Portugal-Weinprobe in Würzburg
Verfasst: Di 1. Apr 2025, 20:43
Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder im Rahmen meiner VHS-Weinproben einige neugierige Weinliebhaber, um ein Spektrum an weißen und roten Weinen aus Portugal zu verkosten. Die Weine wurden wie immer blind verkostet mit anschließender sofortiger Auflösung. Insgesamt waren 15 Weine am Start (4 x weiß, 11 x rot), bei denen auch kein (Kork-)Ausfall zu beklagen war.
Angenehm überraschen konnten auf jeden Fall die 4 Weißweine, die sich durchaus unterschiedlich in der Stilistik zeigten:
2023er Alvarinho "QM" Vinho Verde DOC (Quinta dr Melgaco) -Vinho Verde-
Ausbau im Edelstahl--12,5 Vol%--S: 6,4--RZ: 1,2--
Optisch ein helles Zitronengelb, extrem saubere und klare Nase mit deutlicher, aber nicht übertriebener Fruchtausrichtung, Agrumen, Stachelbeere, Mango, am Gaumen wirklich trocken, aber saftig mit stimmiger Säure, perfekt ausgewogen, ganz dezente Mineralik, mittellanger, fruchtbetonter Abgang. Everybodys darling, aber mit schon etwas Anspruch. Stammt aus einem gut arbeitenden Genossenschaftsbetrieb mit moderner Kellertechnik.
Knapp 14 EURO im Handel.
2021er "Magma" Verdelho Acores IG (Adegas Coop. Dos Biscoitos, Terceira) -Azoren-
Auf den Wein war ich sehr gespannt, da ich meines Wissens nach noch keinen Azorenwein bisher probiert habe. Der Wein stammt aus der örtlichen Cooperative der Insel Terceira, wurde aber in Zusammenarbeit mit dem Starönologen und "Mr. Vinho Verde Anselmo Mendes" vinifiziert, was Gutes erwarten ließ. Die Erwartung wurde nicht enttäuscht: schon optisch ein leichter Goldton, sehr spannende und animierende Nase mit dezenter Verdelho-Frucht (reife Stachelbeere mit einem wirklich nur winzigen Hauch Waldmeister), sehr viel Mineralik, man spürt direkt die salzige Gischt des Meeres in unmittelbarer Nähe, Hauch Jod, am Gaumen komplett trocken mit stimmiger Säure, ein Tick Altholz, zarter und angenehmer Hauch von Oxidation, nur mittelgewichtig (12 Vol%), angenehm dezente Fruchtausprägung, hier wieder viel salzig-jodige Mineralik, der Wein zeigt zu 100%, unter welchen extremen Wetter- und Terroirbedingungen die Trauben gewachsen sind. Faszinierender Wein mit viel Charakter. Berechtigte knapp 26 EURO im Handel.
