Aktuelle Zeit: Sa 27. Apr 2024, 07:41


Jahrgang 2010 in Deutschland

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDo 24. Mär 2011, 19:05

Eines hat mich dabei aber stutzig gemacht: Er sagt, die Weine seien alle sehr konzentriert, weil sich die gleiche Menge Inhaltsstoffe in den Reben wie in 2009 in der Hälfte der Trauben im Vergleich zu 2009 verteile. Ich bin biologisch nicht gerade bewandert, geschweige denn begabt, aber kann stimmen?


Das ist wohl ein reines Märchen ;) Man braucht nur einmal den Hauptinhaltsstoff neben Wasser betrachten, nämlich Zucker: wenn das stimmen würde, wäre sein Wein gewissermaßen schon eine TBA ...
Und auch bei den meisten anderen Komponenten wird es wohl nicht stimmen.

Wäre aber praktisch: einfach die Hälfte der Trauben wegschneiden, und die verbleibenden wachsen ohne weiteres Zutun zu Hochprädikaten heran. Keine klammen Finger für Eiswein, kein mühsames Ausklauben einzelner Beeren für TBA etc.

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragDo 24. Mär 2011, 23:44

Gerald hat geschrieben:Das ist wohl ein reines Märchen ;) Man braucht nur einmal den Hauptinhaltsstoff neben Wasser betrachten, nämlich Zucker: wenn das stimmen würde, wäre sein Wein gewissermaßen schon eine TBA ...
Und auch bei den meisten anderen Komponenten wird es wohl nicht stimmen.

Wäre aber praktisch: einfach die Hälfte der Trauben wegschneiden, und die verbleibenden wachsen ohne weiteres Zutun zu Hochprädikaten heran. Keine klammen Finger für Eiswein, kein mühsames Ausklauben einzelner Beeren für TBA etc.

Hallo Gerald,

in die Richtung geht argumentativ tatsächlich der die Preisliste begleitende Brief, aus dem ich mal auszugsweise zitiere:

"...Solche Konzentrationseffekte kennen wir durch die Verdunstung in Folge einer Botrytisinfektion. Aber dass auch "normale" Rieslingtrauben Mostgewichte von über 110° Öchsle erreichen, haben wir bislang nicht für möglich gehalten."
Beste Grüße, Stephan
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 09:25

Also 110 ° Öchsle entsprechen 15 Vol.% in einem trockenen Wein, solche Werte sind in Österreich beispielsweise (wenn es der Winzer anstrebt) eigentlich fast in jedem Jahr möglich. Vielleicht ist es bei uns ein bisschen wärmer, umgekehrt bieten die steilen Moselterrassen eine bessere Sonnenexposition, sollte daher vergleichbar sein.

Natürlich geht das bei Massenerträgen nicht (weder in D noch in Ö), aber speziell mit dem Jahrgang 2010 hat es meiner Ansicht nach nichts zu tun.

Eher umgekehrt, für mich klingt das eigentlich mehr nach einer Art "Entschuldigung" bzw. Rechtfertigung, warum die Weine dieses Jahr offenbar - für Moselaner Verhältnisse - extrem alkoholreich werden dürften. Denn für solche "Alkoholbomben" war ja sonst eher die Wachau bekannt ;)

Grüße,
Gerald

P.S. ich sehe gerade in meinem Kellerbestand, dass ich sogar auch einen 15%-Riesling im Keller habe: Riesling Smaragd Achleiten 2009 von Rudi Pichler.
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6571
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 09:46

Also 110 ° Öchsle entsprechen 15 Vol.% in einem trockenen Wein, solche Werte sind in Österreich beispielsweise (wenn es der Winzer anstrebt) eigentlich fast in jedem Jahr möglich. Vielleicht ist es bei uns ein bisschen wärmer, umgekehrt bieten die steilen Moselterrassen eine bessere Sonnenexposition, sollte daher vergleichbar sein.



Gerald, ich denke, der Vergleich hinkt dann doch nicht wenig. Jenseits der BA, deren stark botrytisiertes Material man aber in aller Regel kaum trocken ausbauen will/kann, waren solche Werte vor 2000 an der Mosel auf absolute Ausnahmejahrgänge wie 1976 beschränkt. Und auch heute noch sind sie dort höchstens in extrem fetten Jahren wie 03, 05 oder 06 zu erzielen.

Davon abgesehen schwafelt der (mir nach wie vor sympathische!) Reinhard Löwenstein bekanntlich sehr viel, wenn der Tag lang ist. Und längst nicht alles von dem, was er erzählt, hat Hand und Fuß. Wenn ich da beispielsweise an seine Kellerorgel und die Erklärungen zu den Schwingungsverhältnissen denke.... :lol: :lol: :lol:

Ich habe den betreffenden Schrieb übrigens auch erhalten, aber damit das getan, was ich inzwischen mit fast allen Winzerbriefen mache: Ich habe ihn ungeöffnet in die Tonne gekloppt.

