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Wiener Gemischter Satz

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EThC

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Re: Wiener Gemischter Satz

BeitragDo 2. Mai 2024, 22:37

Udo2009 hat geschrieben:Ahem.... ist der "Wiener Gemischte Satz" dermaßen unterschiedlich zu dem. was man im allgemeinen unter "Gemischtem Satz" versteht?
...nun, der "Wiener Gemischte Satz DAC" ist eine geschützte Bezeichnung für Gemischte Sätze, die aus dem Weinbaugebiet Wien stammen und gewisse Voraussetzungen erfüllen, u.a. auch, daß das Ganze "typisch" ist, ansonsten muß der Satz aus mindestens 3 Sorten bestehen, max. 50 % für die führende Sorte, mindestens 10% für die dritte Sorte. "Gemischter Satz" ist eine für Österreich geschützte Bezeichnung (auch außerhalb Wiens) und darf in anderen EU-Staaten nicht verwendet werden, deshalb heißen die entsprechenden Weine aus D dann z.B. "Fränkischer Satz" o.ä.
Michl hat geschrieben:Ich halte Flaschenvarianzen - mal abgesehn von über einige Jahre gereiften Weinen - für einen den größeten Weinmythen überhaupt.
...das hängt für mich ganz extrem vom Verschluß ab, das haben wir erst neulich bei zwei verkork(s)ten 16er Ersten Lagen aka PC's von Bürklin-Wolf erfahren (das ist jetzt aus meiner Sicht nicht wirklich "gereift"). Da uns die erste Flasche extremst überaltert erschien, wurde dann noch die zweite geöffnet (ein Regalplatz weiter), die ganz signifikant weniger gereift war, auch wenn sie dennoch nicht der Brüller war.
Stimmungsschwankungen bei einem selbst oder auch einfach eine andere Essensbegleitung können natürlich schon zu anderen Wahrnehmungen führen, aber im vorliegenden Fall wüßte ich nicht, wie ich drauf sein müßte oder welches Essen ich dazu haben müßte, um mir diesen WGS schöntrinken zu können... :lol:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Gerald

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Re: Wiener Gemischter Satz

BeitragFr 3. Mai 2024, 08:51

Flaschenvarianzen gibt es bestimmt, zumindest bei gereiften Weinen unter Naturkork. Das zeigt sich bei Weißweinen oft schon in der Farbe (eine Flasche noch hell grüngelb, die andere tiefdunkelgelb) - da sollte die "Tagesform" des Verkosters ja keine Rolle spielen.

Aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Wahrnehmung der Verkosters wesentlich häufiger für die Unterschiede verantwortlich ist. Zumindest bei meinem täglichen Espresso (Ausgangsprodukt und Zubereitung sollten ja eigentlich immer gleich sein) fällt mir schon auf, dass er nicht immer gleich schmeckt.

Und wenn man - jetzt wieder bei Wein - vorher schon andere Weine probiert hat, dann wird es ohnehin extrem. Irgendwo im Forum (finde es leider nicht mehr auf die Schnelle) war doch eine Studie zitiert, wo selbst Profiverkoster einem heimlich in der Verkostungsreihe nocheinmal "eingeschmuggelten" gleichen Wein im Schnitt um die 4 Punkte mehr oder weniger gegeben haben.

Grüße
Gerald
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Udo2009

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Re: Wiener Gemischter Satz

BeitragFr 3. Mai 2024, 11:20

EThC hat geschrieben:..."Gemischter Satz" ist eine für Österreich geschützte Bezeichnung (auch außerhalb Wiens) und darf in anderen EU-Staaten nicht verwendet werden, deshalb heißen die entsprechenden Weine aus D dann z.B. "Fränkischer Satz" o.ä....

In allen Weinbaugegenden wurden in früheren Zeiten Weinberge mit gemischten Rebsorten bestockt.

Dass die EU etwas für Österreich schützt, das Europaweit üblich war, ... na ja, muss man jetzt nicht verstehen....

Aber Roth in Wiesenbronn schreibt auf seine Bocksbeutel "Unser Gemischter Satz"...

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Michl

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Re: Wiener Gemischter Satz

BeitragFr 3. Mai 2024, 12:34

Gerald hat geschrieben:Aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Wahrnehmung der Verkosters wesentlich häufiger für die Unterschiede verantwortlich ist. Zumindest bei meinem täglichen Espresso (Ausgangsprodukt und Zubereitung sollten ja eigentlich immer gleich sein) fällt mir schon auf, dass er nicht immer gleich schmeckt.

Und wenn man - jetzt wieder bei Wein - vorher schon andere Weine probiert hat, dann wird es ohnehin extrem. Irgendwo im Forum (finde es leider nicht mehr auf die Schnelle) war doch eine Studie zitiert, wo selbst Profiverkoster einem heimlich in der Verkostungsreihe nocheinmal "eingeschmuggelten" gleichen Wein im Schnitt um die 4 Punkte mehr oder weniger gegeben haben.


