Südburgenland / Eisenberg DAC

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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Gerald
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Re: Südburgenland

Beitrag von Gerald »

Gerade im Glas: ein Vertreter des "Schildbürgerstreichs" (sorry!) Eisenberg DAC:

Bild

Ein wirklich schöner, ehrlicher Blaufränker ohne größere Ansprüche. Mir wird nur der Genuss ein wenig durch den Ärger über die Verordnung getrübt, die Blaufränkern aus dem ganzen Südburgenland erlaubt, sich mit dem - zur Recht, wie ich meine - berühmten Namen Eisenberg zu schmücken.

So gesehen ist "DAC" nach "Eisenberg" so etwas wie die Vorsilbe "un" - sie sagt aus, dass der Wein höchstwahrscheinlich eben nicht vom Eisenberg kommt. Ist ein bisschen so, wie wenn die Châteaux in Pomerol es durchsetzen könnten, dass alle ihre Weine unter "Pétrus" (und klein AOC daneben) verkauft werden dürfen ...

Grüße,
Gerald
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pivu
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Re: Südburgenland

Beitrag von pivu »

Hallo Gerald,

schon früher nannte man die Weinregion dort "Eisenberg", ist also nicht so schlimm, wie ich finde. Eisenberg ist halt DIE Marke dort unten, ähnlich wie es der Leithaberg am Westufer des Neusiedlersees ist, auch wenn viele Weine hier wie dort aus der Ebene stammen. Die wahren Eisenberger gilt es verstärkt über die Einzellage zu definieren, wie Reihburg, Hummergraben, Saybritz etc.

Ciao
Peter (mit Blick auf einen geleerten 'Pfarrweingarten' 08 von Christoph Wacter, derzeit ziehe ich 2007 vor.

PS: gerade im Pomerol gibt es überhaupt keine Klassifikation ...
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Gerald
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Re: Südburgenland

Beitrag von Gerald »

Hallo Peter,

dass vor 25 (?) Jahren die ganze Region schon als Eisenberg vermarktet wurde ist mir schon klar. So gesehen ist die aktuelle DAC ein Rückschritt in eine Zeit, da Weinbau überwiegend nach Menge und weniger nach Qualität betrachtet wurde. Wie auch immer, als Konsument kann es mir ja eigentlich egal sein, ich habe mir inzwischen gemerkt, dass Eisenberg DAC eben heißt, dass da normalerweise kein Eisenberg drin ist.

Der Vergleich mit dem Leithaberg ist meiner Ansicht nach nicht ganz passend. Denn das Leithagebirge selbst (zumindest wie ich es kenne) im engeren Sinn hat ja keine Rebflächen, sondern nur die weiteren Ausläufer desselben. Daher kann man mit der Leithaberg DAC nicht das Renommé seit langem berühmter Lagen beschädigen. Wäre eher so, wie wenn man das ganze Kamptal als "Heiligenstein DAC" bezeichnen würde.

Wie auch immer, würde mich jedenfalls interessieren, wie die Winzer mit Lagen am Eisenberg über die DAC denken ...

Grüße,
Gerald
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robertz
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Re: Südburgenland

Beitrag von robertz »

Mein Gott Gerald, was soll das ganze Geschreie wegen der DAC Eisenberg. ;) Wäre Südburgenland DAC besser? Zwei relativ gleiche Namen wären auch nicht wirlich gut. :roll:

Wie groß wäre dann das Gezetere, da vor allem im Ausland Verwechslungen mit der Mittelburgenland DAC vorprogrammiert wären. Beides sind ja Blaufränkisch, wobei die Weine der beiden Regionen im Allgemeinen stilistisch voneinander unterscheidbar sind. Die Südburgenländer sind meist würziger und mineralischer, auch wenn sie von Deutsch-Schützen etc kommen.

