Gerald hat geschrieben:Ob die Vergabe der Auszeichnung hingegen dem verleihenden Medium unbedingt zur Ehre reicht, darüber kann man wohl streiten ...
...mit dem falstaff konnte ich eh noch nie was anfangen, die Bewertungen waren aus meiner Sicht immer seltsam inkonsistent und wirkten auf mich überwiegend "dienend". Auch eine dieser aus meiner Sicht völlig überflüssigen Weingazetten...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Geruch: dunkle Beerenfrucht, nach einiger Zeit heller werdend in Richtung Kirsche und Cassis(-likör); dann zurückhaltende Holzwürze mit leichtem Vanilleton; nach ca. einer Stunde zeigen sich Noten von abgehangenem Fleisch und leicht Kräuter; gefällt mir sehr gut
Mund: auch hier zuerst dunkle Beeren, insb. Brombeeren, nur im Hintergrund eine Kirschnote; dann eine wunderschöne Dunkelwürzigkeit mit ordentlich Druck; die belebende Säure bringt den Wein ins Gleichgewicht; die Tannine wirken edel und elegant, ohne die sonstige Wuchtigkeit, wie ich sie von den Pöckl-Weinen gewohnt bin, sie belegen nach ca. einem Glas zwar noch Zunge und Gaumen, trotzdem können sich Frucht und Säure dagegen immer wieder durchsetzen; wenn der Wein wärmer wird, wirkt er leicht alkoholisch (14%); langer Abgang, der alle Komponenten vereint
Ein schöner komplexer, dunkelfruchtiger Wein, der noch sehr jugendlich wirkt. Viel eleganter und feiner, als der 06er, der vor Kurzem unheimlich ruppig war.
an Weihnachten wurde auch eine der in den 2000ern erstandenen TBAs von Kracher genossen:
2000 TBS No9, Scheurebe Zwischen den Seen.
Das ist nun wirklich etwas ganz Aussergewöhnliches.
Dunkel-bernsteinfarben.
eine Orgie von Düften: Rosenblüten, Mandarinen, Orangenschale, Zimt.
das riecht auch nicht nach Wein, eher nach einem Parfum.
im Mund breitet sich das gleiche Parfum auf einem sehr süßen samtigen Teppich aus - dem "Wein" (6.5%) gelingt das Kunststück, auf einer süßen Aprikosenpurree-artigen Basis die Aromen leicht, fein und duftig dahinfließen zu lassen, minutenlang.
Das ist für mich neu, sowas hatte ich noch nicht im Glas...
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
Gestern hat er noch überhaupt keine Alterserscheinungen gezeigt, heute ist mir dann farblich schon deutlich reifer vorgekommen (was jedoch dem Genuss keinen Abbruch tat). Wer noch einen hat sollte sich nicht mehr all zu lange Zeit nehmen.
Kürzlich als "Beifang" bei einer Bestellung mitgekauft und ohne allzu viel Erwartungen geöffnet, war das Ergebnis recht erfreulich:
Blaufränkisch Donauschotter 2019 (Andreas Unger, Halbturn) 13,5%Vol. Sehr dunkles Purpurrot. Intensive Nase nach dunklen Früchten, Brombeere und Schwarzkirsche, am Gaumen dicht, das Tannin feinkörnig, frische, aber zur Frucht passende Säure, sehr langer Nachklang auf dunkler Kirsche.
So weit, so schön. Der positive Gesamteindruck wird leider durch den Holzeinsatz etwas getrübt: der ist zwar dezent, aber was da an Vanille- und Röstaromen erscheint, wirkt irgendwie billig und aufgesetzt, fast künstlich. Hier stützt das Holz nicht die Frucht, sondern beschädigt sie eher.
Klar, bei einem Verkaufspreis von 9 Euro ab Händler kann sich der Winzer kaum Barriques von Francois Frères leisten Ob der Wein nun überhaupt im Neuholz gelegen hat oder aber mit Eichenspänen behandelt wurde, bleibt auch auf der Website des Winzers unklar, aber wie auch immer: hier wäre es besser gewesen, auf einen Neuholzeinsatz komplett zu verzichten. Die Grundsubstanz ist nämlich erkennbar ganz ausgezeichnet.
