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Bordeaux 2017

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Trinkfreude

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Bordeaux 2017

BeitragDi 1. Aug 2017, 21:55

Hallo zusammen,

schon August, der "Deutschland 2017" Thread ist schon auf der dritten Seite, und im Westen nichts Neues? Gibt's doch nicht. Wollen wir doch mal schauen... na da haben wir doch schon was:
https://blog-en.fruitionsciences.com/20 ... mperature/

Ok, ich geb's zu, das ist jetzt ein bißchen nerdy, aber mit irgendwas muss man ja anfangen. In Kurzform steht da etwa: 2017 ist ein Jahr der zwei Geschwindigkeiten. Die nicht vom Aprilfrost betroffenen Weinberge hatten eine unproblematische Blüte und stehen bisher gut da - momentan etwa 2 Wochen Entwicklungsvorsprung gegenüber dem Durchschnitt. Die vom Frost geschädigten Weinberge mussten dagegen erst nochmal neu austreiben und liegen dementsprechend in der Entwicklung erheblich zurück. Und besonders viel Spaß bei der Terminplanung haben die Chateaux, die beides durcheinander haben...

Welche Anteile der Flächen in den verschiedenen Appellationen betroffen waren, kann man hier nachschauen:
http://gavinquinney.com/wp-content/uplo ... _final.pdf

VG Jürgen
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 8. Sep 2017, 20:20

Hallo zusammen,
JM Quarin hat seine ersten Beobachtungen free for all gepostet:
http://www.quarin.com/fr/chroniques-201 ... 31_-n.html
Sind einige ganz interessante Beobachtungen drin, was die Entwicklung in den Weinbergen betrifft:
- Die schon andernorts beschriebene Heterogenität der Entwicklung infolge des Hagels bestätigt er ebenfalls
- Einerseits ist 2017 insgesamt ein frühes Jahr, was die Entwicklungsstadien der Rebstöcke angeht. Andererseits war der Zeitpunkt, an dem durch trocken-warme Bedingungen die Pflanze den Hebel von Triebwachstum auf Beerenreifung umstellt, diesmal offenbar recht spät im August. Die phenolische Reife könnte also gerade bei den Cabernets doch etwas später dran sein als man auf den ersten Blick denken könnte.
- In den Zonen mit besonders warmen, gut drainierten Kiesböden (er nennt Pessac, Pomerol) scheinen immerhin schon mal recht anständige Merlots zu wachsen.
VG Jürgen
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Tomschki

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMo 11. Sep 2017, 14:11

Hallo zusammen

Ich war letzte Woche für ein paar Tage in Bordeaux unterwegs und wir haben mehrere Weingüter, vor allem in Pomerol besucht. Auf L`Evangile haben Sie z.B. am Freitag mit der Lese begonnen und auch auf fast allen anderen Weingütern in Pomerol waren die Vorbereitungen im Gange. Im Medoc dagegen lief diesbezüglich noch nicht viel. Der Frost hat sehr unterschiedliche Schäden verursacht. La Conseillante z.B. hat gar nicht verloren, ebenso Vieux Chateau Certan. Auf Angelus hat man 20% verloren, besonders der CF hat gelitten und uns wurde gesagt, dass der 17er Angelus so oder so anders sein wird als normal (eben mit weniger CF im Blend). La Point hat angeblich 90% durch den Frost verloren! Das ist hart.

Alle waren sich aber einig, dass 2017 wohl wieder ein gutes bis sehr gutes Jahr werden könnte, aber das ganze ist natürlich noch nicht unter Dach und Fach ;)

Liebe Grüsse
Thomas

P.S.: Offtopic: Sehr zu empfehlen und u.a. ab Fass oder ab Flasche auf dem Weingut degustiert: Eglise Clinet und Petit Eglise 2016 (vor allem Petit Eglise!), La Conseillante 2015 (ein Hammer Wein, leider auch nicht ganz billig), Pontet Canet 2016 (extreme Fruchtbombe) sowie Vieux Chateau Certan 2014, welcher wie das Weingut und sein Besitzer einfach einmalig ist...
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMi 4. Okt 2017, 20:26

Hallo zusammen,

die Ernte der Cabernets läuft zwar noch, aber Sovivins hat schon seinen Überblick zum bisherigen Weinjahr veröffentlicht. Den Originaltext habe ich noch nirgends gefunden, aber auf vitisphere.com gibt es schon mal eine Kurzfassung (fette Hervorhebungen sind von mir):
Après une année idéale comme 2016, ce millésime laisse perplexe bon nombre de vignerons, trop occupés à ne pas perdre la moindre grappe. « Cette année, il n’y a pas une tendance globale qui permette de résumer le millésime en quelques mots » explique David Pernet. Pour lui, l’impact du déficit hydrique est un élément capital pour appréhender 2017. Héritée du sec été 2016 et amplifiée par le sec hiver qui a suivi, la faiblesse des réserves en eau a entraîné une contrainte hydrique aussi inhabituellement précoce que qualitative.

