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Jahrgang 2010 in Deutschland

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innauen

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 13:18

Trifft hohe Nachfrage auf geringes Angebot erhöhen sich die Preise. In 2010 wird die Nachfrage sicher sinken, denn edel- und restsüße Weine mag ich zwar sehr gerne, aber von mir allein lebt ja kein Winzer und in den Gesamtumsätzen sind die trockenen Weine nun mal sehr wichtig. Da die Ernteeinbußen in 2010 aber gravierend sind, kann es keine sinkenden Preise geben. Das geht erst, wenn ein Überangebot auf eine gleichbleibende oder sinkende Nachfrage trifft. Nicht zuletzt deshalb sind viele Weine aus 2008 später recht günstig am Markt aufgetaucht.

Ansonsten steht meine erste Probe des Jahrgangs immer noch aus. Die Geschäfte meiner Wahl führen immer noch nichts im Angebot.

Grüße,

wolf
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octopussy

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 13:30

innauen hat geschrieben:Da die Ernteeinbußen in 2010 aber gravierend sind, kann es keine sinkenden Preise geben.

Dass die Preise nicht sinken werden, dürfte eh klar sein. Die Frage ist, ob die Preissteigerungen moderat ausfallen werden?
Beste Grüße, Stephan
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innauen

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 15:51

schon lustig. Jetzt haben wir die Bordeaux-Preisdebatte auch schon bei deutschen Weinen :D :o Letztes Jahr war ich wegen der angekündigten Preissteigerungen bei Heymann-Löwenstein schon extrem beunruhigt. Jetzt hat mich etwas ermutigt, dass HL seine Schieferterassen offiziell als "Alte Reben" deklariert. Das hält meine Hoffnung aufrecht, dass es nächstes Jahr wieder normale Schieferterassen zum normalen Preis geben wird. 2010 ist sicherlich ein Aureisserjahr wegen der erstaunlich geringen Mengen. Aber die Winzer lernen auch mit jedem Jahrgang besseres Marketing. Man wird sehen, wie sich die Weine absetzen lassen und vorausgesetzt 2011 ist wieder ein Jahr mit durchschnittlicher Ernte und durchschnittlicher Güte, weiss man auch, wo die Preise sich mittelfristig einpendeln.

Grüße,

wolf
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Charlie

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 17:19

Ganz allgemein gesprochen laufen die Preise für deutsche Flaschenweine nicht nach den Regeln von Angebot und Nachfrage. Das Risiko können die Winzer nicht eingehen und deshalb steuern sie anders (runterstufen, als Fasswein verkaufen, Schatzkammer bestücken, vielleicht weniger Händlerrabatt). Hat das Weingut einen guten Ruf, wird der Preis von Jahr zu Jahr etwas gesteigert. Deshalb kann es sich durchaus lohnen, mit deutschen Weinen zu spekulieren, denn bei ebay wird versteigert.
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innauen

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 18:46

Hallo Charlie,

könntest Du Deinen Ansatz noch etwas ausführlicher erörtern? Angebot und Nachfrage bedeutet doch, ich kann für eine Spätlese aus der Südpfalz 8,50 Euro verlangen und wenn 2010 zehn Euro auch akzeptiert werden, habe ich einen neuen Preis, der dann auch in den nächsten Jahren gehalten werden muss. Wenn ich bei durchschnittlichen Erträgen und Qualitäten aber mit Überkapazitäten zu kämpfen habe, werde ich den Preis stabil halten oder allenfalls 9 Euro probieren, bin dann im neuen Jahrgang schneller ausverkauft, aber ich habe ja noch Restmengen aus früheren Jahren.

Klar haben wir bei dieser Form der Preisbildung keine Ausschläge bei Deutschen Weinen wie bei den BDX. Die Preisbildung dort zeigt viel stärker Börsenphänomene wie Hype und Baisse. Abgesehen vielleicht noch von den ganz teuren Kaliforniern und einigen IGT versuchen alle Winzer von Jahr zu Jahr kleine Preissteigerungen hinzubekommen. Aber natürlich kann ein Winzer sagen wir mal wie Klaus Peter Keller für seine trockenen Spitzengewächse in guten Jahren einen höheren Aufschlag durchsetzen, als ein namenloser Winzer aus der rheinhessischen Nachbarschaft. Über die Jahre tut sich dann eine Schere zwischen der qualitativen und preislichen Spitze und den Verfolgern auf.

Was die Spekulation mit deutschen Weinen anbelangt bin ich trotzdem weiterhin skeptisch und zwar wegen eines Faktors: Zeit. Das Gefühl von Verknappung tritt bei BDX ja vor allem über lange Zeiträume auf. Der Jahrgang 1990 war billig und wurde dann mehrere mickrige Ernten später immer teurer; das Prinzip billig kaufen, teuer verkaufen greift. Im edelsüßen Bereich klappt das auch in Deutschland bei einigen Erzeugern (Weil, J.J. Prüm, Egon Müller). Dem Durchschnittswinzer gelingt das über das Schatzkammerprinzip bisweilen auch (aber meist sehe ich in den Schatzkammer die alten Weine noch zu umgerechneten DM Preisen und billiger als die jungen Jahrgänge). Bei GG sehe ich noch keinen Trend dahin, sagen wir mal den Jahrgang 2005 jetzt nachträglich zu neuen preislichen Höhen kommt. Die Weine einzelner Erzeuger folgen der Logik von Angebot und Nachfrage natürlich jetzt schon stärker.
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BuschWein

