Hallo zusammen,
ich war am Samstag auf dem
Saar-Riesling Sommer und wollte meine Eindrücke mal weitergeben.
Allgemein war die Veranstaltung auf den Weingütern sehr gut organisiert. Es gab bei jedem Winzer mindestens 2 trockene, 2 feinherbe und 2 fruchtsüße Weine zu probieren. Bei vielen Winzern sogar deutlich mehr. Auch GG aus 2018 (Fassproben) waren bereits dabei. Da jedes Weingut meist noch 2-3 Gastwinzer hatte, konnte man tatsächlich auf jedem Weingut mindestens 20 Weine probieren (wenn man wollte).
Daneben gab es (was ich sehr angenehm fand) immer ausreichend Mineralwasser und Brot, um den Geschmack zu neutralisieren. Die Verbindungsbusse fuhren zu Beginn sehr regelmäßig und zuverlässig. Ab Mitte der Veranstaltung konnte man sich nicht mehr „auf die Farbe verlassen“. Das war etwas ärgerlich und führte zu Verzögerungen.
Nun zu einige Weingütern, die ich besucht habe:
Das (neue) Weingut
Van Volxem ist schon monumental. Sowohl Fasskeller als auch Gebäude sind beeindruckend. Genial die Aussicht auf die Weinberge des Saartales. Von Van Volxem wurden bereits die 2018er Weine präsentiert und ich fand die Weine kräftig, markant, präzis und ausdrucksvoll. Allerdings hatten sie nicht die filigrane Saftigkeit der 2017er. Im Gespräch wurde mir das auch bestätigt. Nach Aussage eines dort ausschenkenden „Sommeliers“ leben die 2017er vom Säure- und Fruchspiel. Die 2018er hingegen von Ihrer Kraft und Stärke. Insbesondere die feinherben und fruchsüßen Weine seien sehr gelungen und jung sehr gut trinkbar (was ich bestätigen kann). Trotzdem gefielen mir auch die trockenen Weine recht gut, obwohl ich da 2017 in deutlich besserer Erinnerung habe. Stolz war man bei VV in diesem schwierigen Jahrgang überall unter 12% Alkohol geblieben zu sein. Das hat nicht jeder geschafft!
Markus Molitor präsentierte dann im Keller von Van Volxem seine 2017er Kollektion. 2018 ist bei ihn noch nicht zu haben. Die 2017er von Molitor sind natürlich von Stilistik und Jahrgang viel weicher und cremiger. Im direkten Vergleich muss ich sagen, dass der Unterschied tatsächlich noch deutlich größer ist, als ich das in Erinnerung hatte. Darüber hinaus schenkte Molitor noch eine fruchtsüße 2009er Zeltinger Sonnenuhr Auslese** aus. Obwohl ich eigentlich eher trocken trinke, muss ich sagen, dass das schon ein genialer Wein in einem schönen Alter ist.
Das Weingut
von Othegraven ist von der Architektur das grasse Gegenstück zu Van Volxems moderner Bauweise. Eine alte Villa mit herrlichem Park und altem Baumbestand. Das war schon wirklich genial. Ich persönlich liebe so etwas. Hier präsentierte man aus 2018 allerdings nur die feinherben und fruchtsüßen Weine. Als trockene Weine hatte man noch 2017 im Ausschank. Auf meine Rückfrage hin wurde mir erklärt, dass die trockenen 2018er noch gären und daher nicht zur Verfügung stehen. 2018 sei ein herausforderndes Jahr gewesen bei dem die Weine trotz der frühen Ente eine sehr lange Gärphase hätten. Interessant! Die Weine insgesamt waren in Ordnung, haben mich aber nicht „vom Hocker gehauen“. Das Weingut
Hammel aus der Pfalz präsentierte dort noch u.a. einen recht spannenden 2011er Spätburgunder sowie einen schönen Sauvignon blanc. War eine nette Abwechslung und Christoph Hammel ist durchaus ein „Alleinunterhalter“.
Ziliken war durchweg gut, dort bot man auch Kellerführungen an. Er ist aber noch immer nicht mein Favorit, was aber eher an mir liegt als an Ziliken. Ist einfach nicht mein Wein, ist mir zu brav, hat mir zu wenig Ecken und Kanten. Die Überraschung bei Ziliken war das
Weingut Peter Lauer. Florian Lauer präsentierte dort seine Weine persönlich. Sein Fass 25 (würzig und balanciert) war sehr ausgewogen. Hätte ich nicht in 2018 verortet. Auch die beiden großen Gewächse (Kupp und Schonfels) haben mir gefallen. Die sind in der jetzigen Fruchphase bereits sehr harmonisch, ausgewogen und schmackhaft. Der Schonfels war dabei eher etwas salziger und mineralischer; die Kupp war eher feinfruchtig herb, aber nicht süß. In einer naheliegenden Vinothek hatten wir am Vortag bereits den Cremant von Lauer verkostet und fanden auch diesen sehr fein. Für mich war Lauer die Überraschung des SRS!
Ich war noch auf einigen anderen Weingütern, habe dort aber nichts „herausragendes“ zu berichten. Bei einigen fand ich den 2018er Jahrgang noch „sehr zurückgezogen“, manchmal sogar mit etwas „Gärgeschmack“, wie beim Cidre oder intensiven Bittertönen im Abgang. Ein Winzer sagte mir, dass diese Bittertöne von Trauben mit Sonnenbrand, die nicht aussortiert wurden, kämen. Kann ich nicht beurteilen. Es gab zudem mehr als einen Winzer, der meinte 2017 und 2018 wären einfach nicht vergleichbar. Es gäbe die „Fans“ des einen und des anderen Jahrganges und jeder müsse seine Präferenzen finden. Da ich aber zum einen sicherlich kein perfekter Verkoster bin und Jungweine in dieser Phase sehr schwer einzuschätzen sind, will ich die Weingüter, die mir nicht gefallen haben, nicht nennen und keine Negativwerbung machen. Kann durchaus sein, dass ich von dem ein oder anderen Wein, der mir heute nicht schmeckt, in ein paar Jahren begeistert bin.
Um nochmals auf das Thema des Threads zurückzukommen: Ich persönlich glaube, dass es insbesondere die großen Winzer es 2018 überwiegend gut geschafft haben mit der Hitze des Jahrganges zurecht zu kommen und dass gute bis sehr gute Weine herauskamen. Aber das gilt sicherlich nicht für jeden Winzer. Zudem kommt mir persönlich die Stilistik des 2017er Jahrganges eher entgegen. Daher werde ich wohl 2018 nur sehr wenig kaufen und einlagern.
Zuletzt muss ich gestehen, dass ich beim SRS vor Ort keine Notizen gemacht habe und dieser Beitrag einen reiner "Braindump" ist. Hoffe, dass ich nach den vielen Proben noch alles richtig in Erinnerung habe...
