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Jahrgang 2010 in Deutschland

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Bernd Schulz

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 5. Apr 2011, 16:50

Danke dir, Björn!

Ingmar Püschel und Martin Müllen sagten mir im Gespräch, dass sie sensationelle Qualitäten erwarten. Bei Müllen ist die Weinmenge aber nur halb so groß wie in 2009, einen Literwein wird es erstmals seit langem nicht geben. Und angesichts der ja auch bei Theise angesprochenen Säure wird Martin nur wenige Weine trocken ausbauen können, was mit Blick auf den Absatz nicht gerade günstig ist. Insofern könnte 2010 für manche deutsche Winzer ein im Hinblick auf die Finanzen haariger Jahrgang werden...

Beste Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Di 5. Apr 2011, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerald

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 5. Apr 2011, 16:55

Hallo Bernd,

Insofern könnte 2010 für manche deutsche Winzer ein im Hinblick auf die Finanzen haariger Jahrgang werden...


kann gut sein, die Sache hat für die Winzer aber auch ihr Positives: bei der geringen Menge ist es relativ leicht, den Konsumenten die zu Preissteigerungen zu erklären. Und nächstes Jahr - wenn die Mengen wahrscheinlich wieder viel größer sind - ist das alles vergessen und niemand verlangt, dass die Preise wieder gesenkt werden ...

Grüße,
Gerald
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Weinfreund

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMi 11. Mai 2011, 00:18

Hallo Weinfreunde,

so nun endlich mein erster 2010er im Glas.

Ein 2010er Wiltinger Hölle Riesling Kab. feinherb (WG Vereinigte Hospitien) 11 %, ca. 7 €

Helles Gelb mit leicht grünlichen Reflexen, gelbe Früchte, deutliche Säure, durch die Restsüße aber gut abgepuffert. Ein guter, leichter und unkomlizierter Sommerwein. Auch sehr schön zum Spargel. So macht 2010 Spaß. 84 P.

Viele Grüße
Sascha
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Bernd Schulz

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 13. Mai 2011, 22:14

Nachdem mir der Ewig Leben-Silvaner Kabi schon einige Freude gemacht hat, befindet sich nun von den Trockenen Schmitts die 10er Scheurebe aus dem Marsberg im Glas:

Bild

Wenn ein Jahrgang solche durchgegorenen (1,2 Gramm RZ laut Etikett) Kabinette mit vergleichsweise wenig Alkohol und viel Geschmack möglich macht, ist er mir auf Anhieb sympathisch. Ich freue mich schon auf diverse andere 2010er!

Beste Grüße

Bernd
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octopussy

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 21. Jun 2011, 08:05

Ist der Jahrgang 2010 vielleicht der Beginn einer neuen Zeit für den deutschen Wein, jedenfalls für den Spitzenwein?

Vielleicht lese ich etwas zu selektiv, aber ich habe das Gefühl, dass das Interesse an deutschem Wein (genau genommen v.a. an Riesling), gerade aus dem extremen Jahrgang 2010 immer mehr steigt. Was zahlreiche Journalisten, Importeure im Ausland und auch Hardcore-Riesling-Fans jahrelang gepredigt haben, wird es auf breiter Basis aufgenommen, nämlich dass deutscher Riesling Spitzenqualitäten in restsüß, edelsüß und trocken zum im internationalen Vergleich fairen Preis bietet? Wenn man die Reaktionen im Jancis Robinson Forum zu den German 2010 Tastings der Importeure liest, dann ja. Jancis selbst berichtet, sie hätte mit KP Keller gesprochen, der nahezu komplett ausverkauft ist und ständig neue Anfragen kriegt. Klar, die Menge ist 2010 extrem klein, trotzdem merke auch ich, dass man sich dieses Jahr etwas mehr beim Einkauf beeilen muss als sonst.