2021er Vinho Branco Regional Duriense (Quinta da Pedra Escrita) -Douro
Landwein-Cuvee aus dem östlich gelegenen und relativ warmen Douro Superior-- 30% Verdelho/ 30% Rabigato/ 20% Alvarinho/ 20% Viognier-- 6 Monate teilweise neues Barrique--Granitboden--Weinberg 575 m über NN--biozertifiziert-- Inhaber: Rui Roboredo Madeira--18,5 ha-Familienbetrieb--
zartes Gelbgold, sehr feine und elegante Nase mit gekonntem Holzeinsatz ala Bourgogne, zarte Gelbfrucht, perfekt ausgewogen, am Gaumen trocken mit etwas Extraktsüsse, zarte Säure, dosierter Holzeinsatz, absolut kein Blockbuster (13 Vol%), in sich ruhend, überraschend langer, ebenmäßiger Abgang. Der Wein erinnert trotz völlig anderer Rebsorten an einen hochwertigen Chardonnay aus dem Burgund, das ist schon verdammt gute Qualität, wenn man bedenkt, dass der Wein im hiesigen Handel gerade mal knapp 18 EURO kostet. Das ist verdammt viel Wein fürs Geld ! Wenn man doch etwas meckern will, könnte man anmerken, dass er fast zu "burgundisch" ausgefallen ist und in einer Blindprobe schwer zu verorten ist. Qualitativ gibt es hier aber absolut nichts auszusetzen
2021er "Permitido" Vinho Branco Douro DOC (Marcio Lopes, Vilanova de Gaia) -Douro-
Die Trauben stammen ebenfalls aus dem Douro Superior----Einzellagen-Weinberg auf 800 m über NN--Weinberg 1896 (!) bepflanzt--typischer Fieldblend (gemischt gepflanzter Satz aus wohl über 20 verschiedenen indigenen Rebsorten)-- Produktion ca. 1.000 Flaschen-- 13 Vol%--
Den Wein kannte ich schon aus dem Vorgänger-Jahrgang und er hat mich wieder geflasht. Für mich klar einer der besten Weißweine Portugals, wobei ich sicherlich nur einen Bruchteil der dort produzierten Weine kenne. Der Wein hat ganz große Klasse, aber Achtung: "Fruchttrinker" sollten die Finger von diesem Wein lassen: zartes Strohgelb, schon in der Nase "brutale"
Mineralität, nur angedeutete Gelbfrucht, Kräuternoten, Hauch Feuerstein (aber keine Reduktion), am Gaumen furztrocken, saftige Säure, der Wein täuscht zunächst eine Zugänglichkeit vor, das ist aber nur Tarnung, dann schlägt die mineralische Peitsche zu, salzig, steinig, kräutrig, ätherisch, etwas Gerbstoff-Grip, aber nicht zuviel, ganz dezente Frucht in Richtung Birne und Quitte, sehr komplex, dicht und lang. Großartiger Weißwein, sicherlich nicht für jeden, der mich trotz gänzlich anderer Rebsorten von der Mineralität her an einen weißen Corton-Charlemagne erinnert. Toller, sehr hochwertiger Weißwein zu einem noch erschwinglichen und sehr berechtigten Preis (ca. 38 EURO im hiesigen Handel). Wer stark mineralisch geprägte Weißweine liebt, sollte diesen weißen Douro mal probiert haben !
Sehr interessant, vier völlig verschiedene weiße Portugiesen, die dennoch alle Spass gemacht haben.
Fortsetzung mit den 11 Rotweinen folgt in Kürze !
LG
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder im Rahmen meiner VHS-Weinproben einige neugierige Weinliebhaber, um ein Spektrum an weißen und roten Weinen aus Portugal zu verkosten. Die Weine wurden wie immer blind verkostet mit anschließender sofortiger Auflösung. Insgesamt waren 15 Weine am Start (4 x weiß, 11 x rot), bei denen auch kein (Kork-)Ausfall zu beklagen war.
Angenehm überraschen konnten auf jeden Fall die 4 Weißweine, die sich durchaus unterschiedlich in der Stilistik zeigten:
2023er Alvarinho "QM" Vinho Verde DOC (Quinta dr Melgaco) -Vinho Verde-
Ausbau im Edelstahl--12,5 Vol%--S: 6,4--RZ: 1,2--
Optisch ein helles Zitronengelb, extrem saubere und klare Nase mit deutlicher, aber nicht übertriebener Fruchtausrichtung, Agrumen, Stachelbeere, Mango, am Gaumen wirklich trocken, aber saftig mit stimmiger Säure, perfekt ausgewogen, ganz dezente Mineralik, mittellanger, fruchtbetonter Abgang. Everybodys darling, aber mit schon etwas Anspruch. Stammt aus einem gut arbeitenden Genossenschaftsbetrieb mit moderner Kellertechnik.
Knapp 14 EURO im Handel.
