehr renommierten Erzeugers aus der Südpfalz und waren alle erschrocken von der disparaten Säure (und auch von der sonstigen Qualität des Weines).

Hallo Bernd,

2003 war das erste Jahr, in dem in Deutschland die Aufsäuerung erlaubt war - das heißt, es gab für den Umgang damit keinerlei praktische Erfahrung. Was man damals gemacht hat, hat den chemischen Vorgängen im Wein, die einer Aufsäuerung folgen, und deren Auswirkung auf das Geschmacksprofil überhaupt nicht adäquat Rechnung getragen. Wer sich nur auf nominelle analytische Werte verlassen hatte und versucht hat, diese linear durch Säurezusatz zu korrigieren, hat am Ende genau das produziert, was Du beschreibst.

Mittlerweile sind wir aber 15 Jahre und ein paar säurearme Jahrgänge weiter, die Önologie hat besser begriffen, was im Wein bei und nach der Aufsäuerung passiert - wobei man auch auf Erfahrungen unserer südlichen Nachbarn zurückgegriffen hat, bei denen Säuerung schon lange praktiziert wird. Im Ergebnis hat es solche Katastrophen wie 2003 nicht wieder gegeben, obwohl z.B. 2015 insgesamt betrachtet wahrscheinlich nicht weniger aufgesäuert wurde als in 2003. Ich würde wetten, dass auch Du schon den einen oder anderen 15er Riesling im Glas hattest, der aufgesäuert wurde. Nur ist dir das anders als bei 2003 nicht aufgefallen.

Gruß
Ulli

@Georg: Kreuzpost.
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puschel

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 21:52

Fakt sind die Rekorde im Ertrag,
die Parallelen zu den Jahrgängen 2011- Ertrag und insbesondere zu 2003 - Trockenperiode und nicht nur ich, auch einige 'ehrliche' Winzer sehen dies so und sind wie ich recht skeptisch, was die Entwicklung, Lagerfähigkeit des sehr ertragreichen 2018er Jahrgangs anbelangt. :D
Daher werde ich auch Ulli 's Rat befolgen und keinen 2018er unverkostet erwerben.
Nur, wie sagte mir Constantin Richter:
"Die 2018er schmecken nach mehr Säure als tatsächlich vorhanden ist", mmmh ;)
Gruß Adi
Save water, drink riesling
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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 22:05

puschel hat geschrieben:"Die 2018er schmecken nach mehr Säure als tatsächlich vorhanden ist", mmmh ;)

Was weinchemisch durchaus zu erklären ist, falls (bedingt durch hohe Erträge und möglicherweise noch beginnendem Trockenstress) die Extraktwerte niedrig sind, insbesondere die Kaliumwerte. Was dann wiederum alles andere als ein gutes Zeichen für die längerfristige Lagerung wäre.

Trotz der zahlreichen postiven bis euphorischen Stimmen bleibe ich dabei: Vorsicht ist angebracht. Und besser als Nachsicht 8-)

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 22:07

Georg R. hat geschrieben:@ Bernd...ich kann mir durchaus vorstellen, daß 2003 die Wenigsten auf solch ein Ereignis vorbereitet waren. Man hat dann über die Jahre doch dazugelernt und kann nun besser auf solche Extreme reagieren.


UlliB hat geschrieben:Hallo Bernd,

2003 war das erste Jahr, in dem in Deutschland die Aufsäuerung erlaubt war - das heißt, es gab für den Umgang damit keinerlei praktische Erfahrung. Was man damals gemacht hat, hat den chemischen Vorgängen im Wein, die einer Aufsäuerung folgen, und deren Auswirkung auf das Geschmacksprofil überhaupt nicht adäquat Rechnung getragen. Wer sich nur auf nominelle analytische Werte verlassen hatte und versucht hat, diese linear durch Säurezusatz zu korrigieren, hat am Ende genau das produziert, was Du beschreibst.