Berichtet wird im Jancis Robinson Forum übrigens auch, dass das Interesse aus China am deutschen Wein immer stärker wächst. Genau genommen passt Riesling zur chinesischen Küche auch ohnehin besser als Bordeaux.

Wie ist die Wahrnehmung anderer diesbezüglich? Ich hoffe ja inständig, dass deutscher Wein abseits vielleicht einiger Produzenten wie Egon Müller, Weil, JJ Prüm oder Keller nicht zum Spekulationsobjekt wird. Das wäre so schade.
Beste Grüße, Stephan
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Charlie

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 21. Jun 2011, 09:23

Ein Effekt wird sich weiter verstärken: die Trennung der Spitzenwinzer vom Rest. Gut für uns ist, dass dabei ein Teil vom Rest sich sehr anstrengt und gute, günstige Weine macht.
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innauen

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 21. Jun 2011, 10:04

Hallo,

Gemessen an den Reaktionen und Postings im Parkerforum nimmt auch dort die Begeisterung zu. Aber günstig ist eine relative Aussage. 2010 kosten viele GG schon um die 35€. Anders als in Bordeaux werden diese Preise auch nicht mehr sinken, wenn ein mäßiger Jahrgang wieder ins Haus steht. Und wenn die Begeisterung anhält, werden die Spitzenwinzer - wie überall auf der Welt - noch teurer. Dann bekommen wir burgundische Verhältnisse. Aber noch gibt es, Charlie hat zweifelsohne Recht, viele Möglichkeiten zur Verbesserung. In den Spitzenlagen gibt es ja leider nicht nur Spitzenwinzer. Da bleibt noch viel Luft zur Qualitätsverbesserung.

Grüsse,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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fafnir

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 21. Jun 2011, 17:51

von einer ganzen reihe deutscher topwinzer haben wir schon erfahren, dass die nachfrage nach dem jahrgang 2010 aus dem ausland enorm gestiegen ist, besonders im frucht-und edelsüssen bereich.

im gegensatz zum inland, wo restsüsse deutsche weine nicht mehr sonderlich beliebt sind (ich gestehe, wir genießen sie auch nur in homöopathischen dosen), weiss man anderenorts die einmaligkeit der 2010er fruchtsüssen mehr zu schätzen. unsere spitzenbetriebe an rhein, nahe und mosel haben hier monumente für die ewigkeit geschaffen, wodurch das ansehen des gesamten deutschen weines in der welt bei verbrauchern und kritikern weiter steigen wird.

steigen werden auch gewiss die preise dieser erzeuger, selbst bei deren trockenen erzeugnissen, die preisdifferenz von spitzenwinzern zum grossen rest wird wachsen. trösten wir uns, dass aus diesem grossen rest immer wieder neue talente hervorspriessen, die unsere lust auf gehobene qualitäten zu soliden preisen befriedigen werden.

allein die tatsache, dass viele unbekannte besitzer von spitzenlagen nicht im stande sind, daraus zumindest ordentliche weine zu keltern, betrübt uns sehr. wir müssen es alljährlich mit anschauen, wie in ungeheuer, im idig, und anderen toplagen die trauben vom vollernter abgedroschen werden, weder vor oder nachher findet da eine selektion statt. schnell ab auf die kelter und dann hilft der liebe gott (oder das weinlabor). nicht zuletzt deshalb stehen wir einer lagenklassifikation recht skeptisch gegenüber, weil wir überzeugt sind, dass der mensch bei der weinbereitung der ausschlaggebende faktor ist. beispiel gefällig : das weingut biffar in deidesheim erlebte unter seinem betriebsleiter ulli mell einen wahren höhenflug, kaum wechselte er zu bassermann-jordan versank biffar wieder in der mittelmässigkeit und bassermann-jordan blühte auf.

da wäre uns statt einer lagenkassifikation eine betriebsklassifikation wie in bordeaux unendlich sympathischer.