2021er "Magma" Verdelho Acores IG (Adegas Coop. Dos Biscoitos, Terceira) -Azoren-
Auf den Wein war ich sehr gespannt, da ich meines Wissens nach noch keinen Azorenwein bisher probiert habe. Der Wein stammt aus der örtlichen Cooperative der Insel Terceira, wurde aber in Zusammenarbeit mit dem Starönologen und "Mr. Vinho Verde Anselmo Mendes" vinifiziert, was Gutes erwarten ließ. Die Erwartung wurde nicht enttäuscht: schon optisch ein leichter Goldton, sehr spannende und animierende Nase mit dezenter Verdelho-Frucht (reife Stachelbeere mit einem wirklich nur winzigen Hauch Waldmeister), sehr viel Mineralik, man spürt direkt die salzige Gischt des Meeres in unmittelbarer Nähe, Hauch Jod, am Gaumen komplett trocken mit stimmiger Säure, ein Tick Altholz, zarter und angenehmer Hauch von Oxidation, nur mittelgewichtig (12 Vol%), angenehm dezente Fruchtausprägung, hier wieder viel salzig-jodige Mineralik, der Wein zeigt zu 100%, unter welchen extremen Wetter- und Terroirbedingungen die Trauben gewachsen sind. Faszinierender Wein mit viel Charakter. Berechtigte knapp 26 EURO im Handel.
2021er Vinho Branco Regional Duriense (Quinta da Pedra Escrita) -Douro
Landwein-Cuvee aus dem östlich gelegenen und relativ warmen Douro Superior-- 30% Verdelho/ 30% Rabigato/ 20% Alvarinho/ 20% Viognier-- 6 Monate teilweise neues Barrique--Granitboden--Weinberg 575 m über NN--biozertifiziert-- Inhaber: Rui Roboredo Madeira--18,5 ha-Familienbetrieb--
zartes Gelbgold, sehr feine und elegante Nase mit gekonntem Holzeinsatz ala Bourgogne, zarte Gelbfrucht, perfekt ausgewogen, am Gaumen trocken mit etwas Extraktsüsse, zarte Säure, dosierter Holzeinsatz, absolut kein Blockbuster (13 Vol%), in sich ruhend, überraschend langer, ebenmäßiger Abgang. Der Wein erinnert trotz völlig anderer Rebsorten an einen hochwertigen Chardonnay aus dem Burgund, das ist schon verdammt gute Qualität, wenn man bedenkt, dass der Wein im hiesigen Handel gerade mal knapp 18 EURO kostet. Das ist verdammt viel Wein fürs Geld ! Wenn man doch etwas meckern will, könnte man anmerken, dass er fast zu "burgundisch" ausgefallen ist und in einer Blindprobe schwer zu verorten ist. Qualitativ gibt es hier aber absolut nichts auszusetzen

2021er "Permitido" Vinho Branco Douro DOC (Marcio Lopes, Vilanova de Gaia) -Douro-
Die Trauben stammen ebenfalls aus dem Douro Superior----Einzellagen-Weinberg auf 800 m über NN--Weinberg 1896 (!) bepflanzt--typischer Fieldblend (gemischt gepflanzter Satz aus wohl über 20 verschiedenen indigenen Rebsorten)-- Produktion ca. 1.000 Flaschen-- 13 Vol%--
Den Wein kannte ich schon aus dem Vorgänger-Jahrgang und er hat mich wieder geflasht. Für mich klar einer der besten Weißweine Portugals, wobei ich sicherlich nur einen Bruchteil der dort produzierten Weine kenne. Der Wein hat ganz große Klasse, aber Achtung: "Fruchttrinker" sollten die Finger von diesem Wein lassen: zartes Strohgelb, schon in der Nase "brutale"

Sehr interessant, vier völlig verschiedene weiße Portugiesen, die dennoch alle Spass gemacht haben.
Fortsetzung mit den 11 Rotweinen folgt in Kürze !
LG
Bodo