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Weinviertel

Kamptal, Kremstal, Traisental, Weinviertel, Wagram, Thermenregion, Carnuntum
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Gaston

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Re: Weinviertel

BeitragSa 12. Dez 2020, 00:12

Hallo,

wie ich gerade sehe, mein 1000. Beitrag. Und das ausgerechnet zu einem eher durchschnittlichen Wein. Nun ja.

Heute im Glas:

Dürnberg, Zweigelt Falkenstein, 2018

Recht angenehme, eher zurückhaltende dunkelfruchtige Nase. Am Gaumen deutlich offensiver, viel Frucht, leicht ins Plakative tendierend, angemessene Säure, angenehmes Tannin, insgesamt aber sehr rund und gefällig, ich tippe auch auf 4-5g Restsüsse, die im Abgang doch ein wenig stört und völlig unnötig ist, denn der Wein hat ausreichend Substanz. Wird meiner nicht-weinaffinen Verwandschaft schmecken, mir ist das zu glatt und gefällig. Kostet 8,20 Euro ab Weingut, im Handel etwas mehr. 83-84 P.
Beste Grüße
Gaston
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UlliB

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Re: Weinviertel

BeitragMo 25. Jan 2021, 11:01

Flora 2015 (Gindl, Hohenruppersdorf) 11%Vol. Hohenruppersdorf liegt im Weinviertel, der Wein läuft aber laut Etikett unter "Wein aus Österreich", vermutlich ist das eine Art Landwein (im österreichischen Herkunfts- und Klassifizierungsverhau verliere ich langsam den Überblick). Demeter. Eine Cuvée aus Muskateller, Sämling 88 (=Scheurebe) und Riesling. Blasses Gelb, trübe - vermutlich unfiltriert mit der Hefe abgefüllt. Glockenklare, intensive, völlig jugendliche Nase, vom Muskateller dominiert, im Hintergrund die Scheurebe. Der Riesling erscheint erst im Gaumen, aber wie: eine krachende, fast schon schneidende Säure, nur wenig Substanz zum Ausgleich, das ist ein Leichtwein, völlig trocken. Aber auch hier: glockenklar und blitzsauber.

Ein Leichtwein für den Frühling, und damit im unpassenden Moment aufgemacht. Gefällt mir gut, auch wenn die Säure hier eher an einen Riesling von der Saar als ans Weinviertel erinnert und schon etwas unbekömmlich wirkt. In die Naturweinecke würde ich den trotz des trüben Erscheinungsbildes nicht stecken, dazu ist die Aromatik viel zu klar und irgendwie auch konventionell, was der Sache ja keinen Abbruch tut.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Weinviertel

BeitragMo 25. Jan 2021, 15:55

UlliB hat geschrieben:der Wein läuft aber laut Etikett unter "Wein aus Österreich", vermutlich ist das eine Art Landwein (im österreichischen Herkunfts- und Klassifizierungsverhau verliere ich langsam den Überblick)

...wenn nicht "Landwein Weinland" draufsteht, ist es noch eine Stufe drunter und zwar nur "Wein", was dem ehemaligen Tafelwein entspricht. Das verhält sich in A nicht anders als in D oder F etc., da das EU-rechtlich geregelt ist.
Wär's ein Qualitätswein, dann stünde "Niederösterreich" als Herkunftsangabe drauf, "Weinviertel" ist den DAC-Weinen vorbehalten und das ist ist dort ausschließlich für Grünen Veltliner definiert...
UlliB hat geschrieben:In die Naturweinecke würde ich den trotz des trüben Erscheinungsbildes nicht stecken, dazu ist die Aromatik viel zu klar und irgendwie auch konventionell, was der Sache ja keinen Abbruch tut.