« Cette restriction hydrique précoce, avant fermeture de la grappe, est à l’origine de l’épaisseur des pellicules et de leur richesse phénolique » explique la synthèse du millésime de Sovivins, ajoutant que « les conditions hydriques restrictives en phase de maturation sont très favorables à la maturation des tannins (pellicule ou pépins) ». Et si les conditions de maturité n’ont pas été idéales, les amplitudes thermiques de fin août ont permis une bonne synthèse d’anthocyanes. Entre contraintes hydriques et coup de chaud précoce, la dégradation des caractères végétaux (méthoxypyrazines) semble également acquise.

Dans la plupart des cas, « il y a de la matière et une très belle densité. Les vins de 2017 seront peut-être fermes dans leur jeunesse, mais ils auront une bonne capacité à vieillir. Qui est fondamentale à Bordeaux » résume David Pernet. Soulignant le maintien d’une trame acide dans les baies, il précise que « la durée de maturation a été plus longue. Ce qui est un point positif pour la complexité aromatique. »

Ne s’inscrivant pas dans la série des petits millésimes bordelais en sept (2007, 1997, 1987, 1977…), 2017 se rapprocherait plutôt du sous-estimé 2001 pour David Pernet, qui y voit de nombreuses similitudes dans le parcours hydrique. « Ce millésime présente des potentialités intéressantes, même s’il ne fait pas partie de ceux où le climat a tout fait » conclut le consultant.
Klingt eigentlich gar nicht so verkehrt. (Zumindest wenn man selbst auch eine "bonne capacité à vieillir" hat... :lol:)

Mal schauen, wie die letzten Erntetage noch verlaufen...

VG Jürgen
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMi 8. Nov 2017, 21:32

Hallo zusammen,

Gavin Quinney hat seinen wie üblich detailreichen und differenzierten Überblick zum Jahrgang 2017 veröffentlicht:
http://gavinquinney.com/2017/11/02/bord ... more-14024

Diesmal wird man sehr genau hinschauen müssen, wo die gelungenen Weine zu finden sind, der Jahrgang verweigert sich weitgehend irgendwelchen einfachen Faustformeln.

Auf die Argumentationen zur Preisfindung bin ich schon sehr gespannt. Seitens der Erzeuger wird wahrscheinlich der Versuch kommen, unter Verweis auf die durch den Hagel reduzierte Menge das Preisniveau der 16er so weit wie möglich zu halten (auch wenn viele Güter in Wirklichkeit durch den Hagel gar nicht betroffen waren). Seitens der schreibenden Zunft wird dagegen der Blick auf den Jahrgang diesmal eher kritisch sein (auch wenn einzelne Erzeuger vielleicht tatsächlich sehr gute Weine hingekriegt haben).

VG Jürgen
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2017

BeitragMi 8. Nov 2017, 23:45

Also ich war MItte September im Bordeaux in Urlaub sah sehr viele tolle Trauben, die sehr gesund aussahen.

Wie groß die Menge war da fehlt mir der Vergleich.

Alle schmeckten auch überaus süß rund um St. Emillion und Pomerol.
Ich habe bei Pavie und Canon genascht sowie in Pomerol rund um Petrus herum :-P

Im Haut Medoc das Gleiche. Zumindest beim Merlot.


Mein Gefühl sagt mir die Merlotlastigen Weine werden besser.. Aber ich bin ein Amateur :-P
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Muellimov

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 10. Nov 2017, 14:52

Weinschlürfer hat geschrieben:
Alle schmeckten auch überaus süß rund um St. Emillion und Pomerol.
Ich habe bei Pavie und Canon genascht sowie in Pomerol rund um Petrus herum :-P


Mein Gefühl sagt mir die Merlotlastigen Weine werden besser.. Aber ich bin ein Amateur :-P



Das ist leider eine weitverbreitete Unsitte unterTouristen. Vor vier Wochen musste ich auch einen Trupp Holländer aus meinem Weinberg scheuchen, der sich von den Rebstöcken bediente. Sie sahen mich vorher nur nicht, sonst hätten sie das vermutlich nicht getan, hatten aber auch nicht wirklich Schuldgefühle ob ihres Tuns. Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit dahinter steckt (Steillage, ausschließlich Handarbeit, im Sommer brennt einem die Sonne das Hirn aus dem Schädel, etc.), dann ist das wirklich nicht schön. Und aufgrund der Süße auf die Traubenqualität zu schließen, gelingt einem Amateur eh nicht. Das Zeugs kurz vor/zum Reifezeitpunkt schmeckt nämlich alles süß, wenn es nicht gerade Beeren mit Fehlern sind. So süß sogar, wie es keine Tafeltraube aus dem Supermarkt je erreichen wird.