am schönsten wäre es aber, wenn unsere spitzenwinzer auch sämtliche spitzenlagen pflegen und ausbauen dürften. dann hätte wir vielleicht auch topweine in ausreichender menge zur verfügung. aber das ist theorie und dürfte wunschdenken bleiben.


gruss aus dem weinparadies

may
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octopussy

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMi 22. Jun 2011, 13:33

Hallo zusammen,

Charlie hat geschrieben:Ein Effekt wird sich weiter verstärken: die Trennung der Spitzenwinzer vom Rest. Gut für uns ist, dass dabei ein Teil vom Rest sich sehr anstrengt und gute, günstige Weine macht.

Das stimmt natürlich. Und unbekannte Namen werden für Investoren, reine Prestigetrinker, usw. auch uninteressant bleiben. Die größer werdende Trennung zwischen Spitze und Rest beziehst du mehr auf den Preis und weniger auf die Qualität, oder?

innauen hat geschrieben:Aber günstig ist eine relative Aussage. 2010 kosten viele GG schon um die 35€. Anders als in Bordeaux werden diese Preise auch nicht mehr sinken, wenn ein mäßiger Jahrgang wieder ins Haus steht. Und wenn die Begeisterung anhält, werden die Spitzenwinzer - wie überall auf der Welt - noch teurer. Dann bekommen wir burgundische Verhältnisse.

Ich glaube, ausländische Rieslingfans finden selbst 35€ für ein GG immer noch günstig. Ich vermute, der Preis wird oft mit den teuersten Weinregionen verglichen, v.a. dem Burgund. Da ist dann die Gleichung: Corton Charlemagne von Coche-Dury ca. 1.000 Euro vs. G-Max von Keller ca. 100 Euro. Oder Puligny-Montrachet 1er Cru von irgendeinem x-beliebigen Erzeuger ca. 50 bis 70 Euro vs. Großes Gewächs von einem x-beliebigen Erzeuger ca. 30 bis 35 Euro.

Nach nochmaligem Nachdenken glaube ich auch an einen starken Preisanstieg nur bei ein paar ganz ausgewählten Erzeugern (vielleicht 20 bis max. 50 Güter). Robert Weil wird m.E. unabhängig von der Qualität die Speerspitze darstellen, alleine weil das Gut so groß ist und im Zweifel keine so große Stammkundschaft hat, die bedient werden soll/muss. Vielleicht (hoffentlich) beißen sich Wannabe-Investoren auch schnell die Zähne am deutschen Markt aus, weil sie gar nicht die Mengen kriegen, die sie wollen/brauchen.
Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 26. Jul 2011, 11:08

Nachdem mittlerweile bis auf die Großen Gewächse und einige andere Weine der Großteil der Weine des Weißweinjahrgangs 2010 im Verkauf sind, wie sind die bisherigen ersten Eindrücke zusammengefasst?

- Restsüße Rieslinge?
- Edelsüße Rieslinge?
- Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder aus Baden und der Pfalz (diesbezüglich hab irgendwie gar keine Idee; 2008 fand ich sehr gut, 2009 fast zu üppig, aber gut, 2007 eher schlecht; wie schlägt sich 2010? Schlank? Fett? Konzentriert? Alkoholstark?)
- Silvaner aus Franken (scheint wohl der Gewinner des Jahrgangs zu sein oder?)
- Trockene Rieslinge aus den verschiedenen Anbaugebieten

Ich hab selber noch so gut wie gar nichts probiert und bin deshalb etwas unschlüssig, in welche Richtung mein "flexibles" (d.h. außerhalb der Betriebe, wo ich jedes Jahr kaufe) Einkaufsbudget dieses Jahr wandern soll :?: Meine Neigung geht in Richtung Riesling Spätlese von der Mosel, aus dem Rheingau, von der Nahe und vom Mittelrhein und Silvaner aus Franken.
Beste Grüße, Stephan
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