Fr 27. Feb 2015, 10:43
Ich sag's mal mit Public Enemy:
Don't believe the hype Ich kenne effektiv auch noch keinen einzigen Brunello 2010, hatte aber schon einiges an Chianti Apellationen, Montepulciano, Montecucco, Maremma usw. im Glas.
Allgemein kam der Jahrgang der Sangiovese entgegen, klare tiefe Frucht, feines aber doch tragendes Tannin, schöne Säurebalance - harmonisch, gut strukturiert, tief.
Allerdings haben gleichzeitig einige Produzenten Extraktion, Gärtemperaturen und Barrique mehr oder minder, aber allg. doch als Trend erkennbar, in den vergangenen Jahren zurückgenommen, sodass die Weine eher in Richtung apellationstypisch denn international gehen. Letztendlich kommt es dann aber doch auf den Winzer an. Zudem gibt und gab es auch aus den Jahren 07, 08 und 09 sehr gute Weine.
Hinzu kommt, dass sich die im Montalcino getätigten Investitionen - eine Ver-wieviel-x-fachung der Anbaufläche und Produzenten war das noch? - auch irgend wann mal rechnen müssen. Im Vergleich zu Barolo waren die Preise im Montalcino nahezu stabil, während diese im Piemont beständig stiegen - Nachholbedarf! Ein weiteres Ausweichgebiet für Weinliebhaber ggü. Bordeaux, usw. usf.
Ein gelungener Jahrgang trägt sicherlich dazu bei, dass preislich nachgelegt werden kann und damit auch wieder das Renommèe gehoben, dass durch die Skandale und Skandälchen der letzten Jahre in der Aussendarstellung doch gelitten hatte.
Generell sehe ich diese Jahrgang-Hypes kritisch. Wenn ich einen Weintypus mag, dann finde ich es interessant auch die Weine aus den mediocren und guten Jahren zu trinken - die Bandbreite ist interessant, die Charakteristiken, der Wandel. Die Spitze zeigt was möglich ist, aber die Stetigkeit verschaffft vertieften Zugang.
Bleibt zu hoffen, dass durch den Überschwang mögl. internationale Käuferschichten zu erschliessen nicht sofort wieder eine Internationalisierung des Brunello-Geschmacks einsetzt - Italiens Winzer waren da schon oft recht flexibel.