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMo 14. Mär 2011, 19:55

Charlie wie kommst Du auf die Idee, dass ein Winzer weniger Händlerrabatt geben könnte, bzw. sollte?
Armin
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Charlie

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 15. Mär 2011, 15:10

AS Maurer hat geschrieben: wie kommst Du auf die Idee, dass ein Winzer weniger Händlerrabatt geben könnte, bzw. sollte?
Eher als Hypothese: wenn ein Winzer an der Preisschraube drehen will oder muss, würde er es eher über die Händlerrabatte tun als über die Preise, die er auf die Listen für Endkunden draufschreibt. Ich würde es so erwarten weil er sich bei Endkunden nur moderate Preissteigerungen und keine Preisenkungen erlauben kann. Oder erlebt ihr das nicht so? Wollen sie es sich mit den Händlern noch weniger verscherzen als mit den Endkunden?

@Wolf: ungefähr so habe ich es gemeint. Wolle nicht suggerieren, dass sämtliche bekannten Marktmechanismen beim deutschen Wein ausgeschaltet wären. Die Preise sind weniger sprunghaft als man von Angebot (in Menge und Qualität) und Nachfrage vielleicht erwarten würde. Das sieht man auch daran, dass der VDP für die GGs einen Mindestpreis vorschreibt.
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weinfex

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDi 15. Mär 2011, 15:34

Ich habe da so meine eigene Theorie,
deutsche Weine sind deshalb nicht "sprunghaft",
weil es keinen Sekundärmarkt gibt (das gilt übrigens
für fast jede andere Weinregion auf der Welt auch).

Nur wo es einen Sekundärmarkt gibt, sind die
Preise auch "sprunghaft" (okay etwas pauschal,
aber keine Regel ohne Ausnahme).

P.S. @wolf
Der Primeurpreis verliert bei Bordeaux "immer"
mit dem Faktor Zeit seine Relevanz, nur die
Richtung ist halt ergebnisoffen... :lol:
Grüsse weinfex
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BuschWein

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragMi 16. Mär 2011, 16:05

Eher als Hypothese: wenn ein Winzer an der Preisschraube drehen will oder muss, würde er es eher über die Händlerrabatte tun als über die Preise, die er auf die Listen für Endkunden draufschreibt. Ich würde es so erwarten weil er sich bei Endkunden nur moderate Preissteigerungen und keine Preisenkungen erlauben kann. Oder erlebt ihr das nicht so? Wollen sie es sich mit den Händlern noch weniger verscherzen als mit den Endkunden?


Endkunden sind immer eher bereit Preiserhöhungen zu akzeptieren als Händler, für den Endkunden (ich spreche hier nicht vom klassischen Literflaschenkäufer für 3,00 EUR und nicht vom Discount-Kunden)bedeutet guter Wein Hobby und/oder Genuss, da ist man eher mal bereit auch etwas mehr Geld auszugeben.

Dazu kommt, kauft man direkt beim Winzer, das Erlebnis des Weingutsbesuchs, wenn man dann noch ein wenig probiert und ein wenig Alkohol im Blut hat ist man auch nicht mehr ganz so kritisch bei den Preisen. Natürlich nur in einem bestimmten Rahmen. Irgendwann wechselt auch der Endkunde den Winzer, wenn die Preise zu sehr steigen.

Beim Händler ist es so, dass er immer auch Alternativen hat, arbeitet man mit Winzern lange zusammen entstehen natürlich auch Beziehungen die Preisverhandlungen erschweren können, aber am Ende hast Du als Weinhändler immer Deine Kunden im Blick und denen willst Du einfach keinen Wein mit schlechtem Preis-Genuss-Verhältnis verkaufen. Dazu sind die Kunden in Weinhandlungen meist viel preissensibler als die Kunden der Winzer, allein schon weil im Laden neben den Weinen des einen Winzers auch die vieler anderer Winzer stehen, da fällt bei den Kunden die Entscheidung auch über den Preis.

Insofern sind Händler meist viel kritischer bei Preiserhöhungen als Endkunden. Mit ihrem Handelsvolumen haben sie natürlich je nach Größe auch mehr Verhandlungskraft.
Armin
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octopussy

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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDo 24. Mär 2011, 18:54

So langsam trudeln hier per Post und Email die Preislisten für 2010 ein. Preissteigerungen sehe ich dort eher wenig und allenfalls moderat. Bisher hat nur Heymann-Löwenstein - wie hier auch schon erwähnt - doch recht kräftig erhöht, sich aber die Tür für eine Preissenkung bei wieder höheren Erträgen geschickt offen gelassen, indem er die Weine als "Réserve" qualifiziert.

Eines hat mich dabei aber stutzig gemacht: Er sagt, die Weine seien alle sehr konzentriert, weil sich die gleiche Menge Inhaltsstoffe in den Reben wie in 2009 in der Hälfte der Trauben im Vergleich zu 2009 verteile. Ich bin biologisch nicht gerade bewandert, geschweige denn begabt, aber kann das stimmen?

Post berichtigt wegen peinlicher Grammatik
Zuletzt geändert von octopussy am Do 24. Mär 2011, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße, Stephan
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