Normalerweise habe ich mit der Naturwein-Ecke überhaupt nichts am Hut, aber der hier hat mich doch ziemlich geflasht:
Astral 2019 (Sepp Moser) 11,5%Vol. Demeter, deklariert als "Weinland Austria", nicht eingereicht zur Qualitätsweinprüfung (die er wohl auch kaum bestanden hätte).
Es handelt sich um Muskat Ottonel, aus der Lage Hollabern in Apetlon, geerntet bereits Ende August. Danach vier Tage Maischestandzeit, dann Abpressen gefolgt von Spontanvergärung im gebrauchten 2500L-Eichenfass. Anschließend 12 Monate auf der Vollhefe und dann noch einen Monat auf der Feinhefe, gefüllt ohne Filtration, komplette Vinifikation und Abfüllung ohne Schwefelzusatz.
Helles, leicht grünliches Gelb, trübe. Völlig offene, intensive, rebsortentypische Nase. Das Dumme ist nur: die Rebsorte, nach der der Wein ganz eindeutig riecht, ist eben nicht Muskat Ottonel. Sondern Gewürztraminer: intensiv nach Rosenblüte, dann auch reif-traubig, blitzsauber.
Im Gaumen ist dann allerdings sofort Schluss mit Traminer. Superfrisch, knalltrocken, herb, knackige Säure, man merkt schon, dass das irgendeine Bukettsorte ist, aber schwer zuzuordnen, ändert sich laufend im Glas, erst mit sehr viel Luft kommen da zarte Muskateller-Anklänge. Ich hatte selten einen Wein im Glas, bei dem Nasen- und Gaumeneindruck so weit auseinander fielen, wobei der Wein sowohl gut riecht als auch gut schmeckt.
Ich hatte den Wein in einem Restaurant im Rahmen einer Weinbegleitung kennengelernt und mir sofort ein paar Flaschen besorgt. Am Wochenende habe ich ihn dann einem alten Weinfreund blind vorgesetzt und ihn gefragt, was das denn sei. Nach dem Riechen kam dann auch die erwartete Antwort: Traminer! Nach dem Probeschluck war dann die Verwirrung groß, und alles Stochern und Raten hat nichts genützt, ich musste es ihm schließlich sagen. Bei 32° im Schatten lief das Zeug dann einfach teuflisch gut...
Ein ziemlicher Querschläger, aber einer von der Sorte, die mir sehr gefallen.
UlliB hat geschrieben:nicht eingereicht zur Qualitätsweinprüfung (die er wohl auch kaum bestanden hätte)
...gerade in Österreich gibt's mehr und mehr Weine, die sich auf der Landwein- und Wein-Ebene tummeln, viele davon im Downgrade von der jeweils nächst höheren Ebene und nicht beschränkt auf Weine, die ganz klar neben der Spur sind. Viele Winzer -insbesondere natürlich die innovativeren- haben anscheinend keine Lust mehr, sich mit den Qw-Regularien in A herumzuschlagen, manche stellen konsequent überhaupt nichts mehr an, auch wenn's eigentlich Qw-fähig wäre. Zuletzt so erläutert beim Weingut Judith Beck in Gols...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
UlliB hat geschrieben:Ich hatte den Wein in einem Restaurant im Rahmen einer Weinbegleitung kennengelernt
Das hätte ich nie gedacht, dass man sowas im Restaurant angeboten bekommt. Respekt.
Das war schon vor Ort, oder?
Das hängt von der Sommelière ab, würde ich meinen. Wenn die sich langweilt, ist es garnicht ungewöhnlich, eine Weinbegleitung am Mainstream vorbei zu bekommen.
OsCor hat geschrieben:Das hätte ich nie gedacht, dass man sowas im Restaurant angeboten bekommt. Respekt.
...das kommt schon auch auf's Restaurant an, gibt auch welche, bei denen sowas eher Standard ist und bei denen man dann im Tripadvisor liest, daß es da nur völlig unbekannte Weine zu überhöhten Preisen gibt...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.