Und jeder, der sich mit der Region besser auskennt, kennt die Hand voll Winzer und die paar Lagen (Szapary, Saybritz, Hummergraben) sowieso. Und immer mehr Winzer aus der näheren Umgebung besitzen inzwischen einige Reben direkt am Eisenberg, der ja auch nicht wirklich groß ist (vor allem auf der österreichischen Seite). Ein „Blaufränkisch Szapary Eisenberg Reserve DAC“ kommt direkt vom Eisenberg, ein „Blaufränkisch Pfarrweingarten Eisenberg Reserve DAC“ kommt von Deutsch-Schützen. :!: Und die einfachen „Blaufränkisch Eisenberg DAC“ kommen meist in größerer Menge von jüngeren Reben aus mehreren Lagen oft vom Eisenberg und Deutsch-Schützen und … :?:

Das ist ja bei den anderen DAC’s in Österreich auch nicht anders. Ein DAC Weinviertel aus Stetten hat ja auch einen anderen Charakter als aus Poysdorf oder aus Retz. Und bei den Reserve DAC's mit Lagenbezeichnung kennt man die genaue Lage (oder auch nicht :oops: ).

Und die Lagen Heiligenstein, Gaisberg, Käferberg und Spiegel der DAC Kamptal sind auch sehr unterschiedlich und bringen unterschiedliche "Tropfen" hervor.

Eisenberg ist halt ein Synonym für die Weinregion Südburgenland, was ja eigentlich auch (umgangssprachlich) stimmt. ;)
Und ein Uhudler (aus Morschendorf,.. ) kommt ja eh nicht als DAC auf die Flasche.

Sorry, 8-)
Robert

P.S.: Soviel ich weiß, besitzt die Lage Reihburg einen hohen Lehmanteil und ist deshalb auch nicht so besonders typisch für den "kargen Eisenberg" :?: ;) :oops: .
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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Gerald
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Re: Südburgenland

Beitrag von Gerald »

Hallo Robert,

es wird dich nicht erstaunen, dass ich das wieder einmal ganz anders sehe ;)

Wäre Südburgenland DAC besser? Zwei relativ gleiche Namen wären auch nicht wirlich gut.


Meiner Ansicht nach wäre Südburgenland DAC viel sinnvoller. Denn dass ein halbwegs intelligenter Weinfreund Mittel- und Südburgenland durcheinanderbringt, halte ich doch für eher unwahrscheinlich. Die Gefahr wäre bei Kamptal und Kremstal viel größer, trotzdem hat man das dort nicht als HIndernis gesehen, den Namen des Weinbaugebietes auch für die DAC zu verwenden.

Und jeder, der sich mit der Region besser auskennt, kennt die Hand voll Winzer und die paar Lagen (Szapary, Saybritz, Hummergraben) sowieso.


Ja, wenn die Lage am Etikett angegeben ist, bin ich voll bei dir. Das Problem stellt sich vor allem bei Weinen, die aus mehreren Lagen am Eisenberg stammen - und das sind eben meistens die Basisweine, die dann die Verwechslungsgefahr mit Eisenberg DAC haben.

Also z.B. "Blaufränkisch Eisenberg" kommt aus verschiedenen Lagen am Eisenberg, "Eisenberg DAC" aber möglicherweise von ganz wo anders, z.B. aus dem "Uhudlerland" um Moschendorf (das ist zulässig).

Ich glaube, man kann das entfernt mit der Problematik des Brunello vergleichen. Der gute Name hat ja viele Winzer veranlasst, das Anbaugebiet dramatisch zu vergrößern und schlechte Randlagen auch als Brunello zu vermarkten, was dem Ruf ja nicht wirklich gut getan hat.

So gesehen wundert es mich nicht, dass die angesehensten Winzer der Region - zumindest bis jetzt - bei der DAC nicht mitmachen.

Grüße,
Gerald
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Re: Südburgenland

Beitrag von Gerald »

Ansonsten gebe ich schon zu, dass die Sache - zumindest für uns Konsumenten - vielleicht ärgerlich, aber kein echtes Drama ist. Man muss sich eben ein bisschen umgewöhnen und genauer auf das Etikett schauen, dann geht es schon.

Für die Winzer, die in den letzten Jahren den guten Ruf des Eisenbergs (wieder) aufgebaut haben, sieht es aber ganz anders aus. Die werden um ihre Arbeit mehr oder weniger betrogen, finde ich jedenfalls ...