Genau so ist es. Entscheidend bei der Wahrnehmung ist, "woher man kommt". Ein und dieselbe Raumtemperatur wird völlig unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem, wie warm oder kalt der Raum war, in dem man sich vorher aufgehalten hat.
"Woher man kommt" kann dabei in zig Unterkategorien aufgeteilt sein: persönliche Stimmung, vorher konsumierte Speisen/ Getränke, Erwartungshaltung, gesundheitlicher Zustand (bis hin zur Mundflora), Anwesenheit von Gesellschaft, Konzentrationsvermögen, Verkostungsraum und Temperatur (ganz schlimm: an der frischen Luft), Begleitgerüche (z.B. aus der Küche), Wahl des Glases etc. pp. ...
Alle diese Faktoren wirken sich meines Erachtens in ihrem jeweiligen Zusammenspiel immer und z.T. drastisch aus und, sorry, ich nehme es einfach niemandem ab, der behauptet, in der Regel Wein gleich wahrnehmen und bewerten zu können. Aber jeder kann es ja selbst für sich testen und sich blind 10 Weine vorsetzen lassen, die er in den letzten 3 Monaten getrunken hat. Ich würde behaupten, davon werden nicht nur 1-2 Weine unterschiedlich eingeschätzt, sondern deutlich mehr (ganz zu schweigen davon, ob man sie überhaupt noch erkennt und eindeutig zuordnen kann). Außer natürlich, wenn man selbst einen Verkostungsstil hat, der mit wenigen und immer denselben Kategorien auskommt, und die range zur Bewertung der Weine sehr eng gefasst ist. Wer bspw. fast jedem einfachen Basiswein bereits 88-90 P verpasst wird natürlich kaum Punktevarianzen festellen. Bekommt ein wirklich gelungener Gutswein jedoch 85 P, so wie das früher noch üblich war, ein wirklich gelungenes 1. Gewächs so 90-91 P und ein wirklich gelungenes GG ca. 95 P, dann sieht das schon anders aus.
Sollten diese Überlegungen richtig sein, dann eröffnet sich auch ein anderer und bereichernderer Zugang zum Wein. Dann geht es nämlich nicht mehr um diese alberne und unfassbar langweilige Frage, wer denn nun den besseren oder treffenderen Geschmack hat (und schon gar nicht darum, die absurdesten Aromen rausschmecken und differenzieren zu können), dann geht es vielmehr darum, sich selbst infrage stellen zu können und nachspüren zu können, ob die Wahrnehmung des anderen einem nicht selbst einen bereichernden Zugang zum Wein eröffnet. So sind es bei mir gerade die gemeinsamen Verkostungen mit Alex und Carsten, durch die ich in der Regel einen völlig neuen Blick auf einen Wein gewinne (es ist immer dieselbe Flasche, also nix von wegen Flaschenvarianzen), und in den meisten Fällen muss ich dann festellen. dass ich erst durch sie einen Wein in Facetten wahrnehmen konnte, die meiner subjektiven Wahrnehmung verschlossen blieben. Und genau deshalb lese ich auch hier mit...
Viele Grüße

Michl
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EThC

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Re: Wiener Gemischter Satz

BeitragFr 3. Mai 2024, 12:51

Udo2009 hat geschrieben:Aber Roth in Wiesenbronn schreibt auf seine Bocksbeutel "Unser Gemischter Satz"...
...gut, Gerhard Roth war wohl schon immer ein kleiner (Wein-) Revoluzzer, was ihn ja auch durchaus sympathisch macht. Tatsächlich wird aktuell auf seiner Heimseite der 19er Q.E.D. angeboten, zumindest auf dem Flaschenfoto sieht man da noch den "Gemischten Satz" stehen. Allerdings preisen sie auf der Seite ja auch ihre "Champagner-Cuvée" an, auf der realen Flasche findet man das Reizwort dann aber nicht (mehr?), einen aktuellen Q.E.D. hab ich leider nicht.

Gemäß Art. 40 bzw. des Anhang XII, Teil A in der EU-RL EG-607-2009 ist "Gemischter Satz" ein geschützter, weil anerkannter traditioneller, deutschsprachiger Begriff (neben Ausstich, Auswahl, Bergwein, Klassik / Classic, Heuriger, Jubiläumswein, Reserve, Schilcher und Sturm), der so nur in Österreich verwendet werden darf. Übrigens: deswegen gibt's in D auch keine "Reserve"-Weine, sondern nur "Réserve", ganz wichtig!

Kann also gut sein, daß die guten Roths da irgendwann noch was auf den Deckel bekommen (wenn's nicht schon geschehen ist...)
Viele Grüße
Erich

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