"Naturwein" ist m.E. geschmacklich nicht per se unklar oder unkonventionell, aber die Bezeichnung ist eh recht schwammig und hat eigentlich keine wirklich verläßliche Definition. Nur daß insbesondere von den "gewerblichen Weinprofis" der Begriff mittlerweile reflexartig vermehrt dann verwendet wird, wenn ein Wein das Klare / Konventionelle verläßt, stört mich im allgemeinen Weingerede mittlerweile schon. Denn m.E. ist bzgl. des Naturweinbegriffs in erster Linie wichtig, wie der Wein entsteht, nicht so sehr, wie er dann hinterher schmeckt...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Weinviertel

BeitragMo 25. Jan 2021, 16:34

EThC hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:der Wein läuft aber laut Etikett unter "Wein aus Österreich", vermutlich ist das eine Art Landwein (im österreichischen Herkunfts- und Klassifizierungsverhau verliere ich langsam den Überblick)

...wenn nicht "Landwein Weinland" draufsteht, ist es noch eine Stufe drunter und zwar nur "Wein", was dem ehemaligen Tafelwein entspricht. Das verhält sich in A nicht anders als in D oder F etc., da das EU-rechtlich geregelt ist.
Wär's ein Qualitätswein, dann stünde "Niederösterreich" als Herkunftsangabe drauf, "Weinviertel" ist den DAC-Weinen vorbehalten und das ist ist dort ausschließlich für Grünen Veltliner definiert...

Danke für die Erläuterung - das bestärkt mich in der Auffassung, dass es mittlerweile schon fast piepegal ist, was da auf dem Etikett steht. Ich hatte schon "Qualitätsweine" im Glas, deren Qualität wesentlich schlechter war als die von diesem "Nur-Wein".

Ich vermute mal, dass die Einstufung hier darauf zurückzuführen ist, dass der Wein trübe ist. Zumindest in Deutschland würde der damit durch die Qualitätsweinprüfung fallen, vielleicht ist das in Österreich auch so. Oder dem Winzer ist die Eingliederung ins bestehende Raster eh nicht wichtig.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Weinviertel

BeitragMo 25. Jan 2021, 20:21

UlliB hat geschrieben:Ich vermute mal, dass die Einstufung hier darauf zurückzuführen ist, dass der Wein trübe ist. Zumindest in Deutschland würde der damit durch die Qualitätsweinprüfung fallen, vielleicht ist das in Österreich auch so. Oder dem Winzer ist die Eingliederung ins bestehende Raster eh nicht wichtig.

Bezüglich der Kriterien für die Qualitätsweinprüfung ist das in A ähnlich wie in D, wenn der Wein da trüb ist und auch die Typizitätshürde nicht schafft, geht's erst gar nicht zur sensorischen Prüfung weiter. Allerdings gab's noch vor gut 10 Jahren in A einige ziemlich schräge Weine, die damals noch Qw's waren (mit dem Privileg der Lagennennung), mitllerweile sind die alle ein bis zwei Stufen in der EU-Qualitäts-Pyramide abgesackt. Auch viele Sachen, die seit Jahren Landweine waren, sacken weinrechtlich vermehrt auf die "Wein"-Ebene ab.
UlliB hat geschrieben:das bestärkt mich in der Auffassung, dass es mittlerweile schon fast piepegal ist, was da auf dem Etikett steht.

...wenn's um spannende Weine geht, bin ich mittlerweile eher auf der Spur "was, nur ein Qw? Wahrscheinlich stinklangweilig! Da nehm ich lieber den Landwein..." :lol:
Viele Grüße
Erich

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Gaston

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Re: Weinviertel

BeitragFr 26. Feb 2021, 19:12

2008 urlaubte ich mit meiner damals schwangeren Frau und unserem Erstgeborenen auf einem Bauernhof im Sauwald. Eine schöne Gegend, wenn auch kein Weinbaugebiet. In einer unweit des Hofes gelegenen Gärtnerei verkaufte man neben dem üblichen Sortiment - ich weiß nicht warum und wieso - Weine aus dem Portfolio des Weinguts Hebenstreit. Selbstverständlich wurden einige Flaschen erworben, vornehmlich naturgemäß Grüner Veltliner, und die Weine schmeckten mir so gut, dass ich ein paar Kartons mit nach Hause nahm.

Aber wie das so ist, nachdem alles ausgetrunken war, verlor man das Weingut aus dem Blick und wandte sich anderen Weingefilden zu. Insofern weckte die Entdeckung dieser Weine in einem österreichischen Online-Shop einige (schöne) Erinnerungen, und es war klar, dass zumindest eine Pulle bestellt werden musste.