Beste Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 09:56

Hallo Bernd,

auch in der Wachau waren solche Alkoholwerte noch vor 10 Jahren so gut wie unbekannt. Woran das liegt? Da gibt es offenbar unterschiedliche Erklärungen wie Klimawandel (halte ich persönlich für ein Märchen), die neuen Erkenntnisse der Weinbergsarbeit bzw. deren konsequente Umsetzung durch eine neue Winzergeneration oder einfach ein ganz bewusstes Anstreben solcher Mostgewichte durch den Winzer, um auf diese Weise mehr Punkte in Vergleichsverkostungen "abzuräumen".

Wie auch immer, klimatisch halte ich jedenfalls Wachau und Mosel durchaus für vergleichbar. Die südlichere Lage der Wachau wird wohl durch die geringere Seehöhe und die (meist) steileren Terrassen der Mosel wieder aufgehoben.

Grüße,
Gerald
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6571
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 10:33

Gerald,

ich weiß nicht, ich weiß nicht...

Im Keller habe ich unter anderem eine trockene Auslese 94 von Martin Müllen mit 11,5% und eine weitere trockene Auslese 97 von KaJo Christoffel mit 10,5%. Trockene Kabinette lagen damals bei um die 10% oder gar im einstelligen Bereich. So extrem weit weg von (verrückten) 15% war man damals in der Wachau dann doch nicht, oder?

Beste Grüße

Bernd
Offline
Benutzeravatar

Charlie

  • Beiträge: 1065
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:13
  • Wohnort: Berlin, Heidelberg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 10:44

Gerald hat geschrieben:Also 110 ° Öchsle entsprechen 15 Vol.% in einem trockenen Wein, solche Werte sind in Österreich beispielsweise (wenn es der Winzer anstrebt) eigentlich fast in jedem Jahr möglich. Vielleicht ist es bei uns ein bisschen wärmer, umgekehrt bieten die steilen Moselterrassen eine bessere Sonnenexposition, sollte daher vergleichbar sein.
Die Bewässerung könnte eine Rolle spielen. In Ö habe die guten Winzer es drauf, so zu bewässern, dass der Saft nicht verdünnt wird sondern die Rebe schön brav während der ganzen Vegetationsperiode Zucker einzulagert.
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 10:47

Hallo Bernd,

wenn man in der VKN-Datenbank nachsieht, findet man auch bei den Wachauer Smaragden in den 1990ern meist 12,5 Vol.%, ab und zu 13 Vol.%. Die Kriterien für einen Smaragd sehen ja einen Mindestalkoholgehalt von 12,5 Vol.% vor (Aufzuckerung war nicht erlaubt), und das war damals schon eine echte Herausforderung für den Winzer und zu Recht die Spitze des Sortiments.

Inzwischen zeigt sich die Routine des Winzers genau im umgekehrten Sinn, nämlich dass er auch leichtere Weine produzieren kann, die trotzdem harmonisch wirken :shock:

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 10:50

Hallo Charlie,

Die Bewässerung könnte eine Rolle spielen. In Ö habe die guten Winzer es drauf, so zu bewässern, dass der Saft nicht verdünnt wird sondern die Rebe schön brav während der ganzen Vegetationsperiode Zucker einzulagert.


na ja, die Wachauer Terrassen sind zwar überwiegend bewässert, bei anderen - ebenfalls sehr trockenen - Regionen wie dem Weinviertel gibt es aber fast genauso viele "Alkoholbomben" ohne künstliche Bewässerung.

Ich glaube das hängt mit der Weinbergsarbeit zusammen und ist überwiegend bewusst angestrebt, um in einer Vergleichsverkostung den entscheidenden Punkt mehr zu bekommen. Bernhard Fiedler hat das auf seinem Blog in etwa so beschrieben und für mich ist das die plausibelste Erklärung.

Grüße,
Gerald
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6571
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

BeitragFr 25. Mär 2011, 14:01

Gerade habe ich den Brief von H-L aus dem Altpapier gezogen, weil ich jetzt doch etwas Genaueres über die Preiserhöhungen wissen wollte. Und das, was ich da sehe, lässt mich doch ganz schön vom Glauben abfallen :shock: : Schieferterrassen als preiswertester Riesling zu 16,50, Uhlen von 36 bis 39 Euro.

Mit solchen Kursen hat mich Löwenstein endgültig als Kunden verloren. Vielleicht, aber auch nur vielleicht kaufe ich mir aus lauter Neugierde mal eine Einzelflasche Schieferterrassen "Reserve" :mrgreen: im örtlichen Fachhandel, aber von größeren Bestellungen ab Hof werde ich für alle Zukunft absehen.

Beste Grüße

Bernd
VorherigeNächste

Zurück zu Jahrgangsprognosen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen