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Weingut Franz Weninger

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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Lorne Malvo

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMi 3. Feb 2021, 18:46

Habe den entsprechenden Podcast bewusst noch nicht gehört.
Da eine gemeinsame VK auch noch nicht in Sicht ist, habe ich schon mal die Neugierde befriedigt.

Weninger-Blaufränkisch 2018

Transparentes satt-helles Kirschrot
Ein Duft nach herbroten Früchten aus der Johannisbeer-Hagebuttenrichtung. Ein bisserl Bleistiftspitze kommt mir in den Sinn. Ganz leicht etwas blumig-erdiges, das sich mit Belüftung aber etwas zurückzieht.
Sehr beschwingter Gaumenauftritt mit heller Himbeere und noch mal Hagebutte, eher schlank und mit sehr geradlinigem Lauf. Fein und erfrischend, mit durchlaufendem, aber nicht harschem Säurezug. Endet wieder rot- & herbfruchtig ohne uncharmant zu werden, offenbart dabei auch noch ein kleinwenig sehr feines Tannin. Das regt den Speichelfluss an und trägt den Wein auch noch eine Weile wobei er zeigt, dass er kein belangloses Tröpfchen ist.
87-88P

Auch so ein idealer Vesper-Wein, der hervorragend zum Abendbrot passt.
Aromatisch bietet der Wein eine säurebetonte, sehr frische Finesse, die eine Herbfruchtigkeit mit einer angsteinflößend fließfähigen Strukur verbindet.
Beschwingt und energisiert mehr, als dass er fürs Bärenfell einstimmt.

Für Rotwein-Hedonisten ist das ein Schock. Mir gefällt es.

Im Vergleich zum Balf (mit einigen Tagen Versatz fürs Hirn) fruchtseitig etwas herber, heller, schlanker, nach hinten mit etwas weniger würziger Pikanz, aber besonders strukturell klar erkennbarer, stilistischer Verwandschaft.
Ob der BF ein Pünktchen weniger verdient als der Balf müsste der direkte Vergleich klären, den ich nicht gemacht habe.
„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es schön war.“
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OsCor

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMi 3. Feb 2021, 18:48

Du schreibst „dazwischen geschummelt”. Das hört sich nach Blindprobe an oder verstehe ich da was falsch?
Ich meine, ein Merlot sollte zwischen zwei Brunellos leicht erkennbar sein - oder doch nicht?

Gruß
Oswald
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Moselaner

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMi 3. Feb 2021, 21:56

Lorne Malvo hat geschrieben:Habe den entsprechenden Podcast bewusst noch nicht gehört.
Da eine gemeinsame VK auch noch nicht in Sicht ist, habe ich schon mal die Neugierde befriedigt.

Weninger-Blaufränkisch 2018

Transparentes satt-helles Kirschrot
Ein Duft nach herbroten Früchten aus der Johannisbeer-Hagebuttenrichtung. Ein bisserl Bleistiftspitze kommt mir in den Sinn. Ganz leicht etwas blumig-erdiges, das sich mit Belüftung aber etwas zurückzieht.
Sehr beschwingter Gaumenauftritt mit heller Himbeere und noch mal Hagebutte, eher schlank und mit sehr geradlinigem Lauf. Fein und erfrischend, mit durchlaufendem, aber nicht harschem Säurezug. Endet wieder rot- & herbfruchtig ohne uncharmant zu werden, offenbart dabei auch noch ein kleinwenig sehr feines Tannin. Das regt den Speichelfluss an und trägt den Wein auch noch eine Weile wobei er zeigt, dass er kein belangloses Tröpfchen ist.
87-88P

Auch so ein idealer Vesper-Wein, der hervorragend zum Abendbrot passt.
Aromatisch bietet der Wein eine säurebetonte, sehr frische Finesse, die eine Herbfruchtigkeit mit einer angsteinflößend fließfähigen Strukur verbindet.
Beschwingt und energisiert mehr, als dass er fürs Bärenfell einstimmt.

Für Rotwein-Hedonisten ist das ein Schock. Mir gefällt es.

