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				Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 08:24
				von Markus Vahlefeld
				Hier ein wirklich interessanter Artikel zur Terroir-Diskussion, diesmal meldet sich ein Winzer zu Wort:
http://www.welt.de/print/wams/lifestyle ... rroir.html
Provozierend und fundiert zugleich...
 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 12:44
				von octopussy
				Hallo Markus,
danke für den Link. Den Artikel finde ich wirklich gut, die Schlussfolgerung nur eingeschränkt. Wenn H.O. Spanier nämlich schreibt: 
"Der Mensch allein entscheidet über den Geschmack des Weins, aber wichtiger noch über den Weg dahin. Deswegen brauchen wir kein Terroir, sondern Menschen. Winzer, die Ideen und Visionen haben, und die bereit sind, diese offensiv zu vertreten."
ist das nur die halbe Wahrheit. Wir brauchen nicht das Wort 
Terroir, aber ich finde schon (und H.O. Spanier scheinbar auch), dass ein bestimmtes Mikroklima, ein bestimmter Boden und auch die Kenntnis der lokalen Tradition ungemein hilft, um charakteristische und unterscheidbare Weine zu erzeugen. 
Auf jeden Fall ist es wichtig, mal eine Diskussion darüber loszutreten, wo man in Deutschland mit dem Qualitätsweinbau eigentlich hin will. Der von Berlinkitchen verlinkte Artikel über die Diskussionen innerhalb des VDP über eine neue Lagenklassifikation (
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=7&t=697) und auch andere Veröffentlichungen zeigen mir, dass man sich im Moment völlig unklar und uneinig zu sein scheint, wo denn die Reise hingehen soll.
 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 13:33
				von Gerald
				Hallo,
im Grunde kann ich die Aussagen des Winzers schon nachvollziehen, durchaus auch aus eigenen praktischen Erfahrungen. Allerdings würde das - konsequent weitergeführt - bedeuten, dass Ursprungsbezeichnungen und andere (örtlich) herkunftsbezogene Angaben keinen Sinn haben. Da nur wenige Weingüter hingegen international so bedeutsam sind, dass sie alleine als Marke stark genug sind ohne die dahinterstehende Region, wäre das für das Weinmarketing wohl ein großes Problem. 
Aus diesem Grund nehme ich an dass - selbst wenn es inhaltlich stimmen mag - kaum jemand sich dazu bekennen wird ...
Grüße,
Gerald
			 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 13:44
				von susa
				..... und ganz eigentlich bringt er die Terroiridee, oder wenigstens ganz wesentliche Teile davon, durch die Hintertür wieder rein.
 