Vielleicht schreiben diese dann einfach nicht mehr "Blaufränkisch Eisenberg" auf das Etikett, sondern geben die konkreten Lagen an (mehrere Lagen am Etikett sind ja meines Wissens nicht verboten, oder?), dann kann man auch wieder kommunzieren, dass der Wein tatsächlich vom Eisenberg und nicht aus dem weit entfernten Rechnitz oder Moschendorf kommt.

Grüße,
Gerald

P.S. Dass die Verwendung des Namens "Eisenberg" für das ganze Südburgenland das gesamte Qualitätsniveau der Region heben soll (wie von den Initiatoren behauptet), kann ich auch schlecht nachvollziehen. Oder wird die Qualität aller Uhren besser, wenn der Markenschutz aufgehoben wird und alle sich "Rolex" nennen dürfen ???
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pivu
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Re: Südburgenland

Beitrag von pivu »

robertz hat geschrieben:Soviel ich weiß, besitzt die Lage Reihburg einen hohen Lehmanteil und ist deshalb auch nicht so besonders typisch für den "kargen Eisenberg" :?: ;) :oops: .

Stimmt Robert, Reihburg liegt ziemlich weit unten, so wie auch große Teile des Hummergrabens, ist aber deshalb nicht weniger typisch. Dass die tiefer gelegenen Lagen eines Weinbergs i.d.R. fettere Böden haben, ist normal und finden wir in anderen großen Lagen (Loibenberg, Clos Vougeot, Hermitage) genauso. Uwe Schiefer erntet seine Reihburg-Trauben immer zuletzt, um bei diesem Wein bewusst ein bissl mit Überreife zu spielen, ohne seine Eisenberg-Charakterisik einzubüßen. Ich mag's ja nicht so sehr.

Ciao
Peter
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Michael Pronay
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Re: Südburgenland

Beitrag von Michael Pronay »

Was mir an der DAC Eisenberg extrem missfällt, ist der "Verschlussrassismus" (© Sepp Mantler), der für die DAC-Reserve verpflichtend Naturkork vorschreibt. (Die normale DAC darf auch verschraubt werden.)

Wem das eingefallen sein mag ... :?
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pivu
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Re: Südburgenland

Beitrag von pivu »

Gerald hat geschrieben: Wie auch immer, würde mich jedenfalls interessieren, wie die Winzer mit Lagen am Eisenberg über die DAC denken ...

Der Eisenberg ist schon sehr zerstückelt, bis auf 3 größere Bewirtschafter (Vinum Ferreum, Matthias Jalits, Uwe Schiefer). Die vielen kleinen Betriebe und die beiden Erstgenannten profitieren sicher davon, weil sie a) von Marketing und PR dieser Initiative profitieren und b) sich an die Leitbetriebe dieser Region anhängen können, die in Deutsch-Schützen angesiedelt sind. Uwe Schiefer als Spitzenbetrieb am Eisenberg ist soviel ich weiß nicht bei der DAC dabei, und wenn würde er seinen einfachsten Blaufränkisch aus zugekauften Trauben aus der Ebene als DAC dklarieren :lol: .

Ciao
Peter
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Gerald
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Re: Südburgenland

Beitrag von Gerald »

Mir ist schon klar, dass der Eisenberg ziemlich unterschiediche Bodenverhältnisse hat und dass nicht jede Lage das ausdrückt, was ich für charakteristisch für den Eisenberg halte (falls das nicht überhaupt nur Einbildung ist :) ). Und dass auch Weine der Umgebung, z.B. aus den Lagen in Deutsch-Schützen oft den typischen Eisenberg-Ton aufweisen. Alles andere wäre ja ein Wunder, da der Eisenberg ja kein prähistorischer Meteorit ist, der sich in der Zusammensetzung komplett von der Umgebung unterscheidet.

Ich würde nur schon ganz gerne auf den ersten Blick erkennen, dass der Wein aus dieser Gegend kommt und nicht vom weit entfernten Rechnitz, Moschendorf oder Heiligenbrunn (was ja zulässig wäre). Da kann man nur auf die Adresse der Winzers sehen und hoffen, dass er nur Trauben aus der Umgebung verwendet ...

Grüße,
Gerald
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