Im Vergleich zum Balf (mit einigen Tagen Versatz fürs Hirn) fruchtseitig etwas herber, heller, schlanker, nach hinten mit etwas weniger würziger Pikanz, aber besonders strukturell klar erkennbarer, stilistischer Verwandschaft.
Ob der BF ein Pünktchen weniger verdient als der Balf müsste der direkte Vergleich klären, den ich nicht gemacht habe.


Hallo!
Kann deiner Beschreibung wieder vollumfänglich zustimmen!
Allerdings würde ich den Blaufränkisch aufgrund seiner etwas komplexeren Art im Vergleich zum Balf höher bewerten.
Hier steht die Frucht nicht nur primär gegen die Säure, sondern hat noch weitere Komponenten wie Graphit, leichtes Holz und eine gewisse Mineraltät. Der Wein ist recht schlank aber ganz sicher nicht dünn und mit ordentlich Säure ausgestattet. Sehr guter Trinkfluss, wenn man diese Machart mag. Preis sehr ansprechend. Im Vergleich zum Balf entspricht dieser Wein noch mehr meinen Vorlieben und ist somit ein klarerer Nachkaufkandidat.

Mir gefällt grundsätzlich diese kompromisslose Art der Weine. Zusätzlich hat der Winzer sehr vernünftige Ansichten und arbeitet biodynamisch.
Sollte diese Stilistik bei den Weinen sich durch das ganze Sortiment ziehen, muss ich mich mit Weninger wohl ausführlicher beschäftigen.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Lorne Malvo

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMi 3. Feb 2021, 22:34

komplexeren Art im Vergleich zum Balf höher bewerten.
Hier steht die Frucht nicht nur primär gegen die Säure, sondern hat noch weitere Komponenten wie Graphit, leichtes Holz und eine gewisse Mineraltät.
Wir sind da recht nah beisammen und die beiden Weine liegen qualitativ zumindest so nah beisammen, dass ich das noch mal im direkten Vergleich sehen müsste, um da zu einem klareren Urteil zu kommen.
Ich sah beim Balf etwas mehr Körper und im Abgang mehr Vielschichtigkeit, Würze und Pikanz.
Beim Blaufränkisch etwas mehr Komplexität in der Nase und etwas mehr Präzision.
Aber seis drum.
Die Stilistik kommt mir bislang sehr entgegen. Liest man hier noch mal die vielen Verkoster quer, sollte sich das schon ziemlich durchs Sortiment ziehen. Das riecht bei mir ganz leicht nach kommendem Herzensweingut. 8-)
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EThC

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSo 7. Feb 2021, 19:02

...so, wir haben's jetzt auch geschafft, die 3 Weningers zu verkosten. Um 20:59 h war ich wieder von der Straße weg...

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Es hat sich im Laufe des Abends sehr schön bestätigt, daß das Weingut Weninger vor allem auch deshalb ein Top-Erzeuger ist, weil bereits die Basisweine durchgängig nach deutlich mehr Geld schmecken als man für die jeweilige Flasche hinlegen muß. Vor allem gelingt die Balance zwischen Gehalt und Frische eigentlich bei allen Kreationen vorbildlich; lediglich in kühleren Jahren empfiehlt es sich, ein bißchen länger mit dem Genuß zu warten. So auch im Falle des „Kirchholz“, der objektiv der bessere, feinere Wein gegenüber den Gutsweinen ist, aber als Kind eines kühleren Jahrgangs ist er einfach noch nicht so weit wie seine warmen 18er Basis-Brüder.

Eine sinngemäße, zusammenfassende Aussage am Tisch war, daß man sich für den Alltagsrotweinbedarf eigentlich nur den Keller mit allerlei Weninger-Weinen zustellen muß, dann hat man auf viele Jahre hin immer Freude im Glas. Dem stimme ich gerne zu, denn auch hinsichtlich des Reifepotentials habe ich gerade auch mit den Einstiegsweinen des Guts über quasi alle Rebsorten sehr gute Erfahrungen gemacht. Und die Biodynamie ist im Preis auch noch serienmäßig enthalten...
Viele Grüße
Erich

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Moselaner

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragFr 26. Feb 2021, 23:54

Hallo!