Anfang Oktober traf ich übrigens in einem Weinlabor einen Winzer, der bereits Proben seines bereits vergorenen Jungweins dort einreichte. Ein Riesling war's. Er meinte nur dazu, dass er dieses Jahr sehr früh ernten musste, da er Mengenverlust realisierte. Jedoch nicht aufgrund zunehmender Fäulnis, sondern (O-Ton): "Von oben fressen mir die Wildschweine die Trauben weg, von unten die Touristen (da läuft ein Radweg an seiner Parzelle vorbei). Was soll ich tun? Gerne würde ich die Trauben länger hängen lassen, aber dann habe ich gar nichts mehr in vier Wochen."
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TOM

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 10. Nov 2017, 15:08

Muellimov hat geschrieben:Das ist leider eine weitverbreitete Unsitte unterTouristen. ...


Absolute Zustimmung! Mein Vater hat eine Streuobstwiese und das untere Drittel Äpfel können wir nie ernten. Da bedienen sich die Wanderer, zum Teil mit Taschen! Reife Mirabellen sind eine Seltenheit, da die Bäume oft im noch unreifen Zustand zu 100% abgeerntet werden. Aber keiner der "Erntehelfer" kommt, wenn es um Baumschnitt, Mistelentfernung oder Mäharbeiten geht. Viele Kollegen haben Ihre Wiesen mittlerweile aufgegeben und lassen diese verwildern... Das ist wirklich dramatisch!
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 10. Nov 2017, 17:46

Muellimov hat geschrieben:
Weinschlürfer hat geschrieben:
Alle schmeckten auch überaus süß rund um St. Emillion und Pomerol.
Ich habe bei Pavie und Canon genascht sowie in Pomerol rund um Petrus herum :-P


Mein Gefühl sagt mir die Merlotlastigen Weine werden besser.. Aber ich bin ein Amateur :-P


Das ist leider eine weitverbreitete Unsitte unterTouristen.


Was heisst denn bitte pauschal Unsitte. So ein paar wenige einzelne Beerchen zu probieren aus Interesse am Thema. Das sind Kunden sonst würden sie nicht durch gezielte Weinbergslagen laufen (zumindest bei mir ist das so) und die Weine danach noch lieber kaufen, weil eine bessere Vorstellung da ist.

Wir rissen ja keine ganzen Trauben ab. Insbesondere im Bordeaux mangelt es ja extrem an Wanderer bei dem was ich so sah. Schönstes Wetter. Keine Sau am wandern. Wir durfen sogar die Pferde im Weinberg streicheln. So hatte meine Freundin auch ihren Spass :) Kann man zB. gar nicht mit Deutschalnd vergleichen wo wirklich viele Leute zu Fuß unterwegs sind im Weinberg (zB. Mosel oder Haardt in der Pfalz).

Hin und wieder trifft man auch VDP Winzer / leitende Angestellte die ganz und gar nichts dagegen haben wenn man mal ein Beerchen pflückt und die Reife probiert. Einen eher noch ermuntern. Freilich sind sie noch wesentlich netter wenn sie hören, dass man mehrere hundert Euro an ihren Weinen im Keller hat.

Ich würde das als Winzer versuchen von einer etwas andere Sichtweise zu betrachten
solange da keiner ne Tüte voll macht und sich ansonsten entsprechend respektvoll verhält.

---

Wobei ich ja verstehen kann das einem das Extremsymptom nerven kann. Aber es ist auch nicht alles das Gleiche wie Holländer die sich da den Wohnwagen volllagern.

Man hat übrigens zwischen den Lagen/Gütern durchaus Unterschiede geschmeckt. Unterschätzt mal die Amateure nicht. Wobei ich natürlich weiss, dass es nicht nur die Süße ist.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2017

BeitragFr 10. Nov 2017, 20:02

Weinschlürfer hat geschrieben:... Man hat übrigens zwischen den Lagen/Gütern durchaus Unterschiede geschmeckt. Unterschätzt mal die Amateure nicht. ...

Weinschlürfer erzähl doch mal,
wie wird Pavie 2017?
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