Weingut Baer

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Gaston
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Weingut Baer

Beitrag von Gaston »

Hallo,

Ich hatte ja an anderer Stelle (Monopollagen) das neue Mittelrheiner Weingut Baer erwähnt.
Das Weingut Baer hat sämtliche Lagen des Weinguts Friedrich Bastian übernommen und Flächen darüber hinaus hinzugekauft, so dass es mit über 20 Hektar eines der grössten (das Grösste?) Weingut am Mittlerhein ist; ich glaube lediglich Ratzenberger kann da von der Fläche her mithalten.

Bei der Familie Baer (oder Bär? - auf der Internetseite sehe ich beide Schreibweisen) handelt es sich angeblich um eine wohlhabende Apotheker-Familie aus dem Süddeutschen, der Junior, Peter Bär, ist Geisenheim-Absolvent und für die Weinbereitung verantwortlich. Ich muss dazu erwähnen, dass ich sämtliche Infos hierzu aus zweiter Hand habe, deshalb ohne Gewähr. Vater Hermann Bär ist wohl sowas wie der Investor und wahrscheinlich ehe fürs Wirtschaftliche zuständig.

Die Grössenordnung ist schon enorm: Da kauft jemand auf einen Schlag über 20 Hektar am Mittelrhein und wird dadurch zum grössten Weingut des Gebiets. Das Lagenportfolio ist dabei beachtlich: Mit Posten, St. Jost, Wolfshöhle hat man drei Toplagen, dazu noch die Insellage Heylesen Werth.
Zu den Preisen: Diese sind, nicht nur im Kontext des Mittelrheins, sondern auch überregional gesehen, sehr ambitioniert. 14€ für den Gutswein, um die 20€ für den Ortswein, 30€ für die Lagenweine, für den Inselwein sogar 40€. Das ist mal 'ne Ansage...
Ein Bacharacher Winzer sagte mir, dass ihm diese Preispolitik gefalle, weil dadurch das alles in allem zu niedrige Preisniveau des Gebietes nach oben gezogen wird, und die Qualität stimme ja auch...

Zur Qualität - Ich hatte mir aus reiner Neugier 4 Flaschen blind gekauft (was ich bei diesem Preisniveau normalerweise nicht tue, aber eine Verkostung war aus zeitlichen Gründen nicht möglich), die ich dann zu Hause verkostete. Ich hatte die Ortsweine Bacharacher und Orion sowie St. Jost und Posten, alles aus 2021. Ich habe mir keine Notizen gemacht, deshalb keine VKNs im Einzelnen, sondern lediglich ein paar allgemeine Eindrücke.

Alle Weine wirkten absolut sauber, reintönig und glasklar. Aromatisch mit eher zurückaltender (Zitrus/Apfel)-Frucht, dafür deutliche Mineralik und Würze, allesamt schlanke Weine mit einer markanten, aber reifen Säure und einer prägnanten mineralischen Struktur und die Lagenweine durchaus mit einer gewissen Tiefe und Komplexität.

Das sind keine Crowdpleaser, schon eher seriöse, anspruchsvolle Rieslinge für den "Kenner". Wobei natürlich auch der Jahrgang 2021 berücksichtigt werden muss, der diesen (schlanken, säurebetonten) Riesling-Typus begünstigte.

Auch preislich wird ja hier demonstriert, dass man es nicht mit 08/15-Wein, sondern mit terroirspezifischen, hochwertigen Rieslingen zu tun hat, die sich (zumindest was die Lagenweine angeht), als "Grosse Gewächse" verstehen, was ich durchaus unterschreiben würde. Ich werde mir diese Weine wahrscheinlich nicht kistenweise in den Keller legen, aber hin und wieder die eine oder andere Flasche, sicherlich ja. Zumindest bin ich neugierig, wohin die Reise geht.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass man vor Ort diesem Projekt wohlwollend gegenüber steht, vor allem weil man sich dadurch einen Schub für das Gebiet insgesamt verspricht.

Für mich stellt sich allerdings die Frage, ob es gelingt, diese Menge an Wein zu diesen Preisen unter die Leute zu bringen. 30 Euro für einen Riesling vom Mittelrhein? Das wird ohne entsprechend intensives und extensives Marketing meiner Meinung nach nicht funktionieren. Ich werde die weitere Entwicklung jedenfalls mit Interesse beobachten.
Beste Grüße
Gaston
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Udo2009
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Re: Weingut Baer

Beitrag von Udo2009 »

Das Weingut Baer/Bär hat in meinen Augen einen entscheidenden Nachteil: es gibt nur Riesling... schade...
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Gaston
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Re: Weingut Baer

Beitrag von Gaston »

Udo2009 hat geschrieben: Mo 22. Jul 2024, 14:10 Das Weingut Baer/Bär hat in meinen Augen einen entscheidenden Nachteil: es gibt nur Riesling... schade...
Das halte ich nun für das geringste Problem. Ein reines Riesling-Weingut ist in Deutschland ja keine Seltenheit. Am Mittelrhein ist es, genauso wie im Rheingau oder an der Mosel nun mal das Kerngeschäft. Wer will denn schon Sauvignon Blanc oder Grauburgunder vom Rhein?

Im Übrigen hatte Bastian ja auch beispielsweise Spätburgunder und Scheurebe in seinen Weinbergen. Vielleicht wird das ja in Zukunft noch angeboten.
Beste Grüße
Gaston
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