Heute Abend den dritten Wein des Podcast Paketes im Glas:

Blaufränkisch Ried Kircholz 2017

Der Verkostigungsnotiz von Erich ist nicht essenzielles hinzuzufügen. Ein sehr guter Wein.

Was ich zumindest erwähnen möchte : Trotz der etwas kälteren Stilistik aufgrund des Jahrgangs ist auch bei diesem Wein die Frucht sehr prominent ,und ohne Zweifel sehr gut und vielschichtig, heraus gearbeitet. Es wird spannend wie sich das mit mehr Reife entwickelt.
Ich bin jetzt kein Experte für Blaufränksich, aber zumindest habe ich die Rebsorte auch schon anders interpretiert getrunken (G.Heinrich, Schiefer, Kolfok, Chr. Tschida).
Ist das eher Stilistik des Weingutes oder eher der Rebsorte?

Unabhängig davon wird Weninger regelmäßiger in meinem Glas landen.

Viele Grüße
Patrick
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Euripides
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Bernd Schulz

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSo 7. Mär 2021, 23:20

Da ich keinen Magendurchbruch :twisted: riskieren wollte, habe ich das eben entkorkte 2015er Säuremonster von Später-Veit wieder mit seinem Zapfen versehen und nach einem Roten aus dem Hause Weninger gegriffen, um meinem Bedürfnis nach noch etwas mehr Wein (schließlich gab es gestern nix ;) ) zu entsprechen. Irgendwie scheine ich einen Pechtag zu haben, denn das absolute Vergnügen stellt der "Vom Kalk" für mich jetzt auch nicht dar:

Bild

Ich bin ja sehr für eine ungeschminkte und zudem kühle, schlanke Stilistik zu haben, aber eine Spur mehr Charme darf ein Rotwein dann doch zeigen. Diesen hier finde ich ob seiner Straffheit und seiner sehr deutlich ausgeprägten Gerbstoffe ein wenig (zu) anstrengend. Es handelt sich um eine Cuvée aus Merlot, Blaufränkisch, und Cabernet Sauvignon - möglicherweise stellt der Anteil von (nicht unbedingt hochreifem?) Cabernet den Punkt dar, der mich etwas nervt. Der "Vom Kalk" wirkt auf mich ein wenig wie ein kleiner Bordeaux der (immerhin :!: ) traditionellen Machart. So etwas gefällt mir nur bedingt; die reinsortigen Blaufränkischen von Weninger sind mir fraglos lieber.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMo 8. Mär 2021, 12:04

Der 2015er ( viewtopic.php?f=103&t=5496&start=20#p131460 ) war -wenn ich die Beschreibungen vergleiche- dann doch etwas "schmatziger", hatte zum Verkostungszeitpunkt aber auch etwas Reifevorsprung. Und statt Blaufränkisch war St. Laurent drin...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMo 8. Mär 2021, 22:20

EThC hat geschrieben:Der 2015er ( viewtopic.php?f=103&t=5496&start=20#p131460 ) war -wenn ich die Beschreibungen vergleiche- dann doch etwas "schmatziger", hatte zum Verkostungszeitpunkt aber auch etwas Reifevorsprung.


Der Reifevorsprung macht eventuell einiges aus, denn heute wirkt der 2018er deutlich runder als gestern. Der braucht wohl wirklich noch Zeit beziehungsweise, wenn man ihn jetzt schon öffnet, viel Luft. Trotzdem ist das alles andere als mein Lieblingswein unter den kleineren Roten von Weninger. Noch mal kaufen würde ich den nicht.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragMo 8. Mär 2021, 22:41

Bernd Schulz hat geschrieben:Noch mal kaufen würde ich den nicht.

...ich vielleicht schon. Solch bordohige Sachen sind zwar allenfalls eine Nebenbaustelle von mir, aber für alle Fälle ist es doch ganz gut, sowas im Keller zu haben. Und den Zehner Normalpreis ist zumindest der 15er allemal wert, für siebenfuffzich Rampenpreis fast unschlagbar...
Viele Grüße
Erich

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