lieben Gruß
susa
 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 14:41
				von harti
				Hallo miteinander,
da es bisher keine (mir bekannte) konsensfähige Definition von Terroir gibt, fällt es mir schwer, das Anliegen von H.O. Spanier zu verstehen. Ich verstehe ihn letzendlich so, dass die Hauptvariable bei der Weinbereitung der Mensch mit seinen Kenntnissen und Fertigkeiten ist.
Wenn dies tatsächlich so gemeint sein sollte, springt er m.E. zu kurz. Der Boden, die Lage, die Reben sind der Ursprung für den Geschmack eines Weins, insbesondere eines Rieslings. Der Winzer kann durch sein Können die herkunftstypischen Charakteristiken herausarbeiten oder auch kaschieren, er kann einem Wein seinen Stempel aufdrücken, er sich kann über die natürlichen Grundlagen letztendlich nicht hinwegsetzen.
Grüße
Hartmut
			 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 15:11
				von Bernd Schulz
				Mir scheint, dass Spanier in seinem Feldzug gegen ein in der Tat häufig missbrauchtes Wort selber mit ausgesprochen vagen und pauschal angewendeten Begrifflichkeiten operiert:
Vor allem in Deutschland hat sich ein Weinbild als "klassisch" durchgesetzt, das in Wahrheit erst durch moderne und technische Weinbereitungsmethoden möglich wurde: das Bild des feinfruchtigen, etwas schwachbrüstigen deutschen Rieslings. Es sind Weine, die sich ideal mit leichten Vorspeisen kombinieren lassen.
Mit welchen "Vorspeisen" denn? Und mit welchen "Hauptgerichten" nicht?
Um es in ein Bild zu fassen: Viel zu viele Winzer geben sich damit zufrieden, Vorspeisenweine zu machen. Die Hauptspeise überlassen sie anderen.  
Das Bild trifft es leider nicht. Viele Winzer geben sich damit zufrieden, Weine mit aufgesetzt vordergründiger, austauschbarer Einheitsfrucht zu erzeugen. Mit Vorspeise oder Hauptspeise, schwachbrüstig oder muskulös, leichtgewichtig oder massiv hat das aber erst einmal gar nichts zu tun. Man sollte das eine dringend von dem anderen trennen. 
Und ein Riesling, der nicht auf Frucht setzt, sondern stattdessen Steinaromen wie Tabak und Kräuterwürze in den Vordergrund rückt, eignet sich hervorragend auch für einen Hauptgang. Er kann ohne Probleme einen roten Bordeaux oder einen Barolo ersetzen.
Sorry, aber in meinen Augen ist das Edelquatsch. Weder kann ein Riesling einen großen Rotwein aus Italien oder Frankreich ersetzen, noch sollte er es können.
Wir können eine Vision liefern, die den mündigen Konsumenten ernst nimmt und nicht auf einen nebulösen Mythos rekurrieren muss. Wenn wir unsere Visionen und Ideen zur Disposition stellen und unsere Weine an ihnen messen lassen, benötigen wir keine falschen Begriffe mehr. Und die großen Weine, die wir in Deutschland produzieren, können wieder als große sinnliche Manifeste einer Idee wahrgenommen werden.
Jaja, der "nebulöse" Mythos..... wenn das Geschwafel von den "zur Disposition gestellten Visionen und Ideen" nicht selber ziemlich nebulös ist, will ich Max heißen!
Spanier macht exzellente Weine, aber mit dem ganzen Artikel kann ich wenig bis nichts anfangen. Dass es in Deutschland sehr viele langweilige, kurzlebige, da auf primäre Simpelfrucht gestellte Weißweine gibt, wusste ich auch schon vorher. Und ansonsten wird ein vager Begriff mittels ebenso unscharfer Formulierungen in Frage gestellt. Schlauer macht mich das nicht.
Beste Grüße
Bernd
 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: So 27. Mär 2011, 15:34
				von susa
				Wobei ich ja mit diesem Satz hier noch nicht ganz fertig bin:
"Der perfekte Ausdruck eines Weins entspricht nicht unbedingt den Vorstellungen der Kunden oder den Vorlieben der Weinkritiker."
Für wen macht er das denn? Alles nur für seinen Herrgott?
Und es will mir hoffentlich keiner unterstellen, dass ich ein Freund austauschbarer Weinbelanglosigkeiten bin, die der Markt  anscheinend haben will.
lieben Gruß
susa
			 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: Mo 28. Mär 2011, 11:52
				von Charlie
				Oliver Spanier schreibt so, als hätte er nie eine Karotte im Garten gezogen, geschweige denn eine Traube gelesen.  Oder er ist komplett wirr im Kopf. Da beides nicht sein kann weil gegen beides seine hervorragenden Weine zeugen, kann ich nur noch auf klassische Vermarktungsvernebelungstechnik tippen. Man lese nur wie er genau seinen Weinstil promotet.
			 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: Mo 28. Mär 2011, 12:00
				von Bernd Schulz
				....klassische Vermarktungsvernebelungstechnik.... 
Charlie, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau darum geht es und um nichts anderes.
Herzliche Grüße
Bernd
 
			
					
				Re: Welt am Sonntag 27.03.11 - TERROIR
				Verfasst: Mo 28. Mär 2011, 12:35
				von Desmirail
				Finde den Bericht etwas einseitig, aber das will er vermutlich auch. Gegen leckere fruchtsüße Weine moppern ist ja schön und gut, aber das trocken auch nur eine Erscheinung der Moderne ist versteht er scheinbar nicht.
Trocken ist IMHO nicht das Maß der Dinge. Das Maß der Dinge ist jeder einzelne mit seinem ganz individuellen Geschmack!!!
Das bringt er in seinem Beitrag nicht zum Ausdruck. Vielleicht will er aber auch nur Provozieren um seine Wein in den Vordergrund zu schieben.
Btw, seine Weine sind trotzdem lecker, auch die trockenen! 