Mittlerweile sind wir aber 15 Jahre und ein paar säurearme Jahrgänge weiter, die Önologie hat besser begriffen, was im Wein bei und nach der Aufsäuerung passiert - wobei man auch auf Erfahrungen unserer südlichen Nachbarn zurückgegriffen hat, bei denen Säuerung schon lange praktiziert wird. Im Ergebnis hat es solche Katastrophen wie 2003 nicht wieder gegeben, obwohl z.B. 2015 insgesamt betrachtet wahrscheinlich nicht weniger aufgesäuert wurde als in 2003.


Georg und Ulli, sehr wahrscheinlich habt ihr Recht! Die önologischen Fortschritte, die es seit 2003 gegeben hat, habe ich eben nicht bedacht.

UlliB hat geschrieben: Ich würde wetten, dass auch Du schon den einen oder anderen 15er Riesling im Glas hattest, der aufgesäuert wurde. Nur ist dir das anders als bei 2003 nicht aufgefallen.


Ich wette nicht dagegen - siehe oben! ---

Georg R. hat geschrieben:Trotzdem wünsche ich mir mehr Jahre wie z.B.14 - und solche wie 15 (18?) mögen an uns vorüber gehen.


Was 2018 angeht, liegt die Vermutung nahe, dass es sich wieder mal um einen ziemlich Steppenjahrgang gehandelt hat. Aber ich bleibe bei dem, was ich noch deutlich weiter oben geschrieben habe: Deutlich mehr über die generelle Beschaffenheit der 2018er weiß ich in 2020 oder 2021, und wenn ich dann viele deutsche 2018er nicht mehr bekommen kann, habe ich kein größeres Problem damit, sondern weiche auf andere Sachen aus. Aus dem Alter, in dem ich bestimmte Weine bestimmter Winzer aus bestimmten Jahrgängen unbedingt haben muss, bin ich glücklicherweise weitgehend heraus.....

....für jeden spannenden Wein, den ich nicht kaufen kann, kann ich mir nämlich einen entweder fast genauso spannenden oder vielleicht sogar noch spannenderen anderen Wein in den Keller legen.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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Rieke Riesling

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Re: Deutschland 2018

BeitragDi 12. Mär 2019, 22:17

Ich möchte das Thema Säuerung nicht bis ins Unendliche weiterführen. Ob ein Wein gesäuert werden sollte, hängt von mehrerern Faktoren ab. Als erstes von der Rebsorte. Beim Riesling dürfte es eher die absulute Ausnahme sein das gesäuert werden muss. Wie von mir schon erwähnt, beim Traminer schon eher. Der Rest liegt irgendwo dazwischen. Dann ist der Boden entscheidend. Ein Sandboden führt eher zu einem Säureabbau während der Reifephase in der Traube, als z.B. ein Lehm/Lössboden. Es liegt eben nicht alles in der Hand des Erzeugers.

Jetzt noch Faktoren die man beeinflussen kann, der Ertrag spielt auch eine Rolle, ein hoher Ertrag führt zu höheren Säurewerten als ein niedriger. Dann natürlich die Laubwand/Entblätterung.

Wie schon geschrieben, eine Lese anhand der Analytischen Daten Zucker/Säure halte ich persönlich für nicht gut. die physiologische Reife ist wichtiger. Und ich stehe dazu, wenn nötig wird gesäuert. Ich persönlich kenne auch keinen Kollegen der dies von vornherein ausschließt. Und verstehe auch nicht wo das Problem liegt, wenn es optimal gemacht wird. Wer hiermit ein Problem hat (sei es als Erzeuger oder Konsument) sollte dann aber auch konsequent alle anderen Behandlungsverfahren (wie z.B.Anreichern oder Entsäuern im schlechtem Jahr) auch sein lassen.

Die Geschichte mit den Geiztrauben ist ganz interessant, nur was soll man machen wenn die Geiztrauben wie in diesem Jahr bei uns (14 Tage nach der Hauptlese, Ende September), mehr Öchsle und die gleiche Säure als das normale Lesegut haben???
So nun zum Schluss, unser Riesling ist nicht gesäuert, der Traminer mit einem gelesenem Säurewert von 3,5 g/l schon.
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