Bild

Das ist kein GV, der mich vom Hocker reißt, aber zum Glück auch keines dieser nervigen weichgespülten Tutti-Frutti-Weinchen, auf die ich im Weinviertel in der Vergangenheit leider zu oft gestoßen bin. Ein sehr solider Vertreter seiner Sorte, den ich mit einigem Vergnügen trinke. Wenn hier die Würze etwas ausgeprägter wäre und die Frucht dafür zurückgenommener, wäre ich wunschlos zufrieden.
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Gaston

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Re: Weinviertel

BeitragSo 14. Mär 2021, 19:59

Ingrid Groiss war der Tipp eines Bekannten, dem ich mein Leid klagte, der trockene würzige Weinviertler GV ohne Fruchtopulenz und oder Restzucker werde immer seltener. Mein erster 2020er ist also ein Grüner Veltliner:

Bild

Auf der Webseite der Winzerin ist zu lesen: "Was meine Weine nicht nötig haben: Von Sauvignon Blanc Aromen, Eiszuckerln oder penetranten Aromahefen kaschiert zu werden." Um ehrlich zu sein: Der erste Probeschluck hat mir gar nicht gefallen, die Frucht war so massiv und überbordend, dass ich zunächst dachte "schade, wieder so ein Tutti-Frutti-Veltliner".

Nach zwei Tagen im Kühlschrank gefällt mir der Wein deutlich besser, der Apfel ist immer noch sehr präsent, aber Würze und Mineralität melden sich deutlicher zu Wort, sodass der Wein deutlich ausgewogener wirkt und relatives Trinkvergnügen bereitet; der Wein hat fraglos gute Anlagen, ohne mich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich zu begeistern. Das Teil ist halt noch brutal jung und braucht wohl noch seine Zeit
Beste Grüße
Gaston
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Gaston

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Re: Weinviertel

BeitragDi 23. Mär 2021, 21:52

Und noch ein junger und dazu gelungener Veltliner:

Bild

Das kommt meinem Vorstellung eines gebietstypischen Veltliners schon relativ nahe. Die junge Frucht dominiert nicht, sondern bildet ein recht harmonisches Miteinander mit Würze und Säure; ein Trinkfluss erzeugender Veltliner, der Spaß macht.
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Nora

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Re: Weinviertel

BeitragDo 23. Sep 2021, 21:04

In den letzten 2 Tagen die erste Flasche aus dem 6er Karton:

Christoph Bauer, Zweigelt Privat 2017

Ausgebaut im kleinen Eichenfass, Unfiltriert abgefüllt

Farbe: tiefes Dunkelrot mit kräftigem violettem Schimmer, schmaler Wasserrand
Nase: wunderschöne Nase nach reifen Sauerkirschen, aber auch roten und schwarzen Beeren; Zitronenschale und Minze; die sich mit der Zeit eher in kräftigen schwarzen Pfeffer wandelt; im Hintergrund deutet sich Lakritz und Mineralität an
Mund: reife, aber zurückhaltende Frucht von dunklen Kirschen und Beeren, weiche, ganz leicht körnige Tannine und zurückhaltende, sanfte Säure; schöner Holztouch mit einem mineralischen Nachhall

Der Wein ist dicht und vollmundig, aber weit von jedem Zweigeltkitsch entfernt.
Er ist sicher einer der schönsten Zweigelt, den ich getrunken habe. Am zweiten Tag legt er deutlich zu und wird noch strukturierter. M.E. steht er ganz am Anfang seiner Entwicklung und hat noch einige Jahre vor sich, die nächste Flasche dann in 2 Jahren.

Macht Spaß!

VG, Nora
Zuletzt geändert von Nora am Fr 24. Sep 2021, 08:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Nora

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Re: Weinviertel

BeitragDo 23. Sep 2021, 21:55

Nachtrag zum

Christoph Bauer, Zweigelt Privat 2017

Besser gefällt mir der Wein aus einem Burgunderglas, als aus dem GGG. Im letzteren dominiert die Frucht, im Burgunderglas treten die holzwürzigen Komponenten mehr in den Vordergrund.

VG, Nora
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